Technische Universität Dresden Seminar Angewandte Lehr- und Lernpsychologie Dozentin: Dipl.-Psych. Anja Eichelmann Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM) in Theorie und Praxis Referenten: Kristina Wagner Martin Heumer Michael Rudolph Paul Wauer 23./30.November 2012
Gliederung Sitzung 23.November 2012 1. Entstehungsgeschichte/ Ursprung 2. Theoretische Grundlagen und Ziele 2.1 Theoretische Grundlagen 2.2 Ziele 3. Struktur und Durchführung 3.1 Struktur des KTMs 3.2 Durchführung des KTMs 4. Praktischer Teil 1
Gliederung Sitzung 30. November 2012: 5. Praktischer Teil 2 6. Evaluation und Kritik 7. Quellen
1. Entstehungsgeschichte / Ursprung Zeitraum: 1978-1987 ursprünglich im Rahmen des Forschungsprojekts Aggression in der Schule entwickelt Kernthema: Subjektive Theorien (Alltagstheorien) optimieren
Subjektive Theorien : meist schwer veränderbar, da fest als Verhaltensmuster verankert 80-90% der Lehrer hielten Aggression und Gewalt für gravierendes Problem Ausrichtung: pädagogisch-psychologisches Wissen aufbereiten und praktisch umsetzen
Begründer: Winfried Humpert (li.) und Hanns-Dietrich Dann sowie Kurt-Christian Tennstädt und Frank Krause Quelle: http://www.phsg.ch/desktopdefault.aspx/tabid-1424/1526_read-287/ (15.11.2012)
2.1 Theoretische Grundlagen Schwerpunkt: lehrerbezogenes Programm (Tandemprinzip) primär- und sekundärpräventiv empirische Grundlage: Befragungen und Gespräche mit Lehrkräften und Schüler sowie systematische Unterrichtshospitationen
systematische Sichtweise sinnvoll, da es stets komplexe Ursachen-Wirkungs- Zusammenhänge bestehen Augenmerk auf Merkmale und Prozesse des Einzelnen im sozialen System (z.b.: Schule) hierarchische Organisation und Wechselbeziehungen
Elemente des sozialen Systems = Individuen, die ihrerseits Subsysteme darstellen: Schüler A sensorisches Teilsystem kognitives TS emotionales TS... Grafik erstellt auf Grundlage: http://www.pedocs.de/volltexte/2011/3830/pdf/zfpaed_2_2002_dann_humpert_konstanzer_train ingsmodell_d_a.pdf (Zugriff am 14.11.2012), Seite 7
wechselseitige Beeinflussung der handelnden Personen und deren Einbindung in Systeme höherer Ordnung: C A B D Klasse Schule Schulsystem Grafik erstellt auf Grundlage: http://www.pedocs.de/volltexte/2011/3830/pdf/zfpaed_2_2002_dann_humpert_konstanzer_trainingsmodell_d_a.pdf (Zugriff am 14.11.2012), Seite 7
systematische Betrachtung zeigt Einsichten und Ansatzmöglichkeiten für den Trainingsprozess: - Einbindung des KTM in pädagogisches Gesamtkonzept - Entwicklung eines positiven Sozialklimas und einer kreativen Lernkultur - Beachtung der relativen Autonomie aller beteiligten Personen - Einbeziehung der Zusammenhänge zwischen Interaktionsproblemen und didaktischer Unterrichtsqualität
Zentraler Bezugspunkt: Subjektive Theorien (KTM ist ein integrativer Ansatz) - subjektives Wissen über z.b.: Umgang mit Störungen (Theorie und Erfahrungen) gezieltes Bewusstmachen und Perspektivenwechsel
- neues Wissen mit bereits vorhandenem konfrontieren und integrieren (Erfahrungen Tandempartner und Handbuch) - Veränderungen in praktischer Weise umsetzen, damit Bewährung gewährleistet ist und eine gewisse Routine eintritt
2.2 Ziele Verminderung aggressiver/störender Interaktionen im Unterricht (langfristig) Kompetenzerweiterung im Umgang mit Konflikten - innerhalb des Trainings Zwischenziele und Reflexion - Schülersichtweisen mit einbeziehen, um lehrerzentrierte Problemlösung zu vermeiden
3. Struktur und Durchführung 3.1 Struktur des KTMs handlungstheoretisch begründetes Modell komplexer Reaktionsvorgang wird in vier Stufen unterteilt Handlungsphasen: 1. Situationsauffassung 2. Handlungsauffassung 3. Handlungsausführung 4. Handlungsergebnissauffassung
3.1 Struktur des KTMs in die vier Phasen werden 10 Trainingselemente eingeordnet individuelle Auswahl der Trainingselemente (meist 3-5)
Quelle: Tennstädt, K.-C.; Krause, F.; Humpert, W.; Dann, H.-D. (1990): Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM) Neue Wege im Schulalltag: Ein Selbsthilfeprogramm für zeitgemäßes Unterrichten und Erziehen Band 1: Trainingshandbuch -Hans Huber Verlag: Stuttgart, S. 10.
3.2 Durchführung des KTMs Überprüfung Platzwechsel Voraussetzungen schaffen Bildung eines Tandem Erprobung Individuelle Abstimmung Hospitation Diagnostische Rekonstruk -tion
3.2 Durchführung des KTMs Voraussetzungen schaffen Absprache Bildung eines Tandem Kollege aus eigener Schule gegenseitige Unterrichtsbeobachtung Hospitation
Quelle: Tennstädt, K.-C.; Krause, F.; Humpert, W.; Dann, H.-D. (1990): Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM) Neue Wege im Schulalltag: Ein Selbsthilfeprogramm für zeitgemäßes Unterrichten und Erziehen Band 1: Trainingshandbuch -Hans Huber Verlag: Stuttgart, Anlage 8.1.
3.2 Durchführung des KTMs Diagnostische Rekonstruktion Interview +Schaubild +Checkliste Individuelle Abstimmung Auswahl der Trainingselement Diagnostische Rekonstruktion Einbeziehung bestehender Wissensbestände, Handlungsmöglichkeiten und Unterrichtsstilen Ablauf: 1. halbstrukturiertes Interview 2. Darstellung der Antworten in einem Schaubild 3. Auswertung des Schaubildes durch Checkliste Integrierung der Hospitationsergebnisse, Meinungen der Schüler und eigenen subjektiven Einschätzung
Quelle: Tennstädt, K.-C.; Krause, F.; Humpert, W.; Dann, H.-D. (1990): Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM) Neue Wege im Schulalltag: Ein Selbsthilfeprogramm für zeitgemäßes Unterrichten und Erziehen Band 1: Trainingshandbuch - Hans Huber Verlag: Stuttgart, Anlage 6.1.
Quelle: Tennstädt, K.-C.; Krause, F.; Humpert, W.; Dann, H.-D. (1990): Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM) Neue Wege im Schulalltag: Ein Selbsthilfeprogramm für zeitgemäßes Unterrichten und Erziehen Band 1: Trainingshandbuch - Hans Huber Verlag: Stuttgart, S.17.
Quelle: Tennstädt, K.-C.; Krause, F.; Humpert, W.; Dann, H.-D. (1990): Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM) Neue Wege im Schulalltag: Ein Selbsthilfeprogramm für zeitgemäßes Unterrichten und Erziehen Band 1: Trainingshandbuch -Hans Huber Verlag: Stuttgart, Anlage 8.1.
3.2 Durchführung des KTMs Diagnostische Rekonstruktion Interview +Schaubild +Checkliste Individuelle Abstimmung Auswahl der Trainingselement
3.2 Durchführung des KTMs Erprobung praktische Anwendung Auswertung und Ableiten von Konsequenzen Überprüfung Platzwechsel Vertauschte Rollen
3.2 Durchführung des KTMs Überprüfung Platzwechsel Voraussetzungen schaffen Bildung eines Tandem Diagnostische Rekonstruktion Hospitation Erprobung Individuelle Abstimmung
4. Praktischer Teil 1
5. Praktischer Teil 2 Konstanzer Trainingsmodell - Bewältigung von Unterrichtsstörungen - Lehrerorientierte Herangehensweise - Tandempartner - Beratungsmodell
5. Praktischer Teil 2 1. Beispiel Bei Frage-Antwort-Spiel innerhalb des Unterrichts ruft ein Schüler wiederholt laut die Antworten. Der Lehrer reagiert auf dieses störende Verhalten mit dem Ausschluss des betreffenden Schülers (wurde vor die Tür geschickt und musste für des Rest des Quiz' draußen bleiben).
1. Beispiel 5. Praktischer Teil 2
1. Beispiel 5. Praktischer Teil 2
5. Praktischer Teil 2 2. Beispiel 1. Situation Schüler ließt während des U. den Spiegel. Lehrer nimmt ihm diesen weg, Schüler holt eine 2. Zeitschrift hervor und liest weiter. L. wirft mit den eingesammelten Spiegel nach dem Schüler und ist dabei sehr aufgebracht. Allgemeines Erschrecken der Klasse, dann verstecktes Lachen. 2. Situation Geschichtslehrer bei allgemeinen Schülergemurmel einmal richtig laut geschrien oder Schlüssel geworfen. Die Schüler reagierten sichtlich geschockt auf das Verhalten.
5. Praktischer Teil 2 2. Beispiel Handlungsdruck Ich muss auf diese Provokation reagieren Gefahr einer ungewollten Reaktion des Lehrers Stoppbefehle - gedankliche Stoppbefehle Erst einmal tief durchatmen - ausgesprochene Stoppbefehle Warum hast du das getan? - negative Gedanken durch positive ersetzen Der hört ja eh nicht - Ich trete selbstbewusst auf und kann das regeln. - Zwischenhandlungen einsetzen Das Fenster öffnen
5. Praktischer Teil 2 3. Beispiel 1. Situation Benotete Gruppenarbeit ¼ Gruppen arbeitet nicht lautes Unterhalten Bewerfen mit Papierschnipseln schlagen Lehrerreaktion: IGNORIEREN (Lh. Stand häufig mit Rücken zur Gruppe) 2. Situation Schüler arbeitet im Unterricht nicht mit. Lehrer: fordert mehrmals auf Schüler: verweigert weiterhin Lehrer: um nicht weiterhin den Unterricht zu stören, lässt er ihn in Ruhe und klärt es erst nach der Stunde mit ihm
3. Beispiel 5. Praktischer Teil 2
5. Praktischer Teil 2 4. Beispiel Julia unterrichtet seit 8 Jahren an einer Mittelschule. Während einer Geschichtsstunde rennt Annika urplötzlich weinend aus dem Klassenraum. Julia eilt ihr hinterher und findet die 9. Klässlerin, die lauthals nach Hilfe ruft, in der Damentoilette. Egal was Julia tut, das Mädchen ignoriert sie und schreit weiterhin apathisch. Wenig später kommen Mitschülerinnen in die Toilette. Die 9. Klässlerin behauptet vor der Lehrerin Julia geflohen zu sein, weil die Lehrerin ihr zu nahe gekommen sei.
5. Praktischer Teil 2 Zehn Gesichtspunkte für einen besseren Unterricht 1. Beobachtungsfähigkeiten für das Handeln von Schülern verbessern 2. Ursachen nicht eindimensional sehen 3. Vorschnelle Schuldzuweisungen vermeiden 4. Übersetzen Sie die Botschaften ihrer Schüler 5. Zeit nehmen für die erste Reaktion 6. Positive Anreize bieten 7. Unerwünschtes Verhalten hemmen 8. Negative Anregungen vermindern 9. Erwünschtes Verhalten fördern 10. Ändern der persönlichen Bewertungen und Sichtweisen
6. Evaluation und Kritik Lehrgang KTM- Gruppe insgesamt 59 Lehrpersonen Methode: Vortest-Nachtest-Vergleichsgruppenplan mit Befragungs- und Beobachtungsmethoden
6. Evaluation und Kritik Ergebnisse: a) Subjektive Veränderungen aus Lehrersicht Zunahme in folgenden Bereichen: 1. Kompetentes Reagieren 2. Verfügbarkeit spezieller Reaktionsmöglichkeiten 3. Selbstvertrauen & Zufriedenheit 4. Integrative Lehrermaßnahmen 5. Kontakt zum Kollegium 6. Kooperation mit Schülern
6. Evaluation und Kritik Ergebnisse: a) Subjektive Veränderungen aus Lehrersicht Abnahme in folgenden Bereichen: 1. Passivität bei Störungssituationen 2. Blockaden durch Misserfolge 3. Punitive und neutrale Lehrermaßnahmen 4. Aggressionen von Schülern gegen den Lehrer 5. Disziplinstörungen in der Klasse
6. Evaluation und Kritik Ergebnisse: a) Subjektive Veränderungen aus Schülersicht - Zunahme in folgenden Bereichen: 1. Mitarbeit und Einfluss auf Unterricht - Abnahme in folgenden Bereichen: 1. Vorhersagbarkeit der Lehrerreaktion
6. Evaluation und Kritik Ergebnisse: a) Objektive Veränderungen aus Beobachtersicht - Zunahme in folgenden Bereichen: 1. Integratives Lehrerverhalten - Abnahme in folgenden Bereichen: 1. Neutrales und punitives Lehrerverhalten 2. Störungen und Aggressionen
6. Evaluation und Kritik Kritikpunkte: Probleme seitens des Lehrer-Tandems Unterschiedliche Reaktion der Schüler auf Lehrer Organisation (z.b.: Hospitationsstunden)
7. Quellen Literatur: - Brosig, Klemens M.(2007): Verändertes Sozialverhalten im Unterricht. Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM) kompakt. Eine Evaluationsstudie. - Bayreuth,Univ., Diss., Cuvillier Verlag: Göttingen. - Tennstädt, K.-C.; Krause, F.; Humpert, W.; Dann, H.-D. (1990): Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM). Neue Wege im Schulalltag: Ein Selbsthilfeprogramm für zeitgemäßes Unterrichten und Erziehen. Band 1: Trainingshandbuch. Verlag Hans Huber: Bern. - Tennstädter, K.-C.(1991): Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM). Band 2: Theoretische Grundlagen, Beschreibung der Trainingsinhalte und erste empirische Überprüfung. Verlag Hans Huber: Bern. 2. Auflage. - Tennstädt, K.-C.; Krause, F.; Humpert, W.; Dann, H.-D. (1991): Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM). Neue Wege im Schulalltag: Ein Selbsthilfeprogramm für zeitgemäßes Unterrichten und Erziehen. Einführung. Verlag Hans Huber: Bern. 2. Auflage.
7. Quellen Internet: http://www.pedocs.de/volltexte/2011/3830/pdf/zfpaed_2 _2002_Dann_Humpert_Konstanzer_Trainingsmodell_D_A.p df (Zugriff am 14.11.2012) https://www.mildenbergerverlag.de/.../gewalt_in_der_schule.pdf (Zugriff am 24.11.2012) http://www.dguv.de/iag/de/publikationen/_dokumente/re port2009_01.pdf (Zugriff am 24.11.2012)