miroslav spousta Macca und Roni (Zwei Nudeln auf Reisen) RHOMBOS-VERLAG 1
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar Forschung Politik RHOMBOS VERLAG 2002 RHOMBOS-VERLAG, Berlin Printed in Germany Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlag und Zeichnungen: miroslav spousta Druck: dbusiness GmbH, Berlin, Eberswalde ISBN 3-930894-74-2 2
Macca und Roni (Zwei Nudeln auf Reisen)
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Der Herr Verkäufer, der in seinem Laden "nur" Nudeln verkauft. 5
Es war einmal, es war eine. Es war einmal einer. Es waren es eigentlich zwei. Nun, es gab noch mehr von der Sorte, aber diese zwei, die habe ich gekannt, und die haben Sachen erlebt, das werdet Ihr mir nicht glauben! Ich wollte es auch nicht glauben. Aber wer nicht glaubt, der muss hingehen und nachsehen. Also bin ich losgegangen. Einmal ging ich also die Straße entlang, die ich oft entlang gehe, besser gesagt, die ich oft entlang gehe, wenn ich dort bin. Die Sonne schien, so wie sie es dort immer tut. Wie ich schon sagte, ich ging wieder einmal die Straße entlang, und in der Straße, da war so ein kleiner Laden. 6
Der Herr Verkäufer aus dem Laden, der war auch immer da, wenn ich die Straße entlang ging, und die Sonne schien. Nur die Zwei im Schaufenster, die waren sonst nicht immer da. Das machte mich so neugierig, dass ich, obwohl ich nichts kaufen wollte, einfach hinein musste! Ich gehe sonst sehr selten in Läden hinein, ich gehe nur oft vorbei.... und so habe ich wundersame Dinge gehört. Gut, dass ich manchmal neugierig bin. 7
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Das war so... der Herr Verkäufer aus dem Laden, der verkauft nur Nudeln. Dort, wo der Laden steht, sind Nudeln nicht nur irgendetwas. Dort werden Nudeln fast jeden Tag gegessen! Die Nudeln, haben alle Namen. Jede Nudel hat einen anderen und der Herr Verkäufer kennt die Namen alle auswendig!...die zwei Nudeln, die ich noch nie gesehen habe, waren früher schon mal da... 9
Das erzählte mir der Herr Verkäufer. Die zwei Nudeln waren schon mal da, aber da war ich noch nicht da, überhaupt noch nicht, auf dieser Welt. So lange ist das schon her. Die zwei Nudeln, das weiß ich jetzt, heißen Macca und Roni. So wie Maccaroni, nur nicht ganz so. Einfach Macca, die eine und Roni, die andere. 10
Der Herr Verkäufer, der in seinem Laden nur Nudeln verkauft, hat einen kleinen Schatz. So etwas, was sonst niemand hat... Normalerweise sind Nudeln ganz lieb und unauffällig. Nudeln reden so gut wie nie, sie gehen selten aus, stellen keine verbotenen Sachen an. Nur die zwei, Nudeln, die dem Herrn Verkäufer gehörten, waren gar nicht normal. Sie taten so ziemlich alles was sie wollten!! 11
Eines Tages fuhr der Herr Verkäufer mit dem Fahrrad, (weil es damals noch keine Straßenbahnen gab) zu seinem kleinen Nudelladen. Wie er dann seinen kleinen Nudelladen von außen betrachtete, stellte er fest, dass alles genauso aussah wie immer... Innendrin ebenfalls. Am nächsten Tag fuhr er wieder mit dem Fahrrad... und von Weitem bemerkte der Herr Verkäufer, dass alles so wie an jedem Tag war... Alles in Ordnung. Und so ging es Tag für Tag. Eines Tages bekam der Herr Verkäufer eine große Nudellieferung. Da gab es ein großes Chaos und Durcheinander im Laden, weil es eine so große Lieferung war! Als dann alles vorrüber war, mit der Lieferung, bemerkte der Herr Verkäufer, dass er zwei Nudeln zuviel bekommen hatte. 12
Zwei Nudeln zu viel zu haben war nicht so tragisch, wie zwei zu wenig. Denn dann würden die zwei Nudeln einfach fehlen. 13
Zwei Nudeln zuviel, damit läßt sich schon leben, so dachte der Herr Verkäufer. Er wußte aber nicht, wie zwei so kleine scheinbar normale Nudeln alles durcheinander bringen können! Die zwei Nudeln waren alles andere als artig. Sie lagen gar nicht da, wie es jede normale Nudel tut, sondern machten sich über jeden Kunden lustig, schwatzten zu laut und durcheinander, erzählten unmögliche Geschichten, machten unpassende Bemerkungen, so dass sie jedes auch so wichtige Geschäftsgespräch des Verkäufers ganz und gar unmöglich machten! Bis irgendwann so gut wie niemand mehr zum Nudelkaufen kam. Das war ganz, ganz schlimm. Weil bekanntlich guter Rat teuer ist und der Herr Verkäufer schon ganz arm dran war, musste er sich schnell was ganz Schlaues einfallen lassen. Das tat er auch. 14
Am Abend, als schon alle Läden geschlossen hatten, sprach der Herr Verkäufer so ein bisschen schlau und ein wenig ernst mit Macca und Roni. Dass er etwas ganz fulminantes vorzuschlagen habe, ein kulantes Geschäft. So wie es sich für einen guten Verkäufer gehört, sehr durchdacht! Damit er Neugier bei den zwei Räubern erwecken konnte. Die Welt sei groß, sprach der Herr Verkäufer, und da es in der Welt auch viel zu erkunden gäbe, sollten auch Nudeln viel reisen, denn davon würde man schlau! Glücklich heimgekehrt könnten Macca und Roni dann viel Wahrhaftes und Interessantes berichten. Eine Weltreise sollte es schon sein, bemerkte der Herr Verkäufer (nicht so ganz ohne den Hintergedanken, die zwei Störenfriede nie wieder zu sehen). So geschah es auch. Da waren sie fort die Zwei. 15
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Der Herr Verkäufer lebte seit dem wieder ganz wie früher, fuhr jeden Tag mit dem Fahrrad zu seinem Nudelladen und verkaufte nur Nudeln. So ging es auch die Tage, Monate und Jahre danach. Eines Morgens fuhr der Herr Verkäufer mit der Straßenbahn zum Nudelladen. Das Fahrrad hatte er verkauft, weil seine Beine inzwischen müde geworden waren und in der Straßenbahn wurde er nicht nass. Wen der Herr Verkäufer aber an diesem Morgen in der Straßenbahn sah, das wollte er nicht glauben. Nudeln, die aussahen wie zwei Reisende, besser gesagt Zwei nach einer großen Reise! Macca und Roni waren heimgekehrt! 17
Im Nudelladen erzählen die zwei Nudeln jetzt Geschichten, die so echt und so interessant waren, dass zum Nudelkaufen und zum Zuhören viel mehr Leute kamen als früher. 18
Macca und Roni gehen in die große Welt 19