Ergebnisse der 3. Expertenbefragung zur Politikbewertung

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Transkript:

Ergebnisse der 3. Expertenbefragung zur Politikbewertung Bericht der IW Consult GmbH Köln Köln, den 18. Oktober 2010 Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH Konrad-Adenauer-Ufer 21 50668 Köln Postanschrift: Postfach 10 19 42 50459 Köln Geschäftsführer: Matthias Kenter, Dr. Karl Lichtblau Sitz der Gesellschaft ist Köln Eingetragen im Handelsregister Köln HRB 30889 Deutsche Bank Köln, BLZ 370 700 60, Konto 1932011

Ansprechpartner für die Inhalte: IW Consult GmbH Dr. Thorsten Lang Leiter Empirie und Datenbanken E-Mail: lang@iwkoeln.de Tel. (0221) 4981-726 http://www.iwconsult.de IW Consult GmbH Beate Placke Referentin E-Mail: placke@iwkoeln.de Tel. (0221) 4981-822 http://www.iwconsult.de Seite 2 von 12

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 3 Tabellenverzeichnis 4 Zusammenfassung 5 1 Die Meinung der Experten 6 2 Das IW-Expertenvotum 12 Seite 3 von 12

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Gefährdung der Weltkonjunktur durch verschiedene Risiken... 7 Tabelle 2: Risiko für den konjunkturellen Aufschwung in Deutschland... 9 Tabelle 3: Bewertung der geplanten Nettoneuverschuldung des Bundes...10 Tabelle 4: Zustimmung zu den Plänen einer Bildungsförderung mit Sachleistungen...11 Tabelle 5: Die Bundesregierung sollte das gesetzliche Renteneintrittsalter...12 Seite 4 von 12

Zusammenfassung In der zweiten Septemberhälfte haben 88 Ökonomen am dritten IW-Expertenvotum teilgenommen. Die Professoren haben dabei sieben Konjunkturrisiken bewertet. Zudem wurde die Expertenmeinung zu verschiedenen wirtschaftspolitischen Diskussionen der letzten Wochen erfragt. Die zentralen Ergebnisse sind: Bei der Beurteilung der Konjunkturrisiken zeigt sich ein gemischtes Bild. Am denkbarsten ist für die Experten eine Gefährdung der Weltkonjunktur durch die Überschuldung und einen Staatsbankrott einzelner Länder. Drei Fünftel der Ökonomen halten dies für wahrscheinlich oder eher wahrscheinlich. Daneben sieht gut die Hälfte der Experten es tendenziell für möglich an, dass der globale Konjunkturverlauf durch eine Rezession in den USA gebremst werden könnte. Im mittleren Bereich der Risikoeinstufung platziert ein möglicher Zahlungsausfall von Banken, eine Liquiditätsschwemme durch die Geldpolitik der Notenbanken sowie das Platzen einer Immobilienblase in China. Weltweite Inflations- und Deflationstendenzen werden insgesamt als potenzielle Risikofaktoren am niedrigsten eingestuft. Die Experten bewerten die Gefahr für den konjunkturellen Aufschwung in Deutschland, die von den sieben Punkten insgesamt ausgehen könnte, mehrheitlich (63 Prozent) als eher gering. Demgegenüber sind gut drei Zehntel der Professoren der Ansicht, dass die Gefährdung des inländischen Wirtschaftswachstums insgesamt eher hoch ist. Die geplante Nettoneuverschuldung im Haushaltsentwurf des Bundes für 2011 und Finanzplan bis 2014 sieht knapp die Hälfte der Experten als zu hoch (15 Prozent) oder eher zu hoch (33 Prozent) an. Daneben halten 43 Prozent der Ökonomen diese für angemessen. Nur wenige Professoren sind der Ansicht, dass die Neuverschuldung tendenziell höher liegen sollte. Das Vorhaben der Bundesregierung, den Rechtsanspruch bedürftiger Kinder auf Bildungsförderung mit Sachleistungen statt mit Geldleistungen zu berücksichtigen, hält die überwiegende Mehrheit der Experten grundsätzlich für richtig. Sieben von zehn Ökonomen stimmen dabei eindeutig zu, weitere 17 Prozent stimmen eher zu. Insgesamt denken 58 Prozent der Experten, dass die Bundesregierung das gesetzliche Renteneintrittsalter bei 67 Jahren belassen sollte. Knapp zwei Fünftel der Ökonomen würden sogar eine Anhebung über 67 Jahre hinaus befürworten. Lediglich zwei Prozent der Experten würden das gesetzliche Renteneintrittsalter wieder auf 65 Jahre senken. Seite 5 von 12

1 Die Meinung der Experten Fragestellung Die Weltwirtschaft hat sich nach der Finanz- und Wirtschaftskrise rascher erholt als erwartet. Verschiedene Risiken könnten den Aufschwung allerdings eintrüben. In der zweiten Septemberhälfte 2010 haben 88 Ökonomen Professoren für Wirtschaftswissenschaften an deutschen Universitäten im Rahmen einer kurzen Expertenbefragung sieben Gefahren für die Weltkonjunktur und den konjunkturellen Aufschwung in Deutschland bewertet. Darüber hinaus haben sich die Ökonomen zu verschiedenen wirtschaftspolitischen Diskussionen der vergangenen Wochen geäußert. Konkret wurde die Expertenmeinung zu folgenden fünf Fragestellungen erhoben: Wie wahrscheinlich ist Ihrer Ansicht nach derzeit die Gefährdung der Weltkonjunktur durch folgende Punkte: Rezession in den USA, Platzen einer Immobilienblase in China, weltweite Deflationstendenzen, Liquiditätsschwemme durch die Geldpolitik der Notenbanken, Überschuldung und Staatsbankrott einzelner Länder, Zahlungsausfall von Banken, weltweite Inflationstendenzen? Wenn Sie diese Risiken insgesamt betrachten: Wie hoch schätzen Sie die Gefahr für den konjunkturellen Aufschwung in Deutschland ein? Wie bewerten Sie insgesamt die geplante Nettoneuverschuldung im Haushaltsentwurf des Bundes für 2011 und Finanzplan bis 2014? Halten Sie die Pläne der Bundesregierung für richtig, den Rechtsanspruch bedürftiger Kinder auf Bildungsförderung mit Sachleistungen statt mit Geldleistungen zu berücksichtigen? Kommen wir nun noch kurz auf das Thema Rente zu sprechen: Welche Vorgehensweise halten Sie wirtschaftspolitisch für angemessen? Die Bundesregierung sollte das gesetzliche Renteneintrittsalter: wieder auf 65 Jahre senken, bei 67 Jahren belassen oder über 67 Jahre hinaus erhöhen. Seite 6 von 12

Gemischtes Bild bei der Einschätzung der Risiken Unter den sieben angesprochenen Punkten stufen die Experten die derzeitige Gefährdung der Weltkonjunktur durch eine Überschuldung und den Staatsbankrott einzelner Länder am höchsten ein. Sechs von zehn Ökonomen sind der Ansicht, dass die schlechte Finanzlage einiger Staaten wahrscheinlich oder eher wahrscheinlich den globalen Aufschwung bedrohen könnte. Zwölf Professoren sehen dieses Szenario dabei als wahrscheinlich an. Knapp zwei Fünftel der Experten beurteilen die Gefährdung der Weltwirtschaft durch dieses Risiko als eher unwahrscheinlich. Kein Ökonom ist der Meinung, dass eine Bedrohung der Weltkonjunktur durch die Überschuldung und den Staatsbankrott einzelner Länder derzeit unwahrscheinlich ist. Auf der anderen Seite sehen die Professoren die geringsten Gefahren durch weltweite Deflationstendenzen bzw. globale Inflationstendenzen (Tabelle 1): Tabelle 1: Gefährdung der Weltkonjunktur durch verschiedene Risiken Absolute Anzahl der Experten, (In Klammern: Angabe in Prozent) Überschuldung und Staatsbankrott einzelner Länder Wahrscheinlich Eher wahrscheinlich Eher unwahrscheinlich Unwahrscheinlich Weiß nicht 12 (13,6) 41 (46,6) 34 (38,6) 0 (0,0) 1 (1,1) Rezession in den USA 4 (4,5) 41 (46,6) 38 (43,2) 2 (2,3) 3 (3,4) Zahlungsausfall von Banken 4 (4,5) 34 (38,6) 40 (45,5) 9 (10,2) 1 (1,1) Liquiditätsschwemme durch die Geldpolitik der Notenbanken Platzen einer Immobilienblase in China 8 (9,1) 27 (30,7) 40 (45,5) 13 (14,8) 0 (0,0) 1 (1,1) 30 (34,1) 36 (40,9) 8 (9,1) 13 (14,8) Weltweite Inflationstendenzen 2 (2,3) 20 (22,7) 52 (59,1) 14 (15,9) 0 (0,0) Weltweite Deflationstendenzen 1 (1,1) 14 (15,9) 49 (55,7) 24 (27,3) 0 (0,0) Quelle: IW-Expertenvotum, Ende September 2010, 88 Experten Dass eine Rezession in den USA die Weltkonjunktur bedrohen könnte, sieht gut die Hälfte der Experten als tendenziell wahrscheinlich an. Dabei halten nur vier Experten dieses für buchstäblich wahrscheinlich. Andererseits denken 43 Prozent der Ökonomen, dass dieses Szenario eher unwahrscheinlich eintreten wird. Lediglich zwei Experten sehen die Gefährdung der Weltkonjunktur durch dieses Risiko als eindeutig unwahrscheinlich an. Die Bedrohung der globalen Konjunktur durch einen Zahlungsausfall von Banken ist für gut zwei Fünftel der Professoren wahrscheinlich (4 Experten) oder eher wahrscheinlich (34 Experten). Über die Hälfte der Professoren (56 Prozent) stuft diesen Risikofaktor Seite 7 von 12

hingegen als eher gering ein. Ein Zehntel der Ökonomen sieht es als unwahrscheinlich an, dass die Weltkonjunktur derzeit durch den Zahlungsausfall von Banken gefährdet werden könnte. Hinsichtlich einer Liquiditätsschwemme durch die Geldpolitik der Notenbanken zeigt sich ein gemischtes Bild im Expertenurteil. Während immerhin acht Befragte eine Gefährdung der Weltwirtschaft durch diesen Punkt für wahrscheinlich halten, stufen 13 Experten dieses Szenario als klar unwahrscheinlich ein. Insgesamt bewertet die Mehrheit der Ökonomen (60 Prozent) das Risiko als tendenziell gering. Nur ein Experte hält die Gefährdung der Weltkonjunktur durch das Platzen einer Immobilienblase in China für wahrscheinlich, ein Drittel der Ökonomen für eher wahrscheinlich. Demgegenüber beurteilt die Hälfte der Professoren dieses als tendenziell unwahrscheinlich. Dabei stufen acht Experten das Risiko als eindeutig gering ein. Allerdings können 13 Ökonomen nicht beurteilen, welche Gefahr derzeit von einem überhitzten Immobiliensektor in China für die Weltwirtschaft ausgeht. Ein Viertel der Professoren hält es für wahrscheinlich (2 Experten) oder eher wahrscheinlich (20 Experten), dass weltweite Inflationstendenzen den globalen Aufschwung bremsen könnten. Dagegen sehen knapp sechs von zehn Ökonomen dieses als eher unwahrscheinlich an. Knapp ein Sechstel der Experten nimmt nicht an, dass dieses Szenario eintreten wird. Das Risiko möglicher globaler Deflationstendenzen wird insgesamt am niedrigsten eingestuft. Weniger als ein Fünftel der Experten hält es für tendenziell wahrscheinlich, dass derzeit eine Deflation die Weltkonjunktur gefährden könnte. Demgegenüber stufen 56 Prozent eine Bedrohung als eher unwahrscheinlich und 27 Prozent als unwahrscheinlich ein. Als weitere Risikofaktoren für die Weltwirtschaft haben die Experten einen Konjunkturabschwung in Europa, das Platzen der Exportblase in China, eine restriktive Fiskalpolitik und die Belastung durch die alte Krise genannt. Seite 8 von 12

Experten sehen mehrheitlich eine eher geringe Gefahr für den Aufschwung in Deutschland Bei einer Gesamtbetrachtung der sieben angesprochenen Risiken stufen die Experten die Gefahr für den konjunkturellen Aufschwung in Deutschland mehrheitlich als eher gering ein (Tabelle 2): Tabelle 2: Risiko für den konjunkturellen Aufschwung in Deutschland Absolute Anzahl und Angabe in Prozent der Experten Anzahl Prozent Hoch 0 0,0 Eher hoch 27 30,7 Eher gering 55 62,5 Gering 6 6,8 Weiß nicht 0 0,0 Gesamt 88 100,0 Quelle: IW-Expertenvotum, Ende September 2010, 88 Experten Kein Experte bewertet das Risiko für das Wirtschaftswachstum im Inland als hoch. Drei von zehn Ökonomen sehen allerdings insgesamt eine eher große Gefährdung des deutschen Konjunkturverlaufs durch die betrachteten Risikofaktoren. Während mehr als sechs von zehn Experten von einer eher geringen Gefahr für die inländische Wirtschaft ausgehen, stufen lediglich sieben Prozent der Professoren die Gefährdung des konjunkturellen Aufschwungs in Deutschland als eindeutig gering ein. Seite 9 von 12

Fast die Hälfte bewertet die geplante Neuverschuldung des Bundes als tendenziell zu hoch Der Haushaltsentwurf des Bundes für 2011 sieht eine maximal zulässige Nettoneuverschuldung in Höhe von 57,5 Milliarden Euro vor. Des Weiteren beinhaltet der Finanzplan bis 2014, dass das strukturelle Defizit stufenweise abgebaut wird. Im Jahr 2014 soll die Obergrenze der Neuverschuldung dann 24,1 Milliarden Euro betragen. Für knapp die Hälfte der Experten gehen die Konsolidierungspläne der Bundesregierung nicht weit genug (Tabelle 3): Tabelle 3: Bewertung der geplanten Nettoneuverschuldung des Bundes Absolute Anzahl und Angabe in Prozent der Experten Anzahl Prozent Zu hoch 13 14,8 Eher zu hoch 29 33,0 Angemessen 38 43,2 Eher zu gering 6 6,8 Zu gering 1 1,1 Weiß nicht 1 1,1 Gesamt 88 100,0 Quelle: IW-Expertenvotum, Ende September 2010, 88 Experten 15 Prozent der Ökonomen bewerten die geplante Nettoneuverschuldung im Haushaltsentwurf des Bundes für 2011 und Finanzplan bis 2014 als zu hoch, ein weiteres Drittel als eher zu hoch. Gut zwei Fünftel der Professoren sehen die vorgesehene Neuverschuldung als angemessen an. Nur wenige Experten sind der Ansicht, dass die geplante Neuverschuldung des Bundes eher zu gering (6 Experten) oder zu gering (1 Experte) ist. Seite 10 von 12

Überwiegende Zustimmung zu der geplanten Bildungsförderung mit Sachleistungen Die große Mehrheit der Experten hält die Pläne der Bundesregierung für richtig, den Rechtsanspruch bedürftiger Kinder auf Bildungsförderung mit Sachleistungen an Stelle von Geldleistungen zu berücksichtigen (Tabelle 4). Das zukünftige Basisgeld und Bildungspaket soll eine Lern- und Lernmittelförderung und die Kostenübernahme eintägiger Ausflüge für bedürftige Schulkinder sowie einen Zuschuss zum Mittagessen und die Förderung sozialer Aktivitäten für bedürftige Schul- und Kitakinder beinhalten. Tabelle 4: Zustimmung zu den Plänen einer Bildungsförderung mit Sachleistungen Absolute Anzahl und Angabe in Prozent der Experten Anzahl Prozent Ja 62 70,5 Eher ja 15 17,0 Eher nein 6 6,8 Nein 4 4,5 Weiß nicht 1 1,1 Gesamt 88 100,0 Quelle: IW-Expertenvotum, Ende September 2010, 88 Experten Sieben von zehn Experten halten es eindeutig für richtig, den Rechtsanspruch bedürftiger Kinder mit Sachleistungen zu berücksichtigen. Darüber hinaus stimmt ein Sechstel der Professoren den Plänen der Bundesregierung eher zu. Nur wenige Ökonomen halten das Vorhaben der Bundesregierung für eher nicht richtig (6 Experten) oder für falsch (4 Experten). Renteneintrittsalter von mindestens 67 Jahren befürwortet Vor dem Hintergrund der jüngsten Diskussionen um das gesetzliche Renteneintrittsalter sind die Ökonomen nach ihrem Expertenurteil gefragt worden (Tabelle 5): Die Mehrheit der Experten (58 Prozent) hält es wirtschaftspolitisch für angemessen, dass die Bundesregierung das gesetzliche Renteneintrittsalter bei 67 Jahren belassen sollte. Seite 11 von 12

Knapp zwei Fünftel der Ökonomen befürworten sogar eine Anhebung über 67 Jahre hinaus. Lediglich zwei Experten sind der Meinung, dass das gesetzliche Renteneintrittsalter wieder auf 65 Jahre gesenkt werden sollte. Tabelle 5: Die Bundesregierung sollte das gesetzliche Renteneintrittsalter Absolute Anzahl und Angabe in Prozent der Experten Anzahl Prozent wieder auf 65 Jahre senken. 2 2,3 bei 67 Jahren belassen. 51 58,0 über 67 Jahre hinaus erhöhen. 34 38,6 Weiß nicht 1 1,1 Gesamt 88 100,0 Quelle: IW-Expertenvotum, Ende September 2010, 88 Experten 2 Das IW-Expertenvotum Das IW-Expertenvotum befragt vier Mal im Jahr Ökonomen als Experten zu aktuellen politischen Vorgängen. Angeschrieben werden hierfür 275 Professoren für Wirtschaftswissenschaften an deutschen Universitäten. Konzipiert wird die Kurzbefragung von der IW Consult, einer Tochtergesellschaft des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Diese Befragungsrunde konzentrierte sich mit fünf Fragen auf die Einschätzung ausgewählter Konjunkturrisiken und die Bewertung verschiedener wirtschaftspolitischer Diskussionen der vergangenen Wochen. Die Experten wurden zwischen dem 22. September und 01. Oktober 2010 online befragt. Teilgenommen haben an der Befragung insgesamt 88 Ökonomen. Seite 12 von 12