Digitale Transformation des Großhandels Detailauswertung Konsumgüternaher Großhandel Berlin, November 2016
Vorwort 9 der teilnehmenden Unternehmen sagen: Digitalisierung treibt den Wandel im Großhandel voran. Liebe Leserinnen und Leser, die digitale Transformation wird alle Branchen und Unternehmen grundlegend verändern. Dabei wird die konsequente Digitalisierung der Beschaffungs-, Produktions- und Distributionsprozesse insbesondere den mittelständischen Großhandel vor enorme Herausforderungen stellen. Denn um ein heute weitgehend analoges Unternehmen auf die digitalen Wünsche der Kunden auszurichten, ist eine Transformation des gesamten Unternehmens notwendig vom Geschäftsmodell über Prozesse, der Gestaltung des Front- und Backends bis hin zur Mitarbeiterführung. Inzwischen hat die große Mehrheit der Akteure erkannt, wie allumfassend sich die Digitalisierung auch auf ihr Geschäft auswirken wird. Die Vielzahl externer Schnittstellen zu Zulieferern und Kunden erhöht die Komplexität besonders im B2B-Umfeld. Daten sind die Basis für erfolgreiche Entscheidungen und der Treibstoff neuer Geschäftsmodelle. Die Auswirkungen der Digitalisierung sind zu Recht zu einem zentralen Gegenstand der europäischen wie bundespolitischen Diskussion geworden. Zur Sicherstellung eines entsprechenden ordnungspolitischen Rahmens leistet der BGA in enger Abstimmung mit seinen Mitgliedern seinen Beitrag. Die Studie Digitale Transformation des Großhandels zeigt den Stand der Umsetzung und die damit verbundenen Problematiken auf. Diese Initiative ist gemeinsam durch Branchenexperten von Roland Berger und dem BGA entstanden. Wir freuen uns, Ihnen neben dem veröffentlichten Think:Act hiermit die Ergebnisse der Detailauswertung für den konsumgüternahen Großhandel vorstellen zu dürfen. Mit freundlichen Grüßen André Schwarz (BGA) Dr. Patrick Heinemann (Roland Berger) 2
A. Überblick über die Studie 3
Rd. 900 Teilnehmer mit über 300 vollständig ausgefüllten Fragebögen Auswertungen wurden über drei Branchen erstellt Ausgewertete Regionen und Branchen Regionen Branchen Nord 1 37% 8% Ost Baunaher Großhandel 18% 9% 46% Weitere Großhandelsbranchen Produktionsverbindungshandel 1) West 2 26% Süd Konsumgüternaher Großhandel 2) 1) Inkl. technischer Großhandel 2) Inkl. Automotive, Pharma, Healthcare & Chemie, Agrar und Ernährung Fokus dieser Auswertung 4
65% der konsumgüternahen Großhändler mit einem Jahresumsatz bis 100 Mio. EUR Jeder Fünfte erzielte eine EBIT-Marge v. 2%- Teilnehmer nach Umsatz, EBIT und Anzahl der Mitarbeiter (konsumgüternaher Großh.) Jahresumsatz [EUR Mio.] Bis 100 65% >100 bis 1.000 16% >1.000 10% Keine Angabe 9% EBIT [%] Unter 0% 5% Größer 0% bis 2% 16% Größer 2% bis 22% Größer bis 6% 10% Größer 6% bis 8% 5% Größer 8% bis 10% 5% Größer 10% 2% Keine Angabe 35% Anzahl Mitarbeiter Bis 50 31% 51 bis 100 25% 101 bis 200 1 201 bis 500 12% 501 bis 1.000 5% 1.001 bis 2.000 1% 2.001 bis 5.000 5.001 bis 10.000 0% Mehr als 10.000 2% Keine Angabe 6% 5
B. Ergebnisse der Studie 6
Der Fragenkatalog gliedert sich in drei Bereiche: Digitale Plattformen, Umsetzung Digitalisierung und Auswirkungen der Digitalisierung Digitale Plattformen 1 2 3 Im Rahmen der Digitalisierung könnten Unternehmen aus anderen Branchen das derzeitige Geschäftsmodell des Großhandels in Frage stellen. Schätzen Sie diese im heimischen Markt aktuell als Bedrohung für Ihr Unternehmen ein? Sehen Sie das klassische Geschäftsmodell des Großhandels durch digitale Plattformen wie Amazon, Ebay Motors, Mercateo oder Alibaba bedroht? In welcher Hinsicht betrachten Sie diese Plattformen als Konkurrenz? 4 Nutzt ihr Unternehmen diese Plattformen selbst als Vertriebskanal? Umsetzung Digitalisierung 5 6 7 8 9 10 11 Wie sind Ihre Mitarbeiter gegenüber der Digitalisierung von Prozessen eingestellt? Wie wurde das Thema Digitalisierung in Ihrem Unternehmen bislang umgesetzt? Wurde für die Digitalisierung eine neue, zentrale Rolle, z.b. die des Chief Digital Officer, eingerichtet? Wie schätzen Sie die Kompetenzen Ihrer Mitarbeiter in Bezug auf Digitalisierung ein? Wer treibt in Ihrem Unternehmen Veränderungen bezüglich Digitalisierung voran? Welche Fähigkeiten fehlen Ihrem Unternehmen, um mit der Digitalisierung zukünftig Schritt zu halten? Welche Initiativen zur Digitalisierung werden derzeit in Ihrem Unternehmen vorangetrieben? Auswirkungen Digitalisierung 12 13 Wie hat sich der Umsatz Ihres Unternehmens durch Digitalisierung verändert? Wie hat sich die EBIT-Marge Ihres Unternehmens durch Digitalisierung verändert? 7
1 Digitale Plattformen Durch die Digitalisierung sehen 46% der Teilnehmer eine Bedrohung des Geschäftsmodells durch Unternehmen anderer Branchen Frage 1: Im Rahmen der Digitalisierung könnten Unternehmen aus anderen Branchen das derzeitige Geschäftsmodell des Großhandels in Frage stellen. Schätzen Sie diese im heimischen Markt aktuell als Bedrohung für Ihr Unternehmen ein? 50% 46% 52% 45% 42% 32% 1 8% 5% 2% Ja, sehr Ja Nein Ja, sehr Ja Nein 1) Keine Angabe 8
2 Digitale Plattformen Vor allem werden digitale Plattformen mehrheitlich als Bedrohung für das Geschäftsmodell wahrgenommen Frage 2: Sehen Sie das klassische Geschäftsmodell des Großhandels durch digitale Plattformen wie Amazon, Ebay Motors, Mercateo oder Alibaba bedroht? 5 56% 41% 37% 5% 7% Ja Nein Ja Nein 1) Keine Angabe 9
3 Digitale Plattformen Dabei wertet der konsumgüternahe Großhandel die Konkurrenz im Pricing, Kundenzugang und Sortiment als Kernthema Frage 3: In welcher Hinsicht betrachten Sie diese Plattformen als Konkurrenz? 1) 62% 57% 43% 37% 36% 21% 38% 30% 36% 26% 5% 1% Pricing Kundenzugang Logistik Sortiment Weitere k.a. 2) Pricing Kundenzugang Logistik Sortiment Weitere k.a. 2) 1) Mehrfachnennung möglich 2) Keine Angabe 10
4 Digitale Plattformen Gleichzeitig nutzt gut jeder fünfte Großhändler im konsumgüternahen Großhandel digitale Plattformen selbst als Vertriebskanal Frage 4: Nutzt Ihr Unternehmen diese Plattformen selbst als Vertriebskanal? 75% 7 22% 22% 3% Ja Nein Ja Nein 1) Keine Angabe 11
5 Umsetzung Digitalisierung 65% der Mitarbeiter im konsumgüternahen Großhandel sind positiv gegenüber der Digitalisierung von Prozessen eingestellt Frage 5: Wie sind Ihre Mitarbeiter gegenüber der Digitalisierung eingestellt? 61% 65% 52% 51% 32% 28% 9% 1% 2% 1 2% 2% 2% Sehr positiv Positiv Neutral Negativ Sehr negativ Sehr positiv Positiv Neutral Negativ Sehr negativ 1) Keine Angabe 12
6 Umsetzung Digitalisierung Umsetzung der Digitalisierung erfolgt primär durch die IT 33% haben das Thema bisher nicht organisatorisch verankert betrieben Frage 6: Wie wurde das Thema Digitalisierung in Ihrem Unternehmen bislang umgesetzt? 1) 38% 3 32% 33% 21% 20% 13% 15% 12% 16% Einrichtung Stabsstelle Einrichtung Subfunktion im Controlling Einrichtung Subfunktion in der IT Nicht organisatorisch verankert Weitere Einrichtung Stabsstelle Einrichtung Subfunktion im Controlling Einrichtung Subfunktion in der IT Nicht organisatorisch verankert Weitere 1) Mehrfachnennung möglich 13
7 Umsetzung Digitalisierung Mehrheitlich wurde keine neue Rolle wie die eines Chief Digital Officers für die Digitalisierung eingerichtet Frage 7: Wurde für die Digitalisierung eine neue, zentrale Rolle, z.b. die des Chief Digital Officer, eingerichtet? 86% 87% 42% 4 49% 38% 6% 5% Ja, extern rekrutiert Ja, intern ausgebildet Nein, in eine existierende Rolle/Funktion integriert Nein, es wurde keine neue, zentrale Rolle eingerichtet Ja, extern rekrutiert Ja, intern ausgebildet Nein, in eine existierende Rolle/Funktion integriert Nein, es wurde keine neue, zentrale Rolle eingerichtet 1) Keine Angabe 14
8 Umsetzung Digitalisierung 21% schätzen die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter als überdurchschnittlich ein 21% als unterdurchschnittlich Frage 8: Wie schätzen Sie die Kompetenzen Ihrer Mitarbeiter in Bezug auf Digitalisierung ein? 58% 49% 16% 22% 21% 21% 2% 1 16% 2% 1% 20% 15% 2% 9% Sehr gering Nicht vorhanden k.a. Unterdurchschnittlich Durchschnittlich Unterdurchschnittlich Durchschnittlich Überdurchschnittlich Ausgezeichnet Überdurchschnittlich Ausgezeichnet Sehr gering Nicht vorhanden k.a. 15
9 Umsetzung Digitalisierung Digitalisierung ist ein Top-Management-Thema Funktional primär durch die IT vorangetrieben, Vertrieb wird zu selten involviert Frage 9: Wer treibt in Ihrem Unternehmen Veränderungen bezüglich Digitalisierung voran? 1) 71% 72% 45% 46% 22% 2 22% 21% 25% 27% 1% 6% 1% 3% Top-Management Mittleres Management IT-Abteilung F&E- Abteilung Marketing- Abteilung Vertrieb Weitere Top-Management Mittleres Management IT-Abteilung F&E- Abteilung Marketing- Abteilung Vertrieb Weitere Hierarchie Fachbereich Hierarchie Fachbereich 1) Mehrfachnennung möglich 16
10 Umsetzung Digitalisierung Bedarf besteht im Wesentlichen an Kenntnissen über Digitalisierungsmöglichkeiten und ausgebildeten Mitarbeitern Frage 10: Welche Fähigkeiten fehlen Ihrem Unternehmen, um mit der Digitalisierung zukünftig Schritt zu halten? 1) 51% 49% 51% 48% 26% 23% 10% 1 Kenntnis über Digitalisierungsmöglichkeiten Ausgebildete Mitarbeiter Zugang zu entsprechenden Softwareprodukten Weitere Kenntnis über Digitalisierungsmöglichkeiten Ausgebildete Mitarbeiter Zugang zu entsprechenden Softwareprodukten Weitere 1) Mehrfachnennung möglich 17
11 Umsetzung Digitalisierung Digitale Kundenbindung als zentrales Thema Big Data und digitale Prozesse werden überdurchschnittlich vorangetrieben Frage 11: Welche Initiativen zur Digitalisierung werden derzeit in Ihrem Unternehmen vorangetrieben? 1) 67% 6 31% 22% 19% 1 5% 10% 21% 23% 1% 5% 11% Big Data Digitale Prozesse Digitale Kundenbindung Datengewinnung mittels RFID Crowd Sourcing Weitere Digitale Kundenbindung Big Data Digitale Innovationsnetzwerke Digitale Prozesse Digitale Innovationsnetzwerke Datengewinnung mittels RFID Crowd Sourcing Weitere 1) Mehrfachnennung möglich 18
12 Auswirkungen Digitalisierung Im konsumgüternahen Großhandel konnten 30% ihren Umsatz durch Digitalisierung steigern Im Vergleich unterdurchschnittlich Frage 12: Wie hat sich der Umsatz Ihres Unternehmens durch Digitalisierung verändert? 36% 30% 40% 41% 31% 19% 26% 23% 5% 2% 5% 1% Stark positiv Leicht positiv Kein Effekt Leicht negativ Stark negativ Stark positiv Leicht positiv Kein Effekt Leicht negativ Stark negativ 1) Keine Angabe 19
13 Auswirkungen Digitalisierung Jeder vierte Großhändler kann einen positiven Effekt auf die EBIT- Marge (Profitabilität) verzeichnen Frage 13: Wie hat sich die EBIT-Marge Ihres Unternehmens durch Digitalisierung verändert? 2 26% 40% 37% 22% 25% 22% 26% 11% 9% 2% 1% 2% Stark positiv Leicht positiv Kein Effekt Leicht negativ Stark negativ Stark positiv Leicht positiv Kein Effekt Leicht negativ Stark negativ 1) Keine Angabe 20
Konsumgüter Großhändler binden den Vertrieb bei der Umsetzung überdurchschnittlich ein, jedoch bleibt weiteres Potential ungenutzt Schlüsselergebnisse konsumgüternaher Großhandel Digitale Plattformen Umsetzung Digitalisierung Auswirkungen Digitalisierung > Konsumgüternahe Großhändler sehen ihr Geschäftsmodell überdurchschnittlich von digitalen Plattformen bedroht 22% nutzen digitale Plattformen selbst als Vertriebskanal > In den Bereichen Pricing (57%), Kundenzugang (38%) u. Sortiment (36%) sehen die Teilnehmer die größten Herausforderungen durch digitale Plattformen > Hierarchisch ist die Umsetzung der Digitalisierung ein Top-Management Thema (72%) Fachlich erfolgt die Umsetzung zumeist durch die IT-Abteilung (46%), Vertrieb überdurchschnittlich (27%), aber noch immer zu wenig eingebunden > Mitarbeiter im konsumgüternahen Großhandel stehen der Digitalisierung von Prozessen positiv gegenüber 21% der Vorgesetzten schätzen die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter in Bezug auf die Digitalisierung überdurchschnittlich ein, gleichzeitig sehen 21% diese als unterdurchschnittlich > 30% der Großhändler im konsumgüternahen Großhandel konnten ihren Umsatz durch die Digitalisierung steigern > Jeder vierte konsumgüternahe Großhändler sieht die EBIT-Marge durch die Digitalisierung positiv beeinflusst 21
Dr. Patrick Heinemann Principal, Roland Berger Mobil: +49 160 744-7321 E-Mail: patrick.heinemann@rolandberger.com André Schwarz Stellv. Hauptgeschäftsführer, BGA Weitere Information zur Digitalen Transformation des Großhandels inkl. Analysen und Handlungsempfehlungen erhalten Sie in dem hierzu veröffentlichten Think:Act unter rolandberger.de oder gerne direkt von uns. Wir freuen uns von Ihnen zu hören! Telefon: +49 30 59 00 99-520 E-Mail: andre.schwarz@bga.de 22