GerOSS: Versorgung und Outcomebei Eklampsie im Vergleich und Fallberichte 33. Münchner Konferenz für Qualitätssicherung Geburtshilfe, Neonatologie, Operative Gynäkologie, Mammachirurgie Prof. Dr. med. Susanne Grüßner, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Wilhelmshaven Silvia Berlage, Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen gefördert durch:
Was sind unsere Ziele? GerOSSist ein webbasiertes Melde- und Dokumentationssystem für schwerste, sehr selten auftretende Geburtskomplikationen, die das Leben von Mutter und Kind akut gefährden können (sentinel events) Ziele sind: Optimierung des Versorgungsmanagements durch: detaillierte Fallanalysen von Experten (Geburtshelfer, Hebammen, Intensivmediziner, Pädiater, etc.), Feedback in Form von kommentierten Fallberichten mit Hinweisen auf optimale Behandlungsstrategien und empfehlungen. Entwicklung von Präventionsstrategien durch: quantitative Analysen auf der Basis größerer Fallzahlen für seltene Ereignisse mit Hinweisen auf prädiktive Faktoren, frühzeitige Steuerung und Begleitung von Risikoschwangeren mit einem optimalen Überleitungsmanagement von der Schwangerschaft zur Geburt. Bestimmung von Inzidenzen für Deutschland durch: flächendeckende Erfassung und Auswertung seltener geburtshilflicher Ereignisse.
Fallzahlen im GerOSS-Projekt 2010-2015 Plazenta acc./inc./perc. Uterusruptur Peripartale Hysterektomie Eklampsie Transfusion > 5 Blutkonserven Ösophagusatresie Lungenembolie Fruchtwasserembolie Fetomaternale FMAIT Alloimmunthrombozytopenie 169 100 82 25 5 4 2 343 324 n=1054
Inzidenz für Eklampsie im europäischen Vergleich NL 6,2 Inzidenz berechnet auf 10.000 Geburten S 3,3 GB D 2,8 (NDS) FIN 2,9 2,4
Prädiktive Faktoren bei Eklampsie Schwangerschaftsrisiko für Eklampsie? (n=100) Diastolischer Blutdruck vor Geburt bei allen Schwangeren mit Eklampsie in GerOSS (n=100) ja 57% nein 43% Risiken: Z.n. Präeklampsie/Eklampsie Diastolisch 90 mmhg Proteinurie Bestehende Hypertonie Chron. Hypertonus mit aufgepfropfter Präeklampsie Gestationsödeme u. Proteinurie ohne Hypertonie Gestationshypertonie ohne bedeutende Proteinurie Präeklampsie Median
antepartal, stationär auftretende Eklampsien (n=31) Risikoschwangerschaft (n=19) 61% Zeitintervall Aufnahme bis Eklampsie > 2 h 1 (n=16) 84% Magnesium vor Eklampsie gegeben 2 (n=7) 44% Therapie der Eklampsie Diazepam und Antihypertonikum 2 Magnesium nur nach Eklampsie und Antihypertonikum 5 Magnesium nur nach Eklampsie und Diazepam 2 Magnesium nur nach Eklampsie, Diazepam, und Antihypertonikum Magnesium vor Eklampsie und Antihypertensiva 1 Magnesium vor Eklampsie, Diazepamund Antihypertensiva Magnesium vor und nach Eklampsie, Diazepamund Antihypertensiva Anzahl 3 2 4 1 Zeitintervall: 2 h -28 Tage 2 015/018 S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen aktueller Stand: 12/2013... zur wirksamen Eklampsie-Prophylaxe die zusätzliche Gabe von Magnesium i.v. erforderlich
Wie ist das Outcome nach Eklampsie? Ein schlechteres Outcome der Kinder kommt signifikant häufiger vor als im Vergleichskollektiv der Schwangeren. Outcomedes Kindes GerOSS Mittelwert Vergleichsgruppe p-wert APGAR 5 <7 8,7 % 0,9 % 0,016 (s.) ph-wert < 7,1 25,0 % 1,1 % <0,001 (s.) unter 100 Eklampsien finden sich zwei mütterliche Todesfälle! 8% der Mütter hatten eine schwere Hirnblutung.
Was bringen Einzelfallanalysen? Jeder geburtshilfliche Notfall ist für alle Beteiligten belastend. Die Aufarbeitung dieser Einzelfälle ist daher eine notwendige Konsequenz. Einzelfälle werden auf anonymer Basis in Arbeitsgruppen von Experten in der Geburtsmedizin bewertet und als kommentierter Report an die Klinik zurückgespielt. Anmerkungen Hinweis auf schwere Präeklampsie Maßnahmen der Leitlinie der DGGG wurden nur zum Teil umgesetzt! (AWMF-015/018 -S1 Diagnostik und Therapie hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen ) Handlungsempfehlungen und Lehrmaterial werden erstellt, ein Lernmodul mit interessanten Fällen aufgebaut
Fazit GerOSS als neuer Ansatz der Qualitätsentwicklung liefert somit valide Erkenntnisse zur: Entwicklung von frühen Detektions und Betreuungsstrategien Mit diesem Ansatz aus der Kombination von statistischen Analysen und Einzelfallanalysen werden analog auch Erkenntnisse gewonnen zur: Anpassung therapeutischer Maßnahmen entsprechend der Leitlinien von Fachgesellschaften Optimierung der maternalen und neonatologischen Nachbetreuung
Prädiktive Faktoren bei Eklampsie Vergleich der GerOSS-Eklampsien (7/2010 6/2015) aus NDS(n=70) mit einer Stichprobe der Niedersächsischen Perinatalerhebung 2009 (n=85) Rate p-wert rel. Risiko Alter 35 Migration Gravidität (Erstgravida) Parität (Erstpara) GerOSS NDS 2010-2015 12/70 (17%) NPE 2009* 23/85 (27%) GerOSS NDS 2010-2015 17/66 (26%) NPE 2009* 13/72 (15%) GerOSS NDS 2010-2015 41/70 (59%) NPE 2009* 37/85 (44%) GerOSS NDS 2010-2015 48/70 (69%) NPE 2009* 40/85 (47%) Ergebnis der binären Logistischen Regression n.s. 0,6 n.s. 1,9 n.s. 1,8 <0,01 2,5 GerOSS Veregleichskollektiv GerOSS 50 14 78% (pos. prädiktiver Wert) Vergleich 2 117 98% (neg. prädiktiver Wert) 50/52 (96% Sensitivität) 117/131 (89% Spezifität)
Detektion der Präeklampsien n=100 Präeklampsiein der Schwangerschaft diagnostiziert? Schwangerschaftsdiagnose Sonstiges 30% 70% Nein Ja Päeklampsie Eklampsie Hypertonie Proteinurie / Ödeme 0.0% 20.0% 40.0% 60.0% 80.0% 100.0% Dopplersonographie bei bekanntem Risiko* Aufnahmediagnose Sonstiges Präeklampsie Eklampsie Hypertonie Proteinurie / Ödeme 0.0% 20.0% 40.0% 60.0% 80.0% 100.0%
Analyse der Eklampsien GerOSS 2010-2015 Maternale Morbidität Anzahl Cerebrale Blutung 8* Akutes Nierenversagen 2 *zwei Todesfälle n=100 Niedersächsische Perinatalerhebung 2014 : 1,6% Frühgeborene < 32.Woche & < 1500g, 6,9% Frühgeborene 32.-36. Woche & 1500-2499g
Analyse der Eklampsien GerOSS 2010-2015 n=100 Maternale Morbidität Anzahl Cerebrale Blutung 8* Akutes Nierenversagen 2 *zwei Todesfälle
Analyse der Eklampsien GerOSS 2010-2015 Ort der Eklampsie Anzahl der Eklampsien 28% 18% 7% 23% 9% 63% 14% 68% 64% antepartum intrapartum postpartum stationär ambulant zu Hause 1 Krampf 2 Krämpfe 3 Krämpfe Maternale Morbidität Anzahl Cerebrale Blutung 8* Akutes Nierenversagen 3 n=100 *zwei Todesfälle
Kindliches Outcome GerOSS 2010-2015 36.0% 46.0% n=100 19.0% < 32. Woche 32.-36. Woche 37. Woche Reifealter Mittelwert (SD) 95%CI GerOSS 2010-2015 36,3 (±3,5) 35,4-37,1 Vergleichskollektiv NPE 39,1 (±1,8) 38,7-39,5 P-Wert <0,001