Unterstützungspotentiale von begleiteten Pflegefamiliensettings im Lebenslauf von Pflegekindern

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Transkript:

Unterstützungspotentiale von begleiteten Pflegefamiliensettings im Lebenslauf von Pflegekindern Dr. des. Monika Götzö Lic.Phil. I Nikolina Stanic FHS St. Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit, Rorschach. monika.goetzoe@fhsg.ch nikolina.stanic@fhsg.ch

Aufbau 1. Einführung - Forschungsfrage - Stand - Vorgehen 2. Fall Manuela 3. Diskurse (Pflegefamilie, Pflegekind, Kind) in Bezug auf Fall Manuela 4. Fazit und Diskussion zu Fragen der Professionalisierung

Leitfrage: Über welche Unterstützungspotentiale verfügen Pflegefamiliensettings, wie wird Unterstützung darin aufgebaut und wie wirkt diese Hilfe, wie wird sie von sämtlichen Beteiligten erlebt? - Pflegekinder - Pflegeeltern - Involvierte Fachkräfte, Vormunde etc.

Vorgehen: Narrative, leitfadengestützte Interviews Einzelanalyse, Rekonstruktion der Falllogik Verbindung der Perspektiven mit Fokus auf relevante biographische Weichenstellungen und lebenslaufspezifische Übergänge

Eine richtige Familie sein Als jemand wahrgenommen werden Manuela: Ja, ähm, also ich habe es, ich habe eigentlich gerade von Anfang an vertraut gehabt, weil sie haben mir wirklich auch das Gefühl gegeben, ähm, Ich bin jemand, und sie haben mir auch das Gefühl gegeben, ähm, dass ich jetzt nicht ein schlechter Mensch bin, jetzt durch das, oder ja, sie haben einfach wirklich das Gefühl gegeben, Wir sind jetzt so eine Familie, und sie haben mich gerne, sie lieben mich, und das ist so ein Punkt gewesen, und darum habe ich gerade Vertrauen gehabt, von Anfang an von ihnen. //ah gut// Ja //mhm//. Das ist einfach das Wichtigste von mir gewesen, dass sie auch zugehört haben und wirklich das Gefühl geben, //mhm// man ist wirklich auch noch ein Mensch. //ja//

Eine richtige Familie sein Als jemand wahrgenommen werden Manuela: Ja. Schwierig ist es sehr gewesen, ich habe zuerst ja Brenner geheissen, also als ich zu ihnen [Pflegefamilie 2, MG] gekommen bin, in XY //mhm//. Und dort ist einfach das Problem gewesen, dann haben, bin ich auch gehänselt worden, sind halt natürlich, also von den Schulka, -kameraden, sie haben jeweils wieder gefragt gehabt, Ja, wieso heisst du so, und die Familie so?, //mhm// und das ist schon ein bisschen schwierig und dann nachher habe ich den Namen von ihnen können annehmen, von der Pflegefamilie //ah, ja//, und dann ist auch wieder ein bisschen bergauf gegangen ( )

Eine richtige Familie sein Als jemand wahrgenommen werden Manuela: ( ) und zwar, ja manchmal auch gleich(wohl) auch wieder so Phasen gehabt, ja ist ein bisschen schwierig gewesen. Da habe ich auch wieder so gedacht, Jetzt, ihr seid gar nicht meine richtigen Eltern, ihr habt ja nichts zu sagen!, //mhm//, aber ja, irgendwie habe ich es dann auch selber müssen einsehen, weil sie haben wirklich auch, auch Kraft gebraucht und ja, und eben das Bereitsein zum jemanden, einfach so ein Kind aufzunehmen, und ja. //ja// Hat mir nachher auch ein bisschen die Augen geöffnet, oder. //mhm// Ja.

Eine richtige Familie sein Als jemand wahrgenommen werden Manuela: Weil sie [die Pflegeeltern] haben mir wirklich das Gefühl gegeben, ja. Also meine Pflegemutter hat auch schon gesagt gehabt, wie sie in der Schule gelernt hat, ähm, das Pflegekind sei eine Aufgabe, aber sie schaut mich wie als richtige Tochter an, weil ja, ich habe ihr auch Mutter, also Mami gesagt //mhm//, also nicht irgendwie Pflege- oder den Namen oder so. Und auch meinem Vater habe ich wirklich auch nur Vater gesagt, und von dem her, das ist nicht so ein Thema gewesen und s, sie schauen mich immer noch als Tochter an und darum, ist noch wichtig. //ja//

Eine richtige Familie sein Als jemand wahrgenommen werden Manuela: Äh, ja also wegen Therapien zum Beispiel //mhm//, da sind wir in einen Konflikt gekommen. Sie hat immer gemeint gehabt, man müsse Therapien machen mit Pflegekindern, so Maltherapie und so, zum alles verarbeiten. Aber ich bin eben ganz anders gewesen von der Person her //mhm//, und ich habe es jetzt halt anders verarbeitet, also nicht durch das Therapie-, das hat mir eigentlich nicht viel gebracht, also. Und es ist einfach mehr so Stress gewesen, weil ich habe eben müssen so dorthin und wieder dort und alles Mögliche. Und dann hat einfach meine Pflegemutter selber gesagt, Gut, jetzt ist fertig, ja. //ja// Es ist einfach belastend gewesen, weil ich, es hat mir einfach nichts genutzt gehabt. //mhm// Ja //mhm//. Und dort, //ja// ich habe müssen abgrenzen. (331-344)

Eine richtige Familie sein Als jemand wahrgenommen werden Manuela: Und nachher habe ich dann selber müssen sagen, wenn ich Kontakt will, dann mache ich das selber. //ja// Also tue ich mich selber melden und //ja// die Vormundin hat das zuerst nicht können verstehen. //mhm// Sie hat es wirklich fast gezwungen und alles, aber dort habe ich mich müssen selber wehren und sagen, Nein, ich bin genug alt, ich kann selber entscheiden.

Eine richtige Familie sein Als jemand wahrgenommen werden Manuela: Ja, ich habe schon auch Kolleginnen gehabt, die geholfen haben, aber ähm, also ich habe mich jetzt nicht dort zu festgelegt gehabt, weil ja, es ist halt immer wieder so in der Jugend, dass sie wieder Krach haben, oder so, Und darum habe ich mich wirklich fest auf die Pflegefamilie gelegt, vor allem auf die Pflegemutter //mhm//, weil sie ist einfach meine Bezugsperson gewesen, eigentlich wie so eine Freundin, also //mhm//, ja, wir haben es immer super gehabt, ja. //ah schön, ja// Und eben auch mein Freund jetzt, also mit dem, mein Mann habe ich auch festgelegt gehabt und ihm alles vertraut. Das sind so meine Personen gewesen. //ja// Ich habe einfach nicht wollen, dass es zu viele sind, weil sonst, ja //mhm//. Kann es dann einem auch ein bisschen zu viel werden, habe ich das Gefühl. //ja// Ja. //ja//

Eine richtige Familie sein Als jemand wahrgenommen werden Manuela: Am Anfang schon noch, aber nachher ähm, hat einfach, ja, die jetzige Pflegefamilie und, und ich haben einfach entschieden, dass ähm, ja es ist immer ein bisschen, ja, die Vormundin hat immer alles ein bisschen anders angeschaut gehabt und sie ist auch wenig bei uns gewesen, also sie hat jetzt nicht können wirklich sagen, Ja, es läuft super, oder, Es läuft schlecht, darum haben wir einfach noch entschieden, dass wir einfach uns melden, wenn etwas schlecht läuft und sonst haben wir gar nicht mehr, ähm, eigentlich so //mhm//, viel Kontakt gehabt, es ist einfach mehr wegen dem Finanziellen halt gewesen //mhm//, der Kontakt, aber sonst haben wir eigentlich einfach unser Leben gelebt //ja, ja//, ja.

Diskursive Erklärungsversuche zum Fall Manuela Dr. Kathrin Barbara Zatti (2005): Das Pflegekinderwesen in der Schweiz. Analyse, Qualitätsentwicklung und Professionalisierung.

Diskursive Erklärungsversuche zum Fall Manuela Spannungsfeld 1: Das Konstrukt Pflegefamilie Der grosse Vorteil der Erziehung in einer Pflegefamilie gegenüber der institutionellen Erziehung besteht darin, dass das Lebensfeld Familie für die überwiegende Mehrheit der Kinder und Jugendlichen den Normalfall darstellt: Normalerweise wächst man in einer Familie auf. Kinder empfinden es als normaler, in einer Familie zu leben als in einem Heim. Ihr Alltag unterscheidet sich nicht grundsätzlich von dem anderer Kinder in ihren Familien, auch wenn die Eltern nicht ihre leiblichen Eltern sind. (37).

Diskursive Erklärungsversuche zum Fall Manuela Spannungsfeld 2: Pflegekindsein als negativ konnotierte Ausnahmesituation vs. Bedürfnis nach unauffälligem Normalsein Das Pflegeverhältnis als: - Widerspruch - kompliziertes, unmögliches Konstrukt - für alle unmittelbar beteiligte Ausnahmesituation - innewohnendes unauflösbares Dilemma

Diskursive Erklärungsversuche zum Fall Manuela Spannungsfeld 2: Pflegekindsein als negativ konnotierte Ausnahmesituation vs. Bedürfnis nach unauffälligem Normalsein Das Pflegeverhältnis als: - Widerspruch - kompliziertes, unmögliches Konstrukt - für alle unmittelbar beteiligte Ausnahmesituation - innewohnendes unauflösbares Dilemma

Diskursive Erklärungsversuche zum Fall Manuela Spannungsfeld 3: Das Pflegekind zwischen unterschiedlichen Kindheitskonzepten. 1. Das verletzliche und schutzbedürftige Kind: Diese Perspektive fokussiert auf Defizite und stellt aus professionsspezifischer Sichtweise ein grundsätzlich veraltetes Konzept dar. 2. Das Kind als sich in aktiver Auseinandersetzung mit Lebenswelten entwickelnde Person. Diese Perspektive stellt Interaktionsprozesse in den Vordergrund, in dem soziale Beziehungen für die Förderung der Handlungsfähigkeit eine zentrale Rolle spielen. Dieses Konzept stellt gegenwärtig das Leitmotiv der sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Auseinandersetzung mit Kindheit und Jugend dar. 3. Das Kind als autonomes, mit Rechten ausgestattetes Individuum, das seine Rechte und Interessen selbst wahrnehmen kann. Dieses Konzept ist relativ neu und wird gegenwärtig in EU-Programmen diskutiert.

Diskursive Erklärungsversuche zum Fall Manuela Spannungsfeld 3: Das Pflegekind zwischen unterschiedlichen Kindheitskonzepten. - Kinder, die in eine Pflegefamilie platziert werden, haben häufig bereits über längere äusserst belastende Lebenserfahrungen gemacht, die sie in ihrer Entwicklung beeinträchtigen. Ein Teil der Pflegekinder ist aufgrund von psychischen oder physischen Misshandlungen traumatisiert. Andere leiden unter den Auswirkungen der Suchtprobleme oder psychischen Erkrankungen ihrer Eltern. Die Betreuung und Erziehung jedes einzelnen Kindes stellt für Pflegeeltern eine besondere Herausforderung dar (57) - Wir wissen auch, dass Pflegekinder auf ihrem späteren Lebensweg besonderen Risiken ausgesetzt sind (5) - Pflegekinder sind darauf angewiesen, dass sie unter dem Schutz des öffentlichen Interesses stehen (5)

Thesen aus dem Fall Manuela: Diskussion Pflegekinder wollen normale Kinder sein und als solche angesprochen werden. In diesem Zusammenhang versuchen sie, ihre Pflegefamilie als so normal wie möglich zu definieren und das Zusammenleben mit ihnen als so normal wie möglich zu beschreiben. Pflegekinder lehnen den Status Pflegekind ab, wenn er in einem von Unverständnis und Unwissen geprägten sozialen Umfeld defizitär eingesetzt wird. Die Arbeit mit dem Umfeld gehört zur Aufgabe von Professionellen, es soll besonderes Augenmerk auf weitere Ressourcen, aber auch Schwierigkeiten im nahen sozialen Umfeld der Pflegefamilie gelegt werden.

Thesen aus dem Fall Manuela: Diskussion Jede Besonderung der Pflegekinder auch vom Hilfesystem wirkt kontraproduktiv entgegen den alltäglichen Bemühungen von Pflegefamilien und Pflegekindern. Die Professionalisierung im Pflegekinderwesen sollte daher nicht zu einer fachlich bedingten Einengung, sondern zu einer Ausweitung der Perspektive führen. Professionelle Hilfe sollte so lebensweltnah wie möglich erfolgen.

Thesen aus dem Fall Manuela: Diskussion Inwiefern sollen hierbei spezialisierte Hilfestellungen angeboten werden? Inwiefern reichen sozialpädagogische Hilfestellungen und Zielsetzungen aus im Sinne einer möglichst autonomen Lebensführung, welche sich an sozialisatorischen Passagen und allgemeinen Entwicklungszielen orientiert? Inwiefern sollen und können normative Familienleitbilder durch sozialpädagogische Zielsetzungen ersetzt werden?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Monika.Goetzoe@fhsg.ch Nikolina.Stanic@fhsg.ch