Neues Urlaubsrecht VORTRAGSREIHE. Donnerstag, 19. Januar 2012 18.30 Uhr. Rechtsanwalt Dr. Nicolai Besgen Meyer-Köring Rechtsanwälte



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Transkript:

VORTRAGSREIHE Donnerstag, 19. Januar 2012 18.30 Uhr Rechtsanwalt Dr. Nicolai Besgen Meyer-Köring Rechtsanwälte Neues Urlaubsrecht ZAAR Destouchesstraße 68 80796 München Tel. 089 20 50 88 300 Fax 089 20 50 88 304 www.zaar.uni-muenchen.de info@zaar.uni-muenchen.de

MEYER-KÖRING Postfach 1920 53009 Bonn ALEX MEYER-KÖRING JÜRGEN v. DANWITZ* DR. CONSTANTIN PRIVAT (bis 2002) DR. THEO KADE* Fachanwalt für Arbeitsrecht MICHAEL C. GUSSONE* RAINER BOSCH* Fachanwalt für Familienrecht DR. REINER SCHÄFER-GÖLZ* Rechtsanwalt in Berlin Fachanwalt für Medizinrecht DR. MATTHIAS MAUR* ALFRED HENNEMANN* Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht Fachanwalt für Informationstechnologierecht DR. STEPHAN DORNBUSCH* Fachanwalt für Steuerrecht Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz MARIO KNEPPER* Fachanwalt für Steuerrecht DR. CHRISTOPHER LIEBSCHER, LL.M.* Rechtsanwalt in Berlin Fachanwalt für Arbeitsrecht Fachanwalt für Medizinrecht MATTHIAS WALLHÄUSER* Fachanwalt für Medizinrecht DR. VOLKER GÜNTZEL* Lehrbeauftragter HFH (Wirtschaftsrecht) DR. ANDREAS MENKEL* Fachanwalt für Steuerrecht Fachanwalt für Familienrecht WOLF CONSTANTIN BARTHA* Rechtsanwalt in Berlin Fachanwalt für Medizinrecht Bonn, den 19.01.2012 Unser Zeichen: 00143/12 NB / LW Telefon: 0228 72636-40 (Frau Walterscheid) Telefax: 0228 72636-940 besgen@meyer-koering.de THOMAS KRÜMMEL, LL.M.* Rechtsanwalt in Berlin EBBA HERFS-RÖTTGEN* Fachanwältin für Arbeitsrecht ANDREAS JAHN* Steuerberater DR. NICOLAI BESGEN* Fachanwalt für Arbeitsrecht DANIELA v.treuenfeld-honig* Fachanwältin für Familienrecht ALEXANDER KNAUSS* Fachanwalt für Erbrecht Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht DR. JAN PATRICK GIESLER* Fachanwalt für Arbeitsrecht MARIE BARONIN v. MAYDELL* Fachanwältin für Familienrecht DR. DIRK WEBEL, LL.M.oec. Fachanwalt für Medizinrecht NICOLE DIETZ DOROTHÉE GIERLICH ANJA SCHUMACHER VERENA FAUSTEN JÖRG ROBBERS Rechtsanwalt in Berlin * = Mitglied der Partnerschaftsgesellschaft SEBASTIAN WITT* Fachanwalt für Arbeitsrecht WWW.MEYER-KOERING.DE Neues Urlaubsrecht ZAAR-Vortragsreihe 19. Januar 2012 Referent: Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Nicolai Besgen BONN Oxfordstraße 21, 53111 Bonn Telefon: 0228 72636-0 Telefax: 0228 72636-77 bonn@meyer-koering.de BERLIN Schumannstraße 18, 10117 Berlin Telefon: 030 206298-6 Telefax: 030 206298-89 berlin@meyer-koering.de SPARKASSE KÖLNBONN BLZ 370 501 98 Konto 9068 POSTBANK KÖLN BLZ 370 100 50 Konto 409170503 UMSATZSTEUER ID: DE 122129492 AG ESSEN PR 2523

Neues Urlaubsrecht ZAAR-Vortragsreihe 19. Januar 2012 Referent: Dr. Nicolai Besgen - Fachanwalt für Arbeitsrecht - www.meyer-koering.de Urlaubsrecht: 1. Rechtslage bis Januar 2009 Bei Dauererkrankung verfiel gesetzlicher Mindesturlaubsanspruch ersatzlos zum Ablauf der Übertragungszeiträume. Keine Urlaubsabgeltung bei dauerhafter Krankheit nach Ausscheiden. Zuletzt noch BAG 20.01.2009-9 AZR 650/07 -. Folie 2 1

2. Alles neu! EuGH Urteil vom 20. Januar 2009 Bei Dauererkrankung verfällt gesetzlicher Mindesturlaubsanspruch dauerhaft nicht mehr! Er kann sich in Abgeltungsanspruch umwandeln. Bei Genesung aufaddierter Anspruch. EuGH v. 20.01.2009 - C-350/06 und C-520/06 (Schultz-Hoff) Folie 3 3. Erste Reaktion des Bundesarbeitsgerichts BAG vom 24. März 2009-9 AZR 983/07, 23. März 2010-9 AZR 128/09, 4. Mai 2010-9 AZR 183/09: Das BAG schließt sich dem EuGH sehr schnell an. Die bisherige jahrzehntelange Rechtsprechung wird aufgegeben. Folie 4 2

4. Reaktion der Instanzgerichte Die Instanzgerichte werfen von Anfang an viele Einzelfragen auf: z.b. Vertrauensschutz, Umfang der Übertragung, Wirkung von Tarifverträgen, Verjährung, Ausschlussfristen, ruhende Arbeitsverhältnisse (Erwerbsminderungsrenten) etc. Zahlreiche Entscheidungen noch beim BAG anhängig. Folie 5 5. Aufaddierung über viele Jahre möglich? BAG 23.03.2010-9 AZR 128/09: Kein Vertrauen mehr seit Ablauf der Umsetzungsfrist für die erste Arbeitszeitrichtlinie 93/104 EG am 23. November 1996! Mögliche Begrenzung auf 18 Monate ausdrücklich noch offen gelassen von BAG 09.08.2011-9 AZR 425/10. Jetzt aber EuGH 22.11.2011 (C-214/10 - KHS): Verfall nach 15 Monaten zulässig. Offene Fragen: Im BUrlG fehlt eine Regelung zu einer Begrenzung auf 15 Monate. Unionskonforme Auslegung möglich oder Gesetzesänderung nötig? Einzelvertragliche Vereinbarung zulässig oder Unabdingbarkeit nach 13 BUrlG? Aktuell: LAG Baden-Württemberg 21.12.2011 (10 Sa 19/11), Pressemitteilung: Urlaubsansprüche gehen nach 7 Abs. 3 BUrlG spätestens 15 Monate nach Ende des Urlaubsjahres unter. So auch Bayreuther in DB 2011, 2848; D. Besgen, B+P 2012, 28; a.a. wohl Grimm, ArbRB 2011, 359; Franzen, NZA 2011, 1403 und Kuner, öat 2012, 13; siehe auch Bürger, ZTR 2011, 707. Folie 6 3

6. Verjährung und Ausschlussfristen Der Urlaubsabgeltungsanspruch unterliegt Ausschlussfristen BAG 09.08.2011-9 AZR 352/10. Verjährung im bestehenden Arbeitsverhältnis weiter streitig (für Verjährung z.b. LAG Düsseldorf 01.10.2010-9 Sa 1541/09). Verjährung wird überwiegend abgelehnt, zuletzt LAG Niedersachsen 16.09.2011-6 Sa 348/11. Argument: Fälligkeit des Urlaubsanspruchs erst bei Genesung. Alle beim BAG anhängig - noch nicht terminiert. Folie 7 7. Welcher Urlaub ist erfasst? Der Verfall von vertraglichem und tariflichem Mehrurlaub kann anders geregelt werden als der Verfall von gesetzlichem Mindesturlaub - deutliche Differenzierung erforderlich! Voraussetzung nach BAG: Eigenständiges Urlaubsregime! Folie 8 4

Dazu jetzt BAG 12.04.2011-9 AZR 80/10 -, Verfall von tariflichem Mehrurlaub: Die Aufhebung des Gleichlaufs sei dann anzunehmen, wenn der Tarifvertrag zwar nicht zwischen gesetzlichem Urlaub und tariflichem Mehrurlaub unterscheide, die Auslegung aber einen eigenständigen vom BUrlG abweichenden Regelungswillen ergebe. Dies sei anzunehmen, wenn der Tarifvertrag wesentlich von 7Abs.3BUrlG abweichende Übertragungs- und Verfallsregeln bestimme. Es genüge daher nicht, wenn der Tarifvertrag vom Zwölftelungsprinzip des 5 BUrlG abweiche. Es genüge auch nicht, wenn der Tarifvertrag für die Übertragung des Anspruchs auf betriebliche oder in der Person des Arbeitnehmers liegende rechtfertigende Gründe verzichte. Folie 9 Kritik an der Rechtsprechung: Es ist offen, woher der 9. Senat diese Differenzierungen ableitet. Offen ist auch, warum die Abweichung von 7 Abs. 3 BUrlG wesentlich sein muss. Eine Vielzahl von Tarifverträgen wird jetzt beleuchtet werden müssen. Folie 10 5

Beispiele: TVöD - gegen ein eigenes Regime LAG Köln 21.04.2011-7 Sa 1425/10; LAG Hamm 24.02.2011-16 Sa 727/10; LAG München 29.07.2010, 3 Sa 280/10; dafür LAG Rheinland-Pfalz 19.08.2010-10 Sa 244/10; LAG Düsseldorf 20.01.2011-11 Sa 1493/10, LAG Nürnberg, 06.09.2011-6 Sa 366/11; alle beim BAG anhängig. Hinweis: Bei Anwendung der Grundsätze des BAG vom 12.04.2011 wohl keine wesentliche Abweichung im TVöD gegeben. Konzern- bzw. Haustarifverträge - im Einzelfall prüfen Arbeitsverträge - im Einzelfall prüfen; in Neuverträgen wie folgt regeln: Folie 11 Formulierungsbeispiel Der Arbeitnehmer hat einen Anspruch auf einen gesetzlichen Mindesturlaub von vier Wochen. (Dieser gesetzliche Urlaubsanspruch verfällt bei dauerhafter Arbeitsunfähigkeit spätestens 15 Monate nach Ende des Urlaubsjahres). Zusätzlich gewährt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Urlaubsanspruch von zwei weiteren Wochen. Für diesen zusätzlichen Urlaub gilt in Abweichung von den rechtlichen Vorgaben für den gesetzlichen Mindesturlaub, dass der Urlaubsanspruch nach dem Ablauf des Übertragungszeitraums auch dann verfällt, wenn der Arbeitnehmer den Urlaub im Übertragungszeitraum wegen Arbeitsunfähigkeit nicht nehmen kann. Mit der Erteilung von Urlaub wird bis zu dessen vollständiger Erfüllung zunächst der gesetzliche Mindesturlaubsanspruch, dann ein etwaiger Anspruch auf gesetzlichen Zusatzurlaub, dann ein etwaiger tariflicher Mehrurlaubsanspruch und schließlich der arbeitsvertragliche Anspruch auf Mehrurlaub erfüllt. Rechtsstand 16.01.2012 Folie 12 6

8. Sonderfragen: - gesetzlicher Zusatzurlaub für Schwerbehinderte nach 125 SGB IX: Behandlung wie gesetzlicher Mindesturlaub, BAG 23. März 2010-9 AZR 128/09 -. - Kürzung während der Elternzeit: BAG 17. Mai 2011-9 AZR 197/10 -, Urlaub während der Elternzeit kann nach 17 Abs. 1 Satz 1 BEEG gekürzt werden. Hinweis für die Praxis: AG muss Urlaub während Elternzeit auch kürzen, andernfalls entsteht der volle Anspruch! Folie 13 9. Urlaubsansprüche bei Genesung - Grundsätze BAG 9. August 2011-9 AZR 425/10 - Es gelten Regeln und Übertragungszeiträume des Bundesurlaubsgesetzes bzw. der einschlägigen Regelungen - Ausschlussfristen finden keine Anwendung - Erfüllbarer Teil erlischt zum Ablauf der Übertragungszeiträume Beispiel: Mitarbeiter kehrt nach drei Jahren Arbeitsunfähigkeit wieder zurück am 22. September 2011. Urlaubsanspruch aus 2011 über 30 Tage und aus den drei Vorjahren (kein eigenständiges Urlaubsregime!) über insgesamt weitere 90 Tage, insgesamt also 120 Tage = 24 Wochen. Bis zum Jahresende 2011 verfallen 14 Wochen. Die restlichen 10 Wochen werden bis zum 31. März 2012 übertragen und verfallen dann endgültig. Folie 14 7

10. Urlaubsansprüche bei Genesung - Gesetzliche Tilgungsreihenfolge - Arbeitnehmer hat bereits einen Teil seines Urlaubs genommen und wird dann arbeits-unfähig - Welcher Urlaub wurde reduziert? - Anwendung des 366 BGB: Erst gesetzlicher Urlaub - dann Mehrurlaub? Mehrurlaub bietet geringere Sicherheit, daher vorrangig nach LAG Düsseldorf v. 30.09.2010-5 Sa 353/10. Anders jedoch Hessisches LAG v. 26.04.2010-17 Sa 1772/09 unter Bezugnahme auf ältere Rechtsprechung des BAG v. 05.09.2002-9 AZR 244/01. Folie 15 11. Urlaubsabgeltungsanspruch bei Ausscheiden Urlaubsanspruch wandelt sich in vollem Umfang in Urlaubsabgeltungsanspruch um, reiner Zahlungsanspruch. Unterliegt damit Verjährung und Ausschlussfristen. Fortbestehende Krankheit wegen Aufgabe der Surrogationstheorie irrelevant! Tod des dauerhaft erkrankten Arbeitnehmers: Keine Vererblichkeit des Urlaubsabgeltungsanspruches! BAG 20. September 2011-9 AZR 416/10, bislang nur Pressemitteilung Folie 16 8

12. Ruhende Arbeitsverhältnisse - Werden während des Ruhens (z.b. befristete Renten) Urlaubsansprüche erworben? - Vom BAG bislang offen gelassen 17.05.2011-9 AZR 197/10 und 09.08.2011-9 AZR 475/10. - Instanzrechtsprechung uneinheitlich: LAG Köln v. 29.04.2010-6 Sa 103/10 und v. 10.03.2011-3 Sa 1057/10 und v. 19.08.2011-12 Sa 110/11 (-); LAG Düsseldorf v. 05.05.2010-7 Sa 1571/09 (-); LAG Nürnberg v. 06.09.2011-6 Sa 366/11 (-); LAG Baden-Württemberg v. 29.04.2010 (+); LAG Schleswig-Holstein v. 16.12.2010-4 Sa 209/10 (+); LAG Köln v. 10.08.2011-9 Sa 394/11 (+) Folie 17 Neue BAG-Urteile zum Ruhen: BAG 17. Mai 2011-9 AZR 197/10 -, noch offengelassen, aber deutlicher Hinweis: der gesetzliche Urlaubsanspruch ist keine Gegenleistung des AG für erbrachte oder noch zu erbringende Arbeitsleistung, sondern eine gesetzliche Verpflichtung des AG; Kürzung sei mit Unionsrecht nicht zu vereinbaren. BAG 20. September 2011-9 AZR 353/10: Entsteht der Urlaubsanspruch auch in einem Arbeitsverhältnis, das infolge des Bezugs einer Erwerbsunfähigkeitsrente nach dem TVöD ruht? Termin wurde am 16. September 2011 im Hinblick auf EuGH C-214/10 aufgehoben. Folie 18 9

Offene Fragen zum Ruhen: Kann der Arbeitnehmer individualvertraglich auf seine Urlaubsansprüche während des Ruhens wirksam verzichten? Wirksamkeit von tarifvertraglichen Kürzungen? Dazu LAG Köln 29.04.2011-6 Sa 103/10 -, Kürzung zulässig (BAG anhängig zu 9 AZR 442/10). Aber: Anwendung von 13 BUrlG - Unabdingbarkeit? Urlaubsansprüche bei Kurzarbeit Null (dazu Vorlage des ArbG Passau v. 13.04.2011-1 Ca 63/11 an den EuGH)? Oder im Transferarbeitsverhältnis? Folie 19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! MEYER-KÖRING Dr. Nicolai Besgen Fachanwalt für Arbeitsrecht Oxfordstraße 21 53111 Bonn Tel: 0228 / 72636-40 Fax: 0228 / 72636-940 besgen@meyer-koering.de www.meyer-koering.de Folie 20 10