Förderung mathematischer Fähigkeiten im Vorschulalter



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Transkript:

Förderung mathematischer Fähigkeiten im Vorschulalter Workshop zur Fachtagung Frühe Förderung Frühe Bildung Erfurt 20.-21.03.2009 Dr. Kristina Clausen-Suhr Universität Flensburg 1

Überblick INPUT Blickwinkel Schule Prävention statt verspätete Intervention Entwicklungsmodell Studie zur frühen mathematischen Bildung: ZAHLENZAUBER GRUPPENARBEIT Förderung Diagnostik Bildungspolitische Aspekte PRÄSENTATION und DISKUSSION 2

Blickwinkel Schule: Rechenschwierigkeiten als umfassendes Lernproblem 3 bis 7 % (bis zu 15%) eines Jahrgangs fehlendes Verständnis für Zahlen und Mengen Motivationsverlust, Angst Generalisierung auf das gesamte schulische Lernen 3

Vorhersage der Mathematikleistungen unspezifische Prädiktoren spezifische Prädiktoren mathematische Schulleistun Zugriffsgeschwindigkeit 27% Numerische Basisfertigkeiten 9% 10% 40% 3% 7% Nonverbale Intelligenz Invarianz und Anzahl 25% Soziale Schicht Mathe 1, Klasse Mathe 4. Klasse 4% 18% vereinfacht nach Krajewski & Schneider, 2006 4

Entwicklung früher mathematischer Kompetenzen 5

Heterogenität als Herausforderung für Bildungsaufgaben: Unterschiede im mathematischen Vorwissen Rückwärts zählen 80 71 (40,8%) 75 (43,%) Aufgabe: Kinder 60 40 20 28 (16%) Zähle von 10 rückwärts! Zehn, neun, acht.. 0 mehr als 2 Fehler 1 Fehler 0 Fehler Beispiele der Studie ZAHLENZAUBER(Clausen-Suhr, 2008), N=174, 8 Monate vor der Einschulung 6

Unterschiede im mathematischen Vorwissen II 100 Kopfrechnen Subtraktion 95 (54,6%) Kinder 80 60 40 44 (25,3%) 35 (20,1%) Aufgabe: Sieben minus zwei 20 0 0-1 Pkte. 2-4 Pkte 5-6 Pkte Beispiele der Studie ZAHLENZAUBER(Clausen-Suhr, 2008), N=174, 8 Monate vor der Einschulung 7

ZAHLENZAUBER Projekt zur mathematischen Bildung in Schleswig-Holstein (Clausen-Suhr, 2007-2009) 8

Förderkonzeption und Zielbereiche Mit Baldur ordnen, zählen und messen (Clausen-Suhr, in Druck) Lernbereich I: Reihen bilden, sortieren und klassifizieren Lernbereich 2: Zählen, Mengen erfassen und herstellen, Anzahlkonzept entwickeln Lernbereich 3: Mengen verändern und vergleichen, Einfache Addition und Subtraktion Lernbereich 4: Geometrische Formen unterscheiden Lernbereich 5: Mit Längen- und Gewichtsmaßen umgehen 9

Förderkonzeption: Didaktisch-methodische Prinzipien I Grundsätzliches Kein vorgezogener Mathematikunterricht und Training schulischer Inhalte, sondern Förderung spezifischer Vorläuferfertigkeiten frei von Leistungsdruck Kein Training mit strengem Ablaufplan und homogener Struktur, sondern differenzierte und individualisierte Angebote Förderung und Unterstützung der kindlichen Neugier auf Zahlen und Mengen Kinder motivieren, sich mit mathematischen Fragen zu beschäftigen und Erfolgserlebnisse ermöglichen 10

Förderkonzeption: Didaktisch-methodische Prinzipien II Vielfältige und kindgerechte Gestaltung von Lernangeboten Mathematische Inhalte mit spielerischen Rahmenhandlungen verbinden und echte Lernanlässe schaffen Verschiedene Bildungsbereiche mit mathematischen Inhalten verknüpfen: Musische Angebote, Bewegungsangebote, Geschichten mit mathematischen Problemstellungen Mathematik im Alltag erkennen und nutzen 11

Förderkonzeption: Didaktisch-methodische Prinzipien III Sich über Mathematik verständigen Denkwege der Kinder verstehen, sie nachvollziehen und mathematische Denkprozesse anregen Sprache als Werkzeug nutzen, um sich über Mathematik zu verständigen, Strategien zu entwickeln und zu verinnerlichen Identifikationsmöglichkeiten durch begleitende Handlungsträger schaffen: Arbeit mit Handpuppen 12

Förderkonzeption: Didaktisch-methodische Prinzipien IV Offenheit versus Strukturierung Entdecken lassen? Ja! Aber: Kinder werden mit ihren Entdeckungen nicht allein gelassen Hilfen zur Strukturierung und Systematisierung der Lernerfahrungen (Selbstinstruktion, Strategieentwicklung) Anschauung Darstellungs- und Anschauungsmittel, in denen mathematische Strukturen sichtbar werden und die den Aufbau innerer Vorstellungsbilder unterstützen 13

Erste Ergebnisse der ZAHLENZAUBER-Studie Voruntersuchung Hauptuntersuchung 74 110 72 70 105 100 95 68 90 66 64 62 60 EG (N=24) KG (N=16) 85 80 75 70 65 60 EG (N=89) KG (N=71) 58 Vortest Nachtest 1 Nachtest 2 55 Vortest Nachtest 1 Messzeitpunkt Messzeitpunkt 14

Erste Ergebnisse der ZAHLENZAUBER-Studie Signifikante Verbesserung der geförderten Kinder im Bereich des Mengen- und Zahlenwissens und im Lernbereich Geometrie gegenüber nicht geförderten Kontrollgruppen (ES= 0.5 bis 1.0) Besonders Kinder mit schwachen Ausgangsleistungen(Risikokinder Risikokinder) profitieren von der Förderung In den Ausgangsleistungen und in der Lernentwicklung zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen Die Intelligenz hat keinen signifikanten Einfluss auf den Fördererfolg Kinder aus einem Elternhaus mit höherem Bildungsgrad starten mit besseren Vorraussetzungen Methodische Variation: : Eine Kombination aus entdeckendem Lernen und direkter Instruktion und strukturierenden Elementen hat größere Lernerfolge zur Folge als das entdeckende Lernen allein. 15

Angebote für die Gruppenphase 1 Mathematik und Sprache, Selbstinstruktion und mathematische Dialoge 2 Beobachtung und Diagnose mathematischer Kompetenzen 3 Verknüpfung von Bildungsbereichen in der frühen Förderung 4 Mathematik in kindlichen Alltagssituationen 5 Differenzierung in der vorschulischen Bildungsarbeit 6 Kleingruppendiskussion: Fachunterricht oder notwendige Impulse für die frühe Bildung? 7 Vernetzung Übergang Kita-Grundschule Elternarbeit 16