Schrift & Typografie I DI (FH) Dr. Alexander Berzler
Schrift & Typografie Theorie Der Ausdruck Typografie/Typographie geht zurück auf die Worte "typos" (Abdruck, Abbild, Form) und "graphein" (schreiben, einritzen). Man versteht darunter die Lehre von der Form und Gestaltung der Schriftzeichen, im weiteren Sinne auch der Gestaltung von Druckwerken durch Texte (und Abbildungen). Die Typographie beschäftigt sich also im Gegensatz zum Layout mit den Grundelementen der Textgestaltung, man könnte auch sagen: mit den Mikroelementen. Eine Seite aus der Gutenberg Bibel (Ausschnittsvergrösserung) 2
Schrift & Typografie Theorie Das einzelne Zeichen Die auch heute noch verwendeten Begriffe der Typografie stammen aus der Ursprungszeit des Buchdruckes. Damals wurde mit so genannten Lettern Seiten gesetzt (siehe Abbildung). 3
Schrift & Typografie Theorie Das einzelne Zeichen das ist der Aufbau eines Letters : 4
Schrift & Typografie Theorie Einheiten des Schriftgrades: 5
Schrift & Typografie Theorie Einheiten des Schriftgrades Einheit Didot Punkt Pica Punkt Dot Beschreibung Der Didot Punkt wurde 1784 von dem französischen Drucker Didot entwickelt und verbreitete sich später in ganz Europa. Ursprünglich hat Didot seinen gleichnamigen Punkt auf genau 0,376065mm festgelegt. 1973 ist der Didot Punkt zur besseren Umrechnung auf 0,375mm abgerundet worden. Am Computer hat man es heute meist nicht mit Didot Punkten, sondern mit Points zu tun, hinter denen sich meist Pica Punkte verbergen. Ein Punkt des Pica Systems entspricht 0,353mm. Der Begriff Dot kommt aus dem Englischen und heißt Punkt. Damit ist im engeren Sinne kein eigentliches Maßsystem gemeint, senn mit einem Dot ist der kleinste auf einem Monitor oder einem Drucker darstellbaren Bildpunkt gemeint. Meist wird die Anzahl von Dots auf ein bestimmtes Streckenmaß bezogen. Z.B. bedeutet 300dpi (dots per inch), dass eine Auflösung mit 300 Punkten auf einer Strecke von einem Inch (=2,54cm) gemeint ist. Die Auflösung von 300dpi entspricht 118 Punkten / cm. 6
Schrift & Typografie Theorie Schriftarten Nach der DIN Norm 16518 (1998) werden Schriften in fünf Gruppen eingeteilt: (1) Gebrochene Schriften (z.b. Gotisch, Fraktur), (2) Römische Serifenschriften (bzw. Antiqua Schriften: Renaissance, Barock, Klassizismus Antiqua usw.), (3) Lineare Schriften (Grotesk), (4) Serifenbetonte Schriften (z.b. Egyptienne) und (5) Geschriebene Schriften (z.b. Pinselschrift, Flachfederschrift). 7
Schrift & Typografie Theorie Schriftarten Wichtig ist besonders die Differenzierung zwischen Antiqua und Grotesk: Antiqua: Charakteristisch für Antiqua Schriften sind die Serifen. Die Dicke der Striche variiert ja nach Ausrichtung, waagrechte Striche sind meist schmaler als senkrechte. Serifen verbessern die Lesbarkeit, weil sie das Auge lenken. Beispiele: 8
Schrift & Typografie Theorie Schriftarten Wichtig ist besonders die Differenzierung zwischen Antiqua und Grotesk: Grotesk: Grotesk Schriften sind serifenlos, klar und geometrisch konstruiert und ohne schmückendes Beiwerk. Alle Striche verfügen über die gleiche Stärke. Beispiele: 9
Ist das gut? 10
Typografie Praxis Klassische Fehler 1. Ungeeignete Schriften: Eine brauchbare Schrift sollte in erster Linie eine gute Leserlichkeit besitzen: Dies beinhaltet, dass Zahlen und Buchstaben wie "5" und "S" oder "1" und "l" sich stark genug unterscheiden sollten. 11
Typografie Praxis Klassische Fehler 2. Zu viele verschiedene Schriften: Besonders bei unprofessionell gestalteten Drucksachen, kommt dieser klassische Designfehler vor: Auf ein und demselben Layout werden mehrere, unterschiedliche Schriften verwendet. Oft passen diese Schriftarten dann nicht einmal zusammen oder kommen sogar noch in unterschiedlichen Farben daher. Generell nie mehr als drei unterschiedliche Schriftarten verwenden. 12
Typografie Praxis Klassische Fehler 3. Zu ähnliche Schriften: Werden in einem Layout mehrere Schriftarten verwendet, so muss darauf geachtet werden, dass sich die Schriftarten untereinander stark genug unterscheiden! Eine gute Unterscheidbarkeit z.b. zwischen Überschrift und Fließtext sollte immer gewährleistet sein (z.b. eine serifenlose und eine Serifenschrift). 13
Typografie Praxis Klassische Fehler 4. Zeilenabstand: Für eine gute Lesbarkeit ist ein gut gewählter Zeilenabstand entscheidend. Zusammengequetschte Zeilen laden nicht zum Lesen ein und gestaltet ein ruhiges Lesen wesentlich schwieriger. 14
Typografie Praxis Klassische Fehler 5. Unschöner Satz: Links ist ein Beispiel für deutlich zu starke Trennungen von Wörtern Silbentrennung manuell bearbeiten. Rechts sind durch den Blocksatz deutliche Lücken im Text entstanden. Sie sehen nicht nur unschön aus, sondern stören den Lesefluss zusätzlich gewaltig. Lösung: manuelle Trennung oder ein breiterer Textblock! 15
Typografie Praxis Klassische Fehler 6. Zu wenig Freiraum: Design braucht Platz zum Atmen! Textblöcke, Bilder und Fotos nicht dicht an dicht zusammenquetschen! Genügend Platz zwischen den Elementen schaffen! Dies führt nicht nur zu einer besseren Struktur und Lesbarkeit, sondern sorgt zusätzlich für ein edleres Erscheinen. Beispiel: Hier wird sehr deutlich, dass weniger oft mehr ist. Schaffen Sie Ihren Elementen Platz. Halten Sie es einfach und übersichtlich. 16
Typografie Praxis Klassische Fehler 7. Unterstreichungen: Unterstreichungen stören den Lesefluss erheblich und setzen die Lesbarkeit des unterstrichenen Wortes deutlich herab. 17
Typografie Praxis Klassische Fehler 7. Unterstreichungen: besser fette / kursive Auszeichnungen mittels Schriftschnitten verwenden (nicht die Möglichkeit des Layoutprogrammes normalen Text in fetten Text umzuwandeln!). Gute Schriften besitzen unterschiedliche Schriftschnitte für: schmal (condensed), kursiv (oblique), fett (bold) und extra fett (black) 18
Typografie Praxis Klassische Fehler 8. Fehlende Zusammengehörigkeit: Zusammengehörige Elemente in einem Design sollten auch als solche zu erkennen sein Setzen von Leerräumen und Absätzen! Links ist nicht klar zu erkennen, welche Elemente zusammengehören! Rechts wurde mit Leerräumen gearbeitet und eine Struktur geschaffen Dieser Text ist deutlich besser gegliedert und das Auge findet sich hier besser zurecht! Welches Gesetz der Gestaltpsychologie wirkt hier? 19