Schrift & Typografie I. DI (FH) Dr. Alexander Berzler

Ähnliche Dokumente
Klassische Typografiefehler

abcdeäöü abcdefloq äbcqgäöü Q U w U t? ol \J U Q m t& <gi ü i& * m * Q * * * <& * # <*> * * * * * <*> <*>

Typografie und Layout

Was ist Design? Printdesign. Modedesign. Webdesign. Möbel/Interior-Design. Film-/TV-Design. Fahrzeug-Design. Heim-/Hausgeräte.

Hier Übersicht soll die Überschrift sein

{ DATE "d. MMM. yyyy" } Seite 1/8

Satzarten. Blocksatz. Flattersatz linksbündig

Kleine Schriftgeschichte

Erscheinungsbild. Das Logo

Im Original veränderbare Word-Dateien

Kapitel 3 - Die Schriftart

Logo Zusatz Hintergrund Hausfarbe und Hausfarbe weitere Farben weitere Farben

Typografibel. xefg. Robert Engelhardt Werbemittelgestaltung FIGD, August 011

Corporate Design. Basiselemente. t Schriften

Hurenkinder Zwiebelfische Augenpulver

Kapitel 1 Typografie/Schriftentwicklung

Werkzeuge der Informatik (CS102) Textverarbeitung

typografie 1 6 InDesign cs6

Kapitel 6 Abstände. Buchstabenabstand Dickte und Laufweite

Mediengestaltung: Typografie

exists to honor content.

Die erste Erscheinung von Printprodukten wird wesentlich von dem gewählten Papierformat bestimmt.

Multimedia und Kommunikationsdesign

Schrift auf dem Bildschirm

Bildschirmtypografie MG 43 Block 2.2

Formvorgaben für Seminar- und Abschlussarbeiten

Technik WPK 09. Schriften. Thema: Texte fo r m a t i e r e n Klasse: Datum: Name: Teil 2

Grundlagen des Layouts

Eine Schreibfeder aus einem Schilf- oder Bambusrohr schneiden 2 Für die Schülerinnen und Schüler ist es sicher interessant, mit einer selbstgeschnitte

Kapitel 4 Die Schriftgröße

Lernheft 4: Blockschrift III. Lernheft 5: Teil 1 Antiqua Grundschift Einleitung 5. 2 Erläuterungen zu den. Lernheft 6:

Typografie & Layout. Verfasser: Timo Schöpf KTD 04

Schrift in der Zeitung: Lesbarkeit und Ästhetik

Worum geht es bei Gestaltung?

Design-Tipps zur Gestaltung von Webseiten mit CM4all Business

Medienkompetenz, Grafik und DTP

Typographie und Layout für digitale Medien

DB Type Eine Übersicht über die neuen Schriften der Bahn

Kurze Bedienungsanleitung für den Kompozer

Friedrich-Ebert-Schule Brunhildenstraße Wiesbaden. Leitfaden zur Anfertigung von Projektdokumentationen

Präsentationsziele Vorüberlegungen zum gewählten Thema

Corporate Design Manual

Kalligraphie: Die Kunst der Schrift

John Baskerville. Nils Ottner. Typografie und Layout Wintersemester

Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten

Desktop Publishing. Gestaltung und Realisation von Drucksachen. Adaptiert nach etschirko

Die Druckschrift Antiqua des 15. Jahrhunderts Die geschriebene Buchschrift des 15. Jahrhunderts war Vorbild für die ersten Druckschriften in den roman

Typografie Farbgestaltung Schreiben fürs Web

Gute Typographie ist so, wie ein guter Diener gewesen sein mag:

Im Original veränderbare Word-Dateien

kiz Von bits + bytes Datenformate: Text und Bild Kommunikations- und Informationszentrum Universität Ulm

Flattersatz. inhaltlich sinnvoll gliedern. Briefgrundmuster Textausrichtung. regelmässig flatternde Zeilenenden lesegerechte Silbentrennung (manuell)

Formatierungsempfehlungen und technische Tipps zur Manuskripterstellung

Mediengestaltung: Grundlagen der Typographie

Zeichen, -ketten, die formatiert werden sollen, müssen erst markiert werden!

Facharbeiten mit Openoffice

Schrift und Lesbarkeit

Typografie und Textgestaltung

Typografie und Layout \ Catrin Sieber \ Wintersem ester 2005/06 \ Hochschule für Künste Bremen \ Studiengang Digitale Medien \ Mediengestaltung \

Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten

Wichtige Veröffentlichungshinweise für OpenOffice 3.0

Erstellen von Postern mit PowerPoint

Inhaltsverzeichnis. Überblick über die Formatierungsarten. Was versteht man unter Formatierung?

Präsentationstexte formatieren

Stadt. Gestaltungsrichtlinien zum visuellen Erscheinungsbild der Stadt Ulm Wortmarke

Dokumentation von Ük Modul 302

Typographie. Sonderkurs - Visuelles Gestalten mit dem Computer. Di, 19 FEB RAUM 204. Dipl.-Medieninf. Esther Lapczyna Marcus Kirsch

Ingo Schaefer Typografie I

Vorgaben und Empfehlungen zur Formatierung von Dissertationen

2. Schrift und Typografie Schriftentwicklung

copyright by brandident - Januar 2016 DESIGN MANUAL

Gestaltungstipps. PowerPoint Grundlagen ZID/Dagmar Serb V.02/Apr 2013

Ohne Durchschuß schreiben. überlappend untereinander schreiben. mit viel Durchschuß schreiben. mit normalem Durchschuß schreiben.

Lesen ohne Grenzen! Checkliste: Nutzerfreundliche Printmedien

DOKUMENTATION HGKZ IAD / 1. SEMESTER WS MODUL DIGITAL DESIGN ELEMENTS II KURS SCREENTYPOGRAFIE

FACHAUSDRÜCKE SCHRIFT

Kurzanleitung für Writer (LibreOffice 4)

Klassen, Objekte, Attribute, -werte und Methoden der Textverarbeitung (TV)

Peter Sekan Mat# Sem WS 0708 ID Information Architecture

Corporate Design Handbuch

Hinweise zum Übungsblatt Formatierung von Text:

Schriftfamilien. Schriftschnitte

1 XXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXXX 5 XXXXXXXXXXXX

Typografie_Mikrotypografie Schriftästhetik und Schriftwahl. Michael Wörgötter

Präsentationstechniken. [ Präsentationstechniken]

A I F. 1. Das einzelne Zeichen. 1.1 Aufbau eines Zeichens. 1.2 Maßeinheit eines Zeichens

Die Merkmale eines Buchstaben

Word. Formatvorlagen. Texte schnell gestalten und layouten

Word 2003: Grundlagen

1. Logo Erscheinungsbild

Schon um ca v. Chr. entstanden die ersten ägyptischen Hieroglyphen, also der Beginn der Schrift.

Elemente der Textgestaltung

Schriftklassifizierung (nach DIN 16518)

Ainolage. 30 RZ-Mitteilungen Nr. 18, August Eine Forderung ist Lesbarkeit. Typografie. Anforderungen an Typografie.

Im Original veränderbare Word-Dateien

Teil 10. Beschreibung Textverarbeitung

Typografie und Layout \ Catrin Sieber \ Wintersem ester \ Hochschule für Künste Bremen \ Studiengang Digitale Medien \ Mediengestaltung \

Günter Cürten / Michael Ziegert. Professionelle. Schrifteffekte. mit CorelDraw! Carl Hanser Verlag München Wien


Die Typografie... was man weiß... was man wissen sollte.

Transkript:

Schrift & Typografie I DI (FH) Dr. Alexander Berzler

Schrift & Typografie Theorie Der Ausdruck Typografie/Typographie geht zurück auf die Worte "typos" (Abdruck, Abbild, Form) und "graphein" (schreiben, einritzen). Man versteht darunter die Lehre von der Form und Gestaltung der Schriftzeichen, im weiteren Sinne auch der Gestaltung von Druckwerken durch Texte (und Abbildungen). Die Typographie beschäftigt sich also im Gegensatz zum Layout mit den Grundelementen der Textgestaltung, man könnte auch sagen: mit den Mikroelementen. Eine Seite aus der Gutenberg Bibel (Ausschnittsvergrösserung) 2

Schrift & Typografie Theorie Das einzelne Zeichen Die auch heute noch verwendeten Begriffe der Typografie stammen aus der Ursprungszeit des Buchdruckes. Damals wurde mit so genannten Lettern Seiten gesetzt (siehe Abbildung). 3

Schrift & Typografie Theorie Das einzelne Zeichen das ist der Aufbau eines Letters : 4

Schrift & Typografie Theorie Einheiten des Schriftgrades: 5

Schrift & Typografie Theorie Einheiten des Schriftgrades Einheit Didot Punkt Pica Punkt Dot Beschreibung Der Didot Punkt wurde 1784 von dem französischen Drucker Didot entwickelt und verbreitete sich später in ganz Europa. Ursprünglich hat Didot seinen gleichnamigen Punkt auf genau 0,376065mm festgelegt. 1973 ist der Didot Punkt zur besseren Umrechnung auf 0,375mm abgerundet worden. Am Computer hat man es heute meist nicht mit Didot Punkten, sondern mit Points zu tun, hinter denen sich meist Pica Punkte verbergen. Ein Punkt des Pica Systems entspricht 0,353mm. Der Begriff Dot kommt aus dem Englischen und heißt Punkt. Damit ist im engeren Sinne kein eigentliches Maßsystem gemeint, senn mit einem Dot ist der kleinste auf einem Monitor oder einem Drucker darstellbaren Bildpunkt gemeint. Meist wird die Anzahl von Dots auf ein bestimmtes Streckenmaß bezogen. Z.B. bedeutet 300dpi (dots per inch), dass eine Auflösung mit 300 Punkten auf einer Strecke von einem Inch (=2,54cm) gemeint ist. Die Auflösung von 300dpi entspricht 118 Punkten / cm. 6

Schrift & Typografie Theorie Schriftarten Nach der DIN Norm 16518 (1998) werden Schriften in fünf Gruppen eingeteilt: (1) Gebrochene Schriften (z.b. Gotisch, Fraktur), (2) Römische Serifenschriften (bzw. Antiqua Schriften: Renaissance, Barock, Klassizismus Antiqua usw.), (3) Lineare Schriften (Grotesk), (4) Serifenbetonte Schriften (z.b. Egyptienne) und (5) Geschriebene Schriften (z.b. Pinselschrift, Flachfederschrift). 7

Schrift & Typografie Theorie Schriftarten Wichtig ist besonders die Differenzierung zwischen Antiqua und Grotesk: Antiqua: Charakteristisch für Antiqua Schriften sind die Serifen. Die Dicke der Striche variiert ja nach Ausrichtung, waagrechte Striche sind meist schmaler als senkrechte. Serifen verbessern die Lesbarkeit, weil sie das Auge lenken. Beispiele: 8

Schrift & Typografie Theorie Schriftarten Wichtig ist besonders die Differenzierung zwischen Antiqua und Grotesk: Grotesk: Grotesk Schriften sind serifenlos, klar und geometrisch konstruiert und ohne schmückendes Beiwerk. Alle Striche verfügen über die gleiche Stärke. Beispiele: 9

Ist das gut? 10

Typografie Praxis Klassische Fehler 1. Ungeeignete Schriften: Eine brauchbare Schrift sollte in erster Linie eine gute Leserlichkeit besitzen: Dies beinhaltet, dass Zahlen und Buchstaben wie "5" und "S" oder "1" und "l" sich stark genug unterscheiden sollten. 11

Typografie Praxis Klassische Fehler 2. Zu viele verschiedene Schriften: Besonders bei unprofessionell gestalteten Drucksachen, kommt dieser klassische Designfehler vor: Auf ein und demselben Layout werden mehrere, unterschiedliche Schriften verwendet. Oft passen diese Schriftarten dann nicht einmal zusammen oder kommen sogar noch in unterschiedlichen Farben daher. Generell nie mehr als drei unterschiedliche Schriftarten verwenden. 12

Typografie Praxis Klassische Fehler 3. Zu ähnliche Schriften: Werden in einem Layout mehrere Schriftarten verwendet, so muss darauf geachtet werden, dass sich die Schriftarten untereinander stark genug unterscheiden! Eine gute Unterscheidbarkeit z.b. zwischen Überschrift und Fließtext sollte immer gewährleistet sein (z.b. eine serifenlose und eine Serifenschrift). 13

Typografie Praxis Klassische Fehler 4. Zeilenabstand: Für eine gute Lesbarkeit ist ein gut gewählter Zeilenabstand entscheidend. Zusammengequetschte Zeilen laden nicht zum Lesen ein und gestaltet ein ruhiges Lesen wesentlich schwieriger. 14

Typografie Praxis Klassische Fehler 5. Unschöner Satz: Links ist ein Beispiel für deutlich zu starke Trennungen von Wörtern Silbentrennung manuell bearbeiten. Rechts sind durch den Blocksatz deutliche Lücken im Text entstanden. Sie sehen nicht nur unschön aus, sondern stören den Lesefluss zusätzlich gewaltig. Lösung: manuelle Trennung oder ein breiterer Textblock! 15

Typografie Praxis Klassische Fehler 6. Zu wenig Freiraum: Design braucht Platz zum Atmen! Textblöcke, Bilder und Fotos nicht dicht an dicht zusammenquetschen! Genügend Platz zwischen den Elementen schaffen! Dies führt nicht nur zu einer besseren Struktur und Lesbarkeit, sondern sorgt zusätzlich für ein edleres Erscheinen. Beispiel: Hier wird sehr deutlich, dass weniger oft mehr ist. Schaffen Sie Ihren Elementen Platz. Halten Sie es einfach und übersichtlich. 16

Typografie Praxis Klassische Fehler 7. Unterstreichungen: Unterstreichungen stören den Lesefluss erheblich und setzen die Lesbarkeit des unterstrichenen Wortes deutlich herab. 17

Typografie Praxis Klassische Fehler 7. Unterstreichungen: besser fette / kursive Auszeichnungen mittels Schriftschnitten verwenden (nicht die Möglichkeit des Layoutprogrammes normalen Text in fetten Text umzuwandeln!). Gute Schriften besitzen unterschiedliche Schriftschnitte für: schmal (condensed), kursiv (oblique), fett (bold) und extra fett (black) 18

Typografie Praxis Klassische Fehler 8. Fehlende Zusammengehörigkeit: Zusammengehörige Elemente in einem Design sollten auch als solche zu erkennen sein Setzen von Leerräumen und Absätzen! Links ist nicht klar zu erkennen, welche Elemente zusammengehören! Rechts wurde mit Leerräumen gearbeitet und eine Struktur geschaffen Dieser Text ist deutlich besser gegliedert und das Auge findet sich hier besser zurecht! Welches Gesetz der Gestaltpsychologie wirkt hier? 19