ONLINE-NUTZUNG KULTURELLER INHALTE. Bedeutung. Veränderung. Vom Wertetransfer zum fairen Wirtschaftssystem

Ähnliche Dokumente
Digitaler Markt in der Europäischen Union

Kurzer Status über Mobile Radio Apps, wo ist die Industrie heute? Wo geht die Reise hin?

#selfie SOCIAL NETWORKS MILLIONEN BEITRÄGE WIE BEZIEHUNGEN AUFGEBAUT UND INFORMATIONEN AUSGEWERTET WERDEN.

Neue Geschäftsmodelle

Jahresbilanz 2016 Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie

ZA6588. Flash Eurobarometer 411 (Cross-border Access to Online Content) Country Questionnaire Germany

Achillesferse Datenschutz

Europäische Biokraftstoffpolitik - Wo. Reise hin? Andreas Pilzecker European Commission, DG Energy - Renewable Energy and CCS

Positionspapier der EVP-Fraktion. zum Urheberrecht

Die Kreativwirtschaft

DATEN UND FAKTEN ZUR INTERNETNUTZUNG IM MAI 2015 AUF BASIS VON NIELSEN DIGITAL CONTENT MEASUREMENT

Smart Cities. Michael Ganser. Senior Vice President Berlin, 19. Mai 2014

Was ist der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss?

Presselunch etowns 9. Mai 2012

Digitalisierung in Köln

STELLUNGNAHME DES MARKENVERBANDES ZUM GRÜNBUCH DIGITALE PLATTFORMEN DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGIE (BMWI) VOM MAI 2016

Next Generation Network(ing)

Unternehmen und IT im Wandel: Mit datengetriebenen Innovationen zum Digital Enterprise

Kernbotschaften. Sperrfrist: 7. November 2011, Uhr Es gilt das gesprochene Wort.

Kulturwirtschaft im Wandel - Eine vergleichende Analyse der Auswirkungen von Digitalisierung auf ausgewählte Branchen der Kulturwirtschaft

Zukunft deutsches Krankenhaus Thesen

Entschließung des Bundesrates zur Anpassung des Rechtsrahmens

Gemeinsame Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg

Internationales. Grundlagen

Freunde, Fans und Faszinationen: Das Potenzial von Social Media

DIGITALE GESCHÄFTSANBAHNUNG

UNTERSUCHUNG VIDEO- UND MUSIK-STREAMING-DIENSTE IM INTERNET MEHR ORIENTIERUNG UND TRANSPARENZ FÜR VERBRAUCHER

Medienregulierung im digitalen Raum

Öffentlicher Schuldenstand*

Innovation in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Wie erreichen wir eine bessere empirische Entscheidungsgrundlage?

Die Bedeutung des Transatlantischen Freihandelsabkommens. Informationen zu TTIP

Ein paar Anmerkungen aus Sicht der Technik und des Marktes

Marktentwicklung der Stahlindustrie in Europa

Internet Thementag Social Media an Hochschulen. Was ist Social Media? Ein Überblick. Christoph Zehetleitner

Aktuelle europapolitische Überlegungen zu Entwicklungen der Schienenverbindungen in Europa. Michael Cramer, MdEP

Beihilfenkontrolle im europäischen Luftverkehr Die neuen Leitlinien der EU-Kommission und ihre Relevanz für die Schweiz

Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zur Reform des europäischen Urheberrechts

Zweiter Datenschutztag der Freien Universität Berlin. Die Neuaufteilung des Internets

Das digitale Gesicht deutscher Unternehmen. Dr. Karl Lichtblau, Geschäftsführer IW Consult Dreiländertreffen,

Facebook-Analyse von. Facebook: Eine Aktie für jedermann? Die Potential-Analyse. tom - Fotolia.com

Kommunikationstrends in der Abfallwirtschaft. Reinhard Fiedler Stadtreinigung Hamburg / r.fiedler@srhh.de

Europeana. EU-Projekte zu Europeana. Abteilung Forschung und Entwicklung. DAS Portal zu Europas digitalem kulturellen Erbe. Veronika Prändl-Zika

VERGLEICH DER BAUWEISEN "MASSIVBAU" VS. "LEICHTBAU" HINSICHTLICH WIRTSCHAFTS- UND ARBEITSMARKTPOLITISCHER ASPEKTE

Computer in der Schule. Möglichkeiten und Grenzen

Was verträgt unsere Erde noch?

Top 5 Nettozahler und Nettoempfänger in der EU

Die wichtigsten Handelspartner Deutschlands (Teil 1)

Basisstudie IV. Print, Online, Mobile CP in einer neuen Dimension. München, 03. Juli 2014

Herzlich Willkommen. Bayreuth, 02. Juni Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie

Beirat für die Informationsgesellschaft am Dr. Joachim Losehand, Seite 1

Aufwendungen der Schweiz für Forschung und Entwicklung (F+E) im Jahr Hohe Dynamik der F+E dank der Privatwirtschaft und den Hochschulen

VPRT-Frühjahrsprognose zum Werbemarkt 2015

Wie das Internet die Gegenwart verändert

FRAUENCOMPUTERZENTRUMBERLIN e.v. Chancen 2.0 Keine Angst vor Social Media von Alexandra Deak

Grenzüberschreitender Zugang zu digitalen Inhalten oder Reform des europäischen Urheberrechts?

Corporate Communications 2.0

re-lounge GmbH MEDIENBÜRO

Importarzneimittel wirken.

Die europäische Urheberrechtsreform - Ende der urheberrechtlichen Kleinstaaterei?

Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den TTIP-Verhandlungen

Medienmarken in der Digitalisierung Der steinige Weg vom Massenmedium zum digitalen Freund

Social Media in der Konfirmanden arbeit. Projektstelle Social Media / Christoph Breit

Global Institute for Digital Transformation

WACHSTUM UND ENTWICKLUNG Arbeitsauftrag

Online Marketing...3 Suchmaschinenoptimierung...4 Suchmaschinenwerbung...5 Newsletter Marketing...6 Social Media Marketing...7 Bannerwerbung...

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort

KONSUM VERLIERT WEITER

Online-Shop Management. Wir machen Ihren Online-Shop erfolgreich!

Eheschließungen und Scheidungen (Teil 1)

Verordnungsvorschläge zur EU-Regionalpolitik

Lissabonner Erklärung zur Gesundheit am Arbeitsplatz in kleinen und mittleren Unternehmen KMU (2001)

Erfahren Sie in Dänemark. die Geheimnisse eines Gesundheitssektors der Spitzenklasse

GRUSSWORT DER EUROPÄ ISCHEN KOMMISSION

WEGE ZUM BREITBANDAUSBAU

ONLINE-KAMPAGNE GRIMMHEIMAT NORDHESSEN

Hintergrund Charakterisierung von ETAP ETAP auf EU-Ebene ETAP in Deutschland Nächste Schritte Information

Social Media Guidelines. Leitfaden für die Nutzung Sozialer Medien für Mitarbeiter der Volksbank eg

Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums

Social Media für Unternehmen

Marktanalyse von Onlinevideos

Fachbericht. Social Media Marketing, Content Marketing, Mobile und eine fragmentierte Medienlandschaft - 5 Marketing-Trends

Professional Online Marketing Solutions. -Marketing B2C & B2B International

Digitaler Zimmerverkauf ein Ausblick Schladming, 18. Januar 2012

Wie kommt das Geld zur Kultur? Wie kommt die Kultur zum Menschen?

Get Started Stellungnahme zum Richtlinienentwurf der EU-Kommission über das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt (Veröffentlichung vom 14.9.

Filmproduktion Preisliste Wir produzieren Image- und Werbefilme für Unternehmen aus der Region

Auszug. Mobile Advertising. Ein Wachstumsmarkt am Beispiel der Schweiz

SOCIAL MEDIA-MARKETING IM TOURISMUS. Chancen nutzen, Neue Zielgruppen erreichen! Oberschwaben-Tourismus,

Mehr Wert(e): Nachhaltige Innovationen für nachhaltigen Konsum. Stephan Füsti-Molnár 31. August 2015

DATEN UND FAKTEN ZUR INTERNETNUTZUNG IM AUGUST 2015 AUF BASIS VON NIELSEN DIGITAL CONTENT MEASUREMENT

Die vernetzte Gesellschaft gestalten

ÖWA Plus 2015 II: Online- Reichweiten zeigen erneut Wachstum und Stabilität

Starke Zunahme der Anbieter in Berlin: Anzahl der Hotels, Kongresszentren, Locations

Neue Wege im Urheberrecht Die Allgemeine Bildungs- und Wissenschaftsschranke

YouTube und. mehr als nur 90 Minuten

Kooperation zwischen Nokia und Microsoft Ismail, Demirezen, Fritz

Weltbevölkerungsprojektionen bis 2100

SOCIAL MEDIA WORKSHOP KURZPROFIL

Erläuternde Bemerkungen

Whitepaper Video-SEO. 10 Schritte für ein besseres Ranking. und mehr Reichweite how2 1

Transkript:

ONLINE-NUTZUNG KULTURELLER INHALTE Vom Wertetransfer zum fairen Wirtschaftssystem Veränderung Bedeutung Problem Lösung

Plattformbetreiber dominieren den Online-Markt für kulturelle und kreative Werke Plattformdienste beruhen hauptsächlich auf von Nutzern hochgeladenen Inhalten oder dem Aggregieren bestehender Inhalte. Viel zu oft erhalten die Schöpfer der Werke nur eine geringe oder gar keine Vergütung. Dies hat einen Wertetransfer zur Folge. Der Wert kultureller und kreativer Werke wird von den Plattformbetreibern einbehalten, anstatt den Schöpfern der Werke zugute zu kommen. Dieser Wertetransfer hat einen ineffizienten und unfairen Markt geschaffen. Er gefährdet die Entwicklung der europäischen Kultur- und Kreativwirtschaft sowie den Erfolg des digitalen Binnenmarkts.

Veränderung Wandel beim Zugang zu kreativen Werken Kulturelle Inhalte sind ein wesentlicher Motor für den Online-Markt. Mit dem Wachstum und der Entwicklung des Markts kam es in den letzten zehn Jahren zu einer zunehmenden Spaltung bei den Diensten, die Nutzern Zugang zu Inhalten bieten: Lizenzierte Anbieter von digitalen Inhalten wie Spotify, Deezer, Netflix oder itunes, die Lizenzen für die Inhalte bei den Rechteinhabern erwerben. VS Plattformdienste wie YouTube, TuneIn, Dailymotion und Facebook, die Zugang zu aggregierten oder von Nutzern hochgeladenen Inhalten bieten. Die Plattformdienste sind die dominanten Akteure im Online-Markt. Aktive monatliche Nutzer in Europa 2014, in Millionen 300 Mio. 200 Mio. 300 183 Plattformdienste Lizenzierte Anbieter von digitalen Inhalten 100 Mio. 100 69 24 Quelle: Cultural Content in the Online Environment: Analyzing the Value Transfer in Europe, Roland Berger 2015

Bedeutung Kulturelle Inhalte für Plattformen essentiell Der Einfluss und die Dominanz dieser Plattformdienste ließ sie zu den wichtigsten Portalen werden, über die Nutzer online auf Inhalte zugreifen. Ihre Geschäftsmodelle basieren häufig darauf, die Nutzer so lange wie möglich innerhalb ihrer geschlossenen Systemen zu halten: Die Möglichkeit, auf kulturelle Inhalte zuzugreifen, diese zu entdecken und zu teilen ist von entscheidender Bedeutung, um Nutzer zu gewinnen und an sich zu binden. Das wirtschaftliche Gewicht von Plattformen ist erheblich Suchmaschinen 16 140 Mio. Der Gesamtmarktwert von Plattformdiensten in Europa wird auf fast 22 Mrd. Euro geschätzt 22 Milliarden Soziale Medien 3 160 Mio. Personal Lockers 1 740 Mio. Videoplattformen 845 Mio. (Video oder Audio) Content Aggregatoren 100 Mio. Gesamt 21 985 Mio. Im Durchschnitt gehen 23% davon direkt auf die Nutzung von kulturellen Inhalten zurück.

Der direkt auf die Nutzung von kulturellen Inhalten zurückgehende Wert erreicht in einigen Fällen einen beträchtlichen Anteil: in Europa, 2014 66% 75% 43% Videoplattformen Content Aggregatoren Soziale Medien Der Gesamtanteil des direkten und indirekten Werts von kulturellen Inhalten an den Einnahmen dieser Plattformdienste beläuft sich auf: 62% Durch die Nutzung kultureller Inhalte können diese Plattformdienste ihre Dominanz und Popularität steigern. Dies führt zu hohen Börsenbewertungen, obwohl die tatsächlichen Einnahmen nicht hoch sind. Weltweite Einnahmen Steigerung Unternehmenswert Gerundete Zahlen, in USD 12,5 Mrd.$ x17,2 214 Mrd.$ 1,4 Mrd.$ x16 22 Mrd.$ 0,01 Mrd.$ x5,6 0,08 Mrd.$ 66 Mrd.$ x4,7 308 Mrd.$ 0,08 Mrd.$ x3,9 0,3 Mrd.$ Quelle: Cultural Content in the Online Environment: Analyzing the Value Transfer in Europe, Roland Berger 2015

Problem Für kulturelle Inhalte wird unter Wert oder gar nicht bezahlt Viele Plattformdienste locken Nutzer über kulturelle Inhalte an und profitieren wirtschaftlich von der Zugänglichmachung dieser Inhalte. Dabei werden die Inhalte häufig geordnet, aggregiert und empfohlen. Auf diese Weise treten diese Dienste in direkte Konkurrenz zu lizenzierten Inhalteanbietern um dieselben Nutzer und Einnahmen. Im Gegensatz zu lizenzierten Diensten vergüten Plattformdienste die Schöpfer der Werke entweder überhaupt nicht oder unter Wert, obwohl sie auf die Nutzung dieser Werke angewiesen sind. Dieser Kontrast ergibt sich aus einer Uneindeutigkeit bezüglich der Anwendung der Safe-Harbour -Regelungen aus der E-Commerce-Richtlinie auf urheberrechtlich relevante Handlungen von Plattformdiensten. Eine solche Anwendung geht über den ursprünglich vom Gesetzgeber vorgesehenen Zweck hinaus. Infolgedessen behaupten die Plattformdienste, rein technische Vermittler zu sein und die Schöpfer der Inhalte nicht vergüten zu müssen. Das höhlt die Leistungsfähigkeit des Marktes aus, verzerrt den Wettbewerb und senkt den Wert von kulturellen Inhalten im Online-Bereich allgemein ab. Folgen des Wertetransfers: Keine oder sehr geringe Vergütung von Kreativschaffenden für den Großteil der Nutzungen ihrer Werke im Internet Unfaire Benachteiligung von lizenzierten Anbietern Einschränkung der den Verbrauchern zur Verfügung stehenden Auswahl an neuen und innovativen Diensten, die Kreativschaffende fair vergüten

Lösung Anpassung des Urheberrechts Klarstellung der Safe Harbour - Regelungen in Bezug auf Urheberrechte In der InfoSoc-Richtlinie aus dem Jahr 2001 sollte klargestellt werden, dass Plattformdienste, die an der öffentlichen Zugänglichmachung von kulturellen Inhalten beteiligt sind, sich bei ihren das Urheberrecht betreffenden Aktivitäten nicht auf die Safe Harbour -Regelungen der E-Commerce-Richtlinie berufen können. Eine Lösung, die allen nutzt Kreativschaffende erhalten einen Anteil der Einnahmen, die mit ihren Inhalten erzielt werden Anbieter von digitalen Diensten und Start-ups haben endlich Zugang zu einem level playing field Fans und Nutzer profitieren von Innovationen, die fairere Online-Märkte bieten, und können sich sicher sein, dass die von ihnen geschätzten Kreativschaffenden fair bezahlt werden Europa muss das dynamische wirtschaftliche Umfeld seiner Kultur- und Kreativwirtschaft, die mit derzeit über 7 Millionen Arbeitsplätzen und einem Anteil von 4,2% des europäischen BIP weiter wächst, erhalten und stärken. Quelle: Wachstum schaffen: Erfassung der Märkte der Kultur- und Kreativwirtschaft in der EU, EY 2014

GESAC vereint 34 der größten Autorengesellschaften in der Europäischen Union, Island, Norwegen und der Schweiz. GESAC vertritt über 1 Million Kreativschaffende und Rechteinhaber aus den Bereichen Musik, audiovisuelle Werke, bildendende Kunst, und literarische und dramatische Werke. RUE MONTOYER 23 1000 BRUSSELS +32 2 511 44 54 @AUTHORSOCIETIES SECRETARIATGENERAL@GESAC.ORG WWW.AUTHORSOCIETIES.EU In diesem Dokument zitierte Studien: authorsocieties.eu/transferofvalue