BUND-LÄNDER-WORKSHOP Auf dem Weg zu einer Auenstrategie

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Transkript:

THEMA BUND-LÄNDER-WORKSHOP Auf dem Weg zu einer Auenstrategie Ziele und Prioritäten für die Zukunft des Auenschutzes in Österreich Braucht Österreich eigentlich eine nationale Auen-Strategie? Diese Frage diskutierten im vergangenen März in Linz Vertreter von Bund und Ländern, die für das Auen-Management vom Rhein bis zur Thaya zuständig sind. Und waren sich bald einig, dass Auen im ganzen Land besser erhalten werden müssen und dass ein koordiniertes, strategisches Handeln viele Vorteile bringt. ALEXANDER ZINKE zitate Von WoRkSHoPtEILnEHMERn 16 Eine Auenstrategie für Österreich ist wichtig und sollte rasch verabschiedet werden, da sie eine Basis für die Nutzung von Synergien zwischen Auenschutz und Hochwassermanagement darstellt. Insbesondere die Wiederanbindung abgedämmter Auenstandorte mit hohem ökologischem Potenzial ist von besonderer Wichtigkeit. DI norbert Sereinig Land kärnten Abt. 8 Schutzwasserwirtschaft Eine nationale Auenstrategie wird maßgeblich zur Sicherung und Entwick lung natürlicher Hochwasserrückhalteräume sowie zur Renaturierung von Fließgewässern und Aue beitragen. Synergieeffekte zwischen Hochwasserschutz, Naturschutz, Tourismus sowie Land- und Forstwirtschaft lassen eine breite Akzeptanz erwarten. Dr. norbert Baumann Land Steiermark A14 Wasserwirtschaft Ref. Schutzwasserwirtschaft Donau, March und Thaya sind die Lebensadern der größten zusammenhängenden Augebiete Österreichs. viadonau bekennt sich zur Erhaltung dieser Landschaftsräume und setzt mit zahlreichen Renaturierungsprojekten wichtige Impulse. Für die nachhaltige Entwicklung dieser wertvollen Ökosysteme ist eine nationale Auen-Strategie dringend erforderlich. DI Bernhard karl viadonau teamleiter Umwelt/Ökologie

WORKSHOP Ausgangspunkt und gleichzeitig ein wesentliches Argument für eine nationale Auen-Strategie ist das Auen-Inventar, das die Auen-Experten Werner Lazowski und Ulrich Schwarz in den letzten jahren mit großem Aufwand erstellt haben und nun in einer Datenbank beim Umweltbundesamt verfügbar ist. kürzlich wurden wichtige Inventur-Ergebnisse unter dem titel Auenland von naturschutzbund und Arge naturschutz publiziert. Die flächendeckende und repräsentative Auswertung von 823 Auenobjekten zeigt nicht nur, welche große Vielfalt an Auen-typen in Österreich existiert, sondern auch, dass deren zustand kritisch ist: Während 80 % aller Auentypen von hoher Bedeutung sind, sind nur noch 10 % der Auen-Flächen naturnah und 40 % noch gar nicht geschützt. Der jahrzehntelange trend zu Verlusten und Degradie- Die zahlreiche teilnahme der Ländervertreterinnen und -vertreter war eine entscheidende Voraussetzung für den weiteren Prozess der Auenstrategieentwicklung. In Auen ist von Natur aus immer etwas los! Als vielfältige Mittelwelt zwischen einem Fluss und seinem Umland ist die Au ein artenreicher Raum voll landschaftlicher Schönheit und damit Bühne für spannende Landschaftserlebnisse. Vermehren und verbessern wir diese wertvollen Erlebnisräume! Dipl. natw (EtH) Rochus Schertler naturschutzbund Vorarlberg Auen sind für mich der Inbegriff einer noch wilden und ungebändigten Natur inmitten unserer Kulturlandschaft. Sie gehören zu den dynamischsten und artenreichsten Lebensräumen, üben vielfältige Funktionen in unserer Flusslandschaft aus und zählen gleichzeitig zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen. Um unsere letzten Auenlandschaften auch für zukünftige Generationen zu erhalten, ist eine gemeinsame Strategie von entscheidender Bedeutung. DI Dr. thomas ofenböck MA45 Wiener Gewässer 17

THEMA rungen ist kaum gebremst (70-90 % der ursprünglichen Standorte sind verloren). Es geht heute also nur noch um wertvolle! Auen-Reste. Auch der neue Artikel 17-Bericht (FFH-RL) für Österreich ergab, dass mehr als ein Drittel aller Auen-Habitate und -Arten einen schlechten (U2) Erhaltungszustand haben mit weiterhin negativer tendenz. So gibt es vielerorts kaum mehr echte Auwälder oder große dynamische Auengebiete, da 86 % der Flüsse hart reguliert sind. Während nationalparke 3 % der Republik bedecken, haben Auen nur einen Anteil von 1 %. Birgit Mair-Markart (naturschutzbund/projektkoordination), klaus krainer (ArgenAtUR- SCHUtz/Projektträger) begleiteten den Workshop mit großem Engagement. Langwierige Fortschritte vermehrte Kooperationen In Linz berichteten Vertreter der naturschutz- und Wasserwirtschafts- Abteilungen von sieben der neun Bundesländer über ihre Bemühungen gegen diesen trend: Dutzende von Auen-Projekten wurden als gelungen berichtet und fußen auf einer wachsenden Verständigung zwischen Wasserwirtschaft und naturschutz, aber auch mit Gemeinden, Auennutzern (Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Energiewirtschaft) und Umweltgruppen. trotzdem sind nicht nur in alpinen tälern selten neue Flächen für den Auenschutz verfügbar: komplizierte Eigentumsverhältnisse und hohe kaufpreise auch für wenig genutzte oder nutzbare Flächen verwehren rasche Erfolge. Aus der Sicht der Länder wäre für ein zielgerichtetes und nachhaltiges Auen-Management eine bessere Verfügbarkeit und ein Management der Flächen des Öffentlichen Wassergutes (ÖWG) ein großer Fortschritt. Auf ÖWG-Flächen wurden Eingriffe bisher nur selten geahndet, eine Management-Strategie ist nicht erkennbar: Die Vertreter des Umweltministeriums (BMLFUW) versprachen, in internen Gesprächen eine neuorientierung anzuregen. Rezepte austauschen Deutlich wurde im Workshop, dass erfolgreicher Auenschutz viel mit Erfahrungsaustausch zu tun hat, und dass hier noch Potenziale schlummern: Die Mühen um eine Lösung in einer Region sind andernorts längst durch andere Rezepte überwunden. Dazu zählen neben den klassikern (Gewässervernetzung, Uferrückbau, neophyten-eindämmung etc.) gerade Lösungen für die neuen Aufgaben, wie Fischwanderhilfen, Biberschäden oder Geschiebe-Management. zitate Von WoRkSHoPtEILnEHMERn 18 Durch die Auenstrategie könnte eine gemeinsame bundesweite Öffentlichkeitsarbeit zur Bedeutung der Auen betrieben werden. Für ein wirksames Auen-Management brauchen wir unbedingt öffentliche Flächen und zusätzliche finanzielle Mittel für Renaturierungsmaßnahmen. DI Anna Pichler für die Plattform Auwald Vorarlberg Da die Auwälder nach wie vor zu den bedrohtesten Lebensräumen Österreichs zählen, ist die Erarbeitung einer nationalen Auenstrategie auf jeden Fall sinnvoll. Um jedoch zu vermeiden, dass diese ein zahnloser Papiertiger wird, wäre es notwendig, einen nationalen Schulterschluss von Bund, Ländern, Gemeinden und den wichtigsten Stake holdern (Forstwirtschaft, Energiewirtschaft, Naturschutz, Fischerei, Jagd, Tourismus, ) zu erreichen mit dem Ziel, die noch vorhandene Auensubstanz zu erhalten und möglichst zu verbessern. Dr. Friedrich Schwarz Magistrat Linz naturkundliche Station der Stadt Linz

WORKSHOP Erfreuliche Fortschritte wurden von den Bundesländern über die zusammenarbeit von Wasserwirtschaft und naturschutz berichtet: Von Ausnahmen abgesehen gehört das Schubladendenken der Vergangenheit an. Bei neuen Eingriffen, speziell Infrastruktur-Vorhaben, wird gemeinsam abgestimmt restriktiv vorgegangen, beim Hochwasserschutz ist integrative Planung der auch von der EU verlangte Standard. Gewässerentwicklungskonzepte sind erfolgreich integrierende Lösungen für den Auenerhalt. Eine wichtige Rolle im Auen-Management haben große, EU-kofinanzierte Projekte (LIFE, LE), weil sie nicht nur substanzielle Verbesserungen für Auen ermöglichen, sondern Besucher-Informationen und neue zugänge zum Fluss bieten und damit letztlich die öffentliche Akzeptanz fördern. Eine Rundfrage unter den Bundesländern ergab (für die beiden nicht anwesenden wurde dies telefonisch eruiert), dass keines bisher eine eigene Auen-Strategie besitzt, sondern man sich vor allem an den EUnatur-, Wasser- und Hochwasserschutz-Richtlinien für die prioritären Schutzgüter und Maßnahmenpakete (z. B. den nationalen Gewässer- Plan) orientiert. Eine österreichweite Abstimmung von Prioritäten via Auenstrategie wurde in Linz mehrfach gewünscht. Erfahrungen in Deutschland Als Gastreferent des deutschen Bundesamtes für naturschutz (Bfn) erläuterte Bernd neukirchen den Stand des Auen-Managements in Deutschland: Von ehemals 4,4 % (15.000 km²) deutscher Auenflächen gingen rund zwei Drittel verloren. nur 10 % sind gering oder sehr gering verändert, 54 % jedoch stark oder sehr stark. Seit dem Hochwasser 2002 verlangt die Politik mehr Raum für Flüsse, zuletzt im koalitionsvertrag der Bundesregierung 2013, aber trotz bereits 265 umgesetzter Projekten wird das ziel von 10 % mehr Retentionsfläche bis 2020 kaum erreicht werden. Deutsche Studien über Ökosystem-Leistungen ergaben einen nährstoffrückhalt im Wert von 500 Mio. pro jahr; Damm-Rückverlegungen ergaben einen dreifach höheren nutzen als kosten. Die Synergie von Hochwasser- und Auenschutz ist verstärkt zu nutzen, so etwa beim zukünftigen Blauen Band entlang der Bundeswasserstraßen. Im Bild oben v. l.: Rochus Schertler (ÖnB Vorarlberg), Erhard kraus (Land nö), Ulrich Schwarz (Autor des Aueninventars und der Auenbroschüre), Helena Mühlmann (BMLFUW) Bild unten: Bernhard Schön (Land oö), Renate Leitgeb (Land oö), Reinhold turk (Land Steiermark) Die Auenstrategie ist für mich wichtig, weil sie effizientes Arbeiten für den Schutz und die Entwicklung von Auen wesentlich unterstützen kann. DI Bernhard Riehl Land Salzburg Ref. naturschutzrecht und Förderungs - wesen Wir brauchen wieder mehr Platz für unsere Flüsse, und wenn die Auen erhalten bleiben, ist zumindest in diesen Gerinneabschnitten eine Dynamik möglich. Eine österreichweite Auenstrategie könnte ein unterstützendes Instrument bei der Umsetzung der EU-Richtlinien sein. Daraus könnte eine win-win Situation für Wasserwirtschaft & Naturschutz entstehen. DI Erich Czeiner Land nö Regionalstellenleiter des Mostviertels Projektleiter der LIFE-Projekte 19

Bach, der mit der nahen Donau in Verbindung steht und bei Hochwasser der Entlastung dient. Auch in Österreich sind Ökosystem-Leistungen der Auen der Bevölkerung durchaus bewusst, wie eine neue Studie der Universität für Bodenkultur am Beispiel von Enns und Drau ergab. Die klare Wertschätzung der natur-leistungen (Erholung!) im Rahmen der zukünftigen Auenstrategie unterstützt also einen verstärkten Auenschutz. nach dem Workshop ging es mit dem Hausherrn und Gebietsbetreuer Ferdinand Lenglachner (li.) auf Auenexkursion in die Donau-Au bei Linz (Weikerlsee). Aufmerksame zuhörer waren thomas ofenböck und Andreas Römer (beide Stadt Wien). Gemeinsamer Weg zum Ziel überlegungen zur Auen-Strategie gibt es beim BMLFUW schon seit 2010. Das laufende LE-Projekt von Arge naturschutz und naturschutzbund will im gemeinsamen Bund-Länder-Prozess nicht nur die Strategie eruieren und formulieren, sondern auch ein kommunikations-netzwerk aufbauen. In Linz waren sich die teilnehmer einig, den Weg von der Formulierung und Verabschiedung bis zur gezielten Anwendung einer österreichischen Auen-Strategie gemeinsam zu beschreiten. Im Frühjahr formulierte ein Redaktionsteam ein erstes thesenpapier, welches beim nationalen Ramsar-Meeting Ende Mai besprochen wurde. über den Sommer 2014 sollen diverse Auen-nutzer in die Strategie-überlegungen involviert werden. Eine Arbeitsgruppe wird einen Strategieentwurf erstellen. Dieser soll auf einem weiteren Bund-Länder-Workshop wieder unter Einbindung wichtiger Auen-nutzer im Detail diskutiert werden. Somit dürfte bis Ende 2014 ein akkordierter finaler Entwurf der Auenstrategie vorliegen, den dann die Politik möglichst rasch verabschieden sollte. 20 Text: Dipl. Biogeogr. Alexander Zinke Workshop-Moderator Zinke Environment Consulting for CEE, Wien zinke.enviro@vienna.at Fotos (außer Porträts): Naturschutzbund Was kann die Auen-Strategie leisten? zum einen wird erwartet, dass die Strategie lokal wie auch länderübergreifend zum Instrument wird für einen effizienteren Auenschutz und dass sie Argumente für Projektfinanzierungen liefert. zudem sollen natura2000- und Hochwasser-Managementpläne auf die Auen-Strategie Bezug nehmen und auch die Flächen-Sicherung (Grundkäufe, auch mit Vorkaufsrecht) sich daran ausrichten. Gerade ÖWG-Gebiete könnten eine spezielle Rolle und Aufgabe ( Vorbild für Auen-Management ) erhalten. Daneben könnte ähnlich wie bei der Wasserkraft eine Auen-Potenzialanalyse mit Hilfe der neuen Datenbank genauer aufzeigen, welche Auentypen und -habitate in welchen Regionen Österreichs prioritär und relativ leicht erhalten werden sollen und können.