Germanistik Petra Richter Walther von der Vogelweide - Der Leopoldston Studienarbeit
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung...2 2. Überlieferung des Leopoldstons...3 3. Fürstenmahnung-Triade...6 3.1 Atzestrophe... 6 3.2 Gute und schlechte Werte... 8 3.3 Verkehrtes Regiment... 8 3.4 Sibechstrophe (Fragment)... 9 4. Wien Triade...11 4.1 Reinmarnachruf I... 11 4.2 Reinmarnachruf II... 13 4.3 Drei Wünsche... 14 5. Exkurs: Spruchdichtung als gattungsgeschichtliches Problem...16 5.1 Politische Lieder?... 16 5.2 Spruchdichtung: eine eigenständige Gattung?... 17 6. Fazit...21 7. Quellenverzeichnis...22 8. Literaturverzeichnis...22 1
1. Einleitung Der Leopoldston von Walther von der Vogelweide scheint auf den ersten Blick relativ unhomogene Strophen in sich zu bergen. Hier einen Zusammenhang zu finden und die Abschnitte nicht als etwas zufällig durcheinander Gewürfeltes zu betrachten, fällt zunächst schwer. Diese Ausarbeitung wird sich mit der Einordnung und Interpretation der einzelnen Sprüche des Gesamttons beschäftigen. Es soll gezeigt werden, dass die Anordnung der Sprüche keineswegs unproblematisch und in der Forschung umstritten ist. Daher widersprechen sich auch die Interpretationsansätze, die sich z.t. auf die Reihenfolge stützen. Abschließend soll in einem Exkurs die Gattungsproblematik vorgestellt werden. Die unterschiedlichen Forschungsmeinungen werden dabei exemplarisch an den Thesen von Friedrich Maurer und Kurt Ruh untersucht, bevor die Ergebnisse im Schluss zusammengefasst werden. 2
2. Überlieferung des Leopoldstons Die Strophen des Leopoldstones wurden hauptsächlich in der Handschrift C (C), auch Große Heidelberger Liederhandschrift oder Manesse-Kodex genannt, überliefert. Diese beinhaltet laut Schweikle 1 fünf Strophen in folgender Reihenfolge: Spottstrophe auf Gerhard Atze, Reinmarnachruf II, Verkehrtes Regiment, Gute und schlechte Werte und Drei Wünsche. Sie werden fortlaufend mit den Nummern C 30 bis C 34 gekennzeichnet. Von C 34 sind jedoch nur die ersten fünf Verse bis in scheid ir von ein ander niht (L 84,1, V. 5) notiert, die restlichen acht Zeilen wurden in kleinerer Schrift am unteren Rand nachgetragen. 2 Da sowohl diese als auch die zwei vorhergehenden Strophen einen anderen Schriftcharakter aufweisen als die beiden ersten, bildet dies zusammen mit der fehlenden Initiale von C 33 und dem Nachtrag von C 34 einen Hinweis auf ein späteres Aufzeichnen dieser drei Strophen. Dies war nicht unüblich: des Öfteren wurde in dieser Sammlung Raum für eine Ergänzung freigelassen 3, wobei diesmal jedoch der Platz ausnahmsweise wohl nicht ganz ausreichte. Der Nachtrag der Handschrift A (a), der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift, verzeichnet jedoch neben anderen anonymen Waltherstrophen zwei ebenfalls anonyme Reinmarstrophen, bei denen die zweite der schon in C aufgeführten (C 31) entspricht. Sie werden mit a 22 und a 23 bezeichnet a 23 entspricht wie schon erwähnt C 31, a 22 bildet somit den Reinmarnachruf I. Bei dieser nur in Handschrift A überlieferten Strophe fehlen in Vers neun ab dun spræches ie den vrowen wol (L 82,24, V. 9) einige Worte, die jedoch in Anlehnung an die Dichtung Reinmars, mit dessen Worten Walther in diesen zwei Strophen spielt, mit nur geringen Unterschieden von verschiedenen Forschern ergänzt werden konnten. Nach a 23 wurde noch Platz für eine dritte Strophe gelassen, der jedoch nie gefüllt wurde 4. Das Heiligenstädter Fragment (w xx ) enthält unter anderen auch noch eine siebente, jedoch anonyme Strophe, welche meist Walther und dem Leopoldston zugeordnet wird. Sie wird Sibechstrophe nach dem darin beschriebenen schlechten Berater Sibech genannt, besteht jedoch nur aus den letzten sieben Versen der Strophe 5, ohne dass die ersten dazu passenden Verse je gefunden wurden. Die den meisten Interpretationen zu Grunde liegende Reihenfolge der Strophen geht auf Lachmann zurück, welcher sie folgendermaßen ordnet: C 30, a 22, C 31 (bzw. a 23), C 32, C 33, C 34 und zuletzt die Sibechstrophe. Diese bezeichnet er der Reihe nach mit folgenden Ziffern: 83,11 (Spottstrophe auf Gerhard Atze), 82,24 (Reinmarnachruf I), 83,1 1 Vgl. Schweikle 1994, S. 484. 2 Vgl. ebd.. 3 Ebd.. 4 Vgl. Scholz 2005, S. 140. 5 Vgl. Schweikle 1994, S. 484. 3