Erfahrungsbericht PROMOS-Stipendium Auslandspraktikum Gastinstitution: Konrad-Adenauer-Stiftung Ort: Ramallah, Westjordanland / Palästinensische Gebiete Studienfach: Politik u. Wirtschaft des Nahen und Mittleren Ostens, PoWO Zeitraum: Januar 2017 April 2017 Meine Motivation für das Auslandspraktikum stammt aus bisherigen Erfahrungen und Aufenthalten in der Region sowie in Israel und den palästinensischen Gebieten. Dieses Interesse für den Nahen Osten wollte ich mit einer praktischen Erfahrung im Rahmen meines Pflichtpraktikums bei einer politischen Stiftung verbinden. Die Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah fördert in den palästinensischen Gebieten durch Projekte mit ihren lokalen Partnern unter anderem Rechtstaatlichkeit, Unternehmertum und Demokratisierung. Aufgrund des guten Rufes der Stiftung (insbesondere dieses Länderbüros) und der inhaltlichen Nähe zu meinem Studiengang bot sich die Absolvierung meines Pflichtpraktikums beim KAS-Länderbüro Palästinensische Gebiete an. Den Praktikumsplatz habe ich durch eine Initiativbewerbung bekommen. Generell kann man sich mit etwas Vorlauf, circa ein halbes Jahr, immer bei der KAS Ramallah bewerben. Kontaktdaten und Bewerbungsablauf finden sich auf der Webseite des Länderbüros. Ein passender sozialwissenschaftlicher Studiengang und Auslandserfahrungen (optimalerweise in der Region) sind hierbei von Vorteil, allerdings keine Ausschlusskriterien. Wünschenswert ist eine Praktikumsdauer von mindestens zwei, bestenfalls drei Monaten. Bessere Chancen hat man für Zeiträume außerhalb der Semesterferien, während diesen ist die Bewerberdichte nämlich höher. Ansprechpartner im CNMS können allgemein jedoch auch bei der Praktikumssuche behilflich sein. Mein Praktikum begann im Januar 2017 und dauerte drei volle Monate. Diese Dauer ist auch für die eigene Erfahrung empfehlenswert, da die Einarbeitung und das Eingewöhnen in die Arbeit und die neuen Lebensumstände ein paar Wochen dauern können.
Während des Praktikums war ich in den täglichen Arbeitsalltag voll eingebunden. Man erhält daher als Praktikant spannende Einblicke und bekommt regelmäßig interessante Aufgaben. Das Aufgabenspektrum war dabei sehr breit und reichte vom Verfassen von Veranstaltungsberichten, Evaluationen, der Betreuung der Webseite sowie der Social-Media Präsenzen des Länderbüros bis hin zu Grundlagenrecherchen und Analysen zu aktuellen Themen und der Organisation und Teilnahme von Veranstaltungen und Delegationsbesuchen. Besonders interessant waren der politisch-diplomatische Umgang und Arbeitsweise im besonders heiklen Umfeld Israel/Palästinensische Gebiete. Die Atmosphäre im Büro ist entspannt und freundlich. Mittags wird im Büro außerdem häufig gemeinsam gekocht. Die Betreuung ist sehr gut und man erhält zwei ausführliche Feedbackgespräche. Da es für mich nicht das erstes Mal im Westjordanland war, habe ich meine Wohnung über einen alten Freund aus dem Westjordanland selbst organisiert. Ich habe gemeinsam mit zwei weiteren Ausländern aus Kopenhagen und Barcelona in einer WG nahe des Zentrums gewohnt. Eine Unterkunft muss man sich selber organisieren, die Stiftung kann jedoch bei der Suche behilflich sein. Generell ist es nicht schwer ein WG-Zimmer in Ramallah zu finden. Auf diversen Facebook-Seiten zu Ramallah (Secrets of Ramallah, Apartments in Ramallah) und einer Yahoo-Gruppe (RamallahRamallah) finden sich in der Regel schnell Zimmer und Wohnungen. Die meisten WGs sind jedoch nur mit Ausländern; WGs gemeinsam mit Palästinensern sind selten (jedoch möglich). Preislich müssen für ein WG-Zimmer circa 200$-400$ eingeplant werden, je nach Lage und vor allem Komfort. Insgesamt sollte man pro Monat mit mindestens 600-800 für alle Ausgaben (inklusive Wohnung) rechnen. Reisen und Ausflüge sind dabei nicht eingeschlossen. Lebensmittel aus Supermärkten sind teurer als in Deutschland, Alkohol ebenso. Dafür sind Obst und Gemüse vom Markt in der Regel recht günstig. Es empfiehlt sich außerdem eine Reisezusatzversicherung abzuschließen, um auf der sicheren Seite zu sein, sollten größere medizinische Kosten anfallen. Das Praktikum ist unvergütet, es gibt allerdings ein kleines Taschengeld. Das PROMOS-Stipendium deckte insgesamt gut einen Monat meines dreimonatigen Praktikums ab. Die übliche Währung im Westjordanland ist der Neue Israelische Schekel (NIS). Aktuell ist der Umrechnungsfaktor circa 1-4NIS. Am Flughafen in Tel Aviv sollte nur das nötigste für 1-2 Tage getauscht werden. Die Wechselstuben vor Ort in Ramallah bieten wesentlich attraktivere Kurse an; Schekel Abheben kann man zudem (besonders empfehlenswert: DKB Visakarte, da keine Gebühren und Währungsverlust) an fast jedem Geldautomaten.
Über die politische Lage vor Ort sollte man sich selbstverständliche eigenständig vor einem Praktikum im Westjordanland informieren, auch und besonders über jüngste Ereignisse (empfehlenswert für aktuelle Ereignisse: Haaretz und Ma an-news). Eine Recherche vorab ist ebenso bezüglich der Ein- und Ausreise sowie Übertritt ins Westjordanland empfehlenswert. Die KAS Ramallah hilft auch hier bei Fragen weiter. Generell ist der Aufenthalt im Westjordanland für Ausländer relativ sicher. Zum Wetter sollte angemerkt werden, dass die Winter im Westjordanland ähnlich kalt sind wie in Deutschland, lediglich ein paar Grad wärmer. Die Wohnungen sind jedoch schlecht isoliert und verfügen meist über keine Zentralheizung. Dementsprechend sollte viel warme Kleidung etc. und mehr Nebenkosten (Elektro- und/oder Gasheizer) eingeplant werden. Sprachkenntnisse des Arabischen sind sowohl bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz, als auch für das Leben vor Ort hilfreich, jedoch definitiv nicht notwendig. Die Arbeitssprachen bei der KAS Ramallah sind Deutsch und Englisch; Arabischkenntnisse sind natürlich ein Plus. In Ramallah und den meisten anderen größeren Städten spricht die Mehrheit der Palästinenser mindestens etwas Englisch, viele auch ziemlich gut. Gute Englischkenntnisse sind daher eine Grundvoraussetzung für das Praktikum und den Aufenthalt. Insgesamt kann ich das Praktikum bei der KAS Ramallah uneingeschränkt empfehlen, besonders für Studierende der Geisteswissenschaften, die bestenfalls schon etwas Erfahrung im Nahen Osten und/oder in Israel und im Westjordanland gesammelt haben. Eine Mitgliedschaft und/oder aktive Mitarbeit in der Union sind für ein Praktikum nicht gefordert, man sollte jedoch mit den Grundwerten der Stiftung übereinstimmen.
Weihnachtsbaum im Zentrum Ramallahs Mitte Januar. Aufgrund der Vielzahl an Glaubensrichtungen unter palästinensischen Christen wird Weihnachten an unterschiedlichen Tagen gefeiert. Neben dem 25. Dezember und dem 7. Januar für orthodoxe Christen, feiern Anhänger der armenisch-apostolischen Kirche in Palästina Weihnachten erst am 19. Januar.
Aussicht auf nördliche Vororte von Ramallah. Die Winter sind im Westjordanland leider oft recht kalt und grau. Die Altstadt Jerusalems. Im Zuge der Arbeit sowie auch an bei Wochenendausflügen kommt man sehr schnell und häufig nach Jerusalem, muss hierfür jedoch jedes Mal Checkpoints der israelischen Armee passieren.