Analysen zur Rapsproduktion in Praxisbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern Anbaukonzentration am Limit

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Transkript:

Analysen zur Rapsproduktion in Praxisbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern A. Ziesemer und Dr. R.- R. Schulz, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Institut für Pflanzenproduktion und Betriebswirtschaft Winterraps ist die wichtigste in Deutschland angebaute Ölsaat und eine unverzichtbare Blattfrucht in getreidebetonten Fruchtfolgen. Aufgrund günstiger Erzeugerpreise zählt Raps zu den wirtschaftlich attraktivsten Fruchtarten. Landwirte nutzen die relative Vorzüglichkeit und die gute Vorfruchtwirkung dieser Kultur. Für den wirtschaftlichen Erfolg der Landwirtschaftsbetriebe bildet der Raps eine wesentliche Grundlage. Sein Anteil an den Umsatzerlösen reiner Ackerbaubetriebe erreichte 2011 knapp ein Viertel (Testbetriebsauswertung MV, T. Annen). Der Anbauumfang von Winterraps in Deutschland blieb trotz Ausweitung des Energiepflanzenanbaus, insbesondere von Mais, seit dem Jahr 2005 relativ konstant und lag im Bereich zwischen 1,3-1,5 Millionen ha. Mecklenburg-Vorpommern ist aufgrund günstiger Klima- und Bodenbedingungen das Bundesland mit der größten Anbaufläche. Diese lag in den letzten Jahren meist im Bereich zwischen 200 bis 250 Tha. Die Schlagkarteianalysen der Referenzbetriebe der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV) ermöglichten repräsentative Aussagen zu Wirtschaftlichkeit und Verfahrensgestaltung des Rapsanbaus im Land. Dabei wurden jährlich im Rahmen von Schlagkarteianalysen Daten von ca. 7.000-10.000 ha Raps erfasst. Anbaukonzentration am Limit In Mecklenburg-Vorpommern nahm der Winterraps in den letzten Jahren im Durchschnitt 21 bis 24 Prozent der Ackerfläche ein. Daher ist aus phytosanitären Gründen kaum noch eine Ausweitung der Anbaufläche möglich. Klassische Fruchtfolgen mit einem Anbauanteil von 33 Prozent Raps (Raps-Winterweizen-Wintergerste oder Raps-Winterweizen-Winterweizen) werden langjährig erfolgreich praktiziert. In Gebieten mit einer hohen Konzentration von Raps in der Fruchtfolge wird auf vielen Schlägen die Mindestanbaupause von zwei Jahren nicht konsequent eingehalten, was langfristig zu einer Anreicherung von Schaderregern führt (z. B. Kohlhernie). Überhöhte Rapsanteile können entstehen, wenn nicht alle Flächen für den Rapsanbau zur Verfügung stehen, z. B. mangels Eignung oder wenn sie für Ackerfutter und Hackfrüchte benötigt werden. Bei gestiegenen Rapspreisen und nach dem Wegfall der Stilllegungsverpflichtungen dehnte sich der Anbau auch auf weniger geeignete, ertragsschwache sandige Diluvialstandorte aus. Abgesehen von reinen Sandböden nimmt auch dort der Raps die Rolle der dominierenden Blattfrucht in den Fruchtfolgen ein. Je nach Boden- und Klimabedingungen variiert der Rapsanteil an der Ackerfläche erheblich (Abbildung 1). Direktkostenfreie Leistungen von Raps und Weizen im Vergleich Im Durchschnitt von acht Jahren lagen die direktkostenfreien Leistungen von Winterraps und Winterweizen auf einem vergleichbaren Niveau (Abbildung 2). In einzelnen Jahren wie 2007 und 2009 beeinflussten stark unterschiedliche Erzeugerpreise die direktkostenfreien Leistungen beider Fruchtarten, so dass sich große Differenzen ergaben. Die Einbeziehung der Vorfruchtwerte verdeutlicht die ökonomischen Vorteile des Rapses für den umfangreichen Qualitätsweizenanbau in MV. Nach Raps werden im Weizen die höchsten Erträge und Rentabilitäten erzielt. Dagegen fällt bei der Selbstfolge (Weizen nach Weizen) die direktkostenfreie Leistung um 134 /ha ab. Auch Zuckerrüben und Silomais kommen nicht an den hohen Vorfruchtwert des Rapses heran (Abbildung 3). 1

In einer 5-jährigen Auswertung von Betrieben, die sowohl Raps als auch Winterweizen bzw. Winterroggen angebaut hatten, zeigte sich erwartungsgemäß eine Zunahme der Kornerträge und der direktkostenfreien Leistungen mit ansteigender Bodengüte (Tabelle 1). Insbesondere auf den sandigen Böden (D2) war der Raps dem Roggenanbau hinsichtlich der direktkostenfreien Leistung deutlich überlegen. Auf den besseren Standorten erreichte der Raps gegenüber Winterweizen ebenfalls eine höhere direktkostenfreie Leistung. Tabelle 1: Kornertrag und direktkostenfreie Leistung ( /ha) von Raps und Getreide nach Natürlichen Standorteinheiten (NStE) in Referenzbetrieben der LFA MV (Mittel 2008-2012) NStE Kornertrag dt/ha direktkostenfr. Leistung /ha Winterraps WW/WRo 1) Winterraps WW/WRo 1) Vorteil von Raps D2 33,2 48,4 658 371 +287 D3 35,3 65,2 781 709 + 72 D4 40,3 74,1 963 870 + 93 D5/6 42,8 83,1 1.042 1.012 + 30 1) auf D2-Standorten Hybridroggen, ab D3-Standorte Winterweizen Analyse von Bodenbearbeitung und Aussaat In den Referenzbetrieben lag der Anteil pfluglos bestellten Winterweizens nach Raps fast bei 90 Prozent. Auch beim Raps wurden durchschnittlich 50 Prozent der Schläge pfluglos bestellt. Nach Vorfrucht Wintergerste war der Anteil der nichtwendenden Bodenbearbeitung etwas niedriger als nach Vorfrucht Winterweizen. In der direktkostenfreien Leistung zwischen wendender und nichtwendender Bodenbearbeitung bestanden nur geringe Unterschiede. Arbeitswirtschaftliche Vorteile sind hierbei noch nicht eingeflossen. Die Analyse der Aussaat hat ergeben, dass im fünfjährigen Mittel 85 Prozent des Rapses in der Zeit zwischen dem 15.8. und 4.9. bestellt wurden (Tabelle 2). Der Anteil von Frühsaaten bis 15.8. und Spätsaaten nach dem 4.9. blieb im Durchschnitt unter 10 Prozent. Jahresbedingte Verschiebungen dieser Relationen sind auf Besonderheiten der Witterung zurückzuführen. So führte der sehr nasse August 2010 zu einer verzögerten Räumung der Vorfrüchte, woraus sich beim Raps vielerorts eine Saatzeitverspätung ergab. In anderen Jahren (2009 u. 2010) wurde die Rapsaussaat bereits vor dem 4. September abgeschlossen. Tabelle 2: Prozentuale Verteilung der Aussaattermine von Winterraps in Referenzbetrieben der LFA MV Erntejahr Aussaattermine in Prozent bis 15.8. 16.-25.8. 26.8.-4.9. nach dem 4.9. 2008 5 52 41 2 2009 14 63 23-2010 16 69 15-2011 1 51 22 26 2012 2 47 44 7 2008-2012 8 56 29 7 Hinsichtlich des Kornertrages und der direktkostenfreien Leistung wurden die besten Ergebnisse im Saatzeitbereich zwischen dem 16. und dem 25. August erzielt (Tabelle 3). Frühsaaten fielen geringfügig, Spätsaaten stärker ab. Die Zunahme der Saatgutkosten bei späterer Aussaat ist auf den verstärkten Einsatz von Hybridsaatgut, weniger auf eine Erhöhung der Saatmenge, zurückzuführen. 2

Tabelle 3: Kornertrag und direktkostenfreie Leistung ( /ha) von Winterraps in Referenzbetrieben der LFA MV (Mittel 2008-2012) Erntejahr Kornertrag (dt/ha) Saatgutkosten ( /ha) Saatmenge (kf. Kö/m²) Direktkostenfr. Leistung ( /ha) 1) 2009 und 2010 nicht vorhanden Aussaattermine bis 15.8. 16.-25.8. 26.8.-4.9. nach dem 4.9. 1) 41,1 41,6 39,2 (35,7) 50 60 64 (70) 42 46 43 (45) 987 999 932 (899) Stickstoffdüngung Die Höhe der gesamten Stickstoffdüngung zum Winterraps lag im Mittel der letzten 5 Jahre bei 235 kg N/ha. In diesem Wert sind die organische Düngung und mineralische Stickstoffgaben im Herbst enthalten. Der Anteil der organischen an der gesamten Stickstoffdüngung erreichte rund 10 Prozent (23 kg N/ha). In den Erntejahren 2011 und 2012 wurden bereits im Herbst 42 bzw. 34 kg N/ha gedüngt. Hier könnte nach Ergebnissen aus Exaktversuchen ein gewisses Einsparpotenzial liegen, da durch N-Herbstgaben keine gesicherten Ertragssteigerungen erzielbar waren und die Effizienz von N-Frühjahrsgaben höher einzuschätzen ist. Die stärkere Berücksichtigung der bereits im Herbst aufgenommenen Stickstoffmengen im Rahmen des Biomassemodells kann ebenfalls zu einer bedarfsgerechteren N-Düngung beitragen. Ein wichtiger Gradmesser für die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion ist der Stickstoffüberschuss. Hierbei schneidet der Raps bekanntlich vergleichsweise ungünstig ab. Raps weist mit 99 kg N/ha im 5-jährigen Mittel der Referenzbetriebe der LFA einen sehr hohen N-Saldo aus, der aus dem hohen N-Düngebedarf und der niedrigen N-Abfuhr mit dem Erntegut resultiert (Abbildung 4). Die N-Salden hängen jedoch stark vom Ertrag ab. Ist dieser niedrig wie 2011, fallen die N-Überhänge sehr hoch aus. Bei hohen Erträgen wie 2009 lag der N-Saldo dagegen nur bei 69 kg N/ha. In Abhängigkeit vom Standort (D2 bis D5/6) wurden im fünfjährigen Mittel nur geringe Unterschiede in den N-Salden ermittelt (max. 6 kg N/ha). Die Stickstoffdüngung wurde demnach auf den sandigen Böden der geringeren Ertragserwartung angepasst. Grundsätzlich besteht beim Raps die Problematik, dass zum Zeitpunkt der Stickstoffdüngung die Ertragserwartung und der weitere Witterungsverlauf nicht vorhersehbar sind. Von den N-Überhängen des Rapses profitieren nachfolgende Kulturen. Im Vergleich zum Stoppelweizen lagen die durchschnittlichen Erträge beim Rapsweizen um 7,6 dt/ha höher bei einem um 19 kg/ha niedrigeren N-Aufwand. Fazit Der Ackerbau wird in Mecklenburg-Vorpommern vom Qualitätsweizen- und Rapsanbau dominiert. Von dem hohen Vorfruchtwert des Rapses profitiert insbesondere der Qualitätsweizenanbau. Auch auf den sandigen Böden ab Ackerzahl 23 (D2-Standorte) erwies sich der Raps als anbauwürdig und kann hier zur Auflockerung der Fruchtfolgen beitragen. Aufgrund der bereits hohen Anbaukonzentration von Raps ist eine weitere Ausdehnung in Mecklenburg-Vorpommern aus phytosanitären Gründen kaum noch möglich. Langjährige Schlagkarteiauswertungen in Referenzbetrieben der Landesforschungsanstalt ermöglichten eine repräsentative Analyse der Rapsproduktion. So werden z. B. auf ca. 50 3

Prozent der Rapsfläche konservierende Verfahren der Bodenbearbeitung mit Erfolg praktiziert. Im fünfjährigen Durchschnitt erfolgte die Rapsaussaat zu 85 Prozent in der Zeit zwischen dem 16. August und 4. September. Hinsichtlich des Kornertrages und der direktkostenfreien Leistung wurden die besten Ergebnisse im Saatzeitbereich zwischen dem 16. und dem 25. August erzielt. Als problematisch ist die hohe N-Hinterlassenschaft des Rapses anzusehen. Diese tritt vor allem in Jahren mit niedrigen Erträgen auf. Ansatzpunkte für einen noch effizienteren N- Einsatz werden in der stärkeren Berücksichtigung der N-Aufnahme im Herbst über das Biomassemodell gesehen. Durch die gute Vorfruchtwirkung des Rapses wurden in den Betriebsanalysen höhere Kornerträge und Einsparungen an Stickstoff im nachfolgenden Winterweizen nachgewiesen. 4

Abbildung 1: Anteil der Rapsfläche an der Ackerfläche in den Boden-Klima-Räumen MV 2010 (Statistisches Amt MV) Abbildung 2: Direktkostenfreie Leistung von Weizen und Raps in Referenzbetrieben der LFA MV 5

Abbildung 3: Winterweizen nach Vorfrüchten in Referenzbetrieben der LFA MV Mittel 2003 bis 2012 Saldo Abfuhr Ertrag 250 60 200 48,1 50 kg N/ha 150 100 50 100 41,6 69 93 42,1 139 30,5 94 41,3 40 30 20 10 dt/ha 0 2008 2009 2010 2011 2012 0 Abbildung 4: Kornerträge und N-Salden bei Winterraps in Referenzbetrieben der LFA 6