20 Jahre Brandenburg 20 Jahre brandenburgische Jugend

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Transkript:

20 Jahre Brandenburg 20 Jahre brandenburgische Jugend Pressefrühstück, Staatskanzlei Potsdam, 19. Oktober 2010 Institut für angewandte Familien-, Kindheitsund Jugendforschung e.v. an der Universität Potsdam Prof. Dr. habil. Dietmar Sturzbecher Tel.: +49 (0)172-39 35 249 E-Mail: dietmar@sturzbecher.de

Informationen zur Studie Jugend in Brandenburg 2010 Seit Anfang der 1990er Jahre werden Veränderungen der Lebenssituation und der Einstellungen Jugendlicher im Land Brandenburg in periodischen Abständen erhoben und analysiert (bisher 7 Messzeitpunkte). Im Jahr 2010 wurden 3.132 Jugendliche, fast alle im Alter von 12 bis 20 Jahren, in 40 zufällig ausgewählten Schulen und Oberstufenzentren des Landes Brandenburg befragt. Die Studie wurde von den brandenburgischen Ministerien für Bildung, Jugend und Sport sowie Arbeit, Soziales, Frauen und Familie gefördert. 2/12

Wertorientierungen Hedonistischselbstverwirklichende Werte stehen an erster Stelle; auch Gesund leben gewinnt an Wertschätzung. Soziale Werte (Familie, für andere da sein) haben seit 1993 beständig an Bedeutsamkeit gewonnen. Die Bedeutsamkeit materieller und leistungsfeindlicher Wertorientierungen ist leicht rückläufig. Aktives politisches Engagement weist für die Jugendlichen die geringste Bedeutsamkeit auf. (Mittelwerte einer Skala von 1 = Überhaupt nicht bedeutsam, 2 = Kaum bedeutsam, 3 = Bedeutsam, 4 = Sehr bedeutsam ) 3/12

Belastungssituationen in den Familien Im Vergleich zu den 1990er Jahren haben heute mehr Jugendliche bereits Belastungssituationen in der Familie erlebt. Arbeitslosigkeit: 53,4%; Schwierige finanzielle Situation: 48,7%; Trennung d. Eltern: 35,0% Während die Belastungen durch Arbeitslosigkeit (-3,9%) und schwierige finanzielle Situationen (-2,4%) in den letzten fünf Jahren zurückgegangen sind, haben heute mehr Jugendliche als je zuvor die Trennung der Eltern erlebt (+1,7%). 4/12

Zufriedenheit mit der finanziellen Situation und den Freizeitmöglichkeiten Die Mehrheit der brandenburgischen Jugendlichen ist mit der Lebenssituation zufrieden. Insbesondere die Zufriedenheit der Jugendlichen mit ihrer finanziellen Situation und ihren Freizeitmöglichkeiten ist in den letzten zehn Jahren stetig gestiegen. Finanzielle Situation Zufrieden / Eher zufrieden : 63,8% (2005: 61,5%; 1999: 60,2%) Freizeitmöglichkeiten Zufrieden / Eher zufrieden : 78,4% (2005: 73,3%; 1999: 69,7%) 5/12

Familienklima Die Mehrheit der brandenburgischen Jugendlichen kann sich vollkommen auf ihre Familien verlassen (65,3%) und ist mit dem allgemeinen Familienklima völlig zufrieden (54,1%). Bei den beiden Indikatoren zum Familienklima werden die höchsten Werte seit 1993 bzw. 1996 erreicht. Kinder aus Stieffamilien geben deutlich seltener an, sich auf ihre Familie verlassen zu können (57,5%) und mit dem Familienklima zufrieden zu sein (44,8%). 6/12

Schulzufriedenheit und Soziale Lehrqualität Die Zufriedenheit der Jugendlichen mit ihrer Schul- und Ausbildungssituation ist in den letzten fünf Jahren leicht angestiegen. Zufrieden : 38,2% (2005: 38,0%); Eher Zurieden : 46,2% (2005: 43,4%) Die Soziale Lehrqualität (z.b. Lehrer gehen auf Fragen ein, Notengebung ist gerecht. ) ist in den letzten zehn Jahren deutlich angestiegen. Hoch : 18,6% (1999: 9,1%); Eher Hoch : 57,8% (1999: 50,4%) Bei der Sozialen Lehrqualität zeigt sich für die letzten 5 Jahren allerdings auch ein Polarisierungseffekt. Niedrig : 5,9% (2005: 3,8%) 7/12

Berufsbezogener Zukunftsoptimismus In den letzten fünf Jahren ist der Berufsbezogene Optimismus deutlich angestiegen; er befindet sich auf dem höchsten Stand seit 1993. Hoch : 21,5% (2005: 13,3%) Eher hoch : 65,4% (2005: 59,4%) 8/12

Zukunftschancen Ostdeutscher und Westdeutscher Die Zukunftschancen von ostdeutschen Jugendlichen im Vergleich zu westdeutschen Jugendlichen werden deutlich gleichwertiger eingeschätzt als im Jahr 2005. Chancengleichheit bei Arbeitsplatz: +24,6%, Chancengleichheit bei Einkommen: +13,8% Nur noch für rund 21 Prozent der Jugendlichen besitzt die Unterscheidung zwischen Ostdeutschen und Westdeutschen Relevanz. 9/12

Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit In den letzten fünf Jahren hat die Akzeptanz von rechtsextremistischen und ausländerfeindlichen Statements nochmals deutlich abgenommen. Der Anteil der Jugendlichen, die rechtsextremistische (60,2%) und ausländerfeindliche (45,7%) Statements völlig ablehnen, war zu keinem Erhebungszeitpunkt der Zeitreihenstudie so groß wie im Jahr 2010. Die Ergebnisse ähneln den Werten, die Mitte der 1990er für westliche Bundesländer ermittelt wurden (z.b. völlige Ablehnung von Rechtsextremismus in NRW im Jahr 1996: 60,4%). Aber: Auch 2010 findet sich ein harter Kern von ca. 3% rechtsextremen Jugendlichen. 10/12

Zufriedenheit mit der Landespolitik In den letzten fünf Jahren ist die Zufriedenheit mit der Landespolitik bei allen erfassten Aspekten deutlich gestiegen. 11/12

Fazit 1. Die brandenburgischen Jugendlichen blicken überwiegend zufrieden und optimistisch in die Zukunft; sie vertrauen auf ihre Familien. 2. In einigen Bereichen zeigen sich Polarisierungstendenzen (z.b. bei der Schulzufriedenheit), und es finden sich Teilgruppen, deren Lebenssituation deutlich von den vorgestellten Durchschnittswerten abweicht (z.b. Jugendliche aus Stieffamilien und Familien Alleinerziehender). 3. Die Ergebnisse der Studie von 2010 (z.b. zur Ablehnung von Rechtsextremismus und zu den Chancen von Ost- und Westdeutschen) legen nahe, dass die brandenburgischen Jugendlichen in der Bundesrepublik angekommen sind. 12/12