Armut und Soziale Exklusion Ausmaß, Dimensionen und Ansatzpunkte für Prävention

Ähnliche Dokumente
Kinderarmut nicht mit uns!

Armut. Definitionen von Armut

Handout zur Kreissynode Spandau am Jürgen Kroggel

Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg

Armut Fakten, Positionen und Handlungsmöglichkeiten. vorgestellt von Martin Debener der Paritätische NRW

Wer nicht von Reichtum redet, sollte über Armut schweigen

Die Auswirkungen von Armut in der Kindheit. Hörsaal City Dr. David H. Gehne Ruhr-Universität Bochum ZEFIR

Sozialbericht NRW 2007

Hartz IV ist Armut per Gesetz!

Erster Armuts- und Reichtumsbericht für Baden-Württemberg. Ergebnisse und Perspektiven

Armut in Deutschland. Entwicklungstendenzen und Ursachen Olaf Groh-Samberg, Universität Bremen

Armuts- und Sozialberichterstattung auf Kreisebene

Analysen zur Einkommensarmut mit dem Mikrozensus

EINKOMMENSICHERUNG & ARMUT IM DEUTSCHEN SOZIALSTAAT. Dr. Eric Seils WSI-Herbstforum November 2015, Berlin

Nr. 133 Informationen für Lehrerinnen und Lehrer Armut in Europa Auch eine Frage der Definition In dieser Ausgabe Der gebr

Ursachen und Wandel familialer Armut in Deutschland Erste Befunde auf Basis der Mikrozensen 1962 bis 2004

Hartz IV ist Armut per Gesetz!

Wirtschaft, Arbeit, Sozialpolitik. Brennpunkte der Wirtschaftsethik. Institut für Christliche Sozialwissenschaften Universität Münster

Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Saarland

Wirtschaft und Armut. vorgestellt von Dr. Jan Tietmeyer und Martin Debener

Armut bei Kindern Prävention und soziale Gegensteuerung

Armut (in Deutschland)

Wirtschaft und sozialer Staat. Modelle des politischen Ausgleichs der kapitalistischen Ökonomie in Deutschland

Von alleine wächst sich nichts

Überschuldung und Armut Gemeinsamkeiten und

Gesundheitliche Konsequenzen von Armut und sozialer Ungleichheit

Alter, Armut und Gesundheit

Armut in Deutschland (K)ein Thema?!

Kinderarmut in Deutschland. Stand:

Fachtag Trotz allem...! Großwerden gelingt Gemeinsame Erarbeitung eines Kinderschutzkonzeptes

Armut und Gerechtigkeit

Armut und Gesundheit Was tut sich in Deutschland? Prof. Dr. Rolf Rosenbrock. Tagung Gesundheit und Armut Fachhochschule Bern 09.

Handbuch Armut und Soziale Ausgrenzung

Soziales ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG. Kein Randphänomen

Ökonomische Ungleichheit und Mobilität in Deutschland: Fakten und Trends

Gesundheitliche Auswirkungen von Armut

Der Mikrozensus als Datenquelle einer Sozialberichterstattung für behinderte Menschen

DAUERHAFTER REICHTUM UND VERFESTIGTE ARMUT

Teil B Der Bericht 7

Theoretische Rahmenkonzepte

Familiale Armutslagen und ihre Folgen für Kinder. Prof. Dr. Sabine Walper LMU München

REICHTUM IN DEUTSCHLAND

'HU1DWLRQDOH$UPXWV XQG5HLFKWXPVEHULFKW

Ausgewählte Armutsgefährdungsquoten

Altersarmut in Deutschland

Armut definieren Armut wahrnehmen Armut verstehen

ARMUT UND SOZIALE TEILHABE IN DER ARMUTS- UND REICHTUMSBERICHTERSTATTUNG DER BUNDESREGIERUNG

Darum geht es bei der Aktion gegen Kinderarmut nehmen wir uns etwas vor! Nikolaus Immer

Arm sein. Was bedeutet das für unsere Kinder und ihre Lebensperspektiven?

Soziale Ungleichheit und Bildungschancen

Armutsprävention in Thüringen strategische Ansätze im ESF

Armut und soziale ausgrenzung in Europa

Kinderarmut in Berlin Eine Analyse mit dem Mikrozensus

Kommunalsalon Transferagentur Nord-Ost Bildungsmanagement und Bildungsmonitoring Güstrow,

Entwicklung von Armut und Reichtum in Niedersachsen 2008

Kinderarmut in Deutschland

22. Februar 2016 im BMAS

Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln

SOZIALE LAGE UND GESUNDHEIT

Armutssensibles Handeln Armut verringern Teilhabe fördern Wie kann das gelingen?

Tür auf! Jedem Kind eine Chance! Armut bekämpfen, Kinder stärken!

Armut in Deutschland Text erstellt für die Nationale Armutskonferenz

Soziale Unterschiede in der Lebenserwartung

Statistisches Bundesamt

Jede/r Fünfte in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen

Interkommunales Projekt für mehr Chancengerechtigkeit (InterProChance)

Sozialberichterstattung NRW. Kurzanalyse 2/ Bildung und Armut

Armut verringern Teilhabe fördern

Soziale Mobilität und Reichtum in Deutschland

Ergebnisse der Jugendinfo- Studie

Wie relativ ist Kinderarmut?

Städtebauförderung in Nordrhein- Westfalen Präventive Investitionen im Quartier

Wieviel Gesundheitsförderung macht das Präventionsgesetz möglich?

Soziale Gerechtigkeit und Teilhabe: Zielverletzungen durch Armut

Armut vermeiden ist besser als Armut bekämpfen

Über Möglichkeiten und Grenzen der Armutsmessung

WAS IST ARMUT? HANDLUNGSNOTWENDIGKEIT UND HANDLUNGSOPTIONEN

Partizipation von Migrantinnen und Migranten am Arbeitsmarkt

Armut in Deutschland. Stand: 3. März 2010 Stand: 19. Februar 2010

Kommunale Mikrodaten - was wissen wir über die Entwicklung von Kindern?

Gesundheitsförderung von Familien in defizitären Wohnverhältnissen

ASD Bundeskongress in München bis Zuwanderung aus Südosteuropa - neue Herausforderung für den ASD?!

Ursachen und Phänomene von steigender Armut in Bremen und Bremerhaven

1. Auch in einem relativ reichen Bundesland wie Baden-Württemberg existieren Armut und soziale Ausgrenzung.

Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrates des Kantons Zürich

JUGENDARMUT. Ursachen, Folgen, Konsequenzen. Gliederung. Armutsdefinitionen. Übereinkommen über die Rechte des Kindes. Gliederung

Lebens- und Arbeitssituationen von Alleinerziehenden

Thema 7. Gesundheit und soziale Ungleichheit. 13. Juni Verschiedene Formen von Ungleichheit. Unterscheiden:

Coram Center, London. Kinder- und Familienzentren in der kommunalen Bildungslandschaft. Beate Irskens. Gleiche Chancen für alle!

WARUM GERECHTE GESELLSCHAFTEN FÜR ALLE BESSER SIND RICHARD WILKINSON UND KATE PLCKETT

DER ÖGD ALS KOORDINIERENDER AKTEUR? Möglichkeiten und Grenzen bei der Gestaltung kommunaler (Inklusions-) Strategien

Sozialpolitische Strategien gegen Armut

Die OECD, die Armut und das Frauenministerium

Die Definition von Kinderarmut

Es gilt das gesprochene Wort!

Maßnahmen und Handlungsempfehlungen der Landesregierung zur Armutsbekämpfung und Armutsprävention, insbesondere zum Bereich Kinderarmut

Familien im Rhein-Sieg-Kreis Sozialbericht der Wohlfahrtsverbände im Rhein-Sieg-Kreis. Wohlfahrtsverbände im Rhein-Sieg-Kreis

Eine alternative Stadtführung in Innsbruck. Handreichung zum Rundgang der Not

Alt werden, aktiv bleiben, selbstbestimmt leben -Soziale Lage und Gesundheit-

7. Verteilung von Einkommen und Vermögen

Transkript:

Armut und Soziale Exklusion Ausmaß, Dimensionen und Ansatzpunkte für Prävention Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag 2017 Fachforum: Kommunale Prävention von Sozialer Exklusion 30. März 2017 Dr. Johannes Schütte Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 1 Gliederung 1. Wie wird Armut definiert/ gemessen? 2. Ist Armut ein gesellschaftliches Problem? Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 2 1

1. Wie wird Armut definiert/ gemessen? Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 3 1. Wie wird Armut definiert/ gemessen? Relative Armut definiert Armut immer im Vergleich zur jeweiligen Umwelt eines Menschen EU-Armutsdefinition: Als arm gelten Einzelpersonen, Familien und Personengruppen die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist. Quelle: EU-Ministerrat 19984, zit. nach BMAS 2001: XIV von Armut Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 4 2

1. Wie wird Armut definiert/ gemessen? Relative Armut definiert Armut immer im Vergleich zur jeweiligen Umwelt eines Menschen EU-Armutsdefinition: Als arm gelten Einzelpersonen, Familien und Personengruppen die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist. Quelle: EU-Ministerrat 19984, zit. nach BMAS 2001: XIV Lebenslagenansatz: Lebenslagendimensionen Materielle Lage (Kleidung, Wohnen, Nahrung, Partizipation u.a.) Soziale Lage (soziale Kompetenz, soziale Kontakte u.a.) Gesundheitliche Lage (physisch und psychisch) Kulturelle Lage (kog. Entwicklung, Sprache, Bildung, kult. Kompetenzen u.a.) Quelle: ISS (Hrsg.) 2012: S. 7 Ressourcenansatz: Einkommen zur Bestimmung von Armut Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 5 1. Wie wird Armut definiert/ gemessen? Einkommen zur Bestimmung von Armut Armutsgrenze: Arm bzw. Armutsgefährdet ist wer über weniger als 60 Prozent des Medianwertes des bedarfsgewichteten Pro-Kopf-Haushaltsnettoeinkommen verfügt. (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.) 2013) Je nach gewählter... Armutsgrenze (40%, 50%, 60% / Arithmetisches Mittel, Median), Datenquelle (Mikrozensus, EVS, SOEP, EU-SILC), Gewichtung der Haushaltsmitglieder (alte, neue OECD-Skala)... ergibt sich eine andere Armutsquote. Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 6 3

2. Ist Armut ein gesellschaftliches Problem? Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 7 Armut: Ein gesellschaftliches Problem in Deutschland!? Armutsquote in Deutschland 1992-2014 Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 8 4

2. Ist Armut ein gesellschaftliches Problem? Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.) 2017 Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 9 2. Ist Armut ein gesellschaftliches Problem? Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales 13: XII Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 10 5

2. Ist Armut ein gesellschaftliches Problem? Immer mehr Menschen sind langfristig arm: Zwischen 1991 und 1995 schafften es rund 58 Prozent der Armen, in eine höhere Einkommensgruppe aufzusteigen Zwischen 2009 und 2013, gelang das nur noch 50 Prozent Die Reichen bleiben immer häufiger reich: Zwischen 1991 und 1995 konnten sich rund 50 Prozent der sehr Reichen in der obersten Einkommensklasse halten Zwischen 2009 bis 2013 waren es fast 60 Prozent Quelle: WSI-Verteilungsbericht 2016: 7ff Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 11 2. Ist Armut ein gesellschaftliches Problem? & soziale Mobilität nimmt ab Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 12 6

Armut ist ungleich verteilt! Räumlich Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 13 Quelle: Paritätischer 2017: 11 Armut ist ungleich verteilt! Nord-Süd-Gefälle Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 14 Quelle: Paritätischer 2017: 11 7

Armut ist ungleich verteilt! Nord-Süd-Gefälle & Ost-West-Gefälle Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 15 Quelle: Paritätischer 2017: 11 Armut ist ungleich verteilt! Nord-Süd-Gefälle & Ost-West-Gefälle In Westdeutschland sind Bremen und das Ruhrgebiet besonders von Armut betroffen Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 16 Quelle: Paritätischer 2017: 11 8

Armut ist ungleich verteilt! Nord-Süd-Gefälle & Ost-West-Gefälle In Westdeutschland sind Bremen und das Ruhrgebiet besonders von Armut betroffen Stadt-Land-Gefälle Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 17 Quelle: Paritätischer 2017: 11 Armut ist ungleich verteilt! Ost-West-Gefälle & Nord-Süd-Gefälle In Westdeutschland ist das Ruhrgebiet besonders von Armut betroffen Stadt-Land-Gefälle Sozialräumliche Unterschiede Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 18 Quelle: Sozialbericht NRW 2016: 479 9

Armut ist ungleich verteilt! Bevölkerungsgruppen Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 19 Armut ist ungleich verteilt! Erwerbslosigkeit ist ein immer größeres Armutsrisiko Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 20 10

Armut ist ungleich verteilt! Erwerbslosigkeit ist ein immer größeres Armutsrisiko ein (hoher) Bildungsabschluss wird immer wichtiger Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 21 Armut ist ungleich verteilt! Erwerbslosigkeit ist ein immer größeres Armutsrisiko ein (hoher) Bildungsabschluss wird immer wichtiger Alleinerziehende haben ein erhöhtes Risiko Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 22 11

Armut und Lebenschancen Chancen Abitur zu machen Bildungsbericht 2016: 79 KiTa- Besuch Groos, Jehles 2016: 33 Armut Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 23 Armut und Lebenschancen Chancen Abitur zu machen Bildungsbericht 2016: 79 RKI und DESTATIS 2015: 21 Lebenserwartung Krankheitsrisiko RKI und DESTATIS 2015 150 Subjektives Wohlbefinden RKI und DESTATIS 2015: 31 KiTa- Besuch Groos, Jehles 2016: 33 Armut Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 24 12

Armut und Lebenschancen Chancen Abitur zu machen Bildungsbericht 2016: 79 RKI und DESTATIS 2015: 21 Lebenserwartung Krankheitsrisiko RKI und DESTATIS 2015 150 Subjektives Wohlbefinden RKI und DESTATIS 2015: 31 Wahlbeteiligung KiTa- Besuch Groos, Jehles 2016: 33 Armut NRW Sozialbericht 2016: 184 Vertrauen in politisches System NRW Sozialbericht 2016: 184 Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 25 Armut und Lebenschancen Chancen Abitur zu machen Bildungsbericht 2016: 79 RKI und DESTATIS 2015: 21 Lebenserwartung Krankheitsrisiko RKI und DESTATIS 2015 150 Subjektives Wohlbefinden RKI und DESTATIS 2015: 31 Wahlbeteiligung KiTa- Besuch Groos, Jehles 2016: 33 Armut NRW Sozialbericht 2016: 184 Ehrenamtliches Engagement NRW Sozialbericht 2016: 184 Vertrauen in politisches System NRW Sozialbericht 2016: 184 Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 26 13

Armut und Lebenschancen Chancen Abitur zu machen Bildungsbericht 2016: 79 RKI und DESTATIS 2015: 21 Lebenserwartung Krankheitsrisiko RKI und DESTATIS 2015 150 Subjektives Wohlbefinden RKI und DESTATIS 2015: 31 Wahlbeteiligung KiTa- Besuch Groos, Jehles 2016: 33 Armut NRW Sozialbericht 2016: 184 Größe & Qualität der Wohnung Mielck, Heinrich 2002:407f Umweltbelastung & Lärm NRW Sozialbericht 2016: 184 Ehrenamtliches Engagement NRW Sozialbericht 2016: 184 Vertrauen in politisches System NRW Sozialbericht 2016: 184 Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 27 Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 28 14

Armut und Aufwachsbedingungen Lebenssituation armer bzw. nicht-armer 16./17. Jähriger Lebenslagendimensionen Materielle Lage Soziale Lage Gesundheitliche Lage Kulturelle Lage Keine Auffälligkeiten in 1 oder 2 Lagen Auffälligkeiten in 3 oder 4 Lagen Auffälligkeiten Quelle: ISS (Hrsg.) 2012: S. 18 Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 29 Armut und Aufwachsbedingungen Lebenssituation armer bzw. nicht-armer 16./17. Jähriger Lebenslagendimensionen Materielle Lage Soziale Lage Gesundheitliche Lage Kulturelle Lage Keine Auffälligkeiten in 1 oder 2 Lagen Auffälligkeiten in 3 oder 4 Lagen Auffälligkeiten Quelle: ISS (Hrsg.) 2012: S. 18 Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 30 15

Armutsprävention = Umverteilung von oben nach unten Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 31 Ökonomisches Kapital ist wichtig ABER die feinen Unterschiede behindern sozialen Aufstieg! (P. Bourdieu) Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 32 16

Ökonomisches Kapital ist wichtig ABER die feinen Unterschiede behindern sozialen Aufstieg! (P. Bourdieu) Soziale Exklusionsprozesse sind nach Pierre Bourdieu auch auf soziales und kulturelles Kapital zurückzuführen. Lebenslagendimensionen Materielle Lage Soziale Lage Gesundheitliche Lage Kulturelle Lage Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 33 Oberklasse ( bourgeoisie ) HABITUS P R A X I S Unterklasse ( classes populaires ) HABITUS P R A X I S Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 34 17

wenig Kapital Soziale Herkunft negative Selbstwahrnehmung Dr. Johannes Schütte Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 35 weniger Sozialkontakte wenig Kapital Rückzug Soziale Herkunft negative Selbstwahrnehmung weniger Selbstwirksamkeitserfahrungen Dr. Johannes Schütte Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 36 18

Ohnmachtsgefühl gesteigertes Stressempfinden weniger Sozialkontakte wenig Kapital Rückzug Soziale Herkunft wenig Erfolgserlebnisse negative Selbstwahrnehmung weniger Selbstwirksamkeitserfahrungen Dr. Johannes Schütte Stress Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 37 Ohnmachtsgefühl gesteigertes Stressempfinden weniger Sozialkontakte wenig Kapital Hilfen werden nicht mehr wahrgenommen Gesundheitliche Beeinträchtigungen Rückzug Soziale Herkunft Misserfolg in der Schule wenig Erfolgserlebnisse negative Selbstwahrnehmung weniger Selbstwirksamkeitserfahrungen keinen Ausbildungsplatz Dr. Johannes Schütte Stress Armut Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 38 19

Ohnmachtsgefühl gesteigertes Stressempfinden weniger Sozialkontakte Hilfen werden nicht mehr wahrgenommen Gesundheitliche Beeinträchtigungen Frühzeitige Rückzug Intervention Soziale Herkunft Misserfolg in der Schule wenig Erfolgserlebnisse negative Selbstwahrnehmung weniger Selbstwirksamkeitserfahrungen keinen Ausbildungsplatz Dr. Johannes Schütte Stress Armut Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 39 Ebenen der Armutsprävention Ebene der Europäischen Union Europäische Gerichtshof (EuGH) Standards für Mitgliedsstaaten Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESF, ELER, EFRE) Bundesebene Arbeitsmarkt- & Sozialpolitik, Kinder- und Jugendhilfe (SGB II & XII, PrävG, BuT, Kindergeld... ) Bundesprogramme (Frühe Hilfen, Transferinitiative Komunales Bildungsmanagement, Flüchtlinge integrieren Kommunen stärken,...) Länderebene Bildungspolitik Länderprogramme (Kein Kind zurücklassen!, NRW hält zusammen...für ein Leben ohne Armut und Ausgrenzung, Kommunale Integrationszentren, KAoA) Kommune Ebene (Präventionsketten) Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 40 20

Kinder- und Jugendhilfe wirkt präventiv und kann Armutskreisläufe durchbrechen Herausforderung besteht dahingehend, dass der sozialpolitische Auftrag (Armutsprävention) nicht die pädagogischen Settings konterkariert Kinder- und Jugendhilfe muss offensiv ihre armutspräventiven Stärken darstellen und weiterentwickeln Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 41 Wie die Sklaverei und die Apartheid, ist auch die Armut nicht naturgegeben. Sie ist von Menschen gemacht und sie kann durch das Handeln der Menschen überwunden und ausgerottet werden. Die Überwindung der Armut ist keine Geste der Wohltätigkeit. Sie ist eine Tat der Gerechtigkeit. (Nelson Mandela, Februar 2005) Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 42 21

Quellen: - Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2017: Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und Migration Bildung in Deutschland 2016. http://www.bildungsbericht.de/de/bildungsberichte-seit-2006/bildungsbericht-2016/pdf-bildungsbericht-2016/bildungsbericht-2016 - Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.) 2013: Lebenslagen in Deutschland - Vierter Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung. - Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.). 2017: Internetseite der Armutsberichterstattung des Bundes. http://www.armuts-undreichtumsbericht.de/de/service/aktuelles/meldungen/finale-ressortabstimmung.html - EU-Ministerrat 19984, zit. nach BMAS 2001: XIV - RKI und DESTATIS 2015: Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gesundheit in Deutschland http://www.rki.de/de/content/gesundheitsmonitoring/gesundheitsberichterstattung/gesindtld/gesundheit_in_deutschland_2015.pdf? blob=publi cationfile - Groos,Thomas, Jehles,Nora 2016: Der Einfluss von Armut auf die Entwicklung von Kindern Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung - Arbeitspapiere wissenschaftliche Begleitforschung Kein Kind zurücklassen! Werkstattbericht. https://www.muelheimruhr.de/cms/shared/datei_download.php?uid=9a2b0f81f0e4cab9854cbcb65a2ea06e - ISS (Hrsg.) 2012: Lebenslagen und Zukunftschancen von (armen) Kindern und Jugendlichen in Deutschland. 15 Jahre AWO-ISS-Studie: 7 - OECD (Hrsg.) 2016: PISA 2015 Ergebnisse im Fokus. https://www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie/pisa_2015_zusammenfassung.pdf - MAIS (Hrsg.) 2016: Sozialbericht NRW 2016. http://www.sozialberichte.nrw.de/sozialberichterstattung_nrw/aktuelle_berichte/sb2016.pdf - Sozialpolitik-Aktuell 2017: http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_politikfelder/einkommen-armut/datensammlung/pdf- Dateien/abbIII24.pdf - Paritätischer Gesamtverband (Hrsg.) 2017: Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017. http://www.derparitaetische.de/armutsbericht/download-armutsbericht/ - WSI-Verteilungsbericht 2016: Soziale Mobilität nimmt weiter ab. Dorothee Spannagel: WSI-Report Nr. 31. https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_31_2016.pdf Institut für soziale Arbeit e.v. 18.04.2017 43 22