Bewältigungskonzept zum Umgang mit psychischen Belastungen Beschäftigter im Kontext suizidaler Handlungen.

Ähnliche Dokumente
Bewältigungskonzept. für Mitarbeiter nach Patientensuiziden. Erste Ergebnisse

Wie wirken sich Patientensuizide auf Beschäftigte aus und welche Bewältigungsstrategien können hilfreich sein?

Umgang mit dem Erleben von Patientensuiziden während der Behandlung - Belastungsanalyse und Darstellung angemessener Bewältigungskonzepte

Psychotherapie der Suizidalität

Pflege suizidaler Jugendlicher

Pflegestandard Suizidprophylaxe. Bruno Hemkendreis Mail: Symposium

Herzlich Willkommen Fachforum Suizidprävention und Umgang mit suizidalen Krisen an Schulen

Die ARCHE Beratungsstelle für Krisenintervention und

Empfehlung zur Berichterstattung über Suizid

Arbeitsblatt 1: Konfrontation mit Suiziden im eigenen beruflichen Alltag

Vorwort. Illes: Suizide im beruflichen Kontext. ISBN: Schattauer GmbH

Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis. Wehrführer-Dienstversammlung Donnerstag, 22. September 2016, Höchst

Suizidprävention in der Klinik Nette-Gut für Forensische Psychiatrie

Selbstverletzendes Verhalten

Suizidalität bei Schülerinnen und Schülern. Thorsten Löll Stellv. Chefarzt Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Bad Salzuflen am Klinikum Lippe

Empfehlung zur Berichterstattung über Suizid

Suizid und Suizidalität im Jugendalter

Kollegiale Beratung als Verfahren zur Förderung von Lernprozessen in Teams

Angebote und Hilfen für Suizidgefährdete und ihre Angehörige in Düsseldorf

Der Minister für Inneres und Kommunales hat die Kleine Anfrage 1333 mit Schreiben vom 17. September 2013 namens der Landesregierung beantwortet.

Tod und Suizidalität im Umgang mit behinderten Kindern und ihren Familien

Suizid ein Tod wie kein anderer

Inhalt. Kapitel 1. Kapitel 2. Kapitel 3

Dissemination von Wissen zum leitliniengerechten Umgang mit NSSV für Ärzt*innen und Therapeut*innen in der Primärversorgung

Hilfe für Helfer. SvE. Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen

Förderverein Erweiterter Rettungsdienst e.v.

Was ist ein belastendes Ereignis? Wenn Helden Hilfe brauchen. Top Ten der belastenden Einsätze. Belastender Einsatz. Kommandantenfortbildung 2012

Aggression und Suizid im Gesundheitswesen Bewältigungsstrategien nach psychisch belastenden Ereignissen

3., vollständig revidierte und aktualisierte Auflage

Pflegetherapeutisches Gruppenangebot für Menschen mit Zwangs- und Gewalterfahrungen

Selbstverletzendes Verhalten und Suizidalitat bei Jugendlichen

Konzept zur Darstellung des Hilfesystems Zielsetzung: Was wollen wir? Hilfesystem von KollegInnen für KollegInnen nach belastenden Ereignissen

Priv. Doz. Dr. med. Stephan Ruhrmann. koeln.de

Warum ein Solothurner Bündnis gegen Depression?

LWL-Klinik Lengerich. Das Leben im Gleichgewicht. Abteilung für Allgemeinpsychiatrie Station 16.2

Ist Suizidalität behandelbar? Fachtag Suizidprävention Klagenfurt,

Gemeinsam Wege aus der Krise finden

Suizidalität und Suizid. Definition Epidemiologie Verlauf Prognose

Inhaltsverzeichnis. I Grundlagen. II Direkte und indirekte Notfallopfer. 5 Interventionsformen F. Lasogga

Fachtagung. Suizidprävention im Kindes- und Jugendalter

Suizidalität bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gemeinsam für mehr Gesundheit

Physische und psychische Belastung

SUIZIDE in KÄRNTEN. Herwig Oberlerchner

Psychische Erkrankungen und Suizidalität im Jugendalter

Allgemeine Angaben der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie

Psychotherapie suizidaler Patienten: Mythen vs. Fakten. Dr. Tobias Teismann

GRUNDKURS FÜR PSYCHIATRISCHE REHABILITATION 2019

KIMA KrisenIntervention für MitArbeiterInnen zur Unterstützung bei kritischen Ereignissen am Arbeitsplatz im Kardinal Schwarzenberg schen Krankenhaus

Bremer Curriculum Spezielle Psychotraumatherapie

Praktikum Psychotherapie im tagesklinischen Umfeld

Reden ist Gold Schweigen ist gefährlich

Ganzheitliches Verständnis für Körper und Psyche

Kommen Einsatzkräfte an ihre Grenzen?

Bündnis gegen Depression. Ernst Hoefler

Psychologische Aspekte

Suizidalität und Suizidprophylaxe

David Hume (Philosoph, )

Seelische Gesundheit junger Menschen stärken

Diagnostik von Traumafolgestörungen bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen

Warum ist dieses Thema wichtig?

Depression. Was ist das eigentlich?

symptomatikorientiertepsychologische psychologische

Seit 2015 ist sie Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Sexualmedizin, -therapie und -wissenschaft (DGSMTW).

wir fangen an, über ein Tabu zu sprechen!

Psychotherapie in der Akutpsychiatrie

Wenn ein Mensch so nicht mehr weiterleben möchte Suizidprävention geht uns alle an

Suizide in der Schweiz

PSYCHOSOZIALE NOTFALLVERSORGUNG (PSNV)

Krisenintervention - Erste Hilfe in akuten Lebenskrisen aus professioneller Sicht

UNIVERSITÄTSKLINIKUM DES SAARLANDES - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie - D Homburg/Saar

Stellung der Psychotherapie im Krankenhaus

Hand buch Notfallpsychologie und Traumabewältigung

Statistische Übersicht 2013

Na#onales Suizidpräven#onsprogramm für Deutschland Suizide in Deutschland 2011 Stand Dezember 2012

Workshops Vorsitzender: Vorstand: Postanschrift:

Therapeutisches Arbeiten mit pädophilen und hebephilen Patienten

Bewältigung einer gynäkologischen Krebserkrankung in der Partnerschaft

Suizidalität im Kindesund Jugendalter. Mag. Raphaela Banzer; Klinische- und Gesundheitspsychologin; Verein BIN

Inhaltsverzeichnis. Inhaltsverzeichnis

Wege aus der Depression

B-15.1 Allgemeine Angaben der Kinder- und Jugendpsychiatrie u. Psychotherapie

Naemi Mühlstein 5. Juli 2017 ArrivalAid Akademie

5. Nordwestdeutscher Psychiatrie- und Psychotherapietag (NWPT)

Onkologische Schulung

Dr. Klaus-Peter Frentrup 05. Mai 2010

Thema: Gefährdungsbeurteilung für den Einsatzdienst. der Feuerwehren und des Rettungsdienstes

Geschlechtsaspekte bei Suizid und Suizidalität. Folien: bereitgestellt durch die Austauschplattform GenderMed-Wiki

Hirntod und Organspende im. H. Tritthart Graz

Psychotherapie suizidaler Patienten: Mythen vs. Fakten. PD Dr. Tobias Teismann

Der Bremer Depressionsbericht

PSNV in der Leitstelle

Projekt: Notfallpädagogisches Fachsymposium 2014

Klinik für Psychosomatik. Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt Psychiatrisches Krankenhaus Werneck

UNTERSUCHUNGSHAFTANSTALT HAMBURC. Maßnahmen zur Suizidprävention und bei Nahrungsverweigerung

1 Einleitung Auftrag und Ziele der Expertise Wissenschaftlicher Beirat der Expertise 3

Ausbildungskurs: Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Kurs 13

Station 24 Operative Intensivstation

Transkript:

Bewältigungskonzept zum Umgang mit psychischen Belastungen Beschäftigter im Kontext suizidaler Handlungen. Das Statistische Bundesamt schätzt, dass sich im Jahr 2009 etwa 9451 Menschen das Leben nahmen. Somit kam es in diesem Jahr in der Bundesrepublik Deutschland zu fast doppelt so vielen Todesfällen aufgrund eines Suizids als durch Verkehrsunfälle, bei denen etwa 4152 Personen ums Leben kamen 1. Zusätzlich muss eine hohe Dunkelziffer weiterer Suizidfälle berücksichtigt werden. Laut der Weltgesundheitsorganisation nehmen sich jährlich schätzungsweise etwa eine Million Menschen das Leben 2. Einem vollendeten Suizid stehen vermutlich mindestens zehn Suizidversuche gegenüber 3. Es ist davon auszugehen, dass von einem Suizid etwa sechs bis zehn weitere Personen mitbetroffen sind, ähnliches dürfte auch für einen Suizidversuch gelten. Neben Angehörigen sind häufig professionelle Helfer betroffen sowie Menschen, die den Suizid zufällig beobachtet oder den Suizidenten gefunden haben. Insbesondere für professionelle Helfer gibt es bislang wenig strukturierte Hilfsangebote. Obwohl sich in Studien gezeigt hat, dass die konkrete Erfahrung von Suizid(-versuchen) im Kontext einer beruflichen Tätigkeit für die betroffenen Mitarbeiter eine hohe psychische und kognitive Anforderung darstellen kann. In Folge können verschiedene Reaktionen auf kognitiver oder emotionaler Ebene auftreten, wie beispielsweise: Schuldgefühle, Zweifel an der eigenen beruflichen Kompetenz, Angst vor Vorwürfen oder möglichen Konsequenzen, gedrückte Stimmung oder ähnliches. Diese Reaktionen können sofort nach einem belastenden Ereignis auftreten, aber auch zu einem späteren Zeitpunkt. Informationen darüber, welche Strategien im Umgang mit solchen belastenden beruflichen Ereignissen hilfreich sein können, stehen Betroffenen häufig nicht zur Verfügung. Dabei kann gerade eine zeitnahe Unterstützung zu einer erfolgreichen Bewältigung beitragen. Das LWL-Universitätsklinikum Bochum und die Unfallkasse NRW haben in Kooperation ein Konzept entwickelt, das über mögliche Bewältigungsstrategien bei erlebtem Suizid(-versuch) im beruflichen Kontext informiert. Dieses richtet sich an Mitarbeiter verschiedener Berufsgruppen, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit suizidalen Personen Kontakt haben könnten (z.b. Ärzte, Psychologen, Pflegepersonal, Rettungsdienstpersonal, Mitarbeiter von Polizei und Feuerwehr, Seelsorger, Sozialarbeiter, Lehrer etc.). In Schulungen, die auf den individuellen Bedarf zugeschnitten werden können, wird das Konzept an interessierte Mitarbeiter bzw. Einrichtungen vermittelt. In den Schulungen werden unterschiedliche Themenschwerpunkte in Hinblick auf einen erlebten Suizid oder Suizidversuch angeboten. Sie haben im Vorfeld die Möglichkeit durch ein Wahlformular Ihre spezifischen Interessenschwerpunkte zu setzen. Die Schulungsinhalte werden dann persönlich auf Sie zugeschnitten, um Ihnen den bestmöglichen Nutzen aus der angebotenen Schulung zu bieten. 1 Statistisches Bundesamt, 2010. 2 Bertolote, J.M. (2001). Suicide in the world: An epidemiological overview: 1959-2000. In D. Wasserman (Ed.), Suicide - an Unnecessary Death (pp. 3-10). London: Martin Dunitz. 3 Althaus, D. & Hegerl, U. (2004). Ursachen, Diagnose und Therapie von Suizidalität. Nervenarzt, 11, 1123-1134.

Die Schulungen können entsprechend des jeweiligen Bedarfs zusammengestellt werden, hierzu können einzelne Module ausgewählt werden. Basismodule Theoretischer Hintergrund zur Suizidalität - Erklärung des Begriffs Suizidalität - Suizidmethoden - Epidemiologie von Suizidalität (Zahlen und Fakten, Geschlechts- und Altersunterschiede) Suizidprävention - Suizidgefährdung durch Krisen - Risikofaktoren und Risikogruppen für Suizidalität - Einschätzung von Suizidalität (Merkmale in Befindlichkeit und Verhalten) - Ausprägung und Einschätzung von Suizidalität und ihre Bedeutsamkeit - Umgang mit suizidalen Personen (Gefahren und Fehler, Beziehungsaufbau, Gesprächsführung mit suizidalen Personen) - Direkte Krisenintervention (Vorgehen bei akuten Krisen und suizidalen Handlungen) Suizidalität in der Allgemeinbevölkerung Siehe Suizidalität in der Psychiatrie - Patientensuizid (Informationen und Charakteristika) - Einschätzung von Suizidalität im klinischen Kontext (Messinstrumente, Gefahren und Fehler) Suizidalität in der forensischen Psychiatrie - Patientensuizid (Informationen und Charakteristika) im forensischen Kontext Suizidalität im Kindes- und Jugendalter Suizidalität in Schulen Suizidalität und geistige Behinderung - Hintergrundinformationen (Risikofaktoren, Umgang mit suizidalen Kindern und Jugendlichen, Gefahren und Fehler) - Einschätzung von Suizidalität (Bedeutsamkeit, Messinstrumente) - Gesprächsführung - Direkte Krisenintervention (Vorgehen bei akuten Krisen und suizidalen Handlungen) - Hintergrundinformationen und Präventionsmöglichkeiten, Risikofaktoren, Früherkennung und Einschätzung von Suizidalität (Spezialfall Mobbing, Spezialfall Mobbing und Amok) - Umgang mit suizidalen Schülern und direkte Krisenintervention - Hintergrundinformationen, Risikofaktoren - Einschätzung von Suizidalität bei Menschen mit geistiger Behinderung - Direkte Krisenintervention (Gefahren und Fehler im Umgang)

Modul 4 Schaffen günstiger Voraussetzungen im Team - Teambildende Maßnahmen und Förderung von Teamarbeit (Strategien zur Teamförderung) - Gelungene Kommunikation (Informationen, Empfehlungen) - Führungskräfte und ihre Aufgaben im Falle eines Suizids (Mitarbeitergespräche, Repräsentation nach Außen, Umgang mit dem Team in Notfallsituationen) Bewältigungsmodule Umgang mit belastenden Situationen Umgang mit Angehörigen nach einem Suizid - Hintergrundinformationen zu Krise und Trauma - Gesprächsführung mit Hinterbliebenen - Regeln zum Überbringen einer Todesnachricht - Trauerphasen der Angehörigen Umgang mit Mitpatienten nach einem Suizid - Umgang mit Mitpatienten auf einer Station nach einem Suizid (Nachbesprechung, Gefahren) Modul 4 Umgang mit betroffenen Mitarbeitern nach einem Suizid Modul 5 Umgang mit betroffenen Teams nach einem Suizid - Verarbeitungsphasen von Mitarbeitern nach einem erlebten Suizid (Gedankliche, emotionale und körperliche Reaktionen) - Schwere psychischer Betroffenheit - Identifikation von Risikopersonen - Psychologische Erste Hilfe (Eigenes Verhalten, Gesprächsführung mit Betroffenen) - Interventionsstrategien - Organisatorische Ablaufpläne - Hilfreicher Umgang von Kollegen miteinander - Rolle der Führungskraft/des Arbeitgebers (Bedeutung und Aufgaben) - Suizidnachbesprechungen im Team

Erweiterungsmodule Rechtliche Informationen zu einem Suizid - Rechtliche Hintergrundaspekte Psychohygiene der Helfer - Ebenen der Psychohygiene Weiterführende Adressen für therapeutische Hilfe - Auflistung von Adressen, an die sich im Falle einer notwendigen weiterführenden Hilfe gewandt werden kann

Ansprechpartnerinnen: Dr. Dipl.-Psych. Franciska Illes Dipl.-Psych. Jasmin Jendreyschak Dipl.-Päd. Carina Armgart Bei Interesse an einer Schulung kontaktieren Sie uns unter: LWL-Universitätsklinikum Bochum der Ruhr-Universität Bochum Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Alexandrinenstr. 1-3 44791 Bochum Tel: 0234 5077-1222 (Dipl.-Päd. Carina Armgart) Tel: 0234 5077-0 (Pforte) Fax: 0234 5077 1339 (bitte Ansprechpartner angeben) Email: Suizidbewältigung@wkp-lwl.org