Forum VIII Vereinbarkeit von Pflege und Beruf gemeinsam gestalten

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Transkript:

1 10. Demografie-Kongress Best Age Gut versorgt und selbst bestimmt 8. 9. September 2015, dbb forum, Berlin Forum VIII Vereinbarkeit von Pflege und Beruf gemeinsam gestalten Kurzvortrag Dr. Hanneli Döhner

2 Pflegepotenzial erhalten Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe individuell angepasste Pflegesettings mit dem entsprechenden Hilfemix müssen ermöglicht werden. Die Unterstützung erwerbstätiger pflegender Angehöriger (pa) ist eine win-win-situation für pflegende Angehörige, Unternehmen und Gesamtgesellschaft: den pa wird Entlastung ermöglicht, die Unternehmen erhalten ihre qualifizierten MitarbeiterInnen (v.a. Frauen im mittleren Alter), die Gesellschaft unterstützt den Erhalt des familialen Pflegepotenzials und hat damit Kostenersparnisse.

Rothgang, Müller, Unger (2013): Barmer GEK Pflegereport 2013. Schwerpunkthema: Reha und Pflege

4 Geschlechtergerechtigkeit ermöglichen Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern ist ungerecht. Ungleiche Einkommen bzw. Bezahlungen führen dazu, dass die Frauen mit geringerem Einkommen eher die Arbeit reduzieren zugunsten der Pflege. Mehr Frauen haben das Risiko der Altersarmut, da sie stärker in Pflege eingebunden sind, ggf. Erwerbstätigkeit reduzieren oder auch ganz aufgeben. Rentenansprüche sind geringer. Hartz IV ist keine angemessene Option für pa sie suchen keine Arbeit!

WSI-Studie 2013: Pflege und Erwerbstätigkeit vereinbaren: Umfang der Erwerbstätigkeit bei Pflegebeginn

6 Information und Beratung zugängig machen Neue Gesetze für pa im Detail nur schwer zu verstehen - führen zu erhöhtem Informations- und Beratungsbedarf. Die Angehörigen wünschen möglichst unabhängige Beratung. Auch Unternehmen können was dazu tun. Sie können den Zugang erleichtern: pflegesensible Unternehmenskultur ermöglicht den pa, über das Thema im Unternehmen zu sprechen und den KollegInnen die Wahrnehmung der mit den Belastungen verbundenen Probleme und einen offenen Umgang damit. Es dürfen dadurch keine Nachteile für die pa entstehen. Zugang übers Intranet zu Informationen und Beratung, Links zu anderen Webportalen mit Möglichkeiten zur Online- Beratung und zum Austausch zwischen Betroffenen, Pflegeguides im Unternehmen einführen (Hessen), Kooperationsverträge mit externen Beratern schließen

Hinweis: Internetplattform für Pflege von Angehörigen InformCare https://www.eurocarers.org/informcare?lang=deu Deutschland war eine der Pilotregionen zur Entwicklung und Erprobung des von der EU geförderten Webportals für pflegende Angehörige InformCare, mit vielen Informationen, Links und Austauschmöglichkeiten sowie Bereichen für Pflegeanbieter und Unternehmen. Am 28. September wird dazu in Hamburg eine Informationsveranstaltung speziell für Vertreter von Unternehmen durchgeführt. Interessenten wenden sich bitte an: Dr. Hanneli Döhner doehner@wir-pflegen.net

8 Vorteile guter Vereinbarkeitsbedingungen Erhalt von Personal: Mitarbeiterfluktuation verringert Abbau von Fehlzeiten: familiäre Engpässe und damit verbundene Belastungen werden minimiert Erhalt der Leistungsfähigkeit und der Arbeitsqualität: private Stressfaktoren werden reduziert, Mitarbeiter können sich besser auf ihre Arbeit konzentrieren und gleichzeitig gesundheitlichen Problemen vorbeugen (Vermeidung von Präsentismus) Positive Auswirkungen auf das Betriebsklima - Identifizierung mit dem Arbeitgeber wird gefördert Optimierung der Personalgewinnung und Imagegewinn: Work Life Balance ist ein immer wichtigeres Kriterium für die Wahl des Arbeitgebers

WSI-Studie 2013: Pflege und Erwerbstätigkeit vereinbaren: Fortsetzung der Erwerbstätigkeit nach Pflegebeginn

ZQP-Studie 2014: Einschätzungen der erwerbstätigen Bevölkerung zur Vereinbarkeit Hintergrund: Vorhandene gesetzliche Regelungen für flexible Arbeitszeitreduktionsmodelle für pa m Erwerbsleben, wie das Pflegezeitgesetz von 2008 und die Familienpflegezeit von 2012, wurden kaum genutzt Ziel: Einschätzung der Erwerbsbevölkerung zur Vereinbarung und Bewertung der gesetzlichen Regelungen: Ihre Situation, Bedarfslage, Barrieren, Ängste und Verbesserungswünsche Zielgruppe: Erwerbstätige ab 18 Jahre, bundesweit, repräsentativ Befragungszeit: Mitte November 2014 Anmerkung: Also nicht befragt diejenigen, denen eine Vereinbarkeit nicht gelungen ist. Quelle: http://www.zqp.de/index.php?pn=press&id=439 zuletzt aufgerufen am 11.2.2015

ZQP-Studie 2014: Aktuelle Situation Eigene Pflegeerfahrung: 12% Pflege im Umfeld: 39 % Keine Pflegeerfahrung: 49 % Vereinbarkeit wird in der aktuellen Situation als eher / sehr schlecht eingeschätzt: 72 % Hauptsächlicher Grund, weshalb nicht über die Pflegesituation gesprochen wird: - Sorge um den Arbeitsplatz 64 % - Angst vor berufl. Nachteilen 60 % - Mangelndes Verständnis der Vorgesetzten fast 50 %

ZQP-Studie 2014: Bedeutung der Beibehaltung der Erwerbstätigkeit trotz Angehörigenpflege Beibehaltung ist (sehr) wichtig) 94% besonders ausgeprägt bei Erwerbstätigen mit eigener Pflegeerfahrung Gründe, für die Beibehaltung Finanzielle Gründe: 86% keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern insb. bei Frauen sind auch sehr bedeutsam: Abstand vom häuslichen Pflegealltag, soziale Kontakte Vereinbarkeit sollte für Unternehmen (sehr) wichtig sein 63%

ZQP-Studie 2014: Einstellungen zu den neuen gesetzlichen Maßnahmen 1. Pflegeunterstützungsgeld (ca. 90% des Nettogehalts) - (sehr) hilfreich 89% weiß nicht: 25% in Unternehmen mit weniger als 16 Mitarbeitern: weniger als die Hälfte - würden es selbst in Anspruch nehmen 85% Weitgehend uneingeschränkte Unterstützung bei der Umsetzung einer langjährigen Forderung der Sozial- und Interessensverbände. Aber noch ein Viertel hat keine Meinung.

ZQP-Studie 2014: Einstellungen zu den neuen gesetzlichen Maßnahmen 2. Freistellung zur Begleitung im Sterbeprozess (bis zu 3 Monate weniger oder gar nicht arbeiten) - (sehr) hilfreich 68% weiß nicht 22% - würde sie selbst in Anspruch nehmen 52% Die hohe Angabe von weiß nicht und die Diskrepanz zwischen Einschätzung als hilfreich und Bereitschaft zu Inanspruchnahme deutet auf Probleme hin, beim Verständnis oder Angeboten.

ZQP-Studie 2014: Einstellungen zu den neuen gesetzlichen Maßnahmen 3. Familienpflegezeit (Rechtsanspruch max. 24 Monate) - (sehr) hilfreich 55% Unternehmen mit weniger als 16 Mitarbeitern: 48% 1000 und mehr Mitarbeiter: 59% - würde sie selbst in Anspruch nehmen 33% Unternehmen mit weniger als 49 Mitarbeitern: 29% 1000 und mehr Mitarbeiter: 36% wenn keine Inanspruchnahme: - finanzielle Gründe 84% - Angst vor beruflichen Nachteilen 43% - geringe Planbarkeit der Pflege 37% Nur ca ein Viertel halten die Dauer von 24 Monaten für ausreichend, obwohl 55% sie für (sehr) hilfreich halten..

ZQP-Studie 2014: Wesentliche Schlussfolgerung Notwendigkeit veränderter Unternehmenskultur Erheblicher Beratungsbedarf Unternehmen sollten Zugang zu kostenloser, unabhängiger und individueller Beratung, insb. Pflegestützpunkten erleichtern und aktiv unterstützen und selbst Angebote machen Rechtsanspruch zur Beratung pflegender Angehöriger sollte durch die Politik eingeleitet werden

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!