Schulden machen krank Krankheit macht Schulden

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Transkript:

Maria Fitzka asb Schulden machen krank Krankheit macht Schulden 17. Treffen der Wiener Plattform Gesundheit und

Unterstützte Personen Quelle: asb Schuldenreport 2016 2

Höhe der Schulden Quelle: asb Schuldenreport 2016 3

Wer hat Schuldenprobleme? Altersstruktur weicht von Gesamtbevölkerung ab Quelle: asb Schuldenreport 2016 4

Wer hat Schuldenprobleme? Geringere Schulbildung als Gesamtbevölkerung Quelle: asb Schuldenreport 2016 5

Wer hat Schuldenprobleme? Nur die Hälfte der Klientel erwerbstätig Quelle: asb Schuldenreport 2016 6

Gründe für Überschuldung Quelle: asb Schuldenreport 2016 7

Ausgangssituation 2013 Gesundheitliche Folgen von Überschuldung Quelle: SROI-Analyse = Darstellung sozialer und wirtschaftlicher Wirkungen der Schuldenberatungen 8

Schulden machen krank Kooperationsprojekt mit dem Fonds Gesundes Österreich (2013 Frühjahr 2016) Schulden und Gesundheit Ziele der Kooperation Online-Befragung der SchuldenberaterInnen zum Gesundheitszustand der KlientInnen Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen zur Bewusstseinsbildung über die gesundheitlichen Folgen von Überschuldung Dialogtage zur Vernetzung mit dem Gesundheitsbereich 9

Ergebnisse BeraterInnen-Befragung Erkenntnisse KlientInnengesundheit Bei jeder siebten Person, ist eine Schuldenregulierung aufgrund von Krankheit und Sucht in absehbarer Zeit nicht möglich KlientInnen erscheinen körperlich älter als sie sind. Vom Schnupfen bis zur unheilbaren Krankheit! ist Thema in der Beratung KlientInnen kämpfen um Existenzsicherung für Luxus Gesundheit bleibt wenig Zeit Erkenntnisse BeraterInnengesundheit 90% empfinden Beratungstätigkeit psychisch belastend Termindruck von Gläubigern Druck von SchuldnerInnen einer raschen Lösung Schicksale gehen nahe 10

Ergebnisse BeraterInnen-Befragung Allgemeiner Eindruck zum Gesundheitszustand der KlientInnen Eindruck zum Gesundheitszustand der KlientInnen: Psychische Erkrankungen (Depressionen, Angstzustände etc.) Körperliche Beschwerden (Bewegungs- und Stützapparat etc.) Suchterkrankungen Vom Schnupfen bis zu unheilbaren Krankheit! KlientInnen erscheinen körperlich älter, als sie sind. Schätzfrage: Wie viel % der KlientInnen haben (zusätzlich zur Überschuldung) gesundheitliche Probleme? Mittelwert: 55% 11

Ergebnisse BeraterInnen-Befragung Thema Gesundheit in der Beratung Sind Bewältigungsstrategien der KlientInnen bekannt? Kaum positive Bewältigungsstrategien Verdrängung, Kopf in den Sand Sozialer Rückzug, Flucht in Suchtmittel Schätzfrage: bei wie viel % der KlientInnen ist eine Schuldenregulierung aufgrund von Krankheit/Sucht in absehbarer Zeit NICHT möglich? Mittelwert: 15% jede/r 7. 12

Ergebnisse BeraterInnen-Befragung Gesundheitsförderung im Setting der SB Ist in der Beratung Zeit vorhanden, um sich dem Thema KlientInnengesundheit zu widmen? 50% ja 50% nein Thema Gesundheit wird jedenfalls angesprochen, wenn es sich um Suchtproblematiken handelt, Krankheit mit hohen Kosten verbunden ist, sich Krankheit auf die Einkommenssituation auswirkt. 13

Ergebnisse BeraterInnen-Befragung Gesundheitsförderung sozial benachteiligter Personen Nehmen sozial benachteiligte Personen die angebotenen Gesundheitsleistungen seltener in Anspruch? 44% ja 28% nein 28% weiß nicht Eindrücke der BeraterInnen: + Viele Arztbesuche, viele Medikamentenverschreibungen aber weniger Vorsorge z.b. Gesundenuntersuchungen Angst vor zusätzlichen Kosten (Rezeptgebühren, weitere Therapien) KlientInnen kämpfen um Existenzsicherung für Luxus Gesundheit bleibt wenig Zeit) Keine Arztbesuche aufgrund von fehlenden Informationen über Gesundheitsleistungen, prachlichen Problemen, Angst vor Jobverlust) 14

Fazit nach Projekt 1 Schulden machen krank 1. Priorität I: Vernetzung der Schuldenberatung mit dem Gesundheitsbereich 2. Priorität II: Integration des Themas Gesundheit in die Beratung 3. Priorität III: Weitere Forschung zum Thema 4. Priorität IV: Schwerpunkt BeraterInnen-Gesundheit 15

Studie aus Deutschland ASG (Armut, Schulden und Gesundheit)-Studie der Universitätsmedizin Mainz 2012, Prof. E. Münster u. A. Ergebnisse: Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen ~ 60% geben an, in den letzten 12 Monaten Arztbesuche wegen der Schuldensituation unterlassen zu haben 65% gaben an, in den letzten 12 Monaten ärztlich verschriebene Medikamente wegen Geldmangels nicht gekauft zu haben 45% gehen nicht regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen z.b Zahnarzt, Krebsvorsorge 16

Auswirkungen von Überschuldung In Anlehnung an Mielck 2005 Universitätsmedizin Mainz 17

Studie aus Deutschland ASG (Armut, Schulden und Gesundheit)-Studie der Universitätsmedizin Mainz 2012, Prof. E. Münster u. A. Fazit: Überschuldung und Gesundheit Überschuldete als Risikogruppe für Gesundheitsprobleme Berücksichtigung überschuldeter Personen als Zielgruppe für Präventions- und Interventionsprogramme (z.b Stärkung der sozialen Unterstützungsressourcen) Stärkere Vernetzung von Hilfsangeboten (Setting: Schuldenberatungsstellen) Weitere Forschung: Berücksichtigung von Schulden bzw. Überschuldung von sozialepidemiologischen Studien 18

Schulden Stress Gesundheit Gerald Grundschober, Universitätsklinikum Tulln 19

Schulden und Stress Schlussfolgerung: Überschuldung und Gesundheit Langfristig wirkt sich Überschuldung = chronischer Stress auf das Neurotransmittersystem aus und verändert Gehirn, Körper und Lebensperspektive Daher Berücksichtigung überschuldeter Personen für Präventionsprogramme Überschuldete als Risikogruppe für Gesundheitsprobleme wahrnehmen Vernetzung von Hilfsangeboten (Schuldenberatungsstellen, Arzt, Psychotherapie, Kinderschutz, ) Forschung mit Berücksichtigung von Schulden bzw. Überschuldung von sozialepidemiologischen Studien Dr. Gerald Grundschober Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin Universitätsklinikum Tulln, Karl Landsteiner Privatuniversität 20

Schlussnotiz Schulden bezahlt man nicht nur an die Bank, sondern auch an die eigene psychische und physische Gesundheit! Gerald Grundschober, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Universitätsklinikum Tulln SchuldenberaterInnen sollten bei KlientInnen auf gesundheitliche Probleme achten und an die Medizin vermitteln. Und ÄrztInnen sollten die Schuldenberatung empfehlen, wenn sie hinter einer Erkrankung finanzielle Probleme vermuten. Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH Daher ist eine systematische Vernetzung mit Organisationen und Einrichtungen im Gesundheitsbereich essentiell und wichtig! 21

Kontakt: Mag. (FH) Maria Fitzka, MBA maria.fitzka@asb-gmbh.at www.schuldnerberatung.at