Integrierte Versorgung: Welche Bedeutung und welcher Nutzen besteht für den Patienten aus Sicht der Politik?

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Transkript:

Symposium für integrierte Versorgung Integrierte Versorgung: Welche Bedeutung und welcher Nutzen besteht für den Patienten aus Sicht der Politik? medswiss.net, 5. Februar 2015, Luzern Referat Ruth Humbel, Nationalrätin CVP Mitglied der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit

Integrierte Versorgung: Bedeutung und Nutzen für Patienten Aus der Medienkonferenz von Bundesrat Alain Berset zur Managed Care Vorlage (April 2012): «Bundesrat und Parlament sind überzeugt, dass die integrierte Versorgung unser Gesundheitssystem stärkt. Sie sind der Auffassung, dass die integrierte Versorgung die Qualität der medizinischen Versorgung verbessert und dazu beiträgt, das Kostenwachstum in der Krankenversicherung abzubremsen.» Volk und Stände haben die Gesetzesrevision massiv verworfen. Doch die Entwicklung geht weiter!

CONCORDIA 2015: 79 % der Kunden wählen ein Managed-Care-Versicherungsmodell 1. Anteil Versicherte mit eingeschränkter Wahl des Leistungserbringers in Prozent: 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Alle Versicherer CONCORDIA 1 mydoc Hausarztversicherung 70 %, HMO Gesundheitsversicherung 9 % Quellen: BAG, Statistik der obligatorischen Krankenversicherung 2013, CONCORDIA Bestandesreport 2015

Was darf es kosten? Das kostet es heute! 35% der Versicherten beziehen Leistungen bei 5 und mehr Leistungserbringern Fehlende Koordination verursacht unnötige Behandlungen, Therapiefehler, Übermedikation und Komplikationen - Ca. 5% der Spitalkosten wegen falscher Medikation und Therapie - Für ca. 500 Mio. Franken werden Medikamente abgegeben, von Kassen bezahlt und entsorgt statt eingenommen Ressourcenverschwendung und Moral Hazard - Mehrfachuntersuchungen, nutzlose Behandlungen - Studie Domenighetti (2002): Wünsche von Patienten verursachen Kosten von insgesamt 2,5 Milliarden Franken

Haben wir einen Fachpersonalmangel? Vergleich Schweiz Deutschland Ärzte pro 10 000 E 41 35 Studienplätze pro 100 000 E 14 12.2 % Abschlüsse 73% 87,3 % Pflegepersonal pro 10 000 E 160 108

Gesetzesrevisionen in Umsetzung Verfeinerung Risikoausgleich KVG: Korrektur der zwischen 1996 und 2011 bezahlten Prämien Krankenversicherungsaufsichtsgesetz Neuer Verfassungsartikel medizinische Grundversorgung Art. 117a Medizinische Grundversorgung 1 Bund und Kantone sorgen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für eine ausreichende, allen zugängliche medizinische Grundversorgung von hoher Qualität. Sie anerkennen und fördern die Hausarztmedizin als einen wesentlichen Bestandteil dieser Grundversorgung. 2 Der Bund erlässt Vorschriften über: a. die Aus- und Weiterbildung für Berufe der medizinischen Grundversorgung und über die Anforderungen zur Ausübung dieser Berufe; b. die angemessene Abgeltung der Leistungen der Hausarztmedizin.

Aktuelle Gesetzesvorlagen Medizinalberufegesetz Gesetz über das elektronische Patientendossier Heilmittelgesetz Krebsregistrierungsgesetz Gesetzliche Anerkennung der Verantwortung der Pflege Gesundheitsberufegesetz

Aktuelle Projekte - Strategie gegen Ärztemangel und Förderung der Hausarztmedizin - Masterplan Bildung Pflegeberufe - Nationale Krebsstrategie - Umsetzung der Qualitätsstrategie Erarbeitung eines schweizerischen HTA-Instrumentarium - Tarmed-Umbau - Strategie «seltene Krankheiten» - Umsetzung Strategie für Palliativ-Care - Nationale Demenzstrategie - Gesundheit 2020: Die gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates

Die Zukunft ist chronisch und polymorbid

Herausforderung: Versorgungsqualität von chronischen Kranken Patientin: 79 Jahre alt, alleinstehend Osteoporose, Arthrose, Diabetes Typ II, Bluthochdruck, Chronische Lungenerkrankung 12 verschiedene Medikamente Einnahme zu 5 verschiedenen Tageszeiten insgesamt 19 Einzeldosen in 7 Bereichen könnten sich 2 Medikationen gegenseitig beeinträchtigen Ratschläge zu Diät und Lebensführung: in 8 Bereichen kann die Therapie durch die Ernährung beeinflusst werden

Integrierte Versorgung: nachhaltige Leistung! Versorgungskonzept: Verbindliche Zusammenarbeit aller Leistungserbringer innerhalb von Netzen (Ärzte, Pflege, Apotheker, Spitäler, Reha, Heime, etc.) Steuerung des Gesamtprozesses, damit medizinischpflegerische Leistungen optimal aufeinander abstimmt werden Stärkung der Kompetenzen in definiertem Rahmen für Pflege, Apotheker, Physio, etc.: Wer erbringt welche Leistungen im optimalen Nutzen-Kostenverhältnis? Einsatz von e-health für Kommunikation und Organisation von Prozessen unerlässlich (elektronische Patientendossier, Versichertenkarte, e-health-technologien)

Integrierte Versorgung zur Verbesserung der Lebensqualität kranker Menschen Gesundheit 2020 Handlungsfeld 1, Lebensqualität sichern Ziel 1.1. Zeitgemässe Versorgungsangebote fördern «Verbesserung der integrierten Versorgung von der Früherkennung bis zur Palliative Care um die Qualität der Versorgung zu erhöhen und unnötige Kosten zu verhindern.»