Medien Julia Grubitzch Mode um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert Studienarbeit
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung...2 2. Die Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts...2 3. Der soziale Status der Frau und ihre soziale Identität...4 4. Der soziale Status des Mannes und dessen soziale Identität...5 5. Mode um die Jahrhundertwende- Beginn der Haute Couture...6 6. Mode der Frau um die Jahrhundertwende...6 7. Mode des Mannes um die Jahrhundertwende...12 8. Der Wandel der Geschlechterrollen im Laufe der Zeit...14 9. Annäherung der männlichen und weiblichen Mode...15 10. Schlussbetrachtung...16 11. Literaturverzeichnis...18
1. Einleitung Georg Simmel veröffentlichte seinen Essay Die Philosophie der Mode 1905. Es beeindruckt, wie aktuell Simmels Thesen noch immer sind. Gegensätze zur Gegenwart existieren natürlich, doch kleiner als erwartet. Simmel konnte natürlich keinen aktuelle Beispiele beschreiben und auch die Entwicklungen der Mode konnte er nicht voraussehen. Der größte Unterschied zu Simmels Zeit ist der sich vergrößernde Einfluss der Wirtschaft auf die Mode. Viele Millionen Arbeitsplätze hingen vom Erfolg der Mode ab. Bei Simmel ist zu lesen, dass der menschliche Nachahmungstrieb die Grundvoraussetzung für die Entstehung von Mode ist. Das Individuum sei stets bestrebt, sich durch die Mode von anderen abzuheben. Um die Jahrhundertwende, als Simmel seinen Essay verfasste, hob sich meist die obere Klasse vom Proletariat ab. Doch die unteren Klassen waren bestrebt, die oberen nachzuahmen. Auch in der Gegenwart ist dieser Kreislauf zu beobachten, auch wenn die Klassen heute so nicht mehr existieren. Kulturkreise, Gruppen und Schichten können z.t. nur aufgrund ihres Äußeren von einander unterschieden werden. Politisch, religiös oder musikalisch, motiviert, entstehen neue Moden. Bei derart festgelegten Kategorien ist die Gefahr des Pauschalisierens immens. Als Beispiele für Gruppen, deren Mitglieder versuchen, sich voneinander abzuheben seien hier Punks, Raver, Skater, Skins, Snobs genannt. Wenn von den beiden Simmel schen Bedürfnissen der Absonderung und des Zusammenschlusses auch nur eines entfällt, prognostiziert Simmel das Ende der Mode. Diese Arbeit wird auf Grundlage des Essays von Georg Simmel die Entwicklung der Mode um die Jahrhundertwende beschreiben und dabei besonders die Unterschiede der weiblichen und männlichen Mode beleuchten. Um das Bild abzurunden, erfolgt zum Schluss noch ein kurzer Exkurs in die Moderne. 2. Die Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts Die Reichsgründung im Jahre 1871 veränderte viel im neuen Deutschen Kaiserreich. Es entstanden neue Gesetze wie z.b. die Zivil- und Strafprozessordnung, sowie das Bürgerliche Gesetzbuch, das am 1. Januar 1900 in Kraft trat, die in weiten Teilen bis 2
heute noch gültig sind. 1 Unter Reichskanzler Bismarck gab es auch in der Sozialgesetzgebung umfangreiche Neuerungen. Gesetze zur Verbesserung der Lebensverhältnisse von Arbeitern wurden verabschiedet. Die 1889 beschlossene Altersund Invalidenversicherung sicherte männlichen Arbeitnehmern einen Rentenanspruch ab dem 70. Lebensjahr zu. 2 Kinderarbeit an Sonntagen wurde grundsätzlich verboten, in Fabriken durften sie gar nicht mehr eingesetzt werden. Die Arbeitsstunden von Frauen und Jugendlichen verkürzten sich auf elf bzw. zehn Stunden. Um die Jahrhundertwende wächst die Bevölkerungszahl in Deutschland enorm und die sozialen Gegensätze werden immer größer. 3 Die bis dahin relativ geringe Lebenserwartung erhöhte sich und die Säuglingssterblichkeit sank dank der Entwicklung neuer Technologien, der Verbesserung der hygienischen Umstände und dem Ausbau der Infrastruktur. Immer mehr Kinder wurden geboren. Viele Kinder zu haben galt am Anfang des 20. Jahrhunderts als Symbol für Erfolg und war sowohl innerhalb des Bürgertums als auch in der ländlichen Bevölkerung Standard. Der Kinderreichtum ist wohl auch auf die einsetzende Industrialisierung zurückzuführen 4, die die Entwicklung einer Klassifizierung der damaligen Gesellschaft in Adel, Bürgertum und Proletariat voranbrachte. 5 Während der Hochindustrialisierung verstärkte sich der Unterschied zwischen Arbeitgebern, den Selbständigen und den einfachen Arbeitern. Die obere Klasse strebte stets nach Abgrenzung von der Arbeiterklasse. 6 Das Bürgertum unterteilte sich in das Besitzbürgertum, vor allem Manufakturbesitzer und Eigentümer großer Handelshäuser, und in das Bildungsbürgertum, wozu Professoren, Lehrer oder Anwälte, gehörten. Die Werte und Normen des Bürgertums hielten Einzug in Bildung, Wissenschaft, Sozialleben, Kultur und Politik. 7 Konträr zur vergangenen Feudalgesellschaft wird der soziale Status eines Menschen nun nicht mehr vererbt, man musste ihn nun selbst erarbeiten. Das Bürgertum wird politisch und kulturell zur einflussreichsten Kraft im Staat. Die 1 2 3 4 5 6 7 Vgl. Epkenhans, Michael: Leben im Kaiserreich: Deutschland um 1900. Aalen 2007. Albrecht-Matschiske, Cornelia: Das künstlerische Reformkleid in Deutschland um die Jahrhundertwende : Funktionswandel der Mode vom Repräsentativen zur Natürlichkeit. Bochum 2000. S. 93. S.111. S. 103. 3