Das Lern- und Qualitätssystem (lqs) der Klinikseelsorge in der Erzdiözese Freiburg Version II November 2017
Wie kam es zu lqs? Um die Jahrtausendwende kam der Qualitätsmanagement-Zug in den Krankenhäusern so richtig in Bewegung. Deshalb haben wir Klinikseelsorgenden in der Erzdiözese Freiburg 2002 entschieden, uns mit dem Thema Qualität in der Klinikseelsorge zu befassen. Wir haben uns mit dem QM-Systementwickler proeval am Bodensee zusammen getan und sind in die konzeptionelle Arbeit eingestiegen. Ausgangspunkt war die Frage: Was macht gute Arbeit im Bereich der Klinikseelsorge aus? Dies war der Auftakt zu einem bis heute andauernden Lernprozess, aus dem heraus das Lern- und Qualitätssystem für die Klinikseelsorge (kurz lqs) entstanden ist. Wer verantwortet lqs? In diesem Lern- und Entwicklungsprozess verantworten die Klinikseelsorgenden die inhaltlichen Bereiche und Schwerpunkte ihrer Arbeit und proeval nimmt die Rolle des Methodenexperten wahr. Das Ordinariat ermöglicht den Prozess mit der Sicherstellung der notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen und versteht lqs zugleich auch als Visitationsinstrument. Dieses Zusammenwirken hat sich als produktiv erwiesen und sichert das Fortkommen. Unser Anspruch an lqs Schon zu Beginn war für uns klar, dass wir die Hilfsmittel und Denkweisen des klassischen Qualitätsmanagements nicht 1:1 auf die Klinikseelsorge übertragen können. Denn unser Anspruch war und ist, Hilfsmittel zu haben mit denen wir unser individuelles (verteiltes) Wissen und unsere Erfahrungen sichtbar machen und dann für alle nutzbar machen können die uns nicht vorschreiben, wie wir unsere Arbeit zu machen haben, sondern uns dabei helfen, den besten Weg für die jeweils spezifische Situation zu finden die auch sicherstellen, dass wir auf uns selbst achten, d.h. dass wir Sinn, Partizipation, Autonomie und die eigene Kompetenz bei der Arbeit in der Klinikseesorge erleben können. proeval / Erzdiözese Freiburg Seite 2 Nutzungs- & -Rechte 171124
Warum haben wir die Denkweise der klassischen Qualitätssysteme nicht 1:1 übernommen? Viele der heute noch etablierten (Qualitäts-) Management- Systeme betrachten Organisationen als eine Art komplexe Maschine. Sie gehen von der Annahme aus, dass wenn man die Zusammenhänge genau kennt, man die Organisation und das Ergebnis (die Qualität) der Arbeit genau steuern kann. Auch mit dem Produktionsfaktor Mensch wird mit derselben Annahme gearbeitet. Sobald aber wie bei uns in der Klinikseelsorge situative und lebendige (nicht ständig gleiche, linear-kausale) Prozesse das Geschehen bestimmen, ist dieser Denk- Ansatz nur mehr sehr bedingt nützlich. Nimmt man dies ernst, hat das weitreichende Konsequenzen für die Entwicklung und die Anwendung von Hilfsmitteln und Qualitätssystemen. Beschreibungen, wie gute Arbeit aussehen kann oder soll (Standards, Prozessbeschreibungen) sind notwendig, aber sie müssen gleichzeitig auch die Wahrnehmung der am Prozess beteiligten Menschen fördern und so das Entstehen von guter Arbeit aus dem unmittelbaren Tun heraus ermöglichen. Daher verursachen die Standards und Vorgaben im lqs keine unguten Gefühle ( Das geht bei mir ja gar nicht ), sondern sie lassen sich mit der jeweiligen Situation im Alltag gut kombinieren und regen zum Weiterkommen an. Dies ist bei den unterschiedlichen Rahmenbedingungen in der Klinikseelsorge eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz eines Qualitätssystems. Wie machen wir das mit lqs? lqs arbeitet mit dem zirkulären Erfolgsprinzip der Natur, d.h. es schreibt nicht vor, wie Arbeit zu erledigen ist, sondern es unterstützt die Klinikseelsorgenden auf dem Weg hin zur guten Arbeit. Wie eine Aufgabe letztlich durchgeführt wird, entscheiden die Klinikseelsorgenden autonom und situativ. D.h. lqs stellt eine Wegleitung und einen Satz von Werkzeugen für diesen Weg hin zur guten Arbeit zur Verfügung und sorgt damit dafür, dass die Klinikseelsorgenden ihre individuellen (fachlichen und persönlichen) Fähigkeiten besser einbringen können. Sie fühlen sich dadurch wirksamer und sind dann letztlich auch erfolgreicher. Die Wegleitung von lqs die lernhelix Das zirkuläre Vorgehen (Erfolgsprinzip der Natur) ist für uns Menschen nicht neu. Wir haben unsere zentralen Kompetenzen wie z.b. das Laufen oder das Sprechen damit entwickelt. Aber wir tun uns im Erwachsenenalter (und damit auch im beruflichen Alltag) schwer, dies gezielt und bewusst zu proeval / Erzdiözese Freiburg Seite 3 Nutzungs- & -Rechte 171124
nutzen. Oft sind es auch die im Alltag etablierten linear-kausalen Denk- und Verhaltensmuster, die uns davon abhalten, zirkulär denken und handeln zu können. Die lernhelix leistet hier wertvolle Unterstützung und gibt mit ihren acht Handlungsfeldern Sicherheit und Orientierung vor allem auf unübersichtlichen Wegen. Sich beim Denken oder Handeln entlang der lernhelix zu bewegen, hat einen echten Mehrwert. Man könnte es auch so sagen: Man nutzt damit die Intelligenz der Natur. von lqs In den acht Handlungsfeldern (HF) der lernhelix stellen wir Werkzeuge zur Verfügung die man als Team oder als Einzelner nutzen kann, aber nicht muss je nach situativer Gegebenheit. Wer erfolgreich in etwas Wichtiges einsteigen will wie z.b. in ein Projekt, eine Tagung oder in einen Workshop, der findet im HF 1 Bewusst in Prozesse einsteigen nützliche Werkzeuge. Sie helfen dabei, dass die Beteiligten Sinn in der Sache erkennen und sich dann aktiv beteiligen/ einbringen. Hier in der Erzdiözese Freiburg nutzen wir diese Werkzeuge gerne, weil wir mit einem relativ kleinen Aufwand gute Effekte erzielen. So sind beispielsweise unsere Jahrestagungen damit sehr viel produktiver geworden. Wer die eigenbestimmte und natürliche Weiter-Entwicklung von Menschen und ganzen Organisationseinheiten fördern will, der kann auf die Werkzeuge im HF 2 Denkleistung erbringen, vorhandenes Wissen sichtbar machen zugreifen. Bei uns sind hier 17 Spezifikationen (wir erweitern diese laufend) verfügbar, in denen wir unsere Erfahrung/ unser Wissen zu ausgewählten Themen der Klinikseelsorge gesammelt und sichtbar gemacht proeval / Erzdiözese Freiburg Seite 4 Nutzungs- & -Rechte 171124
haben. Bei der Entwicklung unserer Spezifikationen fließt auch die Sichtweise (die Vorgabe) aus dem Ordinariat mit ein. man kann die Interessen und Notwendigkeiten des Ordinariats darin ganz konkret sichtbar machen man kann das gesammelte Wissen mit der Spezifikation wieder gut in der gesamten Kliniseelsorge verteilen sie ist eine Orientierungshilfe für das Weiterkommen sie hilft, die Wahrnehmung auf Sachverhalte zu schärfen, die für das Weiterkommen wichtig sind man kann mit ihr auch sehr rasch und zuverlässig den aktuellen Stand der Entwicklung sichtbar machen (Self- Assessment, Visitation). Wir führen damit z.b. alle vier Jahre eine Standortbestimmung der gesamten Klinikseelsorge in der Erzdiözese Freiburg durch. Wer Entscheidungen treffen will, die umsetzbar und im Sinne der Ziele wirksam sein sollten der erfährt im HF 4 und 5 ( Neues erschließen und Gehörtes und Erkanntes auf Alltagstauglichkeit überprüfen ) Unterstützung. Der Inhalt und vor allem der Aufbau mit den fünf Anwendungs- Formen macht die lqs-spezifikation zu einem multifunktionalen Werkzeug: sie hilft, das in der gesamten Klinikseelsorge verteilte Wissen zu sammeln und sichtbar zu machen Wer möglichst gut vom Wissen ( guter Vorsatz ) ins Tun kommen möchte wird in den HF 6 8 der lernhelix fündig. Diese Werkzeuge richten ihre Aufmerksamkeit genau auf jene Sachverhalte aus, auf die es beim Übergang von Wissen zum Tun ankommt. Wer lqs nicht nur rein kognitiv, sondern auch in Raum und Zeit kennen und nutzen lernen möchte proeval / Erzdiözese Freiburg Seite 5 Nutzungs- & -Rechte 171124
der sollte in die Outdoor-Helix an den Degersee (bei Lindau am Bodensee) gehen. Dort ist die lqs-lernhelix auf einem naturnahen Gelände von ca. 30.000 qm in Raum und Zeit (in der realen Natur) erfahr- und nutzbar. Es ist dort möglich völlig ohne Vorkenntnisse lqs zur Lösung von realen Aufgabenstellungen zu nutzen. Die Erfolgsprinzipien der Natur die Zirkularität und die Entwicklung der Wahrnehmungskompetenz können hier direkt in der Natur auf plastische Art und Weise kennengelernt werden. Ein idealer Einstieg in die Denkfigur vom lqs. lqs entwickelt sich weiter und wir damit lqs ist nicht nur für das Lebendige gebaut es ist auch selbst ein lebendiges System. Wir entwickeln uns zusammen mit lqs kontinuierlich weiter. Die Koordination bei uns in der Erzdiözese Freiburg hat die lqs-steuerungsgruppe. Sie stößt Entwicklungen an (neue Spezifikationen, neue Anwendungen) und beteiligt dann die KollegInnen. Dies geschieht in Abstimmung mit proeval. Erfahrungen mit lqs Es hat sich gezeigt, dass unser Lern- und Qualitätssystem für zusätzliche Arbeit sorgt, bis man eingearbeitet ist. Danach ist es in der Regel dafür da, das Wahrnehmen, Denken und Tun in den jeweils aktuellen Themenfeldern zu unterstützen. Es sind jedoch nicht alle Kolleginnen und Kollegen in der Erzdiözese Freiburg von lqs begeistert. Aber diejenigen, die sich mit der Denkfigur von lqs ernsthaft auseinandersetzen und die Werkzeuge von lqs sachgemäß nutzen, nehmen eine positive Wirkung wahr. Die daraus entstehende innere Überzeugung für lqs ist echt, nachhaltig und ansteckend. Kontakte und weiterführende Infos: Karl-Heinz Westermann, Sprecher der lqs-steuerungsgruppe, Klinikseelsorge Klinikum Mannheim DE-68167 Mannheim, Theodor-Kutzer-Ufer 2-8 T: +49 621 383 2273, F: +49 621 383 732273 E: karl-heinz.westermann@umm.de Andrea Kohler, Erzbischöfliches Seelsorgeamt, Fachstelle Klinik- und Kurseelsorge, Erzbischöfliches Seelsorgeamt DE-79108 Freiburg, Okenstraße 15, T: +49 761 5144 245 E: andrea.kohler@seelsorgeamt-freiburg.de www.seelsorgeamt-freiburg.de Roland Mangold, Leiter von proeval Gesellschaft zur Förderung des Lernens von der Natur AT-6912 Hörbranz, Backenreuterstr.39, T: +43 5573 84025, E: roland.mangold@proeval.com, www.proeval.com www.lqssupport.com proeval / Erzdiözese Freiburg Seite 6 Nutzungs- & -Rechte 171124