Working poor als Problem sozialpolitischer Steuerung: Herausforderungen, strategische Ansätze und Determinanten politischer Reform(blockad)en

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Transkript:

Working poor als Problem sozialpolitischer Steuerung: Herausforderungen, strategische Ansätze und Determinanten politischer Reform(blockad)en Marcel Fink (Univ. Wien) Tagung Arm trotz Erwerbsarbeit - Working poor in Österreich Salzburg, 09.11.2011

Inhalt Hintergrund: problem-framing in Wissenschaft, Politik und Bevölkerung. Zentrale Verursachungszusammenhänge von working poor. Potentielle strategische Ansätze. Determinanten politischer Reform(blockad)en. Fazit.

Hintergrund: problem-framing in Wissenschaft, Politik und Bevölkerung Problem-framing in Wissenschaft, Politik und Bevölkerung: kein Ende der Arbeitsgesellschaft.

Hintergrund: problem-framing in Wissenschaft, Politik und Bevölkerung Wissenschaft: Diskurs um Ende der Arbeitsgesellschaft (urspr. Gorz, Offe, Beck etc.) kein dominanter Diskussionsstrang. Aber: Diverse Thesen und Befunde z.b. zu post- Fordismus und post-industrialisierung und Flexibilisierung der Arbeitsmärkte. Insgesamt scheint wenig umstritten, dass das Erwerbsleben nach wie vor der zentrale Ort (ist), wo die Ungleichheitsverteilung von Lebenschancen verankert ist (Kreckel 1992, 153).

Hintergrund: problem-framing in Wissenschaft, Politik und Bevölkerung Sowohl in individualistischen wie auch strukturalistischen Ansätzen zur Erklärung von Armut: Frage der Erwerbsarbeit häufig zentraler Bezugspunkt!

Hintergrund: problem-framing in Wissenschaft, Politik und Bevölkerung Politik: Österreichisches Reformprogramm 2011: ( ) Die Erreichung des Ziels zur Verminderung des Risikos für Armut und soziale Ausgrenzung sowie des Beschäftigungsziels stehen in enger Verbindung. Der Fokus liegt daher auf Beschäftigungssteigerung und auf der Eingliederung in den Arbeitsmarkt, insbesondere auch von erwerbsfähigen, arbeitsmarktfernen Personen, sowie auf der Verbesserung der Qualität der Jobs. Ein besonderes Augenmerk wird in diesem Kontext auch darauf zu legen sein, dass die finanziellen Anreize für eine Beschäftigungsaufnahme und einen Verbleib in Beschäftigung richtig gesetzt werden. ( )

Hintergrund: problem-framing in Wissenschaft, Politik und Bevölkerung Communication from the Commission: EUROPE 2020. A strategy for smart, sustainable and inclusive growth (COM(2010) 2020 final): Inclusive growth a high-employment economy delivering economic, social and territorial Cohesion. Inclusive growth means empowering people through high levels of employment, investing in skills, fighting poverty and modernising labour markets, training and social protection systems so as to help people anticipate and manage change, and build a cohesive society.

Hintergrund: problem-framing in Wissenschaft, Politik und Bevölkerung Bevölkerung: Eurobarometer Spring 2010 Eurobarometer Spring 2011

Hintergrund: problem-framing in Wissenschaft, Politik und Bevölkerung Spannungsverhältnis & politisches Legitimationsproblem: Erfolgreiche Integration ins Erwerbsleben wird in Wissenschaft, Politik & Bevölkerung als zentraler Schlüssel zur / zentrale Determinante der Sicherung sozialer Teilhabe angesehen.? Zunehmende Verbreitung der Wahrnehmung, dass Erwerbsarbeit nicht per se Teilhabe am gesellschaftlich üblichen Lebensstandard garantiert.

Zentrale Verursachungszusammenhänge von working poor Armutsgefährdung nach Haupttätigkeit 2008 von Personen im Erwerbsalter

Zentrale Verursachungszusammenhänge von working poor Quelle: EU-SILC 2007; IHS ITABENA 2009; siehe auch Anm. nächste Folie Frauen Steuern & Abgaben Haushaltskontext Sozialtransfers Bruttomarkteinkommen individuell Nettomarkteinkommen individuell Nettomarkteinkommen Haushalt Nettoeinkommen Haushalt inkl. Sozialtransfers AGQ: 19,9% AGQ: 24,3% AGQ: 8,4% AGQ: 3,8% Männer Steuern & Abgaben Haushaltskontext Sozialtransfers Bruttomarkteinkommen individuell Nettomarkteinkommen individuell Nettomarkteinkommen Haushalt Nettoeinkommen Haushalt inkl. Sozialtransfers AGQ: 7,1% AGQ: 9,2% AGQ: 13,4% AGQ: 5,6% Armutsgefährdungsschwelle individuell Armutsgefährdungsschwelle Haushalt (Äquivalenzskalen)

Zentrale Verursachungszusammenhänge von working poor Frauen Beschäftigte Working poor gesamt Brutto Markteinkommen Netto Markteinkommen Netto Haushalt Netto Haushalt + Sozialtransfers Stabil VZ 872.732 78.348 97.958 46.754 27.887 Stabil TZ 495.565 156.655 189.650 50.066 16.768 Nicht ganzjährig besch. 167.389 71.200 85.903 31.660 13.236 Summe 1.535.686 306.203 373.511 128.480 57.891 Armutsgefährdungsquote 19,9 24,3 8,4 3,8 Männer Beschäftigte Working poor gesamt Brutto Markteinkommen Netto Markteinkommen Netto Haushalt Netto Haushalt + Sozialtransfers Stabil VZ 1.713.033 71.672 89.628 149.217 65.634 Stabil TZ 73.360 16.882 19.576 13.174 8.090 Nicht ganzjährig besch. 169.631 20.487 32.428 43.285 12.377 Summe 1.956.024 109.041 141.632 205.676 86.101 Armutsgefährdungsquote 7,1 9,2 13,4 5,6 Quelle: EU-SILC 2007; IHS ITABENA 2009; Anm.: Personen im Alter von 20-60 Jahren; Caveat: Allf. Pensionsbezüge nicht unter Sozialtransfers subsumiert, sondern bereits ab Nettomarkteinkommen berücksichtigt.

Zentrale Verursachungszusammenhänge von working poor Auf indiv. Ebene beträchtlicher Anteil an Niedrigmarkteinkommen (d.h. hier unter der Armutsgefährdungsschwelle für 1-Personen-Haushalt) v.a. (aber nicht nur) bei Frauen. Wegen a. Niedriglöhnen und b. Teilzeitbeschäftigung. Sozialabgaben (&Steuern): Erhöhen Zahl der working poor auf individueller Ebene (&vor Sozialtransfers) am ca. 22% (Frauen) bzw. 30% (Männer). Haushaltsebene: Beträchtliche Reduktion der Zahl der working-poor bei Frauen. Beträchtliche Erhöhung der Zahl der working-poor bei Männern. Unterschiedliche Erwerbsintensität von Männern & Frauen + Lohndifferentiale Einkommensdifferentiale. Sozialtransfers: Reduzieren Zahl der working poor bei beiden Geschlechtern beträchtlich.

Potentielle strategische Ansätze Standardrepertoire strategischer Ansätze: Maßnahmen zur Eindämmung von Niedriglöhnen (Kollektivverträge; gesetzlicher Mindestlohn). Maßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsintensität von Haushalten (Forcierung von Vollzeitbeschäftigung & langer Teilzeitbeschäftigung). Reduktion von Abgaben im Niedrigeinkommensbereich. Erhöhung von Sozialtransfers ( in work und/oder out-ofwork ) an Haushalte mit niedrigen Einkommen. Probleme u.a.: Adverse Nebeneffekte (?): Abschaffung wenig produktiver Arbeitsplätze ohne adäquaten Ersatz(?); zusätzliche Beförderung des Niedriglohnsektors (?); Anreizkompatibilität (?); begrenzte verfügbare Menge an Arbeit.

Determinanten politischer Reform(blockad)en These: Das Phänomen working poor ist Ausdruck eines mehrfachen Verteilungsproblems. Befunde zu AT: Lohnverteilung und Bewertung von Tätigkeiten am Arbeitsmarkt: gewachsene Struktur; lange Zeit keine starke Ausrichtung an solidarischer Lohnpolitik ; problematische outcomes trotz extrem hohem kollektivvertraglichem Deckungsgrad. Verteilung verfügbarer Arbeit(szeit): Sehr hohe Konzentration von Teilzeitarbeit auf Frauen; hohe Verbreitung kurzer Teilzeitbeschäftigung; starke Verbreitung auch im Haupterwerbsalter; bei zugleich hoher Zahl an Überstunden insb. bei Vollzeitbeschäftigten. Verteilung von Mitteln im Rahmen sozialpolitischer Interventionen: Sehr hoher Grad der Mittelbindung im Rahmen der gereifter Pensionssysteme; Defizite - im Vgl. zu Europ. best-performern - bei sozialen Dienstleistungen (Kinderbetreuung; Pflege) & in geringerem Umfang im Bereich ALMP. Aber: Im int. Vgl. generöse Geldleistungen an Familien (reduziert Zahl der working-poor beträchtlich). Verteilung zwischen Löhnen & anderen Einkommen: Sinkender Anteil der Löhne am Volkseinkommen (Lohnquote). Vergleichsweise geringe Besteuerung von Finanz- und Immobilienvermögen, Kapitalertrag etc. bei zugleich vergleichsweise starker Belastung des Faktors Arbeit (bei Niedrigeinkommen primär durch SC- Beiträge).

Determinanten politischer Reform(blockad)en Politische Steuerung entwickelt sich häufig pfadabhängig, inkrementelle Anpassung überwiegt gegenüber struktureller Reform. Wegen: Tradierte Muster der politischen Problemwahrnehmung. Strukturelle Verfasstheit einmal existierender Systeme (inkl. finanzielle Mittelbindung). Umverteilung ist strukturell konflikthaft, weil sie mit VerliererInnen und GewinnerInnen einher geht. Starke strategische Positionierung von Interessengruppen, die von gegenwärtiger Systemausgestaltung profitieren. Vergleichsweise geringe politische Durchsetzungsfähigkeit von Personengruppen, die vom Phänomen working poor besonders betroffen sind (Ressourcen; Widerstandspotential; interne Heterogenität der Gruppe; Perzeption der Situation als Übergangsstadium etc.). Logiken des blame avoidance dominieren in politischen Prozessen häufig gegenüber solchen des credit claiming ( Trend zur Fortsetzung/Vertiefung des Status Quo).

Fazit Working Poor stellt v.a. mit Blick auf absolute Zahlen eine substantielle sozialpolitische Herausforderung dar. Das Phänomen besitzt zusammen mit breiteren Tendenzen der partiellen Prekarisierung von Erwerbsarbeit beträchtliche gesellschaftspolitische Sprengkraft. Es gibt eine Tendenz dazu, diese Probleme vermehrt auf die politische Problemagenda zu stellen. Insgesamt wird die Debatte dazu (inkl. der ggst. verteilungspolitischen Fragen) aber im Kern des politischen Systems noch sehr verhalten geführt. Notwendig wäre m.e. ein breiter und substanzieller Diskurs zu Gerechtigkeit.

Vielen Dank für Ihr Interesse! Univ. Ass. Mag. Dr. Marcel Fink Universität Wien Institut für Staatswissenschaft Hohenstaufengasse 9/7 1010 Wien Tel. ++43/1/4277-49703 Fax. ++43/1/4277-9497 E-mail: marcel.fink@univie.ac.at http://www.univie.ac.at/staatswissenschaft/ http://homepage.univie.ac.at/marcel.fink/ Institut für Staatswissenschaft