WirhabeneineLösung,aberwoistdasProblem?-EntwicklungvonEntwurfsmusternfürARS-SzenarienaufBasisvonempirischerWirkungsforschung

Ähnliche Dokumente

Clicker und Peer Instruction Quizshow oder effektive Lehre. Anika Fricke ZeLL Zentrum für erfolgreiches Lehren und Lernen

Social Software an Hochschulen Zwischen formellem und informellem e-learning

I don t go into the classroom lecturing on what I think they need! No, they tell me what it is they want me to cover. Just in Time Teaching

Selbstorganisiertes Lernen mit Social Software unterstützen

Security Patterns. Benny Clauss. Sicherheit in der Softwareentwicklung WS 07/08

Wissenschaftliche Begleitung der Erprobung von online-gestützten Modulen. Weimar,

Web 2.0 als Inhalt und Methode in Fortbildungsangeboten zur E-Kompetenzentwicklung. Brigitte Grote, Stefan Cordes Freie Universität Berlin

Click2Vote Ein servicebasiertes Clicker-Framework zur Teilnehmeraktivierung in Lehrveranstaltungen

Was sind Online-Seminare?

Fernstudieninstitut (FSI)

ITIL & TOGAF die Doppelspitze für IT Governance

Erste Schritte mit Crickets und Inter- Write Response für PowerPoint- Benutzer

Data Driven Performance Marketing

SmartClick das Audience Response System der Frankfurt University of Applied Sciences

Daniel Warneke Ein Vortrag im Rahmen des Proseminars Software Pioneers

Kriterien guter Lehre

Masterarbeit. im Masterstudiengang Wirtschaftswissenschaft der. Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Leibniz Universität Hannover.

Inverted Classroom Konferenz 26. Februar Fotoprotokoll des Workshops: Videos erstellt. Und dann?

LON-CAPA Praxisbeispiele

Chair of Information Management Wissenschaftsdisskussion

Mit Legacy-Systemen in die Zukunft. adviion. in die Zukunft. Dr. Roland Schätzle

Analyse von Student-Studentund Student-Tutor-Interaktionen

IMS - Learning Design

Live Feedbacksysteme im Vergleich

Erste Schritte mit Crickets und Interwrite Response für PowerPoint Benutzer. Dekanat Vetsuisse Fakultät Zürich E Learning Koordination

13 Lernorganisation mediendidaktik.de. Rahmenmodell der Didaktik. Lernorganisation. zeitlich räumlich sozial

Arbeit und Gesundheit Teil 1: Hintergrund und Erklärungsmodelle

Mobile Learning ::: Bildung in Happchen?

eteaching-weiterbildung

UI Design Patterns. Kapitel: 8. Konzeption Style Guides UI Design Patterns Genres

ILIAS AN DER MLU TEST IN ILIAS 1. SCHRITT: ANLEGEN EINES FRAGENPOOLS 2. SCHRITT: ANLEGEN EINES TESTS ANWENDUNG

Standardisierte Analgetika Abgabe durch Pflegefachpersonen auf Notfallstationen

Führungsstile: Literaturrecherche und Ausblick für die Informationssicherheitsforschung

CONTEXT IS KING AND DEVICE IS QUEEN! IN DER MOBILEN MARKENKOMMUNIKATION. 21TORR Interactive GmbH

mobilen Classroom-Response-Systems SMILE

Grob- und Detailplanung bei der Implementierung nutzen

TBDL-Module: + Praxis-Modul: Erstellung eines Online-Kurses. Technische Aspekte des E-Learning

ERP-Systeme in der Lehre Nutzen und Vorteile

Best Practices für Upgrades. Oracle Siebel CRM beyond 8.1

X[iks] Institut für Kommunikation und ServiceDesign

Hinweise zur Betreuung von Abschlussarbeiten durch Prof. Dr. Funck

Standardisierung im elearning

Erfahrungen und Erwartungen zum Einsatz von E-Learning in der universitären Lehre

Standards für E-Learning Portale: Eine kritische Würdigung

elearning SIGNAL project Hans Dietmar Jäger 1

Der Patient im Mittelpunkt: Interprofessionelle Ausbildung und Zusammenarbeit gestalten und entwickeln

ZfTM-Work in Progress Nr. 20: Distributionspolitische Optionen für journalistische Inhalteanbieter auf Online-Märkten

Planung Veranstaltungskonzept Portfoliomanagement I

A Knowledge Sharing Tool for Collaborative Group Sessions

Dr. Lars Schlenker Medienzentrum, TU Dresden Henriette Greulich

recruiting trends im mittelstand

Offenes Lernen, Vortrag auf der Jahreskonferenz des Arbeitskreises Politik- Gesellschaft-Umwelt im Deutschen Volkshochschul-Verband

Möglichkeiten und Grenzen von Feedback zur Schul- und Unterrichtsentwicklung. Seminar 1 Grundlagen und Peer Reviews. Programm und Skript

Verstehe ich alles? Analyse einer PBL-Problemstellung Problembearbeitung Selbstverantwortliches Lernen. 5. Lernfragen formulieren

Click2Vote Systematische Integration heterogener Clicker-Lösungen

Uhr. Online-Betreuung. Wie betreut und moderiert man einen Online-Kurs? Webinar. Stephan Clemenz. Dr.

Dr. Simon Giesecke Falko Basner Dr. Jörg Friebe. Bad Honnef, 3. Mai 2010

Executive Summary.

Bürgerbeteiligung mit eopinio

PMI Munich Chapter

Softwareentwicklung aus Sicht des Gehirns

Eine App, viele Plattformen

Digitaler*Ausstellungsbegleiter*für*Mobilgeräte ** * * * Alter: Studiengang: Geschlecht: $ $ $ $ Datum: Falls%Ja,%welches? Falls%ja, %welches?

Testgetriebene Web-Entwicklung mit Ruby on Rails

E-Learning Was ist das?

Inhalt. Bearbeiten eines Moodle-Kurses Arbeitsmaterialien und Aktivitäten

Verschmelzung von Lernen und Arbeiten in der Zukunft eine Vision!?

Die neue DevOps Foundation Zertifizierung. Webinar , Alex Lichtenberger, Glenfis

Illegitime Arbeitsaufgaben und Work-Life-Balance: die Rolle der Strategien zur Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben

Interaktives Feedback im Hörsaal: Vorstellung des Classroom Response Systems PINGO

Fundraising Kongress Berlin 2014 Marcus Koch

MMI 1 Probeklausur. Author: Alexander De Luca + Bettina Conradi (for lecture MMI1 SS11) - LMU Munich

Didaktik, Lernobjekte & Wiederverwendung

Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier

Qualitative Aspekte von Leistungspunkten: Gedanken zur Anerkennung von Lernleistungen

Freie Bildung: Web2.0-Tools als Türöffner für die Wirtschaft

Human Resource Management (HRM)

Kriterien und Instrumente zur Evaluation von E-Learning Angeboten

Einflussfaktoren auf eine Softwarearchitektur und ihre Wechselwirkungen Entwurfsentscheidungen systematisieren

Wissenschaftliches Präsentieren

MMZ: Was ist Ihre persönliche Motivation zum Einsatz einer Lernplattform/von ILIAS beim Sprachenlernen?

Private Internetnutzung in der Stuttgarter Bevölkerung Ergebnisse der Stuttgarter Bürgerumfrage 2011

Anleitung zur Erstellung einer Online-Umfrage am Beispiel von PollDaddy

Leitfaden für das Erstellen eines Fragebogens

40 SurveyLab. Das spezialisierte Befragungs- Tool für Zukunftsanalysen, Innovation und Strategie.

What s New? Skype for Business. Dirk THORMANN

Bewertung von Trends für die IT-Strategie am Beispiel von "Bring your own device" (BYOD)

LessonTalk Mehr Interaktionsmöglichkeiten für Studierende in Massenvorlesungen

Integriertes Risikomanagement mit GAMP 5 Risiken effizient managen!

Lean Management: der Weg zur Exzellenz in der Intralogistik

WELTKONGRESS ZU OPEN EDUCATIONAL RESOURCES (OER) UNESCO, PARIS, JUNI 2012 PARISER ERKLÄRUNG ZU OER (2012)

Service Design. Dirk Hemmerden - Appseleration GmbH. Mittwoch, 18. September 13

Gestaltung von Computersimulationen

Interaktive Whiteboards Der Einzug einer neuen Lerntechnologie

Aktivitäten und Ressourcen für den Unterricht in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT)

Planst Du noch oder lebst Du schon (agil)?

Kollaboratives Lernen

Mehrwert von elearning Eine Bestandsaufnahme

Transkript:

Hans Pongratz,Reinhard Keil(Hrsg.):Die 13.E-Learning Fachtagung Informatik, Lecture Notes in Informatics(LNI),Gesellschaft für Informatik,Bonn 2015 71 WirhabeneineLösung,aberwoistdasProblem?-EntwicklungvonEntwurfsmusternfürARS-SzenarienaufBasisvonempirischerWirkungsforschung MelanieKlinger 1,MarcEgloffstein 2 unddanielschön 3 Abstract:Gegenwärtig existieren eine Menge unterschiedlicher Audience Response Systeme (ARS),derenWirkungaufMotivationundAktivierungderStudierendeninzahlreichenStudien untersuchtwordenist(z.b.[ki14]).denausgangspunktderbetrachtungbildethierbeioftdas technischesystem(z.b.[mu08]).lehrendestehenaberzunächstvorspezifischendidaktischen Problemen,diesiemitHilfeeinessolchenSystemslösenmöchten.JenachKontextundAnwendungssituation sind die verschiedenenlösungenaußerdem in unterschiedlichemmaßeerfolgversprechend.eine Möglichkeit,die unterschiedlichen Anwendungsfällezu systematisieren und abzubilden,sinddidaktischeentwurfsmuster.vondidaktischenproblemenausgehendsollensie Lehrenden eine Orientierung bieten, welche Systeme in bestimmten Kontexten erfolgreich angewendet wordensind. In diesem Beitrag diskutierenwir die Eignung des Pattern-Ansatzes, um empirischeevidenzenim Sinnevon best practices abzubilden.mit einem Entwurfsmuster zur Wissens- und Meinungsabfrage ingroßvorlesungen versuchen wir beispielhaft, eine Orientierungshilfe für Lehrendezu gestalten. Keywords: CRS, ARS, Smartphones, Pattern,Entwurfsmuster 1Einleitung Die ZahlderForschungsarbeiten zurwirksamkeit vonaudience Response Systemen (ARS) steigt nach wie vor. Häufig werden dabei spezifische Systeme in isolierten Kontexten untersucht(z. B.[Ba06]). Vereinzelt liegen Review-Artikel vor(z.b.[ke12]), die Forschungsergebnisse zusammenfassen und allgemeine Handlungsempfehlungen ableiten.nichtseltenbildetdabeidassystemdenausgangspunktderbetrachtungen.lehrende stehen im Hörsaal aber nicht vor der Frage,wann der Einsatz eines bestimmten Systems odereinerbestimmten Methode sinnvoll ist,sondernwie sieein spezifisches Lehrproblem oder eine spezielle Herausforderung angehen sollen:die Studierenden in einer großen Vorlesung beteiligen sich nicht an Diskussionen;die Lehrperson weiß nicht,obdieinhalteverstandenwurden;diestudierendentrauensichnicht,fragenzu stellen,usw.wollen Lehrendediese Probleme angehen,interessieren sie sichvor allem dafür,wieeinemöglichelösungaussehenkannundobdieseinähnlichemkontext schon erfolgreichgewesen ist. 1 UniversitätMannheim,StabsstelleStudiumundLehre,68131Mannheim,klinger@ssl.uni-mannheim.de 2 UniversitätMannheim,StabsstelleStudiumundLehre,68131Mannheim,egloffstein@ssl.uni-mannheim.de 3 UniversitätMannheim,LehrstuhlfürPraktischeInformatikIV,A5,6,68159Mannheim, schoen@informatik.uni-mannheim.de

72 Melanie Klinger et al. Vor diesem Hintergrund versuchen wir im vorliegenden Artikel, Studien zur Wirkung von ARS(die imsinne vonerfolgreichen Anwendungsbeispielen verwendetwerden) in didaktischenentwurfsmustern(patterns) abzubilden,dielehrendeneineorientierung für individuelle Problemstellungen geben können.bewusst weichen wir dabeivomgängigen Entwurfsprozessvon didaktischen Patterns ab.anstatt das implizite Wissenvon Experten zu externalisieren[we15],haben wir exemplarisch ausgewählte Studien strukturiert und deren Inhalt in Entwurfsmuster transferiert. Mit demvorliegenden Beitragwollenwir einediskussion anstoßen,ob und inwieweit dieser adaptierte Pattern- Ansatz zweckdienlich und weiter zu verfolgen ist. 2 Related Work 2.1 Response Systeme Mediengestützte Ansätze zur Steigerung der Interaktivität in Lehrveranstaltungen mit großen Teilnehmerzahlen wurden parallel zur Entwicklung der entsprechenden Basistechnologienvorangetrieben.NachspeziellfürAbstimmungenproduzierten Clickern[Du96, Ke12] wurden später auch programmierbare Taschenrechner und PDAs [Sc05]verwendet.Mit dersteigenden Verbreitung von Smartphones und mobilen Endgerätenwurden auch für diese Plattformen spezielle Umfragesysteme entwickelt. VonderanfänglichenEntwicklung nativeranwendungenhatsichderfokus mittlerweile hin zu Web-Anwendungen verschoben[skke12, Ku12]. Diese haben den Vorteil, dass sie auf einer Vielzahl von Geräten ausführbar sind und keine speziellen Client-Installationenmehrbenötigen.NebendemZiel,AufmerksamkeitundAktivität derstudierenden zu fördern, eignen sich ARS aber auch, umweitergehende Zielstellungenzuverfolgen. Hauptsächlich werden ARS für Wissenstests in mittleren und großen Veranstaltungen eingesetzt.hierbei gewinnt die Lehrperson einen Eindruck vom Wissensstand der StudierendenundkanninderVeranstaltungentsprechenddaraufreagieren[Ca07]. Durch Peer Instruction kann zudemdie Wissensgenerierung unter denstudierenden gefördert werden[du96].weiterhin können Umfragen auchdazu benutzt werden,um anonyme Meinungender Studierenden einzuholen. Diese können dann aggregiert als Grundlage für weitergehende Diskussionenherangezogenwerden[Ca07].Neben Multiple-Choice Items findenhier auch Texteingaben, numerische Zahlenwerte, Likert- Skalen oder Ein-Knopf-Ichstimme zu-optionen als EingabeVerwendung. [Mu08]dagegen setzte ein ARS ein, umdaten für die psychologische Forschung zu generieren,daars-umfragenschnellundanonymbeantwortetundausgewertetwerden können. Er nutzte manipulierte Aggregationen der Ergebnisse, umdie Diskussion in der Veranstaltung anzuregenundbeispielhafte Reaktionsmuster zu demonstrieren.ars werden auch zum Live-Feedback für Vortragende benutzt.hierbei können die Zuhörenden die Vortragsgeschwindigkeitund die Verständlichkeit des Inhaltes durchgehend

EntwicklungvonEntwurfsmusternfürARS-Szenarien 73 bewerten[wb13].ein didaktischer Mehrwert ist hierbei allerdings nicht immer unmittelbargegeben. Neben speziell entwickelten ARS werden auch etablierte Internetdienste in Lehrveranstaltungen eingesetzt. Kim et al.[ki14] nutzten Twitter, um in der Vorlesung auftauchende Fragen beantworten zu lassen. Die Reaktionsgeschwindigkeit der einzelnenstudierendenwurdedannbeidernotenvergabeberücksichtigt. Hierdurch wurde eine erhöhteaufmerksamkeitsrate über dieganze Veranstaltung hinweg erreicht unddienichtaufgabenbezogeneinternetnutzungdersmartphonesvermindert. 2.2 Entwurfsmuster in der Lehre Indidaktischen Schulungen trifft man häufig auf sogenannte Methodenblätter,die Methoden und deren Einsatzmöglichkeiten vorstellen.den Ausgangspunktbilden hierbei die Methoden selbst. Dabei variiertdie Ausführlichkeit unddarstellungsart der Methodenstark.Lehrende sehensich jedoch mit konkreten Herausforderungenund Problemenkonfrontiert.Umherauszufinden,welcheMethodezuihrerLehrsituationpasst, müssten sie demnachviele Methodenblätterprüfen.Entwurfsmusterbietenhierbeieine gangbarealternative,dasievomaktuellenproblemausgehendlösungen formulieren, die bereits praktisch erprobt worden sind. Die Problemorientierungundgleichzeitig kondensierte, strukturierte Zusammenstellung der relevanteninformationen stelltsomit den größten Vorteil eines Entwurfsmusters dar[we15].im Gegensatz zu MethodenblätternenthaltenEntwurfsmusternotwendigerweiseauchHinweisezurzielführendenAnwendung dermethode. ImZuge der Professionalisierung von Hochschullehre werden vielerorts Forderungen nach evidenzbasierter Lehrelaut.Gesicherte und empirisch belegte Erkenntnisse,zum Beispiel aus der Lernpsychologie, sollen Einzug in den Lehralltag halten. Eine solche wissenschaftliche Fundierung erhöht(in der Erfahrung der Autoren) zudem die AkzeptanzdidaktischerWeiterbildungundBeratungbeiHochschullehrenden.ImSinneeines evidenzbasierten Vorgehens sollten demnach Methoden, Tools und Instrumente nicht nurpauschalempfohlen,sondernsamtnachweislichererfolge,aberauchmitdokumentierten Risiken kommuniziert werden. Ein Entwurfsmuster enthält zwar qua definitionem Erfahrungswerte aus der Lehrpraxis, diesesind abernicht in allen Fällen hinreichend empirisch überprüft, sondern eher best practice. In einem adaptierten Ansatz wollen wirdaherentwurfsmusterentwickeln,dieempirischeevidenzmiteinbeziehen. IMS Learning Design(IMS LD) ist eine etablierte Methodik zur Beschreibung von didaktischen Szenarios, welche vor allem im E-Learning-Kontext Verwendung findet. IMS LD spezifiziert dabei eine Metasprache, die eine detaillierte formale Modellierung vonlehr-lern-prozessenermöglicht[jc05].dabeiwerdendreiebenenderimplementierung angesprochen, wobei auf der obersten Ebene(Level A) imcoredie Modellierungselemente people, activities und resources sowie deren Zusammenspiel im SinneeinesDrehbuchsabgebildetwerden. IMSLD ermöglichteinenaustauschvon didaktischen Szenarios, zielt aber i.d.r. auf eine technische Interoperabilität. Der dabei

74 Melanie Klinger et al. implizierte Formalisierungsgrad geht in der Regel weit über die Anforderungen und Möglichkeiten der hochschuldidaktischen Praxis hinaus. Entwurfsmuster für den Lehralltag sollten dagegen verständlich und wenig komplex sein. 3EntwicklungeinesEntwurfsmusters 3.1 Form Bei unseremvorhaben,existierendestudien zu ARS in ein adaptiertespattern-format zu transferieren,beziehen wir uns aufdie Pattern-Definition von Kohls[Ko11], der didaktische Patterns formal als 5-Tupel definiert: P={Kontext,Problem, Einflussfaktoren, Lösung, Konsequenzen} Dieser vor allem aus Praktikersicht eher abstrakte Ansatz wird in anderen Definitionen weiter ausdifferenziertund dadurch leichter zugänglich.deshalb fließt dievon e- teaching.orgetablierteundvonwedekind[we15]nähererläutertedefinitionebenfalls in unsereüberlegungenein: P:{Titel desentwurfsmusters,rahmenbedingungen,lösung,details,stolpersteine, Vorteile, Nachteile, Beispiele, Werkzeuge, weitere Informationen} Eine sehrähnlichedefinitionfindet sich an deruniversitäthamburg[ze14]: P={Titel, Kontext, Problemstellung, Lösung, Details, Stolpersteine, Vorteile, Nachteile, Beispiele,Werkzeuge,verwandteMuster} Die letztgenannte Definitionformuliert explizit das Problem,was uns ebenfalls als leicht eingängig fürlehrende erscheint,die sich mithilfe despatterns orientierenwollen.da wir explizit Forschungsergebnisse im Sinne von erfolgreichen Anwendungssituationen ergänzen wollen,haben wir dementsprechend folgende Struktur definiert, die im Sinne der empirischen Forschung positive und negative Effekte enthält: P={Titel, Rahmenbedingungen, Problem, Lösung, Details, Stolpersteine, positive Effekte, Empfehlungen, negativeeffekte, Werkzeuge, Quellennachweise} 3.2 BeispielfüreinEntwurfsmuster:Wissens-oderMeinungsabfrageinder Großvorlesung Im Folgendendefinieren wirexemplarischeinentwurfsmusterwissens-odermeinungsabfragein dergroßvorlesung(anhang1).wirhabenhierzu die umfassende SammlungderVanderbiltUniversitygenutzt,dieeineVielzahlwissenschaftlicherAr-

EntwicklungvonEntwurfsmusternfürARS-Szenarien 75 beitenzuarsbeinhaltet 4.AusdieserSammlunghabenwirexemplarischvierArtikel herausgegriffen,die diewirksamkeit von ARS als Wissensabfrage-oder Meinungsabfrage-Tool anhandder subjektiven Einschätzungder StudierendenuntersuchenundvergleichbareRahmenbedingungen aufweisen(vorlesung mit hoher Teilnehmendenzahlim Undergraduate-Bereich). 5 Nach der Festlegung der Form des Patterns(s.oben)wurden die Studien einbezogen. DieÜbertragungvonempirischenStudieninEntwurfsmustersetztvoraus,dassdieStudien das beschriebene Problem hinreichend genau thematisieren und diebeschriebenen Probleme zumindestähnlichsind.imprinzip muss der kleinste gemeinsame Nenner der Studien gefunden werden, was das resultierende Entwurfsmuster unter Umständen eherspeziellundwenig generalisierbarmacht.aufderanderenseite führtdieaufzählung aller in den Studiengenannter Aspekte zu einemaufblähendes Patterns.So ist einer der genannten Stolpersteine impattern Clicker funktionieren nicht richtig oderdie Registrierung ist nicht möglich[ba06],dieser bezieht sichimengeren Sinne aber lediglich auf die Variante, dass Clicker und nichtmobile Devices verwendet werden. Bei Titel, Rahmenbedingungen, Problem, Lösung sowie Details sind wir so verfahren,dass die in den Studien erläuterten Kontexte auf Gemeinsamkeiten hin untersucht und zusammengefasst wurden. Stolpersteine, Positive Effekte, Empfehlungen sowie negative Effekte wurden den Studien direkt entnommen,übersetzt und eingefügt.die derart entnommenen Daten sind im Entwurfsmuster mit Quellenverweisen hinter den entsprechenden Aspektengekennzeichnet. Das Entwurfsmuster wurde darüberhinausmitempirischerfahrungswertenangereichert,diezwarnichtempirisch validiertsind,zwecksinformationsgehaltfürdie Lehrendenaberalshilfreich erachtet werden. In der weiteren Ausarbeitung des Ansatzes sind zur Vervollständigung zusätzlicheempirischedateneinzubinden. 4Diskussion Die Verdichtungvon Forschungsergebnissen ist herausfordernd,dabeispielsweise häufigähnliche,abernichtidentischeitemformulierungenverwendetwerden,wasgestaltungs- und Interpretationsspielräume in der Entwicklung des Entwurfsmusters eröffnet. In der weiteren Ausarbeitung sollten hierfür Heuristiken gebildet werden. Des Weiteren müsste bei einer weiterenverfolgung desvorliegendenansatzeseinesystematische, kriteriengeleitete Prüfungder Güte der genutzten wissenschaftlichen Studien durchgeführtwerden(woraufwirvorerstverzichtethaben). Nichtsdestotrotz bietet das beschriebene Vorgehen wesentliche Vorteile: durch die Vielfältigkeit derforschungsansätze und methoden in denverwendeten Studienkann ein 4 Onlineunter:http://cft.vanderbilt.edu/docs/classroom-response-system-clickers-bibliography/[12.03.2015] 5 DieAuswahlderStudienbasiertimvorliegendenArtikelaufderVergleichbarkeitderLehrveranstaltungskontexte.InderweiterenAusarbeitungdesAnsatzessollenfesteAuswahlkriterienentwickeltundangewendetwerden.

76 Melanie Klinger et al. umfassendesbild über die Wirkungsweise der eingesetzten Tools gezeichnet werden. Signifikante Unterschiede in Abhängigkeit von den Fachdisziplinen waren aus den Studien bislang nicht ersichtlich, was den Schluss nahelegt, dass entsprechende Entwurfsmuster fächerübergreifend entwickelt werden können. 5FazitundAusblick IndervorliegendenArbeithabenwirdenVersuchskizziert,ineinerAdaptiondesPattern-Ansatzes evidenzbasierte Entwurfsmuster für den Einsatz von ARS zu entwickeln. Die primäre Zielstellung lautet dabei,lehrenden eine praktikablehilfestellung fürderen EinsatzdieserSystemeandieHandzugeben.Diesbedingtzumeinen,dassempirische ErgebnissezubelastbarenundpraxisbezogenenKernaussagenverdichtetwerden.Zum anderensolltendiepatternshinreichenddetailliert,abernichtzuabstraktundformalisiert dargestellt werden, damit die Handhabbarkeit imlehralltag gewährleistet bleibt. Eine Sammlung solcher Patternszu verschiedenenthemen und Technologienkann dazu beitragen,die Evidenzbasierung mediengestützter Lehre zu erhöhen und die Scholarship of Teaching and Learning[HS99]auch im Bereich E-Learning weiter voran zu bringen.entsprechendeweiterentwicklungenvorausgesetzt,könnten evidenzbasierte Entwurfsmuster eine Brückenfunktion zwischen Systementwicklung,Wirkungsforschung und der Anwendung in der Lehrpraxis erfüllen. Literaturverzeichnis [Ba06] Barnett,J.:Implementationofpersonalresponseunitsinvery largelectureclasses: Studentperceptions.AustralasienJournalofEducationalTechnology22(4),S.474-494,2006. [Ca07] Caldwell, J. E.:ClickersintheLargeClassroom: CurrentResearchandBest-Practise Tips.CBELifeSciEduc6(1),S.9-20,2007. [Du96] Dufresne,R.J.;WilliamJ.G.;William,J.L.;Jose,P.M.;Wenk,L:Classtalk:AClassroomCommunicationSystemforActiveLearning.JournalofComputinginHigher Education7(2),S.3-47,1996. [HS99] Hutchings,P.;Shulman,L.E.:Thescholarshipofteaching:Newelaborations,new developments.change31(5),s.1015,1999. [JC05] Jeffery, A.; Currier, S.: What Is IMS Learning Design? http://publications.cetis.org.uk/2005/241,stand:20.06.2015. [Ke12] Keough,S.M.:ClickersintheClassroom:AReviewandaReplication.Journalof ManagementEducation36(6),S.822-847,2012.

EntwicklungvonEntwurfsmusternfürARS-Szenarien 77 [Ko11] Kohls,C.:PatternsasanAnalysis Framework to Document and Foster Excellent E- LearningDesigns.In(Kohls,C.&Wedekind,J.Hrsg.):E-LearningPatternsContext Factors,ProblemsandSolutions,Hershey, Information ScienceReference, S. 19-40, 2011. [Ki14] Kim,Y.;Jeong,S.;Ji,Y.;Lee,S.;Kwon,K.H.;Jeon,J.W.:SmartphoneResponse SystemUsing Twitter to Enable Effective Interaction and Improve Engagement in LargeClassrooms.IEEETransactionsonEducation,2014. [Ku12] Kundisch,D.;Herrmann,P.;Whittaker,M.;Beutner,M.;Fels,G.;Magenheim,J.; Reinhardt,W.;Sievers,M.;Zoyke,A.:DesigningaWeb-BasedApplicationtoSupport PeerInstructionforVeryLargeGroups.ThirtyThirdInternationalConferenceonInformationSystems,Orlando,2012. [Mu08] Murphy,T.:SuccessandFailure of Audience Response Systems in the Classroom. ACMSpecialInterestGrouponUniversityandCollegeComputingServices (SIGUCCS),Portland,2008. [Sc05] Scheele,N.,Wessels,A.,Effelsberg,W.,Hofer,W.,Fries,S.:ExperienceswithInteractiveLectures-ConsiderationsfromthePerspectiveofEducationalPsychologyand ComputerScience.InternationalConferenceonComputerSupportedCollaborative Learning(CSCL),Taipeh,2005. [SKKE12]Schön,D.;Klinger,M.;Kopf,S.;Effelsberg,W.:MobileQuizALectureSurveyTool usingsmartphonesandqr-tags.internationaljournalofdigitalinformationand WirelessCommunications2(3),S.231-244,2012. [WB13] Weber,K.;Becker,B.:FormativeEvaluation des mobilen Classroom-Response- Systems SMILE. In(Bremer, C.; Krömker, D. Hrsg.): Neue Medienin Bildung und ForschungVisionundAlltagZumStandderDinge.Waxmann,Münster,S.277 289,2013. [We15] Wedekind,J.:DidaktischeEntwurfsmusterundUnterrichtsmethodenunterrichtspraktische Überlegungen, https://www.e-teaching.org/materialien/artikel/ langtext_2015_wedekind-joachim_didaktische-entwurfsmuster-undunterrichtsmethoden.pdf,stand:17.06.2015. [Ze14] ZentraleseLearning-BüroderUniversitätHamburg.Pattern:Online-Selbsttestsund Übungsklausuren, http://www.uni-hamburg.de/elearning/beispiele/elearningpatterns/online-selbsttests.html, Stand: 12.03.2015.

78 Melanie Klinger et al. Anhang1:EntwurfsmusterWissens-oderMeinungsabfrageinderGroßvorlesung Titel Wissens- oder Meinungsabfrage in der Großvorlesung Rahmenbedingungen Vorlesung mit hoher Teilnehmerzahl Problem Esbestehen wenigeinteraktionsmöglichkeitenzwischen Lehrperson und Studierenden. DieLehrpersonerhältwenigoderkeineRückmeldungüberdenLernfortschrittundden Wissensstand,aberauchMeinungsbilderderStudierenden. Lösung Die Studierenden beantworten über AudienceResponseSysteme(ARS)Fragenwährend derlehrveranstaltung,derenergebnissevonderlehrpersondirektimhörsaalausgewertet und aufgegriffen werden. Details Die Lehrperson stellt während der Lehrveranstaltung(spontan oder vorbereitet) Fragen per Lernplattform oder mittels spezieller Software. Die Studierenden beantworten mittels Clicker odermobile Device Fragen der Lehrperson.Die Antwortoptionen bestehen aus Single-Choice, Multiple-Choice oder numerischen Formaten. Die Antworten werden von der Lehrpersondirekt ausgewertet,für die Studierenden zugänglich dargestellt und verwertet: bei vielen falschen Antworten werden Unklarheiten thematisiert und das entsprechende Themengebiet wird wiederholt, bei vielen richtigen Fragen kann die Bearbeitung desnächsten Themengebiets begonnenwerden. Die Beantwortung der Fragen kanndurch alle Studierenden individuell oder durch Gruppen erfolgen,wobeibei letzteremdie Diskussion unterpeers angeregt wird. Stolpersteine ClickerfunktionierennichtrichtigoderdieRegistrierungistnichtmöglich(2) LehrendekönnentechnischeProblemenichtlösen(2) EffekteundVorteilehängenvonderrichtigenNutzungderInstrumentedurchdie Lehrpersonab(1) EinsatzzuPrüfungszweckenkannzuablehnenderHaltungderStudierendengegenüberARSführen(2)

EntwicklungvonEntwurfsmusternfürARS-Szenarien 79 PositiveEffekte StudierendenbewertungvonARSsindunabhängigvonStudienfach,Alter,ethnischer Herkunft und Hochschulsemester(1),sowieunabhängig von Geschlecht, MotivationzurBelegungdesKursesundVorwissen(3) SubjektiveEinschätzungderStudierenden: DerEinsatzvonARSistunterhaltsam(1,2,4) StudierendeerhaltenFeedbacküberihrenWissensstand(1,2,4) StudierendewissenmehrüberdieErwartungenderLehrperson(insbesondereinBezugaufKlausur)(1) StudierendewissenmehrüberdieLehrmaterialien(1), könnenanhandder FragendieStrukturderVeranstaltung bessererkennen(i.s.v.wasist wichtig?)(2) Studierendefühlensicheinbezogen(2) Studierendelernenbesser(2,3) Studierende können sich mit Kommilitonen vergleichen(2,3,4) Anonymität erhöht Bereitschaft zur aktiven Teilnahme(4) Interaktivität in der Veranstaltung steigt(2, 3, 4) Studierende profitieren stark von der Diskussion mit Kommilitonen, die von ARS initiiert wird(4) Anwesenheitsratesteigt(1,3) Empfehlungen ARSzuvariierendenZeitpunkteneinsetzen,nichtnurzuBeginnderLehrveranstalt.(2) Negative Effekte KostenaufwandfürdieAnschaffungundInstandhaltungvonClickern ZeitaufwandinVorbereitungundEinsatzvonARS(2) StudierendewerdendurchdasQuiznichtzurbesserenVorbereitunganimiert. Zumindest nicht,so lange die Antworten nicht benotet werden oder das direkt GehörteGegenstandderFrageist(1) DieFormulierungderFragenistmitunterschwierig.Eineverständnisüberprüfende Multiple-Choice Frage mitsamt sinnvoller Distraktoren erfordert Zeit und Geschick. Werkzeuge Keine Hardware(Clicker) erforderlich: ARSNova,eduVote,PINGO Hardware erforderlich: Keypad Depot, Interactive Voting System

80 Melanie Klinger et al. Quellennachweise (1) MacGeorge, E. L.; Homan, S. R.; Dunning, J. B. Jr.; Elmore, D.;Bodie, G.D.; Evans, E.; Khichadia, S.; Lichti, S. M.; Feng, B.; Geddes, B.(2008): Student evaluation of audience response technology in large lecture classes. Educational technologyresearch and development(56):125-145. (2) Barnett, J.(2006): Implementation ofpersonal response units in very large lecture classes: Student perceptions. Australasian Journal of Educational Technology 22(4):474-494. (3) Fredericksen,E.E.(2006):Cana$30PieceofPlasticImproveLearning?An Evaluation of PersonalResponses Systems in Large ClassroomSettings.Online abrufbar unter:http://hdl.handle.net/1802/2474 (4) Heaslip, G.; Donovan, P.; Cullen, J. G.(2014): Studentresponse systems and learner engagement in larger classes. Active learning in higher education 15(1): 11-24.