Gestationsdiabetes Allgemein erhöhte Blutzuckerwerte (Störung des Glucosestoffwechsels) mit erstmaligem Auftreten während der Schwangerschaft 7% der Schwangeren werden mit GDM diagnostiziert 40-60% erkranken in 5-10 Jahren nach der Geburt an DM Studien haben gezeigt, dass die Ernährungstherapie perinatale Ereignisse reduzieren kann Störung des Stoffwechsels verschwindet meist nach der Geburt wieder Durch die Behandlung des GDM versucht man folgenden wichtigsten Risiken vorzubeugen: Fötale Makrosomie (Kaiserschnitt, Schulterdystokie, mütterliche und kindliche Geburtsverletzungen) fötaler Hyperinsulinismus (neonatale Hypoglykämie) und die Langzeitbelastung des Fötus durch Hyperglykämie (Metabolisches Syndrom) (1, 3). Diagnostik OGTT Es wird empfohlen, bei allen Schwangeren zwischen der 24. und der 28. SSW ein Screening des Gestationsdiabetes mittels oralem Glucosetoleranztest 75g durchzuführen. Dabei wird der Nüchtern-Blutzucker bestimmt und dann 75g Glucose eingenommen. Die Blutzuckerwerte werden nach einer und nach Stunden wieder bestimmt. (3) Die Grenzwerte zur Diagnose eines GDM sind dabei wie folgt: Nüchternblutzucker 5.1 mmol/l Blutzucker nach einer Stunde 10 mmol/l Blutzucker nach zwei Stunden 8.5 mmol/l Ein einziger pathologischer Wert genügt, um die Diagnose GDM zu stellen. Mögliche Alternativen: Zweistufiges Vorgehen: Zuerst wird ein Nüchtern-BZ bestimmt. Ist sein Wert 5.1 mmol/l ist die Diagnose GDM gegeben. Bei einem BZ < 4.4 mmol/l, ist die Diagnose eines GDM wenig wahrscheinlich (Sensibilität 95%). Diese Variante würde es erlauben, bei 40 45% der Frauen auf den oralen Belastungstest zu verzichten (< 4.4 mmol/l: 35% und 5.1 mmol/l: 8.3%). Nicht vertretbare Alternativen: Anhand des HbA1c kann kein GDM diagnostiziert werden, da dieser Wert ein langfristiger Wert ist und somit hinterherhinkt (3). Bei vorbestehendem Diabetes oder Patientinnen mit erhöhtem Risiko: Michaela Schöni September 2017 1 / 5
Das Screening sollte dann schon in der ersten Schwangerschaftskontrolle durchgeführt werden. Risikofaktoren: Adipositas (BMI >30) Herkunft: nicht kaukasisch und/oder Migrantin Positive Familienanamnese für Diabetes Typ 2 (Verwandtschaft ersten Grades) Positive persönliche Anamnese eines Gestationsdiabetes PCO Syndrom Dieses Screening erfolgt durch Bestimmung des Nüchtern-BZ ( 7.0 mmol/l) und/oder durch eine BZ-Bestimmung 2-3 Stunden postprandial ( 11.1mmol/l, zweimal). Laborwerte und Referenzwerte Zielwerte für den Blutzucker während der Schwangerschaft bei GDM: o nüchtern: < 5.3 mmol/l o postprandial 1h nach < 8.0 mmol/l o postprandial 2h nach < 7.0 mmol/l Medikamente Insulin Es wird empfohlen mit Insulin zu starten, wenn während einer Woche zwei Blutzuckerwerte zu hoch sind. Dies kann entweder der Fall sein, wenn die Patientin die Ziele in der Ernährungsumstellung oder in Bezug auf die Bewegung nicht erreicht, oder diese beiden Interventionen ihr Limit erreicht haben. Ca. 30-40 % der Schwangeren mit GDM benötigen während der Schwangerschaft Insulin (1, 2). Orale Antidiabetika In der Schwangerschaft werden keine OAD s eingesetzt. Michaela Schöni September 2017 2 / 5
Mögliche/Sinnvolle Ziele normoglykämische Blutzuckerwerte gemäss Empfehlungen bei GDM o nüchtern: < 5.3 mmol/l o postprandial 1h nach Beginn der Mahlzeit < 8.0 mmol/l o postprandial 2h nach Beginn der Mahlzeit < 7.0 mmol/l ausgewogene Ernährung gemäss Empfehlung in der Schwangerschaft regelmässige Bewegung Mögliche/Sinnvolle Beratungsinhalte Kohlenhydrat-Stoffwechsel/ Wirkung von Glucose und Insulin im Körper In welchen Lebensmitteln sind Kohlenhydrate enthalten Einfluss der verschiedenen Nährstoffe auf den Blutzucker optimale Mahlzeitenzusammensetzung Empfohlene Portionengrösse für die Kohlenhydrate Einfluss der Bewegung auf den Blutzucker Die ADA empfiehlt, dass ca. 40% des Tagesbedarfs durch Kohlenhydrate gedeckt wird (1, 2). Monitoring Tools Blutzuckerwerte Mahlzeitenzusammensetzung anhand der Fotos Mögliche Ernährungsdiagnosen Problem Ursache Indikation Zu hohe Kohlenhydrataufnahme Unausgewogene Essgewohnheiten Blutzuckerwerte/ Essprotokoll/ Fotos Aufnahme ungeeigneter Kohlenhydrate (schnell wirksame KH s) Ungenügende Lebensmittel- und ernährungsbezogene Kenntnisse Blutzuckerwerte/ Essprotokoll/ Fotos CAVE Nach der Geburt haben die Frauen mit GDM ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus Typ 2. Es wird empfohlen, dass ein erneuter Test am Ende der Stillperiode durchgeführt wird (3). Studien haben gezeigt, dass sich erhöhte Ketonkörperkonzentrationen der Mutter auf die psychomotorische Entwicklung des Kindes schlecht auswirken können. Deshalb ist bei Kalorienrestriktionen Vorsicht gebot (2). Michaela Schöni September 2017 3 / 5
Abb.: 1: SGE (2015) Ernährung in der Schwangerschaft Michaela Schöni September 2017 4 / 5
Weiterführende Literatur / Links Metabolic Syndrome Risk after Gestational Diabetes: A Systematic Review and Meta-Analysis (http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0087863) Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (http://www.sggg.ch/fachthemen/expertenbriefe/) Quellen: 1. U. Kampmann et all. (2015), Gestational diabetes: A clinical update, (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/pmc4515446/) 2. C. Bonventura, A. Ernest, H. Dee, (2014) Gestational diabetes mellitus: challenges in diagnosis and management, Journal of Diabetes & Metabolic Disorders 2015, (https://jdmdonline.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40200-015-0169-7) 3. D. Surbek et all, (2011) Screening des Gestationsdiabetes, (http://www.sggg.ch/fileadmin/user_upload/dokumente/3_fachinformationen/1_e xpertenbriefe/de/37_screening_des_gestationsdiabetes_2011.pdf) 4. SGE (2015) Ernährung in der Schwangerschaft, (http://www.sgessn.ch/media/merkblatt_ernaehrung_waehrend_der_schwangerschaft_2015_2.p df) Michaela Schöni September 2017 5 / 5