Die Ursprünge der nachhaltigen Entwicklung reichen bis in das Jahr 1144 nach Christus zurück, dort wurde durch das Kloster Mauermünster im Elsass die erste Forstordnung entwickelt. Im 14. Jahrhundert gab es in der Stadt Dortmund bereits Erlässe zum Anbau von Laubbäumen in Stadtnähe und etwa zur gleichen Zeit erfolgte in Erfurt ein Erlass zur Einteilung von Baumschlägen mit dem Ziel Bäumen wieder Zeit zum Nachwachsen zu geben. In den folgenden Jahrhunderten etablierten sich Holzschlagpläne und der nachhaltige Umgang mit dem Rohstoff Holz wurde zum festen Bestandteil der Forstwirtschaft. Ab dem 18. Jahrhundert kann man definitiv von einer nachhaltigen Entwicklung in der Forstwirtschaft sprechen. Es wurde darauf geachtet, tatsächlich nur jene Mengen zu entnehmen um ein zukünftiges Ertragsund Einkommensniveau sicherzustellen. Die Waldwirtschaft gilt somit als Gründer einer nachhaltigen Entwicklung und erweiterte den Planungshorizont von einem kurzfristigen Ansatz zu einer langfristigen nachhaltigen Planung des Rohstoffes Holz. [1] Im 19. Jahrhundert formulierte Otto von Hagen allgemeine Wirtschaftsgrundsätze, er postulierte dabei, dass mit dem Wald keine reine Gewinngemeinschaft betrieben werden sollte sondern eine dem Gemeinwohl zuträgliche Bewirtschaftung zu erfolgen hat. Damit dieser seine Schutzfunktion für dem Menschen nicht verliert. [2] Otto von Hagen erwähnte die Wichtigkeit der Nachhaltigkeit bereits in seinem Werk Die forstlichen Verhältnisse Preußens im Jahre 1867. [3] 1 / 5
Ab den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts trat das Thema Nachhaltigkeit aus seinem Schatten und wurde auf der weltpolitischen Bühne thematisiert. 1972 - Die Grenzen des Wachstums und die Stockholmer UN-Konferenz Im Jahre 1972 kam es zu zwei Ereignissen, welche das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit betrafen. Einerseits veröffentlichte der Club of Rome seine Studie Die Grenzen des Wachstums, in welcher die zukünftige Erschöpfung der natürlichen Ressourcen und somit das Ende der Versorgungsfunktion der Umwelt beschrieben wurde. [4] Der Bericht postulierte einen absoluten Kollaps in den darauffolgenden einhundert Jahren. Diese Voraussage basierte auf den damaligen Trends aus den Bereichen Bevölkerungswachstum, Umweltverschmutzung und Ressourcenausbeutung. Der Bericht an sich, erwies sich als sehr angreifbar und trat in vieler Hinsicht nicht ein, allerdings initiierte er einen Nachdenkprozess gegenüber der Wechselwirkung von gesellschaftlichen Produktions- und Lebensstilen sowie dem daraus resultierendem Wirtschaftswachstum und der beschränkten Mengen an verfügbaren Ressourcen auf unserem Planeten. [5] Andererseits fand die erste große Umweltkonferenz der UN in Stockholm statt, bei welcher das Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP [6] gegründet wurde. Das Resultat dieser Konferenz führte dazu, dass in vielen Nationen eigene Umweltministerien gegründet wurden und das Thema Nachhaltigkeit ein politisches Gewicht innerhalb der Regierungen bekam. [7] 1987 Veröffentlichung des Brundtland-Reports Der Brundtland-Report gilt als Meilenstein der Nachhaltigkeit, da erstmals ein Konzept für eine nachhaltige Entwicklung präsentiert wurde das sowohl Entwicklungs- als auch Industrieländer berücksichtigte und somit eine entsprechend starke Etablierung in der Weltpolitik möglich wurde. [8] Der Bericht Our common future schaffte es den Begriff der nachhaltigen Entwicklung und somit dessen Leitbild einer großen Öffentlichkeit erfassbar und zugänglich zu machen. Es wurde damit eine weltweite Basis geschaffen auf welchen Strategien entwickelt werden konnten um derzeitige ökologische und soziale Probleme zu lösen. [9] Die 2 / 5
zentrale Aussage des Brundtland Berichts ist: Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs [10] Dieses Statement kann als Basis der nachhaltigen Entwicklung angesehen werden und prägte auch die darauffolgenden Konferenzen und Aktivitäten, wie jene der Agenda 21 bei der Konferenz in Rio de Janeiro. 1992 - UN Klimakonferenz Rio de Janeiro - Agenda 21 Im Jahre 1992 erfolgte die UN Konferenz für Umwelt und Entwicklung (WCED) in Rio de Janeiro, zum Abschluss der Konferenz wurde von 178 Staaten die Agenda 21 unterzeichnet. Mit dieser Unterschrift verpflichteten sich die Teilnehmerstaaten in ihren Ländern eine nachhaltige Entwicklung einzuleiten und diese zu unterstützen und somit ein Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert zu starten. [11] Allerdings bezog sich die Erklärung zum Schutz der Umwelt und des Erdklimas lediglich auf Rahmenbedingungen. [12] Trotzdem wurde die Thematik der nachhaltigen Entwicklung erstmals politisch bindend formuliert. So erfolgte durch die Agenda 21 ein klares Statement zur nachhaltigen Entwicklung: Die Agenda 21 nimmt sich der drängendsten Probleme der heutigen Zeit an und ist zur gleichen Zeit bemüht, die Welt auf die Herausforderungen des nächsten Jahrhunderts vorzubereiten. Sie ist Ausdruck eines globalen Konsenses und einer auf höchster Ebene eingegangenen politischen Verpflichtung zur Zusammenarbeit im Bereich von Entwicklung und Umwelt. [13] Der Inhalt der Agenda 21, beinhaltet zusammengefasst folgende Zielevereinbarungen: - Das Ziel einer ökologische Nachhaltigkeit und somit einer Erhaltung des ökologischen Systems als Lebensgrundlage. - Das Ziel der ökonomischen Nachhaltigkeit ist eine Erhaltung des ökonomischen Einkommens, allerdings darf das jeweilige Individualeinkommen als Summe, durch seinen Konsum, das Einkommen zukünftiger Generationen nicht schmälern. - Das Ziel der sozialen Nachhaltigkeit ist der Erhalt des sozialen Kapitals. [14] 3 / 5
2 Ursprünge der nachhaltigen Entwicklung Trotz der teilweise widersprüchlichen Vereinbarungen im Agenda 21 Protokoll, gilt der WCED Gipfel in Rio de Janeiro bis heute als einer der erfolgreichsten Umweltgipfel und es erfolgte damals ein Impuls welcher bis heute anhält. [15] 1997 - UN Klimakonferenz Kyoto Das im Jahre 1997 beschlossene Kyoto Protokoll, beinhaltet die Regulierung der CO 2 Emissionen der Teilnehmerländer. Es sollte erreicht werden, dass die unterzeichneten Staaten ihre CO 2 Emissionen senken. Allerdings erwies sich dies als durchaus schwierig, so wurde über Details noch in den folgenden Klimakonferenzen verhandelt, bis zur endgültigen Ratifizierung dauerte es bis zum Jahre 2005. Einer der größten CO 2 Produzenten China und die USA, haben das Kyoto Protokoll nicht unterzeichnet. Obwohl das Kyoto Protokoll völkerrechtlich bindend ist, wurde die CO Reduktionen nicht von jedem teilnehmenden Staat erreicht. [16] 2002 - UN Klimakonferenz Johannesburg - Rio +10 Nachdem bereits im Jahre 1997 eine Earth Summit +5, mit einem eher ernüchternden Ergebnis durchgeführt wurde, erfolgte 2002 eine weitere Klimakonferenz, welche den Status, 10 Jahre nach Rio de Janeiro behandelte. Die Klimakonferenz in Johannesburg wurde mit einer gemeinsamen Erklärung der Teilnehmerstaaten mit folgenden Inhalten beendet. 1. Eine klare Definition und Bekräftigung der Nachhaltigen Entwicklung, als wechselseitige und sich gegenseitig verstärkende Säulen der ökonomischen Entwicklung, der sozialen Entwicklung und des Umweltschutzes auf der lokalen, nationalen, regionalen und globalen Ebene. 2. Die Bekräftigung der Agenda 21 und der Rio-Erklärung mit der wichtigen Rolle des Weltgipfels von 1992. 3. Die Betonung der übergreifenden Schwerpunkte und Erfordernisse für eine nachhaltige Entwicklung: Ausrottung der Armut, Änderung der Konsum- und Produktionsmuster sowie Schutz und Management der natürlichen Ressourcen als Basis für ökonomische und soziale Entwicklung. [17] Die Klimakonferenz in Johannesburg versuchte nochmals die Entscheidungen der vorangegangenen zentralen Klimakonferenzen von Rio de Janeiro und Kyoto zu unterstreichen. 2009 - UN Klimakonferenz Kopenhagen Auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen sollte ein neues völkerrechtlich verbindliches Regelwerk für den Klimaschutz vereinbart werden. Allerdings war es nicht möglich im Zuge des Kyoto Protokolls eine Nachfolgevereinbarung zu treffen. Es wurde nur im Zuge des Kopenhageners Accords eine allgemeine und unverbindliche Willenserklärung abgegeben. Das eigentliche Ziel der Halbierung des globalen Kohlendioxidausstoßes bis zum Jahre 2050 wurde nicht erreicht. [18] Es wurde nur vereinbart, dass die globale Erwärmung unter der zwei Grad Celsius Grenze gehalten wird, als Basiswert dient jener der vorindustriellen Zeit. [19] Abschließend kann gesagt werden, dass die Forcierung einer nachhaltigen Entwicklung seit Beginn des 21. Jahrhunderts ins stocken geraten ist. Als durchaus positiv kann hervorgehoben werden, dass sich durch den Brundtland-Bericht, sowie der Klimakonferenz in Rio de Janeiro zumindest ein allgemeines breites Verständnis über Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung etabliert hat, welches auch durch die Weltpolitik erkannt und berücksichtigt wird. Es ist mittlerweile auch unumstritten, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Gesellschaft und Wirtschaft dieses Planeten ausübt und zukünftig noch ausüben wird, trotzdem wird es unerlässlich sein, viel stärkere Umweltregulierungen in den einzelnen Staaten einzuführen um überhaupt die zwei Prozent Marke, welche in Kopenhagen vereinbart wurde, zu erreichen. Im nachfolgenden Abschnitt wird auf die Ursachen der ökologischen Probleme eingegangen, welche den beschrieben historischen Prozess der nachhaltigen Entwicklung mit auslöste. Literatur: Agenda 21 (1992): AGENDA 21. Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung. Rio de Janeiro. Burschel, Carlo; Losen, Dirk; Wiendl, Andreas (2004): Betriebswirtschaftlehre der Nachhaltigen Unternehmung. München, Wien: Oldenburg Verlag. Brundtland, Gro Harlem (1987): Online in Internet: http://www.un-documents.net/ocf-02.htm (Zugriff am 11.03.2010) Copenhagen Accord (2009): Report of the Conference of the Parties on its fifteenth session, held in Copenhagen from 7 to 19 December 2009. Part Two: Action taken by the Conference of the Parties at its fifteenth session. Kopenhagen: UNFCCC. F.A. Brockhaus (Hrsg.) (2001): Brockhaus Die Enzyklopädie. Band 15, 20. Leipzig: Brockhaus Verlag. In: Günther, Edeltraud (2008): Ökologieorientiertes Management, Um-(weltorientiert) Denken in der BWL. Stuttgart: Lucius & Lucius. FAZ Kopenhagen (2009): Online im Internet: http://www.faz.net/s/rubc5406e1142284fb6bb79ce581a20766e/doc~ed52c5f1ba4d7438881e7c2555eae5a53~atpl~ecommon~scontent.html (Zugriff am 2.4.2010) Günther, Edeltraud (2008): Ökologieorientiertes Management, Um-(weltorientiert) Denken in der BWL. Stuttgart: Lucius & Lucius. Grunwald, Armin; Kopfmüller, Jürgen (2006): Nachhaltigkeit. Frankfurt, New York: campus Verlag. Hagen von, Otto (1867): Die forstlichen Verhältnisse Preußens. Berlin: Springer Verlag. Oelsner, Gerd (2002): Der Weltgipfel von Johannesburg: Ergebnisse und Umsetzung bei uns. Karlsruhe: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg. [1] Vgl. Günther, Edeltraud (2008) S. 41-42 [2] Vgl. F.A. Brockhaus (Hrsg.) (2001) S. 322 zitiert von Günther, Edeltraud (2008) S. 42 [3] Vgl. Hagen von, Otto (1867) S. 138 [4] Vgl. Burschel, Carlo; Losen, Dirk; Wiendl, Andreas (2004) S. 42 [5] Vgl. Grunwald, Armin; Kopfmüller, Jürgen (2006) S 17 [6] United Nations Environment Programme [7] Vgl. Grunwald, Armin; Kopfmüller, Jürgen (2006) S 18 [8] Vgl. Burschel, Carlo; Losen, Dirk; Wiendl, Andreas (2004) S. 20 [9] Vgl. Grunwald, Armin; Kopfmüller, Jürgen (2006) S. 20 [10] Brundtland, Gro Harlem (1987) [11] Vgl. Günther, Edeltraud (2008) S. 43 [12] Vgl. Grunwald, Armin; Kopfmüller, Jürgen (2006) S. 24 [13] Agenda 21 (1992) S. 1 4 / 5
[14] Vgl. Burschel, Carlo; Schulz, Werner F.; Weigert, Martin M. (2001) S. 374 ff. zitiert von Burschel, Carlo; Losen, Dirk; Wiendl, Andreas (2004) S. 23 [15] Vgl. Grunwald, Armin; Kopfmüller, Jürgen (2006) S. 24 [16] Vgl. Grunwald, Armin; Kopfmüller, Jürgen (2006) S. 24 [17] Oelsner, Gerd (2002) S. 13 [18] Vgl. FAZ Kopenhagen (2009) [19] Copenhagen Accord (2009) S. 5 5 / 5