Sektion Medizinische Soziologie Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Zur Qualität von Bildungsmaßnahmen in der beruflichen Rehabilitation Prof. Dr. Wolfgang Slesina Von der Deutschen Rentenversicherung Bund und dem Verein Regionale Rehabilitationsforschung in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt e.v. geförderte Studie Rehabilitationswissenschaftliches Symposium am 06.11.2009 in Halle Veranstaltet von GfR, SAT, BBS in Kooperation mit MLU
Insgesamt acht mitwirkende Einrichtungen aus Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Nordbayern Außerbetriebliche Innerbetriebliche Berufl. Anpassungsqualifizierung 3 Berufsförderungswerke 2 freie Bildungsträger 2 Berufsförderungswerke 2 freie Bildungsträger 2 Berufsförderungswerke Alle folgenden Tabellen/Abbildungen aus: W. Slesina, D. Rennert (2009): Prozess- und Ergebnisqualität beruflicher Rehabilitation, Augsburg: Roderer Verlag
Träger der Rehabilitation Außerbetriebl. n=380 % Innerbetriebl. n=352 % Anpassungsqualifizierung n=276 % Rentenversicherung 52,2 55,7 85,4 Agentur für Arbeit 37,7 34,3 10,6 Unfallversicherung, BG 7,9 6,3 2,2 Amt für Versorgung und Soziales 0,5 0,3 - Sonstiges 1,7 3,4 1,8
Inhalte der Präsentation Zuweisung zur Bildungsmaßnahme Prozessqualität Ergebnisrelevante Faktoren Ergebnisqualität
Zuweisung zur Bildungsmaßnahme
Teilnehmer/innen der außerbetrieblichen haben im Vergleich zur innerbetrieblichen : ein signifikant höheres Alter signifikant schwächere Schulabschlüsse etwas mehr Teilnehmer mit psychischen Störungen / Nervenleiden eine geringere selbsteingeschätzte Belastbarkeit signifikant ungünstigere NHP-Werte bei Energieverlust und sozialer Isolation
Teilnehmer/innen der beruflichen Anpassungsqualifizierung haben im Vergleich zu den Umschülern ein signifikant höheres Alter signifikant schwächere Schulabschlüsse signifikant ungünstigere NHP-Werte bei Energieverlust, Schmerz, emotionale Beeinträchtigung, Schlafprobleme, Mobilitätsverlust
Frage Kann die Zuweisung zur außerbetrieblichen und zur innerbetrieblichen im Sinne der Bedarfsgerechtigkeit optimiert werden durch validierte Zuweisungskriterien?
Zur Prozessqualität
Prozessqualität: Beurteilungen durch die Rehabilitanden Die Rehabilitanden beurteilten die Merkmale der Prozessqualität ihrer Bildungsmaßnahme überwiegend positiv. Allerdings gab es zwischen den Einrichtungen auch signifikante Unterschiede in den Qualitätsurteilen der Rehabilitanden.
Qualität der theoretischen Ausbildung im BFW 3,49 Messzeitpunkt T2 Messzeitpunkt T3 Außerbetriebliche Qualität der Lehr- und Lernunterlagen 3,57 Qualität der praktischen Ausbildung im BFW 3,60 Gruppenklima während der Bildungsmaßnahme 3,73 Qualität des Betriebspraktikums: Aufgabenqualität 3,75 Qualität des Betriebspraktikums: Unterstützungsqualität 4,21 Qualität der Betreuung durch die Bildungseinrichtung während Betriebspraktikum Informationen über Leistungsprüfungen und Leistungsstand der Rehabilitanden 3,50 3,71 Intensität der Vorbereitung auf die Abschlussprüfung 3,39 Qualität der Informationen zur Abschlussprüfung 3,40 Betreuungsqualität durch den Ärztlichen Dienst 3,38 Erlernen von Kenntnissen und praktischen Fähigkeiten (Fähigkeitserwerb) 3,20 3,10 ** Qualität des Ausbilderverhaltens 3,64 3,60 * Betreuungsqualität durch den Psychologischen Dienst 3,83 4,10 Betreuungsqualität durch den Sozialen Dienst 3,71 3,70 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 Mittelwert
Qualität des Berufsschulunterrichts Gruppenklima in der Berufsschulklasse 3,51 Messzeitpunkt T2 3,32 Messzeitpunkt T3 Innerbetriebliche Qualität der Informationen zur Abschlussprüfung 3,92 Rehabilitandengerechte praktische Ausbildung 3,78 3,73 Qualität des Berufsschullehrerverhaltens 2,79 3,00 * Qualität des Ausbilderverhaltens im Betrieb 3,88 3,71 ** Gruppenklima in der Arbeitsgruppe 3,90 3,73 * Erlernen von Kenntnissen und praktischen Fähigkeiten (Fähigkeitserwerb) 3,40 3,37 Qualität der Betreuung durch den Bildungsträger 3,93 3,75 ** 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 Mittelwert
Zwei Ziele beruflicher Bildungsmaßnahmen Ausbildungsziel: hohe Beschäftigungsfähigkeit der Maßnahmeabsolventen Vermittlungsziel: Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt (Eingliederungsquote, -qualität, -stabilität)
Für das Erreichen der Reha-Ziele sind bedeutsam: Fehlzeiten der Teilnehmer Abbruch der Ausbildung Bestehen der Schlussprüfung
Fehlzeiten In beiden sformen gilt: Bei längeren Fehlzeiten der Teilnehmer verringert sich die berufliche Eingliederung signifikant Eingegliederte: durchschnittlich 21-24 Fehltage Nichteingegliederte: durchschnittlich 33-36 Fehltage
Abbruch der Ausbildung In beiden sformen ca. 14% Abbrüche, wenn Rückstufungen und Umsetzungen nicht berücksichtigt werden. In beiden sformen vergleichbare Gründe des Maßnahmeabbruchs: gesundheitliche Gründe ca. 75% persönliche Gründe ca. 10% Leistungsgründe ca. 5%
Prognosemodelle zum Maßnahmeabbruch in den 3 Bildungsmaßnahmen Außerbetriebliche NHP-Skala Schmerz : höhere Werte Art der gesundheitl. Einschränkung: psychisch antizipierte soziale Unterstützung für die : gering Dauer der Arbeitslosigkeit vor Maßnahmebeginn: länger Grad der Behinderung: > 50 Innerbetriebliche Ablehnung/Abbruch früherer beruflicher Bildungsmaßnahmen: ja Dauer der Arbeitslosigkeit vor Maßnahmebeginn: länger Kontaktfähigkeit: gut Berufsfindung/Arbeitserprobung: keine NHP-Skala Schmerz : höhere Werte Anpassungsqualifizierung materielle Zufriedenheit: gering Kontaktfähigkeit: gering Schulabschluss: höchstens Hauptschulabschluss Erwerbsstatus bei Maßnahmebeginn: erwerbstätig Grad der Behinderung: < 50
Kammer-Abschlüsse Außerbetriebliche : Innerbetriebliche : 97,9% der Rehabilitanden 90,0% der Rehabilitanden
Zur Ergebnisqualität
Berufliche Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt Rohe Ziffern. Wegen der unterschiedlichen sozialrechtlichen Zuweisungskriterien zu den Maßnahmen kein Vergleich zulässig. Außerbetriebliche Innerbetriebliche Anpassungsqualifizierung erwerbstätig zum Zeitpunkt ein Jahr nach Maßnahme 55,2% 55,2% 30,8% erwerbstätig im Zeitraum ein Jahr nach Maßnahme 67,7% 66,7% 40,9% vor Maßnahmebeginn erwerbstätig 21,7% 23,2% 16,2%
Erwerbsstatus 1 Jahr nach Maßnahmeende Außerbetriebliche Innerbetriebliche Anpassungsqualifizierung im neu erlernten Beruf tätig 57,1% 66,0% - im alten, urspr. erlernter Beruf tätig 10,7% 9,0% - ganz andere Tätigkeit 32,1% 25,0% - vollzeitbeschäftigt 57,5% 50,5% 82,4% unbefristet beschäftigt 58,5% 59,4% 58,0% in Ausbildung Gelerntes verwertbar 68,9% 78,0% 67,3% gesundheitlich ein Problem: ja 2,6% 7,0% 21,2%
Erwerbslose 1 Jahr nach Maßnahmeende Außerbetriebliche Innerbetriebliche Anpassungsqualifizierung EU-/BU-Rente beantragt 12,0% 5,9% 29,3 EU-/BU-Rente beabsichtigt 5,3% 1,5% 9,1
Prädiktoren des Erwerbsstatus zum Zeitpunkt 1 Jahr nach Maßnahmeende Außerbetriebliche Arbeitsmarktsituation am Wohnort interne Kontrollüberzeugung Schulabschluss gesundheitliche Beschwerden durch Schmerzen sberuf allgemeine soziale Unterstützung Innerbetriebliche subjektiver sgrund Arbeitsmarktsituation am Wohnort Erwerbstätigkeit in Jahren seit 1990 (altersadjustiert) gesundheitliche Belastung durch Schlafstörungen antizipierte soziale Unterstützung Anpassungsqualifizierung Besitz eines Führerscheins Beratung im Vorfeld durch den Bildungsträger Arbeitsmarktsituation am Wohnort Geschlecht gesundheitliche Belastung durch Schlafstörungen
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