MRSA, ESBL und mehr ProblemKeime (und Niere) J.Mattes 5.Mai 2012 Rosenheim

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Transkript:

MRSA, ESBL und mehr ProblemKeime (und Niere) J.Mattes 5.Mai 2012 Rosenheim

The Epidemic of Antibiotic-Resistant Infections: A Call to Action for the Medical Community from the Infectious Diseases Society of America B.Spelberg e.a.; Clin Inf Dis 2008 45 155-164

Staphylococcus aureus:

Staphycoccus aureus

MRSA und sensibler S.aureus im Agardiffusionstest

S.aureus 2006-2012 Wirksamkeit von Antibiotika gegen S.aureus Labor Neuötting Erstisolate sensible in % der Erstisolate 100 90 80 70 60 50 40 30 2005 n=1870 2006 n=1835 2007 n=2017 2008 n=2066 2009 n=2118 2010 n=2047 2011 n=2216 2012 n=1000 20 10 0 Pencillin Oxacillin

Empfohlenes MRSA screening (LARE Bayern 2009): Patienten mit bekannter MRSA-Anamnese... Patienten mit chronischen Wunden... Patienten mit liegenden devices... Dialyse Patienten Patienten aus MRSA Hochprävalenz Gebieten... Patienten mit beruflichem direkten Kontakt zu Tieren in Mastbetrieben Patienten mit direkter Verlegung aus einen Klinikaufenthalt oder mit Klinikaufenthalt in den letzten 6 Monaten...

EARSS 2010 Quelle: EARSS 2010

Empfindlichkeit MRSA 2011 alle 100 Empfindlichkeit von MRSA Labor NÖ 2011 Bewertung : Kaum Resistenzen ggen Reserveantibiotika für MRSA oder gegen Mupirocin 90 80 70 alle 2011 n=547 60 50 40 30 20 10 0 Ciprofloxacin Moxifloxacin Clindamycin Cotrimoxazol Doxycyclin Vancomycin Rifampicin Fosfomycin Linezolid Tigecyclin Mupirocin Daptomycin

Reserveantibiotikum bei MRSA: Vancomycin Vancomycin : cave Nephrotoxizität Bei eingeschränkter Niereninsuffizienz oder zusätzlichen nephrotox. Medikamenten: ---- (Tal) Spiegelbestimmungen! ---- Alternativen bei MRSA: Linezolid Daptomycin Fosfomycin Tigecyclin

Enterokokken

Quelle: EARSS 2010

Empfindlichkeit VRE Empfindlichkeit von VRE Labor NÖ 2011 100 90 80 alle 11 n=30 70 60 50 40 30 20 10 0 Ampicillin Imipenem Moxifloxacin Vancomycin Clindamycin Fosfomycin Linezolid Daptomycin Tigecyclin

Escherichia coli

Bild ESBL ESBL extended spectrum beta lactamase

E.coli 2006 2012 stationär 100 90 80 Wirksamkeit von Antibiotika gegen E.coli Labor Neuötting Erstisolate von stationären Patienten 2005 n=2228 2006 n=2231 2007 n=2511 2008 n=2661 2009 n=2772 2010 n=2644 2011 n=3261 2012 n=1182 sensible in % der Erstisolate 70 60 50 40 30 20 10 0 Piperac/Tazob Ceftriaxon Ciprofloxacin SXT

E.coli 2006 2012 ambulant 100 90 80 Wirksamkeit von Antibiotika gegen E.coli Labor Neuötting Erstisolate von ambulanten Patienten 2005 n=276 2006 n=296 2007 n=372 2008 n=371 2009 n=398 2010 n=397 2011 n=406 2012 n=143 sensible in % der Erstisolate 70 60 50 40 30 20 10 0 Piperac/Tazob Ceftriaxon Ciprofloxacin SXT

Quelle: EARSS 2010

Quelle: EARSS 2010

E.coli ist der häufigste Erreger von Harnwegsinfektionen Die Resistenz ist nicht mehr sicher vorhersagbar Bei ESBL- E.coli sind die therapeutischen Optionen deutlich eingeschränkt 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Wirksamkeit von Antibiotika gegen E.coli 2012 n=1182 Ampicillin Amox/Clavs Piperac/Tazob Cefuroxim Ceftriaxon Imipenem Ciprofloxacin Gentamicin SXT

Wirksamkeit von Antibiotika gegen ESBL-E.coli Labor Neuötting 2012 Erstisolate 2012 n=140 100 90 80 sensible in % der Erstisolate 70 60 50 40 30 20 10 0 Ceftriaxon Ceftazidim Ciprofloxacin Gentamicin Imipenem Cotrimoxazol Fosfomycin Nitrofurantoin

Klebsiella

Quelle: EARSS 2010

Quelle: EARSS 2010

3 MRGN und 4 MRGN bei ESBL unterhalb der 3 MRGN Schwelle 3 MRGN 4 MRGN Ceftazidim R R R Piperacillin/ R R R Tazobactam Ciprofloxacin S R R Carbapenem S S R

Mechanismen der Resistenzentwicklung 1 - Keimübertragung (ggf. Neu-entstehen der Resistenz durch Mutation) 2 - Selektion (durch Antibiotikaeinsatz) 3 - Transmission (Übertragung auf weitere Menschen)

Resistenzentwicklung (1) Neu-Auftreten eines resistenten Bakteriums in einem Menschen durch: Mutation Übernahme von Gen-Material (Plasmide) oder Übertragung von Außen

Resistenzentwicklung (2) Effekt des Selektionsdruckes: unter Antibiotika Einwirkung vermehren sich die resistenten Bakterien im Körper in erheblichem Ausmaß

Übertragung der resistenten Keime auf Mitmenschen Insbesondere in der Krankenhaussituation: hohe Antibiotikadichte (resistente Keime gehen unter Antibiotika leichter an) hohe Patientendichte (Übertragunswahrscheinlichkeit ist höher) infektanfällige Menschen (Grunderkrankung, invasive Maßnahmen)

Prävention von MRE Restriktiver Einsatz von Antibiotika zum Verringern des Selektionsdruckes Basishygiene (insbes. Händehygiene) zur Vermeidung der Transmission Aufnahme Screening von Risikopatienten Spezielle Hygienemaßnahmen bei nachgewiesener Besiedelung/Infektion mit MRE, ggf. Sanierung

Hygienemaßnahmen müssen an die Situation angepasst sein: Kann ein Patient, der im Krankenhaus wegen MRE isoliert war, poststationär mit dem Taxi z.b. zur Dialyse fahren? Ja!

Abwägung: Strikte Isolierungsmaßnahmen Vorteile: Sicherheit beim einzelnen Patienten Einfaches Konzept Rechtssicherheit Nachteile: Hoher Aufwand bindet Ressourcen Kapazitätsgrenzen für Einzelzimmer Unangenehm für den Patienten Einschränkungen bei der Versorgung Weniger strikte Maßnahmen: Vorteile: Geringerer Aufwand Freigesetzte Ressourcen können für Basishygiene verwendet werden und damit mehr Patienten ( auch unerkannte Keimträger ) erreichen Leichtere (bessere?) Patientenversorgung Nachteile: Schwerer verständliches, komplexeres Konzept Gefahr von Fehlern Nicht richtlinien- konform mit allen möglichen Konsequenzen

Pseudomonas aeruginosa

Vermeiden der Transmission: Standardhygiene bei allen Patienten