Schulnahe Industriebauten und gründerzeitliche Arbeiterhäuser in. St. Lorenz Nord aktualisiert am Beispiel

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Transkript:

Schulnahe Industriebauten und gründerzeitliche Arbeiterhäuser in St. Lorenz Nord aktualisiert am Beispiel Der Lübecker Gasometer Abriss oder Denkmal? Ein Projekt der BG12d der Friedrich-List-Schule Lübeck durchgeführt im Rahmen der denkmal aktiv Schulprojekte 2015/2016. Allererste Zielsetzung wie jedes Jahr - war es den Schülerinnen und Schülern der Friedrich-List-Schule die Idee und die Notwendigkeit des Denkmalschutzes und von denkmal aktiv näherzubringen. Nach dieser allgemeinen Einführung in das Thema Denkmal und Denkmalschutz startete der Lübecker Verbund traditionell am Tag des offenen Denkmals in die erste gemeinsame Aktivität aller drei Verbundschulen. So wurde den Schülerinnen und Schülern beispielsweise in einem alten Kaufmannshaus die Zeit der Hanse nähergebracht. Weitere Stationen waren die sanierte Drehbrücke, die Präsentation der Jugendbauhütte und ein über viele Jahre saniertes Haus in der Engelsgrube.

Das Thema der drei am Verbund beteiligten Lübecker Schulen für das Projekt 2015/16 lautete: Abschied von der Industriekultur Geplant war, dass unsere Schule zum Thema: Schulnahe Industriebauten und gründerzeitliche Arbeiterhäuser in St. Lorenz Nord arbeitet. Am 15. September 2015 vier Monate nachdem die Themen eingereicht wurden - berichteten die Lübecker Nachrichten auf der Titelseite mit der Überschrift: Abriss oder Denkmal - Kampf um Lübecks dicksten Turm das erste Mal über den geplanten Abriss des Lübecker Gasometers. St. Jürgen Abriss oder Denkmal: Kampf um Lübecks dicksten Turm Die Stadtwerke wollen den Gasometer abreißen, weil sie ihn nicht mehr brauchen das Bauamt ist dafür, die Denkmalpflege dagegen. Foto: Lübecker Nachrichten Kernstreitpunkt war, dass zwei Lübecker Behörden unterschiedliche Meinungen zur Zukunft des Lübecker Gasspeichers hatten. Während das Bauamt bereits eine Abbruchgenehmigung erteilte, stellte die Lübecker Denkmalpflege kurzerhand das Gebäude unter Schutz. Der Gasometer sei von einem besonderen, technikgeschichtlichen Wert und ein Denkmal der Industriekultur. Die Technologie sei 1914 entwickelt worden, und der Gasometer sei gut gepflegt und voll funktionstüchtig. Vor allem aber: Von diesen Industriebauten gibt es nur noch acht in ganz Deutschland..

Aus aktuellem Anlass, wegen der regionalen Bedeutung der Thematik und wegen der gegensätzlichen Gewichtungen - einerseits Denkmalschutz und andererseits die wirtschaftlichen Interessen der Stadtwerke - entschieden wir uns, das Thema zu wechseln und nannten es von nun an: Der Lübecker Gasometer Abriss oder Denkmal? In den darauffolgenden Wochen spitzte sich die Debatte zu und war mehrfach ein großes Thema in der Lübecker Nachrichten. So zum Beispiel nachdem aus der Denkmalpflege verlautete Stadtwerke und Behörde seien jetzt in Gesprächen über eine andere Nutzung des Industriedenkmals. Daraufhin berichtete die LN am 26. Oktober 2016 wiederum auf der Titelseite: Gasometer: Stadtwerke wollen den Abriss Der Versorger widerspricht der Denkmalpflege und hat einen Anwalt eingeschaltet. Die Stadtwerke möchten den Rückbau des Gasometers. Quelle: Malzahn Eine Thematik, wie geschaffen für die 12. Klasse eines beruflichen Gymnasiums mit der Fachrichtung Wirtschaft. Nach intensiver vorausgegangener Medienrecherche haben wir uns am Gasometer direkt vor Ort ein Bild machen können.

Herr Hertrampf und Herr Boroch von den Stadtwerken Lübeck haben uns die Geschichte, den Aufbau und die Funktionsweise des Gasometers erläutert und uns den Gasometer dann auch gezeigt. Weiterhin wurde uns die Sichtweise der Stadtwerke verdeutlicht, so zum Beispiel die hohen jährlichen Instandhaltungskosten und die Problematik der Umnutzung. Dabei konnten die Schülerinnen und Schüler ihre Eindrücke aus dem Besuch des Panometers in Leipzig einbeziehen. Auf der Klassenfahrt zur Leipziger Buchmesse wurde der umgebaute Gasspeicher in Augenschein genommen, der heute als Ausstellungsort für Kunstausstellungen dient.

Die Problematik einer solchen Umnutzung für den Lübecker Gasometer verdeutlichten Herr Hertrampf und Herr Boroch mit Hilfe eines Lageplans des Grundstücks der Stadtwerke. Da sich der Gasometer (dunkler Kreis im Zentrum) in der Mitte des Betriebsgeländes befindet, ist eine Umnutzung mit freiem Zugang für den Betreiber und Gäste nicht realisierbar. Dies wurde auch bei der Begehung des Betriebsgeländes deutlich.

Einige Tage später hat uns Herr Reinhart von der Denkmalpflege dann erläutert, was aus Sicht seiner Behörde dafür sprach, den Gasometer trotz der Abrissgenehmigung unter Denkmalschutz zu stellen. Hierbei erhielten wir einen ausführlichen Einblick über die Bedeutung des Gasometers für die Stromversorgung Lübecks in der Vergangenheit, bzw. zum Ausgleich kurzfristiger Verbrauchsspitzen. Außerdem zeigte Herr Reinhardt mögliche Lösungsansätze bzw. Kompromisslinien in Richtung der Stadtwerke auf. Am 21. April 2016 gab es zum Thema Industriekultur in Lübeck dann eine Veranstaltung zur schulischen Auseinandersetzung mit denkmalpflegerischen Themen im Rahmen von denkmal aktiv Kulturerbe macht Schule. An dieser Veranstaltung in der Hanseschule nahmen außer den Schulleitern der Lübecker Verbundschulen und der Senatorin für Schule und Sport der Hansestadt Lübeck Frau Kathrin Weiher auch die Ministerin für Justiz, Kultur und Europa des Landes Schleswig- Holstein Frau Anke Spoorendonk teil.

Weiterhin anwesend waren eine Reihe fachlicher Partner aus den aktuellen Projekten bzw. denen der Vorjahre. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden Ergebnisse der Lübecker Verbundschulen vorgestellt und diskutiert. Die Ergebnisse der Friedrich List-Schule wurden von Christin Larsen und Karlotta Burkl präsentiert. Trotz eines sehr engen Zeitrahmens und eines dringenden Termins in der JVA Lübeck nahm sich Frau Ministerin Spoorendonk im Anschluss an die Präsentation der Projekte noch die Zeit mit Schülerinnen und Schülern über die Ergebnisse ihrer Projektarbeiten zu diskutieren. Da hierzu auch diverse Projektpartner eingeladen waren, kam es zu einem regen, teilweise auch kontroversen Meinungsaustausch.

So berichteten die Schülerinnen und Schüler der Friedrich-List-Schule, dass sie nach Anhörung der beteiligten Konfliktparteien und Abwägung aller ihnen bekannten Fakten zu dem Ergebnis gekommen wären, den Lübecker Gasspeicher abreißen zu lassen. Wie bereits in den letzten Jahren, wurde die Projektarbeit bei denkmal aktiv und die gemeinsamen Aktivitäten mit den Verbundschulen von den Schülerinnen und Schülern sehr positiv bewertet. Ohne die Unterstützung durch denkmal aktiv wäre es gar nicht möglich bestimmte Projekte zu realisieren, da man sie nicht finanzieren könnte.