Verwaltungsvorschriften zum Niedersächsischen Beamtengesetz (VV zum NBG) Gem. RdErl. d. MI, d. StK u. d. übr. Min. v. 15. 3. 2000-15.2-03102/2.



Ähnliche Dokumente
Richtlinie des Rates der Stadt Lüchow (Wendland) zur Annahme von unentgeltlichen Leistungen. Regelungszweck

Auszug aus den Verwaltungsvorschriften zum Beamtenrecht (Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen vom 13.

Verbot der Annahme von Belohnungen und Geschenken

Information zur Annahme von Belohnungen und Geschenken im Schulbereich

Richtlinie für Zuwendungen/Geschenke von Dritten

Information zur Annahme von Belohnungen und Geschenken im Schulbereich

Vom 12. Februar 2009 (BGBl. I S. 320) Abschnitt 1 Mutterschutz und Stillzeit


Niedersächsischer Landtag 14. Wahlperiode Drucksache 14/1480. Beschlussempfehlung

Die Einzelheiten sind in der Verwaltungsvorschrift zu 89 LBG (Anlage) geregelt. Generell gilt:

Lösung Fall 8 Anspruch des L auf Lieferung von Panini á 2,-

Gesetzesänderungen «Nominee», Entwurf

Information zur Annahme von Belohnungen und Geschenken im Lehrerbereich. I. Gesetzliche bzw. arbeitsrechtliche Grundlagen

Verfassungsrechtliche Grundlagen des Strafrechts Das Bestimmtheitsgebot

Informationen zum Niedersächsischen Beamtenversorgungsgesetz (NBeamtVG); hier: Neuregelung der Altersgrenze und der Versorgungsabschläge

Verwaltungsvorschrift

GPA-Mitteilung Bau 5/2002

Aktualisierungsdienst Bundesrecht

Verhaltenskodex für Mitglieder des Vorstands der KfW

Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen

Mediationsordnung des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen. (MedO) in der Fassung vom

Gesetz zur weiteren Vereinfachung des Wirtschaftsstrafrechts (Wirtschaftsstrafgesetz 1954)

FRAGE 39. Gründe, aus denen die Rechte von Patentinhabern beschränkt werden können

Wir, gewählter Oberster Souverän von Gottes Gnaden, Treuhänder des

Widerrufsbelehrung der Free-Linked GmbH. Stand: Juni 2014

Heimat- und Verschönerungsverein Seidewitz 01 e. V. NUTZUNGSVERTRAG


Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Inhaltsübersicht Produktinformationsblatt zur Jahres-Reiserücktritts-Versicherung der Europäische Reiseversicherung AG

Auswirkungen der Güterstände auf das Erbrecht eingetragener Lebenspartner

Herrn Dr. Theodor Windhorst Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe Gartenstraße Münster

Widerrufrecht bei außerhalb von Geschäftsräumen geschlossenen Verträgen

Vom 4. November 1998 Az.: /45 (IM), /3 (FM) - 1 Rechtslage 1.1 Bei Beamtinnen und Beamten

316 StGB - Strafzumessung

Jugendschutzgesetz (JuSchG) Die Besonderheit der "erziehungsbeauftragten" Person am Beispiel Diskotheken- und Gaststättenbesuch

Catherina Lange, Heimbeiräte und Werkstatträte-Tagung, November

Copyright 1997 Kammer der Wirtschaftstreuhänder All rights reserved

REACH-CLP-Helpdesk. Zulassung in der Lieferkette. Matti Sander, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Gesetz über die Zulassung öffentlicher Spielbanken im Land Nordrhein-Westfalen (Spielbankgesetz NW - SpielbG NW) Vom 19. März I.

Telearbeit - Geltungsbereich des BetrVG

Förderleitlinien der Stiftung der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin für die Region Ludwigslust/Hagenow

Strafgesetzbuch (StGB)

Korruption im Unternehmen Gesetzliche Verpflichtung zur Einrichtung eines Präventivsystems

Kirchliches Gesetz über die Umzugskosten (KUKG)

Datum Ausgabe 05/2009

Satzung der Stadtsparkasse Wunstorf

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Unternehmerverantwortlichkeit und Strafrecht. Frank im Sande, Staatsanwaltschaft Braunschweig 1

Immobilienforum 2014 Der Makler und das neue Verbraucherrecht. Rudolf Koch IVD Vizepräsident IHK Dortmund, 04. Juni 2014

Fachanwältin für Familienrecht. Mietverhältnis

KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN. Vorschlag für GEMEINSAME REGELUNG

U R T E I L S A U S Z U G

Verwaltungsgebührensatzung des Wasser- und Abwasserzweckverbandes Nieplitz. 1 Gebührenpflichtige Amtshandlungen und sonstige Tätigkeiten

Vermeidung von Korruption und unrechtmäßigem Verhalten

Beschlossen: Bekannt gemacht: in Kraft getreten:

Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrist absenden.

Datenschutz ist Persönlichkeitsschutz

Wichtig ist die Originalsatzung. Nur was in der Originalsatzung steht, gilt. Denn nur die Originalsatzung wurde vom Gericht geprüft.

Anlage 2 des Anti-Korruptionskonzeptes der Stadt Dormagen Geschäftsanweisung. zur Korruptionsvorbeugung. vom

Mitteilung gemäß 2 Subventionsgesetz über die subventionserheblichen Tatsachen

Satzung der Stadt Bad Doberan über die Erhebung von Verwaltungsgebühren und Auslagen. (Verwaltungsgebührensatzung)

6. Fall Geschäftsführung ohne Auftrag???

Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen.

U R T E I L S A U S Z U G

Maklerauftrag für Vermieter

Vortrag gehalten an der Veranstaltung des Datenschutz-Forums Schweiz vom 21. Juni 2011 in Bern. RA Dr. Omar Abo Youssef

Arbeitsrechtliche Regelung zu Fortbildungen und anderen Mitarbeiterfördermaßnahmen. Grundsätze für die Aus-, Fort- und Weiterbildung ( 39 c) MVG)

2. Hat die in 1 bezeichnete Sache einen bedeutenden Wert, wird der Täter mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

Allgemeine Geschäftsbedingungen der Witteborn Videoproduktion

Recht am eigenen Bild

Händlerbedingungen für das System GeldKarte

Satzung über den Anschluss der Grundstücke an die öffentliche Wasserversorgungsanlage und deren Benutzung in der Stadt Freiburg i. Br.

Die rechtlichen Grundlagen eines Vereins

Nicht über uns ohne uns

Kurzinformation betreffend das Recht zur Verwendung bzw. Führung des burgenländischen Landeswappens. A) Allgemeines

1. Weniger Steuern zahlen

ÜBERSETZUNG. Geschäftsverzeichnisnr Urteil Nr. 108/2001 vom 13. Juli 2001 U R T E I L

Covermount-Rahmenvertrag. Microsoft Deutschland GmbH, Konrad-Zuse-Straße 1, Unterschleißheim - nachfolgend Microsoft -

Satzung der Kreissparkasse Verden vom (in der Fassung der 3. Änderungssatzung vom )

Strafrecht. Rechtsanwältin Annett Lindemann. Fachanwältin für Verkehrsrecht Fachanwältin für Strafrecht

Grundsätze für Sponsoring, Werbung, Spenden und mäzenatische Schenkungen zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben

c:\temp\temporary internet files\olk42\pct änderungen.doc

Die Änderungen. Caritasverband Stuttgart e.v. Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.v. PräventSozial ggmbh Stuttgart

Amtsblatt der Europäischen Union L 226/3

Rechtsanwalt. Arbeitsverhältnis

Ausgewählte Fragen zum Widerrufsrecht nach 8, 9 VVG

Straßenverkehrsgesetz (StVG) und Fahrerlaubnisverordnung (FeV) Eignungsüberprüfung im Verwaltungsverfahren

Widerrufsbelehrung der redcoon GmbH

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

Wirtschaftsstrafrecht Besonderer Teil Juniorprofessor Dr. Isfen

Der Kinderarzt im Spannungsverhältnis der Strafnormen

Merkblatt zu Befreiungsmöglichkeiten von dem kassenindividuellen Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenkassen

Muster eines Sponsoringvertrages für die Stadt Köln

Muster für den Abschluss eines Anstellungsvertrages als Ärztin/Arzt (Praxisarzt) bei einem Praxisinhaber

Geschäftsordnung für den Verwaltungsrat der KfW und seine Ausschüsse

Hinweise in Leichter Sprache zum Vertrag über das Betreute Wohnen

Quelle: Gliederungs-Nr: Normen:

1. Allgemeine Maßstäbe

Informationen aus der Landesrechtsstelle Hessen

Grundsätze der Aufsichtspflicht und Aufsichtsführung. Wanderungen, Fahrten, Exkursionen und Schullandheimaufenthalte

Transkript:

Verwaltungsvorschriften zum Niedersächsischen Beamtengesetz (VV zum NBG) Gem. RdErl. d. MI, d. StK u. d. übr. Min. v. 15. 3. 2000-15.2-03102/2.4 - - VORIS 20411 01 00 00 034 - Bezug: Gem. RdErl. v. 25. 11. 1992 (Nds. MBl. 1993 S. 93), geändert durch Gem. RdErl. v. 30. 4. 1997 (Nds. MBl. S. 778) I. Fassung: Die Verwaltungsvorschriften des Bezugserlasses zu 78 NBG erhalten folgende Zu 78 - Annahme von Belohnungen und Geschenken - 1. Regelungszweck Beamtinnen und Beamte müssen jeden Anschein vermeiden, sie seien käuflich und orientierten sich im Rahmen ihrer Amtsführung nicht ausschließlich an sachlichen Erwägungen. Deshalb dürfen Beamtinnen und Beamte, auch nach Beendigung des Beamtenverhältnisses, keine Belohnungen oder Geschenke in Bezug auf ihr Amt annehmen ( 78). Etwas anderes gilt nur, wenn die Zustimmung der zuständigen Behörde vorliegt. 2. Begriffsbestimmungen 2.1 Belohnungen und Geschenke sind alle Zuwendungen, auf die Beamtinnen und Beamte keinen Rechtsanspruch haben und die sie materiell oder auch immateriell objektiv besser stellen (Vorteil). Ein Vorteil besteht auch dann, wenn zwar die Beamtin oder der Beamte eine Leistung erbracht hat, diese aber objektiv in keinem angemessenen Verhältnis zur gewährten Gegenleistung steht. Ein derartiger Vorteil kann beispielsweise liegen in

- 2 - a) der Zahlung von Geld, bargeldähnlichen Zuwendungen z. B. Gutscheine, Eintritts-, Telefon- oder Geldkarten, Jetons, b) der Überlassung von Schmuck, c) der Überlassung von Gegenständen (z. B. Fahrzeuge, Baumaschinen) zum privaten Gebrauch oder Verbrauch, d) besonderen Vergünstigungen bei Privatgeschäften (z. B. zinslose oder zinsgünstige Darlehen, Gewährung von Rabatten), e) der Zahlung unverhältnismäßig hoher Vergütungen für auch genehmigte private Nebentätigkeiten (z. B. Vorträge, Gutachten), f) der Vermittlung oder Vergabe von Nebentätigkeiten, auch von Beschäftigungen für Angehörige der Amtsträgerin oder des Amtsträgers, g) der Überlassung von Fahrkarten oder Flugtickets, der Mitnahme auf Reisen, Bewirtungen, h) der Gewährung von kostenloser oder ungewöhnlich verbilligter Unterkunft, i) erbrechtlichen Begünstigungen, z. B. Bedenken mit einem Vermächtnis oder Einsetzung als Erbe, j) der Überlassung von sonstigen auch geringwertigen Zuwendungen und Geschenken, k) einer besonderen Ehrung oder einer Einladung zu einer besonderen Veranstaltung (z. B. zur Jagd oder einem Ball), l) in der Vornahme oder Duldung sexueller Handlungen. Es kommt nicht darauf an, ob der Vorteil von der zuwendenden Person unmittelbar oder in ihrem Auftrag von Dritten gewährt wird. Für die Anwendbarkeit des 78 ist es auch ohne Bedeutung, ob der Vorteil der Beamtin oder dem Beamten unmittelbar oder z. B. bei Zuwendungen an Angehörige nur mittelbar zugute kommt. Die Weitergabe von Vorteilen durch eine Beamtin oder einen Beamten an Dritte, z. B. Verwandte, Bekannte, andere Bedienstete, Parteien, Vereine oder soziale Einrichtungen rechtfertigt nicht deren Annahme; auch in diesen Fällen ist die Zustimmung der zuständigen Behörde erforderlich. Auf den Wert der Belohnung oder des Geschenks kommt es grundsätzlich nicht an. Dies gilt selbst dann, wenn im Einzelfall nach Art oder Wert des erwarteten oder verlangten Vorteils nicht zu besorgen ist, dass die Beamtin oder der Beamte dadurch in ihrer oder seiner Objektivität beeinträchtigt werden könnte. Die Beamtin oder der Beamte muss nämlich schon

- 3 - den Anschein vermeiden, im Rahmen ihrer oder seiner Amtsführung für persönliche Vorteile empfänglich zu sein. 2.2 In Bezug auf das Amt i. S. des 78 ist ein Vorteil immer dann gewährt, wenn die zuwendende Person sich davon leiten lässt, dass die Beamtin oder der Beamte ein bestimmtes Amt bekleidet oder bekleidet hat. Ein Bezug zu einer bestimmten Amtshandlung ist nicht erforderlich. Zum Amt gehören neben dem Hauptamt auch jedes Nebenamt und jede sonstige auf Verlangen, Vorschlag oder Veranlassung der oder des Dienstvorgesetzten ausgeübte Nebentätigkeit. In Bezug auf das Amt kann auch eine Zuwendung sein, die die Beamtin oder der Beamte durch eine im Zusammenhang mit ihren oder seinen dienstlichen Aufgaben stehende Nebentätigkeit erhält. Vorteile, die ausschließlich mit Rücksicht auf Beziehungen innerhalb der privaten Sphäre der Beamtin oder des Beamten gewährt werden, sind nicht in Bezug auf das Amt gewährt. Derartige Beziehungen dürfen aber nicht mit Erwartungen in Bezug auf die dienstliche Tätigkeit der Beamtin oder des Beamten verknüpft sein. Erkennt die Beamtin oder der Beamte, dass an den persönlichen Verkehr derartige Erwartungen geknüpft werden, so darf sie oder er weitere Vorteile nicht mehr annehmen. Die Verpflichtung nach Nr. 4.2, die Dienstvorgesetzte oder den Dienstvorgesetzten von versuchten Einflussnahmen auf die Amtsführung zu unterrichten, gilt auch hier. 2.3 Die Annahme des Geschenks oder der Belohnung liegt in der Entgegennahme der Zuwendung oder der sonstigen Vergünstigungen. Es bedarf weder einer Annahmeerklärung noch einer sonstigen Tätigkeit der Beamtin oder des Beamten. Soweit ein der Beamtin oder dem Beamten nahe stehender Dritter unmittelbar Zuwendungsempfängerin oder Zuwendungsempfänger ist, ist dies der Beamtin oder dem Beamten zuzurechnen, wenn die Annahme mit ihrem oder seinem Wissen und Wollen erfolgt. Wird der Beamtin oder dem Beamten der Vorteil zunächst ohne ihr oder sein Wissen zugewendet an nahe stehende Dritte oder auf ihr oder sein Konto, so ist eine Annahme auch dann gegeben, wenn die Zuwendung nach Kenntnisnahme nicht unverzüglich zurückgegeben wird; eine Erklärung, die Zuwendung nicht annehmen zu wollen, ersetzt die Rückgabe nicht. 2.4 Die Beamtin oder der Beamte darf grundsätzlich Zuwendungen nur dann annehmen, wenn die Zustimmung der zuständigen Behörde vorliegt. Bei der Beantragung der Zustimmung hat die Beamtin oder der Beamte die für die Entscheidung maßgeblichen Umstände vollständig mitzuteilen. Die gemäß 78 Satz 2 zuständigen obersten Dienstbehörden haben

- 4 - die ihnen zustehende Befugnis nach 78 Satz 3 durch den Gem. RdErl. vom 20. 2. 1998 (Nds. MBl. S. 370) auf die dort in Nr. 2 genannten Behörden übertragen. Die Zustimmung zur Annahme eines Vorteils darf nur erteilt werden, wenn nach Lage des Falles nicht zu besorgen ist, dass die Annahme die objektive Amtsführung der Beamtin oder des Beamten beeinträchtigt oder bei dritten Personen, die von der Zuwendung Kenntnis erlangen, den Eindruck ihrer oder seiner Befangenheit entstehen lassen könnte. Die Zustimmung darf nicht erteilt werden, wenn mit der Zuwendung von Seiten der zuwendenden Person erkennbar eine Beeinflussung des amtlichen Handelns beabsichtigt ist oder in dieser Hinsicht Zweifel bestehen. Die Zustimmung kann mit der Auflage erteilt werden, die Zuwendung an eine soziale Einrichtung, an den Dienstherrn oder eine sonstige Körperschaft, Anstalt oder Stiftung des öffentlichen Rechts weiterzugeben. Kann die Zustimmung nicht rechtzeitig herbeigeführt werden, so darf die Beamtin oder der Beamte die Zuwendung ausnahmsweise vorläufig annehmen, muss aber um die Genehmigung unverzüglich nachsuchen. Hat die Beamtin oder der Beamte Zweifel, ob die Annahme eines Vorteils unter 78 fällt oder ob die Zustimmung als allgemein erteilt anzusehen ist, so ist die Genehmigung zu beantragen. Die Zustimmung oder Genehmigung erfolgt durch schriftlichen Bescheid. Die Zustimmung oder Genehmigung der zuständigen Behörde zur Annahme eines Vorteils schließt jedoch die Strafbarkeit nicht aus, wenn der Vorteil von der Beamtin oder dem Beamten gefordert worden ist oder die Gegenleistung für eine vergangene oder künftige pflichtwidrige Amtshandlung darstellt. 2.5 Die rechtmäßige Einwerbung von Drittmitteln i. S. von 31 NHG fällt nicht unter den Tatbestand der Annahme von Belohnungen und Geschenken. 3. Ausnahmen vom Annahmeverbot 3.1 Die nach Nr. 2 des Gem. RdErl. vom 20. 2. 1998 zuständigen Behörden dürfen Zustimmungen oder Genehmigungen zur Annahme von Belohnungen oder Geschenken bis zu einem Wert von 50 Euro je Einzelfall erteilen. In besonderen Ausnahmefällen können die obersten Dienstbehörden Abweichungen von Satz 1 zulassen. 3.2 Eine Zustimmung wird allgemein erteilt für

- 5 - a) die Annahme von nach allgemeiner Auffassung nicht zu beanstandenden geringwertigen Aufmerksamkeiten (z. B. Massenwerbeartikel wie Kugelschreiber, Kalender, Schreibblocks, soweit deren Wert insgesamt 10 Euro nicht übersteigt) sowie von Geschenken aus dem dienstlichen Umfeld ( z. B. Mitarbeiterkreis der Beamtin oder des Beamten oder Klassenschülerschaft einer Lehrkraft aus Anlass eines Geburtstages, Dienstjubiläums oder einer Verabschiedung) im herkömmlichen und angemessenen Umfang, b) die übliche Bewirtung bei allgemeinen Veranstaltungen, an denen die Beamtin oder der Beamte im Rahmen ihres oder seines Amtes, im dienstlichen Auftrag oder mit Rücksicht auf die durch das Amt auferlegten gesellschaftlichen Verpflichtungen teilnimmt (z. B. Einführung und Verabschiedung von Amtspersonen, offizielle Empfänge, gesellschaftliche Veranstaltungen, die der Pflege dienstlicher Interessen dienen, Jubiläen, Grundsteinlegungen, Richtfeste, Einweihungen, Eröffnungen und Ausstellungen sowie Sitzungen von Organen wirtschaftlicher Unternehmungen, an denen die öffentliche Hand beteiligt ist); die Vertretung einer Behörde bei gesellschaftlichen Anlässen beschränkt sich auf die Behördenleitung und die von ihr beauftragten Beamtinnen und Beamten, c) die Teilnahme an üblichen Bewirtungen aus Anlass oder bei Gelegenheit dienstlicher Handlungen, Besprechungen, Besichtigungen und dergleichen, wenn sie üblich und angemessen sind, oder wenn sie ihren Grund in den Regeln des Verkehrs und der Höflichkeit haben, denen sich auch eine Beamtin oder ein Beamter nicht entziehen kann, ohne gegen gesellschaftliche Formen zu verstoßen. Entsprechendes gilt auch für die Annahme von Vorteilen, die die Durchführung eines Dienstgeschäftes erleichtern oder beschleunigen (z. B. die Abholung einer Beamtin oder eines Beamten mit einem Kraftfahrzeug vom Bahnhof oder Flughafen). Genehmigungen entbinden nicht von Angaben nach reisekostenrechtlichen Vorschriften. 3.3 Ein generelles Annahmeverbot gilt für a) die Annahme von Bargeld oder bargeldähnlichen Zuwendungen z. B. Gutscheine, Eintritts-, Telefon-, oder Geldkarten, Jetons, b) die Überlassung von Schmuck, c) die Überlassung von Gegenständen (z. B. Kraftfahrzeuge, Baumaschinen oder Unterkunft) ohne oder zu einem geringeren als dem üblichen Entgelt,

- 6 - d) die Gewährung von Leistungen (z. B. durch Überlassen von Fahrkarten, Flugtickets, Mitnahme auf Urlaubsreisen) ohne oder zu einem geringeren als dem üblichen Entgelt, e) die Gewährung besonderer Vergünstigungen bei Privatgeschäften (z. B. zinslose oder zinsgünstige Darlehen, verbilligter Einkauf), f) erbrechtliche Begünstigungen, g) die Zahlung unverhältnismäßig hoher Vergütungen für auch genehmigte private Nebentätigkeiten (z. B. Vorträge, Gutachten), h) Gegenstände, die unter Berücksichtigung der Stellung der Empfängerin oder des Empfängers wegen ihres Wertes das als allgemein und sozial adäquat anzusehende Maß übersteigen oder die wegen ihrer Ausführung mehr als geringwertige Aufmerksamkeiten darstellen, oder wenn der Werbecharakter einer Sache gegenüber ihrem tatsächlichen Wert zurücktritt, i) die Vorteilsgewährung, wenn dadurch behördliche Entscheidungen beeinflusst werden sollen, j) bestimmte Fälle, in denen die zuständige Stelle aus begründetem Anlass eine Zustimmung für erforderlich erklärt hat oder die generell erteilte Zustimmung widerruft. 4. Dienstvergehen sowie strafrechtliche und beamtenrechtliche Folgen 4.1 Beamtinnen und Beamte, Ruhestandsbeamtinnen und Ruhestandsbeamte sowie frühere Beamtinnen und Beamte mit Versorgungsbezügen, die gegen 78 verstoßen, begehen ein Dienstvergehen ( 85 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 3 NBG), das zur Einleitung des Disziplinarverfahrens führt, unabhängig davon, ob eine strafbare Handlung gemäß 331 StGB (Vorteilsannahme) oder 332 StGB (Bestechlichkeit) vorliegt. Die Annahme baren Geldes oder die Ausführung einer als Entgelt für einen Vorteil gedachten pflichtwidrigen Amtshandlung hat grundsätzlich die Entfernung der betroffenen Beamtinnen oder Beamten aus dem Dienst zur Folge. 4.2 Darüber hinaus sind die Beamtinnen und Beamten verpflichtet, über jeden Versuch, ihre Amtsführung durch das Angebot von Geschenken oder Belohnungen zu beeinflussen, ihre Dienstvorgesetzten zu unterrichten. 4.3 Eine Beamtin oder ein Beamter, die oder der für die Dienstausübung einen Vorteil für sich oder einen Dritten annimmt, fordert oder sich versprechen lässt, macht sich strafrechtlich der Vorteilsannahme schuldig, die nach 331 StGB mit Geldstrafe oder mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft wird.

- 7 - Enthält die Handlung, für die die Beamtin oder der Beamte einen Vorteil annimmt, fordert oder sich versprechen lässt, eine Verletzung ihrer oder seiner Dienstpflichten, so ist der Tatbestand der Bestechlichkeit gegeben, für die 332 StGB eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren, in besonders schweren Fällen gemäß 335 StGB nicht unter einem Jahr und bis zu zehn Jahren, androht; bereits der Versuch ist strafbar. Neben der Verhängung einer Freiheits- oder Geldstrafe sind weitere Rechtsfolgen gesetzlich vorgesehen, z. B., dass das Eigentum an dem aus der rechtswidrigen Tat Erlangten auf den Staat übergeht (Verfall, 73bis 73 e StGB). Im Fall der Bestechlichkeit gemäß 332 StGB kommen darüber hinaus auch Vermögensstrafe und erweiterter Verfall in Betracht ( 338 StGB). 4.4 Wird eine Beamtin oder ein Beamter wegen Vorteilsannahme oder Bestechlichkeit zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr oder länger verurteilt, so endet das Beamtenverhältnis Kraft Gesetzes mit der Rechtskraft des Urteils ( 43 Satz 1 NBG). Ist die Beamtin oder der Beamte nach Begehung der Tat in den Ruhestand getreten, so verliert sie oder er mit der Rechtskraft der Entscheidung ihre oder seine Rechte als Ruhestandsbeamtin oder Ruhestandsbeamter ( 59 BeamtVG). 4.5 Wird eine geringere Strafe verhängt, so wird in der Regel ein förmliches Disziplinarverfahren durchgeführt, bei dem die Beamtin oder der Beamte mit der Entfernung aus dem Dienst, die Ruhestandsbeamtin oder der Ruhestandsbeamte mit der Aberkennung des Ruhegehalts rechnen muss. 4.6 Darüber hinaus haftet die Beamtin oder der Beamte für den durch ihre oder seine rechtswidrige und schuldhafte Tat entstandenen Schaden ( 86 NBG). 5. Pflichten der Dienstvorgesetzten 5.1 Bei der Einstellung in den öffentlichen Dienst sind diese Bestimmungen eingehend zu erläutern. 5.2 Die Dienstvorgesetzten haben etwaigen Verstößen gegen 78 und die 331 und 332 StGB nach Möglichkeit durch geeignete organisatorische und personalwirtschaftliche Maßnahmen vorzubeugen (z. B. Personalrotation, Vier-Augen-Prinzip, unangekündigte

- 8 - Kontrollen). Beamtinnen und Beamte, deren wirtschaftliche Verhältnisse nicht geordnet sind, sollen im Beschaffungswesen sowie auf Dienstposten, auf denen sie der Gefahr einer unlauteren Beeinflussung durch Dritte besonders ausgesetzt sind, nicht beschäftigt werden. 5.3 Bei Verdacht auf Korruption muss ein Vorermittlungsverfahren gemäß 26 NDO eingeleitet werden. 5.4 Bei Verletzung ihrer Pflichten können sich Dienstvorgesetzte eines Dienstvergehens schuldig und nach 357 StGB strafbar machen. 5.5 Beamtinnen und Beamten in bestimmten Aufgabenbereichen z. B. Vergabe- oder Beschaffungswesen kann für bestimmte Zeit aufgegeben werden, Zuwendungen nach Nr. 3.2 unverzüglich anzuzeigen. 6. Sonderregelungen Die obersten Dienstbehörden können ergänzende Anordnungen treffen, insbesondere um speziellen Gegebenheiten in ihren Bereichen oder einzelnen Verwaltungszweigen gerecht zu werden. Bereits bestehende Anordnungen sind, soweit sie mit den vorstehenden Vorschriften in Widerspruch stehen, entsprechend zu ändern. Solche Anordnungen sind dem MI mitzuteilen. II. Dieser Gem. RdErl. tritt am Tag nach seiner Veröffentlichung in Kraft. III. Den Gemeinden, Landkreisen und der Aufsicht des Landes unterstehenden anderen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts wird empfohlen, entsprechend zu verfahren. An die Dienststellen der Landesverwaltung Gemeinden und Landkreise sowie der Aufsicht des Landes unterstehenden anderen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts Nds. MBl. Nr. 15/2000 S. 258