Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen

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Transkript:

Reduktion von Fixierung Datum 29.06.2009 Kiel Thema Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen Sprecher Projektteam ReduFix Praxis Was sind freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM)? FEM Synonyma - Unterbringungsähnliche Maßnahmen Bewegungseinschränkende Maßnahmen Fixierung Geschlossene Türen Bettgitter Körpernahe Fixierung (Fixierung i.e.s.) - Gurte (Rumpf, Fuß/Arm) - Tischsteckbrett - Leibchen, Bandagen - festgestellte Rollstuhlbremse, etc. Medikamente Segufix Fixiergurtsystem: 5-Punkt -Fixierung, Foto: Ulrich Lindemann, Ulm Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 2

Definition Fixierung (Physical Restraint) Vorrichtungen, Materialien oder Gegenstände, die am oder in der Nähe des Körpers der Person angebracht werden und sich von dieser nicht leicht entfernen oder kontrollieren lassen und die körperliche Bewegungsfreiheit einschränken oder in der Absicht verwendet werden, willkürliche Positionswechsel und/oder den Zugriff auf den eigenen Körper zu verhindern. (Def. Nach The Joanna Briggs Institute, 2002, Sydney) Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 3 Wie häufig wird in stationären Altenhilfeeinrichtungen fixiert? International 12-49% (The Joanna Briggs Institute, 2002; Harmers et al., 2004) Deutschland 26-42% 5-10% körpernahe Fixierung (Klie/Pfundstein, 2002; Becker et al., 2003; Meyer/Köpke, 2007) Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 4

Wie lange wird fixiert 45 40 38,1 35 32,8 34,5 30 29,6 Prozent 25 20 20,2 22,6 15 11,8 10 5 4,2 1,5 4,8 0 0-4 Std. 5-8 Std. 9-12 Std. 13-16 Std. 17-20 Std. 21-24 Std. 0-4 Std. 5-8 Std. 9-12 Std. 13-16 Std. 17-20 Std. 21-24 Std. Maßnahmen im Bett Maßnahmen am Stuhl (Klie/Pfundstein, 2004, S. 107) Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 5 Wer wird fixiert (Risikoindikatoren) Alte Menschen mit: Kognitiver Beeinträchtigung Einschränkung der Mobilität Pflegebedürftigkeit und Inkontinenz Fordernden Verhaltensweisen (The Joanna Briggs Institute, 2002 Review; Bredthauer et al., 2005; DeSantis et al. 1997) Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 6

Gründe für Fixierungen Patientenorientierte Gründe: Stürze, Verhalten Behandlungsorientierte Gründe: Sozialorientierte Gründe: medizin./ pfleger. Maßnahmen (bspw. Sonde) Konfliktvermeidung Personal- und organisationsorientierte Gründe: Personalschlüssel, Recht Einstellungen, Haltungen (Hantikainen, 2001; Hamers/Huizing, 2005; Haut et al., 2004 - Review; Kirkevold et al. 2004; Klie et al. 2004; Koch, 2006; Mammun et al., 2005; Moore et al. 2007; Werner, 2002) Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 7 Ethisch-Rechtliches Dilemma Verfolgung der Fürsorgepflicht - Schutz der körperlichen Unversehrtheit (Art. 2 GG) versus Respektieren von Menschenrechten - Wahrung von menschlicher Würde (Art.1 GG) - Recht auf Freiheit der Person (Art. 2 GG) - Förderung von Aktivität, Autonomie und Selbstbestimmung (Grundgesetz [GG] für die Bundesrepublik Deutschland, zuletzt geändert 28.08.2006 The ICN Code of Ethics for Nurses, 2000; Heimgesetz (HeimG) zuletzt geändert 31.10.2006 Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 8

Fachliche Vorgaben FEM müssen erforderlich und geeignet sein, um die erhebliche Gesundheitsgefährdung abzuwenden. Pflege- und medizinische Fachkräfte müssen ihre Entscheidungen am Stand des Wissens (Standards, Leitlinien, Studien) orientieren. Sind freiheitsentziehende Maßnahmen wirklich ein adäquates und wirksames Mittel? - um vor Stürzen und Verletzungen zu schützen? - im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten? Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 9 Stand des Wissens 1. Fixierte Menschen: Stürze ( ) Ernsthafte sturzbedingte Verletzungen Verhaltensauffälligkeiten 2. Fixierungsreduktion: Verletzungsrisiko Psychopharmaka Personalschlüssel 3. Weltweit zeigt keine Studie einen positiven Effekt von Fixierungen! 4. Daten über negative Folgen (Verletzungen, Stress) sind alarmierend! Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 10

Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 11 Tödliches Risiko Rechtsmedizin Hamburg (K. Püschel) Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 12

Inhalt der Vorkommnismeldungen Einklemmungen (62) Rutschen (49) Loslösungen (36) Bauteilbrüche/-risse (15) Verletzungen (7) Berichte über Mängel (4) Funktionsstörungen (3) Stürze (3) Aspiration (1) Offener Brand (1) Umkippen (1) Hautverbrennung (1) 36 36 49 62 Einklemmungen Rutschen Loslösungen Sonstige Mehrzahl der Fälle ohne direkt erkennbares Produktversagen. Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung Das BfArM ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit Folgen der Unfälle Tod (86) Unfälle und Folgen Keine Folgen (30) 70 Gering (29) Schwerwiegend (24) Folgen unbekannt (14) Fallzahl 60 50 40 30 20 10 38 44 21 21 Folgen unbekannt geringe oder keine Folgen schwerwiegende Verletzung Tod 0 Einklemmungen Rutschen Loslösungen Unfallbild Sonstige Unfälle Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung Das BfArM ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit

Negativspirale bei Fixierung Sturzbedingte Verletzungsgefahr Fordernde Verhaltensweisen Fixierung Angehörige, Personal: Schuldgefühle Arbeitszufriedenheit Burn-Out Psychischer Stress, Gegenwehr Direkte Verletzungen Mobilität Verhaltensauffälligkeiten Allgemeinzustand Lebensqualität (Tod) Psychopharmaka werden gegeben bzw. erhöht Sturzgefährdung Nahrungs-,Flüssigkeitsaufnahme Medizin. Komplikationen, wie Kontrakturen, Dekubitus, Pneumonie Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 15 Das ReduFix Projekt Laufzeit: 05/2004 04/2006 Förderung: BMFSFJ (Kapitel 1702, Titel 684 32) Robert Bosch Stiftung (Forschungskolleg Geriatrie) Beteiligung: Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart PD Dr. C. Becker Dr. P. Koczy, U. Rißmann, D. Beische Ev. Fachhochschule Freiburg Prof. Dr. T. Klie V. Guerra, S. Branitzki, A. Klein FH Frankfurt, Forschungskolleg Geriatrie (Robert Bosch Stiftung) Prof. Dr. D. Bredthauer Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 16

ReduFix Studienplan In dem Projekt wollten wir Alternativen zu körpernahen Fixierungsmaßnahmen vermitteln und deren Wirksamkeit überprüfen! Studiendesign: Population: Prospektive cluster-randomisierte, multizentrische Interventionsstudie mit Wartelisten-Kontrolldesign (RCT) Alten- und Pflegeheime aus Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen (45 plus eine Piloteinrichtung) Kriterium: dass fünf oder mehr Bewohner von körpernahen bewegungseinschränkenden Maßnahmen betroffen sind Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 17 Fragestellungen der ReduFix Studie Ist es möglich, durch gezielte Interventionen die Anzahl der fixierten Personen zu reduzieren? die Fixierungszeiten zu verringern? die Anzahl der neu fixierten Personen abzusenken? Ohne dass... es zu vermehrten sturzbedingten Verletzungen kommt? vermehrt nebenwirkungsreiche Psychopharmaka gegeben werden? Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 18

ReduFix Studiendesign Informationsveranstaltung 3 Monate Dokumentation 1. Stichtag Interventionsbeginn Randomisierung (IG 23, WG 22 Heime) Interventionsgruppe (IG; 231 Bewohner) Wartegruppe (WG; 131 Bewohner) 3 Monate Intervention IG 3 Monate Dokumentation 2. Stichtag Interventionsende 3 Monate Intervention WG 3 Monate Dokumentation 3. Stichtagserhebung Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 19 ReduFix - Multifaktorielle Intervention Anlaufphase Schulung von Mentoren Hilfsmittelvergabe*: Hüftprotektoren Sensormatten Antirutsch-Hausschuhstrümpfe Telefonische Beratung (juristisch, medizinisch, pflegerisch und einmaliger Vor-Ort-Besuch) * Mit freundlicher Unterstützung von Fa. Roelke Pharma, Fa. WinkerTec GmbH&CoKG, Fa. Vitaness Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 20

Schulung Regionale Gruppen (4-16 Teilnehmern) Mentoren 10 16 Uhr Inhalte/ Methoden: - Interaktiv - Selbsterfahrung und Übung - Fallbeispiele - Prozess der Entscheidungsfindung - Kurzvorträge: Stand des Wissens, alternative Interventionen - Einweisung in die Hilfsmittel - Rechtliche Aspekte anhand von konkreten Beispielen Handlungssicherheit gewinnen! Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 21 Ergebnisse Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 22

Ergebnisse - Entfixierung Beendigung der bewegungseinschränkenden Maßnahmen IG - 48 Bewohner von 231 wurden entfixiert (20,8%) WG - 15 Bewohner von 133 wurden entfixiert (11,3%) Unterschied signifikant, p=.021 Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 23 Ergebnisse - Fixierungsdauer Reduktion der Fixierungszeiten (301 Personen) > zu allen drei Messzeitpunkten wurden drei Tage als Referenz gewählt und davon der tägliche Durchschnitt errechnet Tendenz zum Gruppenunterschied bei Interventionsende; p=.051 Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 24

Ergebnisse - sonstige Zielgrößen Neufixierung: In jeder Gruppe ca. 10% Neufixierungen (p=.92) Sturzgefahr: mehr Stürze und stürzende Personen in der IG als auch in der WG; kein Anstieg der Frakturen 4 Wochen bis Interventionsbeginn Während Interventionsphase IG WG p IG WG p Stürzende Personen 17 (7.4%) 4 (3%) 0.086 39 (16.9%) 12 (9%) 0.037* Stürze (Anzahl / 100 Bewohnerjahre) 25 (137/100) 15 (95/100) 0.95 85 (102/100) 59 (70/100) 0.044* Frakturen 0 1 2 2 Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 25 Ergebnisse - sonstige Zielgrößen Psychopharmaka: kein Unterschied zwischen IG (231) und WG (133) bei Interventionsende Forderndes Verhalten: kein Unterschied zwischen IG und WG bei Interventionsende Stichtag Interventionsbeginn Stichtag Interventionsende IG WG p IG WG p Mindestens 1 potenziell ungeeignetes Psychopharmakon 8.7% 12.8% 0.21 8.7% 14.3% 0.95 Forderndes Verhalten (CMAI; Mittelwert (SD)) 16.07 (14.82) 18.92 (17.87) 0.266 16.61 (16.54) 15.15 (15.22) 0.42 ABER: unabhängig von der Gruppe im Verlauf Verbesserung bei entfixierten Bewohnern (p=.047*) Domänen : > Unruhiges Verhalten ; p =.040 > Verbal agitiertes Verhalten ; p =.051 Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 26

Zusammenfassung Bewegungseinschränkende Maßnahmen können reduziert werden. Ohne Nachteile für die Bewohner: > konstante Verletzungsrate trotz Anstieg der Stürze > kein Anstieg potenziell ungeeigneter Psychopharmaka > Verhaltensauffälligkeiten nehmen bei den entfixierten Bewohnern tendenziell ab hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 27 ReduFix Praxis - Implementierung des ReduFix- Konzeptes auf Bundesebene Projektteam: Priv.-Doz. Dr. C. Becker Dr. P. Koczy, U. Rißmann Geriatrisches Kompetenzzentrum Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart Reduktion von Fixierung Prof. Dr. T. Klie A. Klein, V. Guerra, M. Viol, S. Branitzki Arbeitsschwerpunkt Gerontologie u. Pflege Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung an der Evang. Fachhochschule Freiburg www.redufix.de Prof. Dr. D. Bredthauer Fachhochschule Frankfurt Förderung: BMFSFJ Laufzeit: 2007-2009 Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 28

Wen wollen wir erreichen? AKTEURE AKTEURE Träger von Einrichtungen (Verbände (GF), Fachebene, Heime) Seniorenbeiräte Alzheimergesellschaft Selbsthilfegruppen Pflege Schulen Wissenschaft MDK Heimaufsicht Betreuungsbehörde n Gerichte Presse (Medienpartne r) Kostenträger Industrie Ärzte Fach- und Hausärzte Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 29 ReduFix Praxis Bausteine Coaching (Länderebene) Clearing (strat. Beratung, fachspezif. Fragen) Schulung und Veranstaltung Kommunikation (Ö-arbeit, Fokus Zielgruppe) Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 30

Praxisübung Redu Fix Praxis Reduktion von Fixierung 31