Auf einen Blick () Arbeits- und Lernsituationen (ALS) sind mit Zielver(;'inbarungsgesprächen in der Arbeitswelt vergleichbar. Sie sollen die Lernenden durch die Formulierung von klaren Zielen, Arbeiten und Aufgaben fordern, durch geeignete Unterstützung fördern und durch konstruktives Feedback qualifizieren. Die Lernenden absolvieren während der Lehre sechs ALS. Die Noten fliessen zusammen mit den beiden PE-Noten in die betriebliche Erfahrungsnote ein. Auf den folgenden Seiten werden Sie in die Handhabung der ALS eingeführt. Dieses Kapitel wird im ersten überbetrieblichen Kurs behandelt. llel ) 105 Arbeits- und Lernsituationen
Einführung Die Berufsbildnerin oder der Berufsbildner hält einmal pro Semester den Bildungsstand der lernenden Person im Bericht zu den Arbeits- und Lernsituationen fest. Der Bericht zur Arbeits- und Lernsituation gilt als Bildungsbericht. Dieser wird mit der lernenden Person besprochen und ist der gesetzlichen Vertreterin oder dem gesetzlichen Vertreter in unterschriebener Form zur Kenntnis zu bringen. Die individuelle Rückmeldung zeigt der lernenden Person, was sie geleistet hat, wo sie Entwicklungspotenziale hat und wo sie vermehrte Lernanstrengungen erbringen soll. In den Arbeits- und Lernsituationen beurteilt die Berufsbildnerin oder der Berufsbildner die Leistung und das Verhalten der lernenden Person nach vorgegebenen Kriterien und über einen vordefinierten Zeitraum. Während der Ausbildung finden sechs Beurteilungen statt. Pro Lehrjahr werden zwei Arbeits- und Lernsituationen durchgeführt. Die Noten der sechs ALS sind gleichwertig und fliessen zusammen mit den beiden PE-Noten in die betriebliche Erfahrungsnote ein. Teilbereich 1. Lehrjahr 2. Lehrjahr 3. Lehrjahr Notenausweis,.,r--- 6 Arbeits- und ALS I ~~... Lernsituationen 11 I: ~... ~...>....:J II 1I 1I ""L.:J I I GJ Mittelwert... 0 aus c: In PE1 I I PI'B'2 j 18 gleichwertigen C"I 2 Prozesseinheiten I I c: Noten :::l -... s: IV 50% I I II I I I I I I I... 8 ÜK-Tage ÜK 1 i"'1l., "'11{ :I ""111' A W Im Langzeitpraktikum werden nur zwei ALS durchgeführt. Die beiden ALS-Noten fliessen zusammen mit der PE-Note aus dem Langzeitpraktikum und der im Rahmen der integrierten Praxisteile (IPT) gesetzten Note in die betriebliche Erfahrungsnote ein. 106 Arbeits- und Lernsituationen
leistung und Verhalten am Arbeitsplatz Die Zielsetzung einer ALS ist eine dreifache: - Fordern der Lernenden mit klaren Zielen, Arbeiten und Aufgaben - Fördern der Lernenden mit geeigneter Unterstützung und Hilfestellung - Qualifizieren der Leistungen der Lernenden mit konstruktivem Feedback ( ) Die ALS umfassen die im Betrieb umgesetzten Fachkompetenzen (vgl. Pflichtund Wahlpflicht-Leistungsziele im Kapitel «Branche und Betrieb») und ausgewählte Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen (vgl. Kapitel «Überfachliche Kompetenzen» ). Ausgewählte betriebliche Arbeits- und Lernsituation Leistung Verhalten 2 Leistungsziele (Fachkompetenz) 1 Methodenkompetenz 1 Sozial- und Selbstkompetenz Beurtei Iungskriterien Beurteilungskriterien 2 Teilnoten 2 Teilnoten 50 % der ALS-Note 50 % der ALS-Note Gesamtnote ) Der Ablauf wird in drei Phasen gestaltet 1. Planung und Gestaltung der ALS 2. Beobachtungs- und Beurteilungsphase (evtl. mit Zwischenbeurteilungen) 3. Erstellen der Bewertung und Führen des Gesprächs 107 Arbeits- und Lernsituationen
Planung und Gestaltung der ALS Berufsbildnerlinnen und Lernende wählen pro Semester gemeinsam eine ALS nach folgenden Gesichtspunkten aus: - Die Situationen sind typische Ausschnitte aus der betrieblichen Praxis. - Die Situationen verteilen sich über die ganze Lehre. - In der Regel kommt in jeder Beurteilungsperiode eine neue Arbeitssituation zum Zug. - Anhand einer Arbeitssituation beurteilen die Berufsbildnerlinnen den Erfüllungsgrad von zwei Leistungszielen und je einer Methoden- und Sozial- und Selbstkompetenz. - Gleiche Leistungsziele können in mehr als einer ALS verwendet werden. Berufsbildnerlinnen und Lernende wählen die zwei zur Arbeitssituation passenden Leistungsziele aus. Zu den meisten Leistungszielen gibt es Beurteilungskriterien für die Arbeits- und Lernsituationen. Details dazu finden Sie im Kapitel «Branche und Betrieb». Die infrage kommenden Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen sind bei jedem Leistungsziel aufgeführt. Die detaillierte Beschreibung und die Beurteilungskriterien finden Sie im Kapitel «Überfachliche Kompetenzen». Beispiel Arbeitssituation: «Besondere Wünsche der Kundinnen und Kunden am Schalter entgegennehmen und für die Qualitätsverbesserung notieren.» Leistungsziele Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen 1.1.2.2 Kundengespräche führen 2.3 Erfolgreiches Beraten und Verhandeln 1.1.3.3 Kundenreklamationen 3.4 Umgangsformen bearbeiten Weitere mögliche Arbeitssituationen: «Post öffnen und verteilen», «Büromaterial nachbestellen», «Fremdsprachige Telefonate entgegennehmen und richtige Mitteilungen an die abwesenden Mitarbeitenden geben», «Excel-Tabellen jeweils am Freitagnachmittag nachführen und auswerten», «Die eingehenden E-Mails für die Chefin ausdrucken, und am Abend eine Pendenzen liste der nicht beantworteten E-!\~ailserstellen». 108 Arbeits- und Lernsituationen
Die Kompetenzbeschreibungen in den Leistungszielen stellen sogenannte Endziele dar, welche am Ende der Berufsausbildung erreicht werden sollen. Die Kompetenzen werden somit im Verlaufe der Ausbildung systematisch und Schritt für Schritt aufgebaut. Die zu beurteilenden Teilkriterien eines Leistungsziels können deshalb in der jeweiligen ALS für den erwarteten Ausbildungsstand und die betrieblichen Besonderheiten ausgewählt werden. Bei der Umsetzung der Leistungsziele, der Methodenkompetenzen wie auch der Sozial- und Selbstkompetenzen können somit die folgenden Faktoren berücksichtigt werden: - Lehrjahr und Zeitpunkt der Durchführung der ALS - Betriebliche Anforderungen und spezifische Gegebenheiten der Arbeitssituation - Individuelle Voraussetzungen der Lernenden Beispiel zum Leistungsziel 1.1.7.1 «Schriftstücke bearbeiten»: - Im 1. Lehrjahr: E-Mails.Briefe - Im 3. Lehrjahr: Aktennotizen, Protokolle So kann im Rahmen des gleichen Leistungsziels die Schwierigkeit der Aufgabe zunehmend gesteigert werden. Beobachtungs- und Beurteilungsphase u Die Beobachtungszeit dauert mindestens zwei Monate. Während dieser Zeit halten die Berufsbildner/innen wichtige Ereignisse schriftlich fest. Die Berufsbildnerin oder der Berufsbildner macht sich in diesem Zeitraum Notizen und hält Bemerkungen auf dem Formular «ALS» fest, jeweils konkret auf die Kompetenzen und die Ausbildungssituation bezogen. Diese können sich etwa auf die folgenden Fragen beziehen: - Was hat die/der Lernende sehr gut gemacht? - Was könnte die/der Lernende noch verbessern? - Wie hat sich die/der Lernende im Verlaufe der ALS entwickelt? - Welche Unterstützungen hat die/der Lernende gebraucht? 109 Arbeits- und Lernsituationen
Erstellen der Bewertung und Führen des Gesprächs Für die beiden Fachkompetenzen (Leistungsziele), die Methodenkompetenz und auch die Sozial- und Selbstkompetenz setzt die Berufsbildnerin oder der Berufsbildner je eine Teilnote (auch Zehntelsnoten sind möglich). Diese Notengebung beruht auf folgender Einschätzung: 6 Sehr gut 5 Gut 4 Genügend 3 Schwach 2 Sehr schwach 1 Unbrauchbar Die Berufsbildnerin oder der Berufsbildner berechnet die Gesamtnote als Durchschnitt aus den 4 Teilnoten. Die Gesamtnote wird auf halbe oder ganze Noten gerundet. Dabei sollte mathematisch gerundet werden, d. h., ein Notenwert von beispielsweise 3,75 wird auf eine 4,0 aufgerundet, ein Notenwert von 5,74 wird auf 5,5 gerundet. Die Noten- bzw. Punkteerteilung wird begründet und ist somit nachvollziehbar. Die Berufsbildner/innen zeigen den Lernenden aufgrund der Beurteilung, was sie gelernt und geleistet haben. Dieses Gespräch dient auch dazu, Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Schwächen im Arbeits- und Lernverhalten zu erkennen. Die Erkenntnisse werden im Formular ALS notiert. Allenfalls werden Abmachungen für die weitere Ausbildung getroffen. Berufsbildner/innen, Lernende und bei nicht Volljährigen deren gesetzliche Vertreter/innen unterzeichnen das Formular. 110 Arbeits- und Lernsituationen
Online-Bearbeitung DBLAP2 Die ALS werden auf der Datenbank Lehrabschlussprüfung (DBLAP2) online erfasst. Um sich in der DBLAP2 einzuloggen (www.dblap2.ch). benötigen Sie einen Benutzernamen und das Passwort, welche Sie vom zuständigen kantonalen Berufsbildungsamt erhalten. Sie können das ALS-Formular (Bildungsbericht) am Bildschirm vorbereiten, zwischenspeichern und Teile daraus ausdrucken. Das vollständige ALS-Formular können Sie allerdings erst ganz am Schluss, gleichzeitig mit der Übermittlung. der Daten an die Datenbank, ausdrucken. Die ausgedruckte und unterzeichnete Version ist (mit Ausnahme der Unterschriften) identisch mit den elektronisch übermittelten Daten und bleibt im Personaldossier der/des Lernenden. Mit der Online-Erfassung der ALS-Noten wird der administrative Aufwand reduziert. Dank der DBLAP2 haben Sie jederzeit den Überblick über den aktuellen Stand der Beurteilung der Leistung am Arbeitsplatz aller Lernenden Ihres Betriebs. Aktuelle Informationen zur Online-Bearbeitung der ALS finden Sie unter www. dblap2.ch und www.igkg.ch. Aufbewahrungspflicht Die vollständigen Akten der ALS sind nach Eröffnung des Gesamtresultates des Qualifikationsverfahrens mindestens ein Jahr bzw. bis nach Abschluss eines Rechtsmittelverfahrens aufzubewahren. Die vollständigen Akten der ALS sind in der Personalakte der lernenden Person aufzubewahren. Bei Lehrvertragsauflösung sind die vollständigen Akten der ALS der lernenden Person auszuhändigen. Die lernende Person ist verpflichtet, bei Fortsetzung der Lehre mit neuem Lehrvertrag die Akten der neuen Berufsbildnerin oder dem neuen Berufsbildner abzugeben. Die kantonale Behörde kann verfügen, dass die vollständigen Akten der ALS der zuständigen kantonalen Prüfungsbehörde auszuhändigen sind. Auf den folgenden Seiten finden Sie das Beispiel einer ALS. 111 Arbeits- und Lernsituationen