Arbeitszeit-Welten in Deutschland 2001-2006 Die Veränderung der Beschäftigungs- und Arbeitszeitstrukturen in Deutschland unter geschlechtsvergleichender Perspektive Arbeitszeit im Dialog zwischen Forschung und Praxis Arbeitstagung des WSI in der Hans-Böckler-Stiftung und des FB Gesellschaftswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen Andreas Jansen & Angelika Kümmerling Institut Arbeit und Qualifikation / Lehrstuhl Soziologie des Sozialstaats Universität Duisburg Essen, 29.01.2009
Abkehr vom traditionellen Rollenmodell? Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist seit 2001 um 2,8 Prozentpunkte gestiegen und beträgt 2006 61,5% Lissabonziel frühzeitig erreicht! V.a. Frauen mit Kindern zeigen höhere Erwerbsneigung als früher (insb. in Westdeutschland) Traditionelles Familienleitbild mit Alleinverdiener ein Auslaufmodell? Egalitäre Rollenverteilung auf dem Vormarsch?
Erwerbs- und Erwerbstätigenquoten nach Geschlecht; 1991 2006; in Prozent; Gesamtdeutschland Quelle: Statistisches Bundesamt 2006; Mikrozensus; zitiert nach www.sozialpolitik-aktuell.de
Beschäftigungsbilanz 2001 bis 2006; Ost- und Westdeutschland Westdeutschland Ostdeutschland Männer Frauen Männer Frauen Vollzeit -627.000 (-5,4%) -398.000 (-7,1%) -333.000 (-11,7%) -272.000 (-13,3%) Insgesamt sv-pflichtige Teilzeit Insgesamt (ausschl.) Geringfügige Beschäftigung -1.025.000-605.000-1.630.000 175.000 273.000 49.000 94.000 448.000 143.000 591.000 325.000 569.000 96.000 146.000 Insgesamt 894.000 242.000 Gesamtentwicklung 1.136.000 97.000
Entwicklung von Voll-, Teilzeit- und geringfügiger Beschäftigung 2001-2006; Gesamtdeutschland Quelle: Mikrozensus Sonderauswertung IAQ
Vollzeitbeschäftigung bei Frauen und Männern im Vergleich, Ost- und Westdeutschland; 2001 und 2006 Westdeutschland Ostdeutschland 2001 2006 2001 2006 Männer; Vollzeit, in % 93,8 89,6 93,8 88,4 Frauen; Vollzeit, in % 53,1 47,3 72,1 63,2 Differenz; in Prozentpkt. 40,7 42,3 21,7 25,2 Quelle: Statistisches Bundesamt Mikrozensus; Eigene Berechnungen Trotz steigender Erwerbsbeteiligung von (westdeutschen) Frauen ist der Anteil weiblicher Vollzeitbeschäftigter verglichen mit dem entsprechenden Anteil bei ost- und westdeutschen Männern im Zeitverlauf rückläufig
Erwerbsbeteiligung von Frauen in VZÄ Deutschland EU-15 EU-27 2001 46,5 46,2 47,2 2006 46,5 48,2 48,8 Quelle: Eurostat 2007
Arbeitszeiten insgesamt (TZ- und VZ-Beschäftigte) - Gesamtdeutschland 43,0 41,0 39,0 37,0 35,0 33,0 31,0 29,0 27,0 25,0 40,8 40,1 31,5 30,2 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Männer Frauen Quelle: Mikrozensus, Sonderauswertung IAQ, Basis: Erwerbstätige
AZ nach Familienstatus (TZ- und VZ-Beschäftigte) - Gesamtdeutschland 45,0 40,0 35,0 41,7 39,3 36,1 41,1 38,4 34,9 30,0 25,0 29,1 27,5 20,0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 M ledig F ledig M verheiratet F verheiratet Quelle: Mikrozensus, Sonderauswertung IAQ, Basis: Erwerbstätige
Unterschiede in den AZ von Männern und Frauen nach Familienstatus im Ost-West-Vergleich 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 3,1 3,5 3,4 3,8 W: M ledig - F ledig O: M ledig - F ledig 14,2 15,3 W: M verheiratet - F verheiratet 6,0 6,8 O: M verheiratet - F verheiratet 2001 2006
AZ in Abhängigkeit der Kinderzahl (TZ- und VZ-Beschäftigte): Männer - Gesamtdeutschland Quelle: Mikrozensus, Sonderauswertung IAQ, Basis: Erwerbstätige
AZ in Abhängigkeit der Kinderzahl (TZ- und VZ-Beschäftigte): Frauen - Gesamtdeutschland Quelle: Mikrozensus, Sonderauswertung IAQ, Basis: Erwerbstätige
Unterschiede in den AZ von Männern und Frauen im Zeitvergleich: Westdeutschland 25,0 20,0 15,0 13,2 17,9 18,9 14,8 20 20,4 10,0 5,0 7,1 7,3 0,0 2001 2006 M/F ohne Kinder M/F 1 Kind M/F 2 Kinder M/F 3+ Kinder Quelle: Mikrozensus, Sonderauswertung IAQ, Basis: Erwerbstätige
Unterschiede in den AZ von Männern und Frauen im Zeitvergleich: Ostdeutschland 12,0 10,5 9,6 10,0 9 8,0 7,2 6,9 5,6 6,0 4,3 4,6 4,0 2,0 0,0 2001 2006 M/F ohne Kinder M/F 1 Kind M/F 2 Kinder M/F 3+ Kinder Quelle: Mikrozensus, Sonderauswertung IAQ, Basis: Erwerbstätige
Zusammenfassung Eine ähnliche Beschäftigungs- und Arbeitszeitstruktur bei ost- und westdeutschen Männern weiterhin große Unterschiede bei Frauen Die Kluft in den Arbeitszeiten von Männern und Frauen ist 2006 stärker als noch vor fünf Jahren Mehr Frauen arbeiten 2006, bringen aber pro Kopf weniger Arbeitsstunden in den Arbeitsmarkt ein. Massiver Rückgang der Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse bei gleichzeitigem starken Anstieg der Teilzeit- vor allem aber der geringfügigen Beschäftigung Vor allem ostdeutsche Frauen weisen eine stark rückläufige Tendenz bei der Vollzeiterwerbstätigkeit auf Ehe und Kinder führen zu einer Verringerung des weiblichen Arbeitsangebots: verheiratete Frauen und Frauen mit Kindern arbeiten 2006 deutlich kürzer als 2001
Fazit Eine Entwicklung hin zu einer gleichberechtigten Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt lässt sich weder auf Basis der Beschäftigungs- noch der Arbeitszeitentwicklung zwischen 2001 und 2006 erkennen Deformierte Modernisierung der Frauenerwerbstätigkeit insbesondere in Westdeutschland Manifestierung eines Familienmodells des männlichen Haupternährers
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!