1. Geringfügige Beschäftigung im Einzelhandel ist kein neues Phänomen, keine Krisenerscheinung
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- Kristina Kalb
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1 Nicht genug zum Leben Minijobs und Teilzeit am Beispiel Einzelhandel Christine Meier, ver.di Fachbereich Handel 1. Geringfügige Beschäftigung im Einzelhandel ist kein neues Phänomen, keine Krisenerscheinung Einige wenige Zahlen: 1994 war jede/r 7. Beschäftigte im EH geringfügig beschäftigt (15%) 2001 war jede/r 5. Beschäftigte im EH geringfügig beschäftigt (22%) 2009 ist jede/r 3. Beschäftigte im EH geringfügig beschäftigt (33%) In 2009 sind 934,8 Tsd. Personen geringfügig beschäftigt, bei einer Gesamtbeschäftigtenzahl von 2.830,2 Tsd. Beschäftigten. 2. Geringfügige Beschäftigung im Einzelhandel hat Vollzeitarbeit und geschützteteilzeitarbeit vernichtet Von 1994 bis 2001 ging die Gesamtbeschäftigung im Einzelhandel um ca Beschäftigte zurück, während sich die Zahl der GFB um ca erhöht hat waren 54 %, 2001 waren 50% der Beschäftigten vollzeitbeschäftigt 1995 waren 46%, 2001 waren 50% teilzeitbeschäftigt, der Anteil der GFB stieg in dieser Zeit von 17% auf 22%. Von 1995 bis 2001 hat sich das Arbeitszeitvolumen um 13,8% verringert! Im Zeitraum 2005 (100%) ging die Gesamtbeschäftigung bis 2009 auf 98,6% mit 2.830,2 Tsd. Beschäftigte zurück - ging die Vollzeitbeschäftigung bis 2009 auf 95,3% mit Tsd. Beschäftigte zurück - entwickelte sich die Zahl der Teilzeitbeschäftigung relativ konstant auf 100,9 % - gleichzeitig ist die Zahl der Geringfügig Beschäftigten um 7% GFB gestiegen. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten sinkt inzwischen über einen sehr langen Zeitraum deutlich und kontinuierlich: allein seit 2007 um Personen, ein leichter Anstieg an TZB in einem Jahr gleicht massiven Abbau an Vollzeitarbeit nicht aus, so dass per Saldo insgesamt Arbeitsplätze abgebaut worden sind. Das Arbeitszeitvolumen ist in der Zeit von 2005 bis 2009 weiter um 2 % gesunken. 3. Treibende Kräfte für Akzeptanz und Ausweitung dieser Beschäftigungsform sind mehrschichtig. Massive Gründe liegen in den Strukturveränderungen der Branche selbst. Attraktiv für Einzelhandelsunternehmen ist diese Beschäftigungsform darüber hinaus, weil sie es ermöglicht, Qualifikationsanforderungen auszudifferenzieren. Minijobs sind attraktiv für anderweitig sozial abgesicherte Erwerbspersonen. Seite 1 von 5
2 4. Geringfügige Beschäftigung ist ein Treiber für Niedriglohnentwicklung im Einzelhandel. Seit längerem durch Einzelhandelsunternehmen und ihre Verbände eingeleitete und vollzogene Entwicklungen haben dazu geführt, dass der Einzelhandel in großen Teilen zu einer Niedriglohnbranche geworden ist: Wegfall der Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen, Tarifflucht oder mangelnde Tarifbindung von Einzelhandels-Unternehmen, Weiterer Ausbau geringfügiger Beschäftigung (teilweise bei Missachtung von arbeitsrechtlichen Regelungen auch bei tarifgebundenen Unternehmen), Nutzung weiterer Flexibilisierungsmöglichkeiten, insbesondere Einsatz von Leiharbeit und Personaldienstleistern 5. Nicht genug zum Leben wenn der Minijob die einzige Alternative ist Für immer mehr Frauen ist die geringfügige Beschäftigung ein problematisches Beschäftigungsverhältnis. Einmal in den Fällen, in dem das Einkommen aus der ersten Beschäftigung nicht ausreicht zum Leben. Die Zahl der so genannten Nebenjobber/innen ist von 160 Tsd. auf ca. 229 Tsd. Personen (von gestiegen) im Einzelhandel gestiegen. Vor allem in Ostdeutschland, wo die volle Erwerbstätigkeit für die Mehrheit der Frauen eine Selbstverständlichkeit ist, wird eine geringfügige Beschäftigung nicht freiwillig gewählt. 6. Gewerkschaftliche Ansätze, Aktivitäten, Erfolge und neue Herausforderungen. Wichtige EuGH-Entscheidung(en) zur mittelbaren Diskriminierung wurden erreicht. In den 90iger Jahren haben insb. die Gewerkschaftsfrauen vielfältige betriebliche und überbetriebliche Aktivitäten initiiert.. Solche Aktivitäten haben in den letzten Jahren nur noch vereinzelt stattgefunden. Unsere Forderung an die Politik (Beschlüsse vieler Kongresse) haben wir nicht durchsetzen können. 7. Fazit Die Beschäftigungsform der Geringfügigen Beschäftigung diskriminiert Frauen, in der Gesamtwirtschaft und ausdrücklich in der großen Dienstleistungsbranche Einzelhandel: Für den Einzelhandel trifft heute schon zu: Existenzsichernde Arbeit ist Mangelware. Die Erwerbschancen für Frauen sinken, die mit einer Erwerbstätigkeit ihren Lebensunterhalt eigenständig bestreiten wollen oder müssen. Solange der Gesetzgeber Geringfügige Beschäftigung in dieser jetzigen Form ermöglicht und subventioniert verzichtet der Staat und die Gesellschaft auf Einnahmen, die dringend geboten sind. Diese Beschäftigungsform beinhaltet für die Unternehmen Anreize, die einer Vorstellung von guter Arbeit sehr weit entgegen stehen und im Zusammenhang mit o.g. genannten Entwicklungen prekäre Arbeit manifestieren und ausbauen. Die Risiken für die betroffenen Personen bei Arbeitslosigkeit und im Alter und die Folgen für die Gesellschaft liegen auf der Hand. Quellen: Branchendaten 2010, WABE-Institut, Hrsg. ver.di, Fachbereich Handel, und weitere Branchendaten Dorothea Voss-Dahm, Verdrängen Minijobs normale Beschäftigungsverhältnisse?, IAT-Jahrbuch 2005 IAQ, Institut Arbeit und Qualifikation, IAQ/HBS Arbeitszeit-Monitor , IAQ-Report Benkhoff, Hermet: Zur Verbreitung und Ausgestaltung geringfügiger Beschäftigung im Einzelhandel. In: Industrielle Beziehungen, Heft 1, 2008 Seite 2 von 5
3 Anhang: Beschäftigtenentwicklung im Einzelhandel bis 2001 Beschäftigungsentwicklung im Einzelhandel Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte Geringfügig entlohnte Beschäftigte im EH Kennzahlen des Einzelhandels 2009 im Überblick Seite 3 von 5
4 WABE-Institut Beschäftigtenentwicklung im Einzelhandel Beschäftigte in Tsd. Personen Beschäftigtenentwicklung 2005=100 jährliche Veränderung in % 99,3 99,2 99, , ,3 98, ,2 0,1-0,7-0,1-0,7 * vorläufige Daten Branchendaten Einzelhandel WABE-Institut Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte in Tsd. Personen - jährliche Veränderung in % 98,0 Vollzeitbeschäftigte 2005 = ,2 96,7 95, Teilzeitbeschäftigte 2005 = , , , ,3-2,0-0,8-0,5-1,4 0,3 0,4 0,4-0,2 * vorläufige Daten Branchendaten Einzelhandel Seite 4 von 5
5 WABE-Institut Geringfügig entlohnte Beschäftigte im EH in Tsd. Personen 873,9 872,9 889,9 160,7 170,1 184,5 912,3 925,7 934,8 200,8 218,1 229,6 Nebenjobber 713,2 702,7 705,5 711,5 707,6 705,2 ausschl. geringfügig entlohnte Beschäftigte * WZ 2003 WZ 2008 * Prognose Branchendaten Einzelhandel WABE-Institut Kennzahlen des Einzelhandels 2009 im Überblick Veränderungsraten in % 2009/ / ,6% 10,0% 4,1% 1,0% -0,4% -1,9% -1,4% -0,7% -0,9% -2,0% Umsatz (nominal) Verkaufsflächen Beschäftigte Arbeitsvolumen Unternehmensgewinne* * 2008/2007 und 2008/2005 Branchendaten Einzelhandel Seite 5 von 5
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