Perspektiven des Öffentlichen Personennahverkehrs in Mittelsachsen

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Transkript:

Dezember 2015 Arbeitsgruppe ÖPNV Mittelsachsen auf Initiative von Henning Homann Mitglied des Sächsischen Landtages Kreisvorsitzender der SPD Mittelsachsen Positionspapier Perspektiven des Öffentlichen Personennahverkehrs in Mittelsachsen

Einführung Ein guter Öffentlicher Personennahverkehr ist eine wichtige Voraussetzung für die soziale und kulturelle Teilhabe aller Menschen und damit Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Gut organisierter und ausgestatteter öffentlicher Personennahverkehr schont darüber hinaus die Umwelt und ist in aller Regel effizienter als Individualverkehr. Vor dem Hintergrund der aktuellen demografischen Entwicklung ist der ÖPNV gerade für den ländlichen Raum eine wichtige Zukunftsfrage. Er darf nicht alleine der Logik der Wirtschaftlichkeit unterworfen werden. Mit der Regierungsbeteiligung der SPD geht der Anspruch einer neuen Verkehrspolitik im Freistaat Sachsen einher. Ziele sind, wie im Koalitionsvertrag verankert, die Einführung eines landesweit einheitlichen Tarifsystems, die Entwicklung leistungsfähiger Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum sowie die Etablierung eines landesweiten kostengünstigen Bildungstickets. Diese Schritte begrüßen wir ausdrücklich. Sie müssen dringend umgesetzt werden. Dabei ist uns bewusst, dass nicht alle Wünsche und Hoffnungen erfüllt werden können. Wir wollen die Chancen einer besseren sächsischen Verkehrspolitik für Mittelsachsen nutzen. Als Flächenlandkreis wissen die Menschen in Mittelsachsen um die Bedeutung eines guten ÖPNV/SPNV. Deshalb wollen wir mit dieser Stellungnahme die Arbeit des Verkehrsministeriums und der ÖPNV-Strategiekommission zu unterstützen. Vor allem wollen wir die für die konkrete Umsetzung zuständigen Verkehrsverbünde auf Verbesserungsbedarfe hinweisen. Der Landkreis Mittelsachsen und insbesondere die Region Döbeln liegen an der Schnittstelle zwischen dem Mitteldeutschen Verkehrsverbund, dem Verkehrsverbund Oberelbe und dem Verkehrsverbund Mittelsachsen. Der ÖPNV in Mittelsachsen ist immer wieder ein großes Thema. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass Schnittstellenprobleme zwischen diesen Verkehrsverbünden auftreten. Hier lässt sich somit gut beobachten, ob zukünftige Struktur-, Tarif- und Fahrplanmodelle reibungslos und verbraucherfreundlich funktionieren. Diese Stellungnahme erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie ist das Ergebnis von fünf Arbeitstreffen mit insgesamt 30 Bürgerinnen und Bürgern auf Initiative des SPD-Kreisvorsitzenden Henning Homann. Weitere Bürgerinnen und Bürger haben sich durch Hinweise in Mails und Briefen beteiligt. Die hier vorliegende Stellungnahme fasst die in der Arbeitsgruppe diskutierten Probleme zusammen. Einheitliches Tarifsystem schaffen. Zweckverbandsstruktur überprüfen Das aktuelle an den Verkehrsverbünden orientierte Tarifsystem sorgt insbesondere für Menschen, die über die Verkehrsverbundsgrenzen hinaus reisen wollen, immer wieder für Probleme. So ist es mitunter schwer den für die individuelle Reise preiswertesten Tarif herauszufinden. Das ist nicht im Interesse der Verbraucher und eine Barriere, um mehr Fahrgäste für den ÖPNV zu gewinnen Drei Beispiele: 1. Die Fahrpläne sind unzureichend aufeinander abgestimmt. Wenn man beispielsweise aus Leisnig mit der RB 110 kommt, beträgt morgens in Döbeln die Wartezeit auf die zukünftige Buslinie 416 19 Minuten. Gleichzeitig verpasst der Fahrgast in Meißen den bisher gewohnten Anschluss an die S-Bahn nach Dresden. (Wartezeit in Meißen zwischen 17 und 25 Minuten). So wird die Fahrt

für Pendler aus der Region Döbeln nach Dresden um eine halbe Stunde länger. 2. Die Tarifstruktur ist intransparent und verbraucherunfreundlich. So kostet zukünftig die Verbindung von Döbeln nach Dresden über Nossen im VMS/VVO-Übergangstarif 9,50 Euro. Fährt man hingegen über Lommatzsch und Meißen nach Dresden, bezahlt man über den VVO-Verbundraumtarif nur 8,20 Euro. Die einfache Fahrt mit der Regionalbahn über Riesa nach Dresden kostet sogar 13,30 Euro. 3. Auch unterschiedliche Regelungen für die Mitnahme von Fahrrädern sorgen für Probleme. So ist beispielsweise beim VMS die Mitnahme von Fahrrädern generell kostenfrei, beim VVO nicht. Wir unterstützen deshalb den Ansatz eines transparenten, übersichtlichen, einheitlichen Tarifsystems für ganz Sachsen. Maßgebliches Ziel ist mehr Verbraucherfreundlichkeit. Es darf nicht sein, dass jene, die sich mit dem Tarifsystem auskennen, günstiger fahren, als jene, die sich nicht auskennen. Integrierte Tariflösungen müssen Verkehrsträgerwechsel mit gleichem Fahrschein ermöglichen (z.b. Straßenbahn und Bus in der Großstadt nach Anreise mit dem Zug aus der Fläche). So soll auch preisliche Diskriminierung von Verkehrsträgern (z.b. durch günstigere Tickets für den Bus als für die Bahn bei gleicher Reisezeit) vermieden werden. Das Tarifsystem sollte auch für Einkommensschwache erschwingliche Lösungen bieten. Mit der Einführung eines landesweit einheitlichen Tarifsystems bietet sich im nächsten Schritt die Möglichkeit, Verwaltungsstrukturen zu vereinfachen, Bürokratie abzubauen und Verwaltungskosten zu sparen. Eine Lösung könnte ein einheitlicher sächsischer Verkehrsverbund sein, wobei gleichzeitig länderübergreifende Kooperationen (wie der MDV und das Tarifgebiet Leipzig Halle) erhalten bleiben sollen. Ein Bildungsticket für Sachsen Wir begrüßen das Vorhaben der Einführung eines Bildungstickets für alle Kinder in Sachsen. Es ist ein wichtiger Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit und schafft die für junge Menschen in der Freizeit wichtige Flexibilität. Um das Bildungsticket attraktiv zu gestalten, sind aus unserer Sicht folgende Aspekte wichtig: sachsenweite Gültigkeit für alle Verkehrsträger (Bus und Bahn) keine Uhrzeiteinschränkung und eine ganzjährige Gültigkeit, auch in den Schulferien Es steht auch für Praktika, Schnupperkursund Ferienarbeitsplätzen, Berufs-und Studienorientierung, Erreichung der Jugendberufsberatungsstellen, Exkursionen und Klassenfahrten, Sport- und Freizeitgestaltung innerhalb Sachsens zur Verfügung. es sollte kostengünstig, nicht kostenfrei sein (ca. 10 /Monat, 120 /Jahr), Azubis könnten gestaffelte Preise bezahlen (entsprechend der Höhe der Ausbildungsvergütung/Einkommens) es sollte vom Schuleintritt bis zum Ausbildungsabschluss angeboten werden und nicht an Altersgrenzen gebunden sein Attraktiven Schienennahverkehr im ländlichen Raum erhalten Sachsen braucht landesweit ein attraktives und leistungsfähiges Schienennahverkehrssstem. Die Anbindung an die Oberzentren Dresden, Leipzig und Chemnitz soll Pendlern ermöglichen, in den Großstädten zu arbeiten und auf dem Land zu leben, Freizeit und Tourismus attraktiv zu entwickeln und den Erhalt von Schieneninfrastruktur für den Güter-

transport sicherzustellen. Für Mittelsachsen ist es wichtig, dass der Anschluss an alle drei sächsischen Metropolen Dresden, Leipzig, Chemnitz in einer angemessenen Taktfrequenz gewährleistet wird. Dabei ist auf attraktive Anschlüsse zum weiteren Nah- und Fernverkehr (auch in Randzeiten) zu achten. Bahnlinie Leipzig-Döbeln-Meißen Die Bahnlinie Leipzig-Döbeln-Dresden ist für die Region Döbeln von großer Bedeutung. Die Abbestellung des Teilstücks Döbeln-Meißen ist daher ein schwerer Rückschlag. Wir wissen, dass Entscheidungen der Vergangenheit nicht in jedem Fall rückgängig gemacht werden können. Wir bitten dennoch die zuständigen Verkehrsverbünde erneut zu prüfen, ob eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs im Rahmen einer sächsischen Gesamtkonzeption ÖPNV/SPNV möglich ist. Konkret schlagen wir eine Fortführung der Linie RB 110 über Döbeln-Zentrum hinaus nach Roßwein vor, da die fahrplantechnischen Voraussetzungen gegeben sind. Von Döbeln aus nach Roßwein und zurück zu fahren ist sinnvoller als 30 min in Döbeln-Zentrum oder am Döbelner Hauptbahnhof zu warten. Unsere Positionen werden durch Beschlüsse u. a. der Stadträte Döbelns, Roßweins und Nossens unterstützt. Ebenfalls gilt es Mängel in den Begründungen des Abbestellungsbeschlusses aufzuarbeiten. Wie eine wissenschaftliche Arbeit an der Technischen Universität Dresden herausgearbeitet hat (siehe Anlage), wurden im ETC-Gutachten mehrere Aspekte nicht berücksichtigt. So wurden ausschließlich die Pendlerpotenziale aus der Region Döbeln nach Meißen berücksichtigt, nicht aber zwischen der Region Döbeln und Dresden. Im Ergebnis kommt die Arbeit zu einem Potenzial von täglich 960 Reisenden, wenn die richtigen Voraussetzungen gegeben sind. Sie weicht damit deutlich vom ETC-Gutachten ab. Es ist wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger die Entscheidungen nachvollziehen können, insofern sie sachlich begründet sind. Für den Fall, dass die Abbestellung der Bahnlinie RB110 nicht rückgängig gemacht werden kann, gilt es sicherzustellen, dass die Bahnlinie reaktivierbar bleibt. Eine Bewirtschaftung der Strecke durch einen privaten Betreiber muss zu angemessenen Rahmenbedingungen und ausreichender Planungssicherheit ermöglicht werden. Das ist auch für die regionale Wirtschaftsstruktur z. B. das Tanklager bei Rhäsa von wesentlicher Bedeutung. Für den verbliebenen Streckenabschnitt Leipzig-Döbeln braucht es langfristige Planungssicherheit. Das Versprechen des ZVMS, neben dem Hauptbahnhof einen zusätzlichen Haltepunkt am in Döbeln zu bedienen muss auch mit Blick auf den Umzug des Landesrechnungshofes nach Döbeln eingehalten werden. Ebenso gilt es dann einen signifikant verbesserten, preislich angemessenen und eng getakteten Busverkehr anzubieten. Das angekündigte Angebot von VMS und VVO erfüllt dabei wichtige Forderungen. Zu beachten sind allerdings noch die Transportmöglichkeiten für Fahrräder, ggf. bei einzelnen, touristisch attraktiven Bussen mit Anhänger oder Fahrradtransportvorrichtung, Kinderwägen und die Gewährleistung von Barrierefreiheit durch Niederflurbusse, Blindenleitsystem, barrierefreie Bushaltestellen sowie Rampen für den Ein- und Ausstieg. Eine einheitliche Preisgestaltung führt auch auf der Strecke Döbeln-Dresden zu mehr Kundenfreundlichkeit. Bahnlinie Chemnitz Mittweida Döbeln Riesa - Elsterwerda Die Bahnverbindung Chemnitz Döbeln Riesa ist für Mittelsachsen ebenfalls von großer Bedeutung. Sie gewährleistet die Anbindung an das Oberzentrum Chemnitz und bietet für die Region Döbeln eine Anbindung an Dresden und damit eine Alternative zur RB110, wenn entsprechende Bedingungen erfüllt

werden. Auf dem Weg von und nach Dresden macht insbesondere die Wartezeit von 40 Minuten beim Umstieg in Riesa die Verbindung zurzeit unattraktiv. Die Bahnstrecke muss deshalb dringend besser gestaltet werden. Aufgrund des zweigleisigen Ausbaus und der durchgängigen Elektrifizierung hat die Strecke mittelfristig das Potenzial Chemnitz über Döbeln und Riese an Berlin anzuschließen. Dieser Vorschlag soll durch die Deutsche Bahn geprüft werden. Kurzfristig müssen die Anschlüsse in Riesa zeitnah erfolgen. Das gilt nicht nur für die Abstimmung des Zugverkehrs in Riesa, sondern auch in der Abstimmung mit dem Busverkehr. Wer mit dem Bus von Roßwein nach Döbeln fährt und von dort weiter nach Chemnitz möchte, hat eine Aufenthaltszeit von 45 Minuten. Das ist entschieden zu viel. Tendenzen, die Bahnlinie durch Billigangebote im Busverkehr unattraktiv zu machen, müssen entgegengewirkt werden. Auch diese Strecke braucht langfristig Planungssicherheit. Ein attraktiver ÖPNV braucht hochmotivierte und fair bezahlte Mitarbeiter/innen Der ÖPNV wird von Menschen für Menschen organisiert. Die Beschäftigten tragen eine große Verantwortung. Wir wollen deshalb, dass auch im Öffentlichen Personennahverkehr das Prinzip der guten Arbeit gilt. Das bedeutet neben höchsten Ansprüchen an den Arbeitsschutz auch ein faires und solidarisch geregeltes Tarifsystem. Dies gilt es insbesondere bei öffentlichen Ausschreibungen zu berücksichtigen. Wir wollen keinen Wettbewerb auf Kosten der Löhne der Beschäftigten. Die Vergabe von Aufträgen sollte deshalb im Rahmen des Vergabegesetzes an tarifliche, soziale und ökologische Standards gebunden werden. Barrierefreiheit langfristig sicherstellen Die Herstellung von Barrierefreiheit muss ein wichtiges Ziel sächsischer Verkehrspolitik sein. Viele ältere und/oder beeinträchtigte Menschen sind auf den ÖPNV angewiesen. Dies erfordert zahlreiche Investitionen und kann nur schrittweise und als langfristiges Ziel erreicht werden. Wir schlagen dazu folgendes Vorgehen vor: 1. Schritt: Bei allen Neumaßnahmen (Anschaffung, Renovierung etc.) ist Barrierefreiheit zu gewährleisten. 2. Schritt: Verkehrsknotenpunkte und Bahnhöfe in den Ober- und Mittelzentren sollen bis 2020 barrierefrei werden. 3. Schritt: Ziel der kompletten Barrierefreiheit für den sächsischen ÖPNV als Ziel bis 2025 verankern. Barrierefrei heißt nicht nur rollstuhlgerecht! Vollumfängliche Barrierefreiheit heißt auch die Bedürfnisse von u. a. Blinden oder Gehörlosen zu beachten. Dazu sind entsprechende Informationssysteme an Fahrzeugen und Haltestellen einzurichten. In Mittelsachsen besteht dazu insbesondere in den Mittelzentren Mittweida und Döbeln Handlungsbedarf. Der Bahnhof Mittweida ist nicht barrierefrei. In Döbeln sind die Gleise 3 und 4 für Rollstuhlfahrer nicht und für gehbehinderte Menschen nur eingeschränkt nutzbar. Hierzu sollten mit der Deutschen Bahn

Vereinbarungen getroffen werden bis wann die notwenigen Investitionen geleistet werden. Barrierefreiheit muss auch bei Bussen bestmöglich gewährleistet werden. Klar ist aber, dass die Bahn dafür die besseren Lösungen ermöglicht. Weitere Handlungsfelder Beratung und Service ist wichtig für einen attraktiven ÖPNV. Nicht alle Menschen nutzen das Internet, können auf moderne Bezahlmethoden zugreifen oder kennen sich im teilweise komplizierten Tarifsystem aus. Auch auf Bahnhöfen in den Mittelzentren sollte ein Grundangebot an Serviceleistungen, z. B. durch DB-Reisezentren, vorgehalten werden. Entweder es muss ohne Beratung möglich sein die preiswerteste Verbindung zu erhalten oder das Netz von DB-Reisezentren ist auch an kleineren Bahnhöfen zu erhalten. Gleichzeitig sollten Ansagen auf Bahnhöfen erhalten bleiben/funktionieren, um Orientierung zu geben, insbesondere wenn kein Blindenleitsystem vorhanden ist. Die letzte Verbindung der RB 30 (Dresden Freital Freiberg -Chemnitz) fährt jeweils kurz nach 23.00 Uhr. Freitag und Samstag wäre eine spätere Verbindung gegen 0.00 Uhr wünschenswert, um kulturelle Angebote der Städte wechselseitig nutzen zu können. Die RE 3 (Dresden Hof) hält nicht mehr in Oederan. Nach Abschluss des Ausbaus des Verkehrsknotenpunktes Dresden 2017, sollte dieser wieder eingerichtet werden, da dann aufgrund des Ausbaus neue Zeitfenster entstehen werden. Es soll geprüft werden, ob und inwiefern ein integraler Taktfahrplan nach dem Vorbild der Schweiz in Sachsen eingeführt werden kann. ÖPNV braucht eine verlässliche und bedarfsgerechte Finanzierung Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) und der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) brauchen eine verlässliche und bedarfsgerechte Finanzierung. Hier sind Bund und Land gleichermaßen in der Pflicht. In den aktuellen Verhandlungen um die Verteilung der Regionallisierungsmittel stärken wir der sächsischen Staatsregierung den Rücken und rufen die sächsischen Bundestagsabgeordneten dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass es zu keinen Kürzungen für den Freistaat Sachsen kommt. Der Freistaat Sachsen steht in der Verantwortung die Regionlisierungsmittel noch stärker für den regionalen SPNV einzusetzen. Der Anteil der Mittel, die direkt für die Arbeit der Verkehrsverbünde weitergereicht wird, ist schrittweise auf mindestens 90% zu erhöhen. Sachfremde Leistungen, wie die Finanzierung des Schülerverkehrs und der Schmalspurbahnen sind nicht aus den Regionalisierungsmitteln zu finanzieren. Hierfür sind ausreichend Landesmittel zur Verfügung zu stellen. Für die AG ÖPNV Mittelsachsen Henning Homann