Bundesanstalt für Bergbauernfragen

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Transkript:

Bundesanstalt für Bergbauernfragen Michael GROIER Die Almwirtschaft in Österreich Bedeutung und Struktur Facts & Features Nr. 11-1993

Bundesanstalt für Bergbauernfragen Fehler! Unbekanntes Schalterargument. INHALTSVERZEICHNIS 1. Die Bedeutung der österreichischen Almwirtschaft... 2 2. Betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte... 3 3. Struktur und Strukturwandel der österreichischen Almwirtschaft... 5 3.1 Anzahl und Fläche der österreichischen Almen... 5 3.2 Österreichs Almen nach Höhenstufen... 8 3.3 Bewirtschaftungsformen auf den österreichischen Almen... 9 3.4 Nutzungsformen der österreichischen Almen... 10 4. Entwicklung des Almauftriebes in Österreich... 13 5. Die Almpersonal-Problematik... 15 6. Fremdenverkehrsaktivitäten auf den österreichischen Almen... 16

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 2 1. DIE BEDEUTUNG DER ÖSTERREICHISCHEN ALMWIRTSCHAFT Die Almwirtschaft als ein integraler Bestandteil der Berglandwirtschaft ist für das Gebirgsland Österreich sowohl aus raumwirtschaftlichen und ökonomischen, als auch aus ökologischen Gründen von zentraler Bedeutung. Abbildung 1: Flächenanteile der Almen nach Bundesländern 1986 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Bewirtschaftete Almfläche in % der Gesamtkatasterfläche Kärnten Niederöster. Oberöster. Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Österreich in ha Gesamtkatasterfläche bewirtschaftete Almfläche in % Kärnten 953.312 213.484 22,4 Niederösterreich 1.917.374 13.880 0,7 Oberösterreich 1.197.972 33.612 2,8 Salzburg 715.414 234.780 32,8 Steiermark 1.638.809 273.178 16,7 Tirol 1.264.800 559.198 44,2 Vorarlberg 260.140 123.888 47,6 Österreich 8.385.868 1.452.020 17,3 Die Existenz der Alm- und Bergbauern sichert nicht nur die notwendige Mindestbesiedelung im Berggebiet, sondern gewährleistet auch die Stabilität des anthropogen beeinflußten Ökosystems "alpine Kulturlandschaft" sowie die ökologische Qualität und Attraktivität der Bergund Almregionen, die wiederum eine existenzielle Voraussetzung für die Fremdenverkehrswirtschaft und damit für die österreichische Volkswirtschaft darstellen. Die Alm- und Bergbauern leisten gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln. Sie bieten der österreichischen Landwirtschaft Grundlage und Chance zur Differenzierung der agrarischen Produktion in Richtung Qualität und stellen in vielen Regionen einen wichtigen regionalwirtschaftlichen Stabilisierungsfaktor dar.

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 3 Die Almen bedecken ca. 20% der Gesamtkatasterfläche und verdeutlichen damit die große raumwirtschaftliche, ökonomische und ökologische Bedeutung der Almwirtschaft für Österreich. 2. BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE GESICHTSPUNKTE Die Bewirtschaftung der Almen ist für den Großteil der österreichischen Bergbauernbetriebe nach wie vor von großer betriebswirtschaftlicher Bedeutung (immerhin sind ca. ein Fünftel aller österreichischen Bauern Almbauern). Dies belegen vor allem auch die Alpungsquoten, also der Anteil des gealpten Viehs am Gesamtviehbestand ( siehe Abbildung 2). Im Rahmen des Gesamtbetriebes kommt der Almbewirtschaftung folgende Bedeutung zu: * Die Beweidung der Almen erweitert die Futtergrundlage des Heimbetriebes. Ertragsstarke Heimflächen können im Rahmen einer intensiven Mähwirtschaft großteils zur Winterfuttergewinnung genutzt werden, wodurch die Haltung eines höheren Viehbestandes ermöglicht wird. * Die Alpung des Viehs führt zu einer Entzerrung der Arbeitsspitzen während des Sommers (das Vieh bzw. ein Teil davon ist während der Heuwerbung auf der Alm). * Die Alpung hat einen positiven Einfluß auf die Fruchtbarkeit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere (kompensatorisches Leistungsverhalten), den Nutzwert des Viehs, die Qualität der erzeugten Almprodukte sowie auf die Senkung der Aufzuchtkosten. * Durch diverse Einkünfte aus der Forstwirtschaft (Almwald), der Jagd (Verpachtung von Eigenjagden) sowie aus dem Fremdenverkehr (Dienstbarkeitsverträge, Direktvermarktung, Hüttenvermietung etc.) kann über die Almbewirtschaftung das Betriebseinkommen verbessert werden.

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 4 Abbildung 2: Alpungsquoten in Österreich (gealptes Vieh in % des Gesamtviehbestandes) 1986 in % 120,0 100,0 80,0 60,0 40,0 Kühe Galtrinder Pferde Schafe 1) 20,0 0,0 Kärnten Niederöst. Oberöst. Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Österreich 1) Schafe inklusive Ziegen Kühe Galtrinder Pferde Schafe 1) Kärnten 4,9 36,3 35,8 46,5 Niederöst. 0,0 2,3 1,0 0,5 Oberöst. 0,1 1,5 1,2 6,4 Salzburg 16,0 64,9 61,2 100,3 Steiermark 2,6 21,5 14,6 27,2 Tirol 44,3 67,3 51,0 110,7 Vorarlberg 44,2 99,6 32,7 55,9 Österreich 7,6 18,9 18,7 53,1 1) Schafe inklusive Ziegen Für ungefähr ein Fünftel aller österreichischen Bauern - großteils Bergbauern - ist die Almwirtschaft vor allem als Grundlage für einen entsprechend hohen Viehbestand und damit für ein befriedigendes landwirtschaftliches Einkommen sowie zur Entzerrung der sommerlichen Arbeitsspitzen von großer betriebswirtschaftlicher Bedeutung.

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 5 3. STRUKTUR UND STRUKTURWANDEL DER ÖSTERREICHISCHEN ALMWIRTSCHAFT Im Rahmen des gesamtwirtschaftlichen Strukturwandels und der damit verbundenen Spezialisierung, Rationalisierung und Intensivierung der landwirtschaftlichen Betriebe verlor die Almwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg bis Mitte der 70er Jahre stark an Bedeutung. Vor allem in den ostösterreichischen Almwirtschaftsgebieten wurde die Bewirtschaftung vieler Almen aufgegeben (Aufforstung, Verwaldung bzw. Verheidung, Personalmangel, mangelnde Rentabilität) bzw. die Bewirtschaftung den veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen angepaßt und extensiviert. Ab diesem Zeitpunkt bewirkten die Einführung der Almwirtschaftsförderung sowie die Almmilchregelung im MOG eine gewisse Konsolidierung der Almwirtschaft. Während in Westösterreich die traditionelle, auf Milchproduktion und Käseerzeugung ausgerichtete Almbewirtschaftung noch von großer Bedeutung ist, dominiert in den östlichen Almwirtschaftsgebieten die extensive Galtviehalpung. 3.1 Anzahl und Fläche der österreichischen Almen In Österreich bedecken 12.069 bewirtschaftete Almen ca. 20% der Gesamtkatasterfläche (ca. die Hälfte davon ist Almweidefläche). Die in der letzten Almerhebung (1986) ausgewiesene hohe Zunahme der Anzahl der Almen (1974-1986: +30%) ist vor allem darauf zurückzuführen, daß unter der Zielsetzung der Offenhaltung der Kulturlandschaft und zur Erweiterung der Almwirtschaftsförderung (der förderbaren GVE) großteils Halten, Huben, Asten, Vorsäße und andere kleine Weideflächen in den Alpkataster neu aufgenommen wurden. Aus diesem Gund blieb die Gesamtalmfläche nahezu konstant, während sich die durchschnittliche Almgröße von 159 ha (1952) auf 120 ha im Jahr 1986 verringerte (siehe Abbildung 3). Bezüglich des Kulturartenverhältnisses auf den österreichischen Almen ist zu beobachten, daß zwischen 1952 und 1986 bei einem Rückgang der Gesamtalmfläche die Almwaldfläche um 27 %, die unproduktive Almfläche um 28 % und die Almweidefläche um 16 % abgenommen haben, wodurch der Almwirtschaft in diesem Zeitraum ca. 142.500 ha Weidefläche verlorengingen. Hauptgründe dafür sind vor allem der akute Mangel an Almpersonal, die hohen Personalkosten sowie Verwaldung und fehlende Rentabilität (siehe Abbildung 4).

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 6 Abbildung 3: Anzahl und Fläche der österreichischen Almen 18000 16000 Almen 1986: 12.069 Almfläche 1986: 1.452.020 ha 14000 12000 10000 8000 Almanzahl Almfläche in 100 ha 6000 4000 2000 0 1952 1974 1986 Anzahl der Almen Fläche der Almen in 100 ha 1952 1974 1986 1952 1974 1986 Kärnten 2.178 2.045 2.422 2.483 2.205 2.135 Niederöst. 144 142 347 122 104 139 Oberöst. 403 275 365 553 358 336 Salzburg 2.327 1.930 2.235 3.034 2.575 2.348 Steiermark 2.682 2.243 3.147 3.515 2.645 2.732 Tirol 2.306 1.964 2.609 6.224 5.449 5.592 Vorarlberg 779 712 944 1.280 1.159 1.239 Österreich 10.818 9.311 12.096 17.212 14.494 14.520

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 7 Abbildung 4: Kulturartenzusammensetzung auf den österreichischen Almen in ha 1000000 900000 800000 52,5% 700000 600000 500000 400000 300000 200000 100000 28, 0 % 19,5% 1952 1974 1986 0 Weide Wald unproduktiv 1952 1952 in % 1974 1974 in % 1986 1986 in % Almweide 904.337 52,5 742.588 51,2 761.849 52,5 Almwald 519.362 30,1 426.312 29,4 406.166 28 unprod. Fläche 297.502 17,3 280.505 19,4 284.005 19,5 In Österreich werden ca. 12.000 Almen mit einer Gesamtfläche von 1.452.020 ha und einer Reinweidefläche von 761.849 ha bewirtschaftet.

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 8 3.2 Österreichs Almen nach Höhenstufen Insgesamt ist zu beobachten, daß sich die Almwirtschaft aus den Hochlagen in niedrigere, günstigere Lagen zurückzieht. Dementsprechend stark nahm der Anteil der Niederalmen zwischen 1952 und 1986 zu (von 30% auf 35%), während der Hochalmanteil im gleichen Zeitraum von 27% auf 25% zurückging. Bezogen auf die Gesamtalmfläche dominiert aber nach wie vor der großstrukturierte Hochalmbereich (ca. 50%). Abbildung 5: Österreichs Almfläche nach Höhenstufen 1986 100% Gesamtfläche 1986 in % 80% 60% 40% Hochalmen Mittelalmen Niederalmen 20% 0% Kärnten Niederöst. Oberöst. Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Österreich 1986 Niederalmen Mittelalmen Hochalmen Anzahl Fläche Anzahl Fläche Anzahl Fläche Kärnten 435 10.811 1.202 72.310 785 130.363 Niederöst. 40 569 218 4.218 89 9.093 Oberöst. 286 17.256 75 13.081 4 3.275 Salzburg 686 36.872 981 98.530 568 99.378 Steiermark 1.744 70.508 1.047 111.639 356 91.032 Tirol 524 40.416 998 170.180 1.087 348.602 Vorarlberg 492 19.357 327 46.881 125 57.650 Österreich 4.207 195.790 4.848 516.838 3.014 739.392 Obwohl sich die Almwirtschaft in niedrigere Lagen zurückzieht, liegt ca. die Hälfte der Gesamtalmfläche im Hochalmbereich.

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 9 3.3 Bewirtschaftungsformen auf den österreichischen Almen Die Art der Bewirtschaftungsformen hat einen wesentlichen Einfluß auf die strukturelle und betriebswirtschaftliche Situation von Almbauernbetrieben. Wie auch bei anderen almwirtschaftlichen Parametern ist die diesbezügliche Verteilung regional stark unterschiedlich. Abbildung 6: Die Bewirtschaftungsformen auf Österreichs Almen 1986 in % 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% Servitutsalmen Agrargemein. almen Gemeinschaftsalmen 30% Einzelalmen 20% 10% 0% Kärnten Niederöst. Oberöst. Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Österreich Einzelalmen Gemeinschaftsalmen Agrargemein. almen Servitutsalmen absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % Kärnten 1.918 79,2 77 3,2 385 15,9 43 1,8 Niederöst. 230 66,3 48 13,8 57 16,4 12 3,5 Oberöst. 206 56,4 35 9,6 25 6,8 99 27,1 Salzburg 1.768 79,1 108 4,8 295 13,2 64 2,9 Steiermark 2.498 79,4 205 6,5 187 5,9 257 8,2 Tirol 1.516 58,1 220 8,4 780 29,9 93 3,6 Vorarlberg 449 47,6 202 21,4 293 31,0 0 0,0 Österreich 8.585 71,1 895 7,4 2.021 16,7 568 4,7 Während in Westösterreich vor allem die gemeinschaftliche Almbewirtschaftung weit verbreitet ist, dominieren in den ostösterreichischen Almwirtschaftsregionen die kleinen Einzelalmen. Insgesamt werden 71% aller Almen als Einzelalmen bewirtschaftet. Am zweithäufigsten findet man Agrargemeinschaftsalmen mit 17 %, gefolgt von den Gemeinschaftsalmen (7%) und den Servitutsalmen (5%).

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 10 Mit einem Anteil von 71% dominieren in Österreich die kleinen Einzelalmen. 3.4 Nutzungsformen der österreichischen Almen In den österreichischen Almwirtschaftsgebieten haben die verschiedenen Rationalisierungsund Anpassungsschritte des Heimbetriebes in hohem Ausmaß auf die Almbewirtschaftung durchgeschlagen, infolge derer sich der traditionell vom Heimbetrieb aus getrennt bewirtschaftete "Teilbetrieb Alm" immer stärker zu einem integrierten "Betriebsteil Alm" weiterentwickelte und sich die Nutzungsformen entsprechend veränderten. * Extensivierung der Almbewirtschaftung, Umwandlung von Kuhalmen bzw. Sennalmen in reine Galtviehalmen. Entsprechend den Veränderungen im Almauftrieb sowie der generellen Extensivierung der Almbewirtschaftung hat vor allem der Anteil der Galtviehalmen stark zugenommen, während die Anzahl der arbeits- und kapitalintensiven Senn- und Melkalmen stark zurückging (siehe Abbildung 7). * Durch die akute Personalknappheit Übergang zur halterlosen Viehalpung. * Die notwendige Erschließung der Almen mittels LKW- bzw. Traktor-tauglichen Güterwegen forciert die Almbewirtschaftung vom Heimbetrieb aus (69% der österreichischen Almen werden vom Heimbetrieb aus bewirtschaftet). * Rationalisierung der Milchverarbeitung durch Auflassung almeigener Sennereien, Ablieferung der Milch ins Tal. Insgesamt wird auf 36% der österreichischen Almen Milch produziert, nur noch auf 12% wird die Milch in almeigenen Sennereien weiterverarbeitet (siehe Abbildung 8).

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 11 Abbildung 7: Österreichs Almen nach Nutzungsformen 1986 in % 100% 80% 60% 40% sonstige Almen Gemischte Almen Galtalmen Melkalmen 20% 0% Kärnten Niederöst. Oberöst. Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Österreich Melkalmen Galtalmen Gemischte Almen sonstige Almen absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % Kärnten 12 0,5 1.946 80,3 416 17,2 48 2,0 Niederöst. 2 0,6 307 88,5 29 8,4 9 2,6 Oberöst. 7 1,9 307 84,1 43 11,8 8 2,2 Salzburg 122 5,5 1.329 59,5 731 32,7 53 2,4 Steiermark 49 1,6 2.755 87,5 289 9,2 54 1,7 Tirol 125 4,8 786 30,1 1.580 60,6 118 4,5 Vorarlberg 125 13,2 349 37,0 460 48,7 10 1,1 Österreich 442 3,7 7.779 64,5 3.548 29,4 300 2,5

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 12 Abbildung 8: Milchproduktion und -verarbeitung auf den österreichischen Almen 1986 in % 80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 mit Milchproduktion mit Milchverarbeitung 20,0 10,0 0,0 Kärnten Niederöst. Oberöst. Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Österreich mit Milchproduktion mit Milchverarbeitung absolut in % absolut in % Kärnten 349 14,4 173 7,1 Niederöst. 15 4,3 0 0,0 Oberöst. 48 13,2 31 8,5 Salzburg 934 41,8 327 14,6 Steiermark 332 10,5 127 4,0 Tirol 2.027 77,7 594 22,8 Vorarlberg 662 70,1 209 22,1 Österreich 4.367 36,2 1.461 12,1 Im Rahmen der flächigen Extensivierung der Almwirtschaft überwiegen in Österreich mit 64% die arbeitsextensiven, oft halterlosen Galtalmen. Milchproduktion findet auf 36%, Milchverarbeitung in almeigenen Sennereien nur noch auf 12% aller bewirtschafteten Almen statt.

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 13 4. ENTWICKLUNG DES ALMAUFTRIEBES IN ÖSTERREICH Entsprechend den weiträumigen landwirtschaftlichen Rationalisierungsmaßnahmen und der Vernachlässigung der Almbewirtschaftung ist der Almauftrieb nach dem 2. Weltkrieg stark zurückgegangen. Seit Mitte der 70er Jahre sind die Zunahmen beim Almauftrieb vor allem auf steigende Auftriebszahlen der Galtrinder zurückzuführen. Auch bei der Schafalpung und - bedingt durch den stark expandierenden Freizeitsektor - der Pferdealpung sind wieder Zuwächse zu verzeichnen. Durch die Almmilchregelung sowie durch attraktive Absatzmöglichkeiten von qualitativ hochwertigen Almprodukten wie Käse und Butter an den Fremdenverkehr erlebt die Kuhalpung vor allem in Tirol und Vorarlberg wieder eine gewisse Renaissance. Abbildung 9: Almauftrieb in Österreich nach Viehkategorien in Stück 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 1952 1986 100.000 50.000 0 Kühe Galtvieh Pferde Schafe Kühe Galtvieh Pferde Schafe 1) 1952 1986 1952 1986 1952 1986 1952 1986 Kärnten 11.273 3.783 50.335 54.655 4.167 1.740 49.734 14.003 Niederöst. 435 88 7.859 10.411 103 115 15 171 Oberöst. 1.968 382 6.152 7.031 195 98 861 2.272 Salzburg 23.934 13.913 39.927 61.415 4.277 2.635 57.775 26.423 Steiermark 14.008 4.626 66.863 62.063 2.426 1.032 32.609 11.031 Tirol 42.004 39.655 71.444 82.852 2.647 2.234 91.645 71.894 Vorarlberg 16.674 13.080 19.748 35.412 540 548 10.450 4.202 Österreich 110.296 75.527 262.328 313.839 14.355 8.402 243.089 129.996 1) inklusive Ziegen Unter Berücksichtigung der gestiegenen Viehgewichte übertraf der Viehbesatz 1986 mit ca. 370.000 GVE das Niveau von 1952 bei weitem, wobei regional gesehen die höchsten Zuwächse in den drei westlichen Bundesländern erzielt wurden. In den östlichen

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 14 Bundesländern liegen die Zahlen von 1986 zwar über denen von 1974, sie konnten aber jene von 1952 nicht oder nur minimal übertreffen. Abbildung 10: Entwicklung des Almauftriebes in Österreich in GVE in GVE 400.000 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 Ges.-GVE 1952 Ges.-GVE 1974 Ges.-GVE 1986 100.000 50.000 0 Kärnten Niederöst. Oberöst. Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Österreich Ges.-GVE 1952 Ges.-GVE 1974 Ges.-GVE 1986 Kärnten 63.405 42.537 52.639 Niederöst. 5.296 5.684 8.621 Oberöst. 6.040 4.078 6.524 Salzburg 61.100 56.390 73.515 Steiermark 61.598 44.394 58.257 Tirol 100.032 95.103 127.965 Vorarlberg 30.585 33.699 45.972 Österreich 318.176 281.885 373.492 Im Zuge der Stabilisierung der Almwirtschaft seit Mitte der 70er Jahre hat der Almauftrieb, vor allem beim Jungvieh, wieder zugenommen und beträgt derzeit ca. 370.000 GVE.

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 15 5. DIE ALMPERSONAL-PROBLEMATIK Die aufgrund des Almpersonalmangels negativen betriebswirtschaftlichen, gesamtwirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen wie mangelnde Weidepflege, Verwachsen der Almweiden, mangelndes Weidemanagement sowie schließlich die Aufgabe der Almbewirtschaftung stellt die Almpersonalfrage eines der zentralen Probleme der österreichischen Almwirtschaft dar. Abbildung 11: Struktur des Almpersonals in Österreich 1986 Personen 4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 ganzjährige Fremd AK Aushilfs-Fremd AK Familien AK 1.000 500 0 Kärnten Niederöst. Oberöst. Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Familien AK Aushilfs-Fremd AK ganzjährige Fremd AK Gesamt AK Kärnten 566 24 252 842 Niederöst. 338 69 13 420 Oberöst. 393 41 20 454 Salzburg 1.811 215 104 2.130 Steiermark 2.715 277 246 3.238 Tirol 2.833 1.181 81 4.095 Vorarlberg 947 558 70 1.575 Österreich 9.603 2.365 786 12.754

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 16 Die Gründe der abnehmenden Verfügbarkeit von qualifiziertem Almpersonal sind: * Abwanderung der bäuerlichen Bevölkerung aus peripheren Regionen in die städtischen Ballungsräume * Rückgang der Familiengröße und damit der Verfügbarkeit familieneigener Arbeitskräfte * abnehmende Verfügbarkeit von Fremdarbeitskräften durch hohe Personalkosten und durch fehlende Ausbildungsmöglichkeiten ("Strukturbereinigung" in der Molkereiwirtschaft) * Saisonalität des Senn- bzw. Hirtenberufes * Abnahme des Anteils der Ausübenden an den Berechtigten auf gemeinschaftlich bewirtschafteten Almen * Zunahme des Nebenerwerbs, wodurch für die Almbewirtschaftung zu wenig familieneigenes Arbeitskraftpotential zur Verfügung steht Der akute Mangel an qualifiziertem Almpersonal sowie die hohen Personalkosten zählen zu den zentralen Problembereichen der österreichischen Almwirtschaft 6. FREMDENVERKEHRSAKTIVITÄTEN AUF DEN ÖSTERREICHISCHEN ALMEN Die touristische Anziehungskraft alpiner Regionen und damit die Fremdenverkehrswirtschaft ist in hohem Ausmaß von intakten Almwirtschaftsstrukturen abhängig, da die Almflächen im Alpenraum - vor allem für den Wintersport - die attraktivsten Flächen darstellen. Dies zeigt sich in den hohen Korrelationen zwischen der Fremdenverkehrsdichte und dem Anteil der Almfläche an der Gesamtkatasterfläche. Das bedeutet aber auch, daß die stärksten ökologischen und soziokulturellen Belastungen durch den Intensivtourismus hauptsächlich in den zweisaisonalen Fremdenverkehrszentren der ökologisch sensiblen Alm- und Bergbauernregionen wirksam werden. Im Durchschnitt weisen derzeit mehr als die Hälfte aller österreichischen Almen Fremdenverkehrseinrichtungen der unterschiedlichsten Kategorien wie Almgasthäuser, Jausenstationen, Skipisten und Loipen und Aufstiegshilfen, markierte Wanderwege etc. auf.

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 17 Abbildung 11: Fremdenverkehrseinrichtungen auf österreichischen Almen 1986 in % aller Almen 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 Kärnten Niederöst. Oberöst. Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Österreich Almen mit FV 1) in % aller Almen Kärnten 1.333 54,0 Niederöst. 129 36,2 Oberöst. 227 41,3 Salzburg 1.261 46,3 Steiermark 1.507 43,0 Tirol 1.727 59,3 Vorarlberg 617 61,5 Österreich 6.801 50,3 1) inklusive markierte Wanderwege Bezüglich der Fremdenverkehrsnutzung der Almen liegt ein klares West-Ost-Gefälle vor, wobei Niederösterreich und die Steiermark (ostösterreichische Almregionen) unter anderem wegen des hohen Anteils an kleinen Einzelalmen sowie an halterlosen Jungviehalmen (weniger attraktiv wegen fehlender Milchverarbeitung) deutlich niedrigere Erschließungsquoten aufweisen. Die höchsten Anteile findet man wiederum in den beiden westlichen Bundesländern Vorarlberg und Tirol sowie im Fremdenverkehrsland Kärnten. Auf ca. der Hälfte aller österreichischen Almen findet man Fremdenverkehrseinrichtungen.

Bundesanstalt für Bergbauernfragen 18 LITERATURVERZEICHNIS GROIER, M.: Bergraum in Bewegung - Almwirtschaft und Fremdenverkehr, Chancen und Risiken; Forschungsbericht Nr. 31 der BA für Bergbauernfragen; Wien 1993 ÖSTERREICHISCHES STATISTISCHES ZENTRALAMT: Almerhebungen 1952, 1974 und 1986; Wien 1957, 1976 und 1988 ÖSTERREICHISCHES STATISTISCHES ZENTRALAMT: Nutztierhaltung in Österreich 1985; Wien 1986

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