INVESTITIONSKLIMA UND -RISIKEN JAPAN
Japan (September 2013) Standortvorteile sind Rechtssicherheit und exzellente Infrastruktur / Regierung will über verschiedene Freihandelsabkommen Marktöffnung weiter vorantreiben Tokio (gtai) - Japan ist als eines der weltweit wirtschaftlich führenden Länder ein unverzichtbarer Standort für ausländische Investoren. Bei Hochtechnologien und bei der Produktion besonders werthaltiger Erzeugnisse besitzt Japan derzeit und in Zukunft großes Potenzial. Der Standort bietet viele gute Bedingungen, weist aber auch Schwächen etwa in Bezug auf eine hohe Besteuerung und nichttarifäre Handelshemmnisse auf. Neue Freihandelsabkommen könnten einige Probleme lösen helfen. Investitionsklima Japan ist eine der weltweit größten Volkswirtschaften. Auch wenn die Konjunktur längst nicht mehr die Dynamik etwa der 70er- oder 80er-Jahre aufweist, spielt der Inselstaat nach wie vor in vielen Bereichen eine führende Rolle. Vor allem in einer Reihe von Schlüsseltechnologien der Zukunft, sei es in der Stammzellenforschung, in der Elektromobilität und bei intelligenten Stromnetzen, gehen entscheidende Akzente von Japan aus. Als Fertigungsstandort ist das Land ebenfalls weiterhin von großer Bedeutung, auch wenn beträchtliche Teile der Produktion von Gütern mit mittlerem oder niedrigem Wertschöpfungsgrad in kostengünstigere Länder verlagert wurden. An deren Stelle treten Hightecherzeugnisse in Sektoren wie der Medizintechnik, der Nanotechnologie oder der Luft- und Raumfahrt. Ausländische Unternehmen haben den Wandel in Japan schon in der Vergangenheit mit ihren Investitionen begleitet und werden dies auch in der Zukunft tun. Die Binnenkonjunktur hat 2013 vor allem dank einer sehr expansiven Geldpolitik der Regierung deutlich an Fahrt gewonnen. Im Prinzip sind die Aussichten auch für die kommenden Jahre günstig, zumal die Vergabe der Olympischen Spiele 2020 an Tokio der heimischen Wirtschaft viel Auftrieb geben dürfte. Da dieses Großereignis schon in den Jahren zuvor Japan wieder ins internationale Rampenlicht rückt, dürften allerdings vorhandene Missstände stärker thematisiert werden. Mehr Internationalisierung und Globalisierung ist auch von der im Vergleich zu früher sehr aktiveren Haltung Japans zu Freihandelsabkommen zu erwarten. So ist Japan zum Beispiel seit August 2013 vollberechtigter Partner bei den Gesprächen über eine Transpazifische Partnerschaft (TPP) und verhandelt seit April 2013 mit der EU über ein Abkommen. Allgemein hat Japan als Investitionsstandort bei ausländischen Unternehmen einen guten Ruf. Gelobt werden unter anderem die hohe Innovationskraft, die Rechtssicherheit, die exzellente Infrastruktur sowie die gute Ausbildung der Arbeitskräfte. Zu den Negativfaktoren zählen die Bedrohung durch Naturkatastrophen, die starke Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffimporten, eine hohe Unternehmensbesteuerung, Fachkräftemangel, ein oft geringer Internationalisierungsgrad und die Probleme, die sich aus einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung ergeben. Spezifischere Barrieren in einzelnen Sektoren benennt der European Business Council in Japan (www.ebc-jp.com) in seinem Report on the Japanese Business Environment. Der jüngste Bericht mit dem Titel Delivering Trade Potential datiert aus dem Jahre 2012; ein neuer Report ist für November 2013 angekündigt. Zu den häufig beklagten Schwierigkeiten in den Geschäften mit Germany Trade & Invest www.gtai.de 1
Japan (September 2013) Japan gehören zum Beispiel die trotz einiger Verbesserungen komplizierten und langwierigen Zulassungsverfahren in der medizinischen und pharmazeutischen Industrie. Ein anderes Problem sind intransparente Regelungen im Bausektor und die zahlreichen nichttarifären Handelshemmnisse in der Kfz-Industrie. Im jüngsten Global Competitiveness Report 2013-2014 stuft das World Economic Forum Japan auf Position neun unter 148 Ländern ein. In Asien bedeutete dies hinter Singapur und der Sonderverwaltungsregion (SVR) Hongkong die dritte Stelle. Die gute Bewertung verdankt Japan vor allem der hohen Qualität des geschäftlichen Umfelds und dem Entwicklungsgrad seiner Unternehmen. So schneidet das Land beispielsweise schon seit Jahren bei der Zahl der Zulieferer oder beim Einsatz modernster Prozesstechnologien weltweit am besten ab. Auch in Bezug auf die Marktgröße sowie die Innovationskraft erhält der Inselstaat immer wieder Bestnoten. Gleiches gilt für die Verkehrsinfrastruktur: Das WEF sieht Japan bei der Qualität des Eisenbahnnetzes - besonders in den Ballungsgebieten - weltweit an der Spitze. Bei den Bedingungen des Arbeitsmarktes sieht die Lage sehr unterschiedlich aus. Einerseits sind die Beziehungen zwischen den Tarifpartnern sehr gut. Andererseits schneidet Japan im Vergleich zu anderen Ländern im Hinblick auf Einstellungs- und Entlassungspraktiken sehr schlecht ab. Ferner gibt es viel Nachholbedarf bei der Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt. Auch die Fähigkeiten, junge Fachkräfte zu gewinnen, sind aus Sicht des WEF eher schwächer ausgeprägt. Ausländische Unternehmen beklagen in diesem Zusammenhang immer wieder die Schwierigkeiten, geeignete Arbeitskräfte mit genügend guten englischen Sprachkenntnissen zu finden. Die schlechteste Note erhält Japan für sein makroökonomisches Umfeld. Hauptgrund hierfür ist die hohe staatliche Verschuldung. Bei der Effizienz der Gütermärkte gibt es im Hinblick auf die Besteuerung sowie die Beseitigung von Handelshemmnissen viel zu tun. WEF-Länderrating 2013 bis 2014, Japan (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 148 Ländern) Kriterien Japan Korea (Rep.) Deutschland Gesamtrang 9 25 4 1 Institutionen (bewertet unter 17 74 15 anderem Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz, Intensität der Auditierung) 2 Infrastruktur 9 11 3 3 Makroökonomisches Umfeld 127 9 27 4 Gesundheit und Grundschulausbildung 10 18 21 5 Höhere Bildung und Ausbildung 21 19 3 6 Effizienz der Gütermärkte (bewertet 16 33 21 unter anderem benötigte Zeit für die Unternehmensgründung, Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften) 7 Effizienz des Arbeitsmarkts 23 78 41 2 Investitionsklima und -risiken
WEF-Länderrating 2013 bis 2014, Japan (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 148 Ländern) (Forts.) Kriterien Japan Korea (Rep.) Deutschland 8 Entwicklung des Finanzmarkts 23 81 29 (bewertet unter anderem Beschränkungen der Kapitalströme) 9 Technologische Reife 19 22 14 10 Marktgröße 4 12 5 11 Qualität des Geschäftsumfelds 1 24 3 12 Innovation 5 17 4 Quelle: World Economic Forum, Global Competitiveness Report, www.weforum.org/issues/global-competitiveness Stand und Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen Ende 2012 belief sich der Gesamtbestand ausländischer Direktinvestitionen in Japan auf 206,3 Mrd. US$. Nach Regionen/Ländern rangierte dabei die EU mit 81,3 Mrd. $ an der Spitze; innerhalb der EU-Staaten waren wiederum die Niederlande (31,6 Mrd. $) der größte Investor. Die USA hatte insgesamt 61,8 Mrd. $ in Japan direkt angelegt. Wichtige Sektoren für ausländische Direktinvestitionen sind im verarbeitenden Gewerbe die chemische und pharmazeutische Industrie, die Elektro- und Elektronikindustrie sowie der Fahrzeugbau. Im tertiären Sektor sind vor allem das Finanzgewerbe und der Einzelhandel zu nennen. Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen 2010 2011 2012 Kumulierter Bestand 214.722 226.224 206.301 (in Mio. US$) Nettotransfers (in Mio. US$) -1.359-1.702 +1.761 Quelle: Japan External Trade Organization (JETRO) Der Bundesbank zufolge hatten Ende 2011 (letzte Angaben) 420 deutsche Unternehmen in Japan unmittelbar oder mittelbar rund 15 Mrd. Euro investiert. Sie beschäftigten dabei 120.000 Mitarbeiter und erwirtschafteten einen Jahresumsatz von zusammen 63,8 Mrd. Euro. Zu den wichtigen deutschen Investoren in Japan gehören vor allem Daimler-Fuso (Schwerpunkt: Nutzfahrzeuge), Bosch (Kfz-Teile), Bayer (Arzneimittel) und die BASF (Chemikalien), ferner Siemens (Medizintechnik), Merck (Flüssigkristalle für Displays, Pigmente) und Evonik (Spezialchemikalien). Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Japan (September 2013) Deutsche Direktinvestitionen Kumulierter Bestand (in Mio. Euro, unmittelbar und mittelbar) Nettotransfers (Zunahme/Kapitalausfuhr: -; in Mio. Euro) 2010 2011 2012 15.942 15.007 k.a. -1.609-260 +443 Quelle: Deutsche Bundesbank Auch in der Zukunft wird Japan als Standort für ausländische Investoren von Bedeutung sein. Dies gilt vor allem für den Fall, dass es gelingt, über die verschiedenen Freihandelsabkommen die Marktöffnung des Landes voranzutreiben und die bestehenden Marktzugangsbarrieren, seien es etwa regulatorische Hemmnisse oder hohe Unternehmenssteuern, allmählich abzubauen. Die seit Dezember 2012 amtierende liberaldemokratische Regierung unter Premierminister Shinzo Abe hat sehr viele Entwicklungen angestoßen; besonders die expansive Geldpolitik, mit der Japan endlich aus Deflation herausfinden soll, hat die konjunkturelle Entwicklung positiv beeinflusst. Sehr viel schlechter liest sich die Bilanz in Bezug auf die notwendigen Strukturreformen. Hier ist die Regierung bisher über die Ankündigung kleinerer Veränderungen nicht hinausgekommen. Immerhin wird aber mit Stand von Mitte September 2013 offensichtlich darüber nachgedacht, ab dem Fiskaljahr 2014 die effektive Köperschaftsteuerbelastung zu senken. Auch sollen Anlageinvestitionen in Japan steuerlich belohnt werden. Schließlich erwägt die Regierung, im Rahmen der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Tokio spezielle Sonderzonen zu schaffen, in denen besondere Regeln für ausländische Investoren gelten sollen. Manche der in Erwägung gezogenen Erleichterungen, so zum Beispiel im Hinblick auf die Zulassung ausländischer Ärzte, stoßen jedoch auf viel Widerstand der heimischen Interessensgruppen. Kontaktanschriften: Botschaft der Bundesrepublik Deutschland 4-5-10 Minami-Azabu, Minato-ku, Tokyo 106-0047 Tel.: 0081 3/57 91 77 00 Internet: www.japan.diplo.de Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan Sanbancho KS Bldg., 5F, 2-4 Sanbancho, Chiyoda-ku, Tokyo 102-0075 Tel.: 0081 3/52 76-98 11, Fax: -87 33 E-Mail: info@dhkj.or.jp, Internet: www.japan.ahk.de Japan External Trade Organization Ark Mori Bldg., 6F, 12-32 Akasaka 1-chome, Minato-ku, Tokyo 107-6006 Tel.: 0081 3/35 82-55 11 Internet: www.jetro.go.jp 4 Investitionsklima und -risiken
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