Prof. Dr. Felix Otto - Analysis I (WiSe 2001/2002)

Ähnliche Dokumente
Kapitel II. Algebraische Grundbegriffe

Mathematik für Anwender I

Körperaxiome und Anordnungsaxiome. Analysis I. Guofang Wang. Universität Freiburg

Mathematik für Anwender I

Da diese Zahlenmenge nicht unter Subtraktion abgeschlossen ist, erweitert man sie zur Menge der ganzen Zahlen

2. Reelle und komplexe Zahlen [Sch-St ]

ANALYSIS 1 Kapitel 2: Reelle und komplexe Zahlen

1 Aufbau des Zahlensystems

2 Die Körper-Axiome. I. Axiome der Addition (A.1) Assoziativgesetz. Für alle x, y, z R gilt (x + y)+z = x +(y + z).

Lineare Algebra und analytische Geometrie I

Analysis I - Reelle Zahlen

Die reellen Zahlen als Äquivalenzklassen rationaler Cauchy-Folgen. Steven Klein

Grundkurs Mathematik I

Die reellen Zahlen als Dedekindsche Schnitte. Iwan Otschkowski

Weitere Eigenschaften

Überabzählbarkeit der reellen Zahlen

b liegt zwischen a und c.

HM I Tutorium 2. Lucas Kunz. 3. November 2016

Natürliche, ganze und rationale Zahlen

Übung: Teilmengen. Beweis: Für alle Elemente einer Menge, die Teilmenge einer Menge ist, gilt, dass auch Element von ist. (Definition der Teilmenge)

Da diese Zahlenmenge nicht unter Subtraktion abgeschlossen ist, erweitert man sie zur Menge der ganzen Zahlen

Axiomatik der reellen Zahlen

Mathematik I für Studierende der Informatik und Wirtschaftsinformatik (Diskrete Mathematik) im Wintersemester 2015/16

3 Vollständige Induktion

2.2 Konstruktion der rationalen Zahlen

Analysis I. Vorlesung 7. Weitere Eigenschaften der reellen Zahlen

Teil I. Lineare Algebra I Vorlesung Sommersemester Olga Holtz. MA 378 Sprechstunde Fr und n.v.

Abschnitt 1.2. Rechnen mit reellen Zahlen

Mathematik II für Studierende der Informatik. Wirtschaftsinformatik (Analysis und lineare Algebra) im Sommersemester 2016

2 Rationale und reelle Zahlen

D-MATH, D-PHYS, D-CHAB Analysis I HS 2016 Prof. Manfred Einsiedler Philipp Wirth. Lösung 3

Die rationalen Zahlen. Caterina Montalto Monella

Analysis I. 4. Beispielklausur mit Lösungen

2 Zahlbereichserweiterungen I

1 Algebraische Strukturen

2. Zahlenmenge, Aufbau des Zahlensystems 2.1 Natürliche Zahlen N Die natürlichen Zahlen bilden eine Menge: N = {1, 2, 3, 4,... }. N ist abgeschlossen

1 Axiomatische Charakterisierung der reellen. 3 Die natürlichen, die ganzen und die rationalen. 4 Das Vollständigkeitsaxiom und irrationale

Funktionen. Alexander Grigoryan Universität Bielefeld

Höhere Mathematik I. G. Herzog, Ch. Schmoeger. Wintersemester 2018/19. Karlsruher Institut für Technologie

Zahlen und metrische Räume

Vollständigkeit; Überabzählbarkeit und dichte Mengen) Als typisches Beispiel für die reellen Zahlen dient die kontinuierlich ablaufende Zeit.

Lösungsmenge L I = {x R 3x + 5 = 9} = L II = {x R 3x = 4} = L III = { }

24 KAPITEL 2. REELLE UND KOMPLEXE ZAHLEN

Zahlenbereiche. 1 Die reellen Zahlen als angeordneter Körper Körperaxiome Anordnungsaxiome Absolutbetrag und Intervalle...

Münchner Volkshochschule. Planung. Tag 02

D-MATH, D-PHYS, D-CHAB Analysis I HS 2017 Prof. Manfred Einsiedler. Lösung 3

Analysis I für Informatiker und Ingenieure

Proseminar Analysis Vollständigkeit der reellen Zahlen

Bevor wir mit Analysis anfangen, legen wir erst einige mathematische Symbole fest.

Konstruktion der reellen Zahlen

= k 0+k 0 ( ). Wir addieren (0 k) zu den Seiten der Gleichung ( ): 0 = k 0.

Höhere Mathematik I für die Fachrichtung Informatik Lösungsvorschlag zum Präsenzübungsblatt

1.1. Aussagen, Beweise, vollständige Induktion 15

Axiomatische Beschreibung der ganzen Zahlen

Konstruktion reeller Zahlen aus rationalen Zahlen

Vorkurs Mathematik und Informatik Mengen, natürliche Zahlen, Induktion

Logische Grundlagen der Mathematik, WS 2014/15

Kapitel V. Folgen und Konvergenz. V.1 Konvergenz von Zahlenfolgen

Analysis I. Vorlesung 4. Angeordnete Körper

Kapitel 1: Grundbegriffe

Rationale, irrationale und reelle Zahlen. 4-E Vorkurs, Mathematik

Diskrete Strukturen 5.9 Permutationsgruppen 168/558 c Ernst W. Mayr

$Id: mengen.tex,v /11/16 20:09:23 hk Exp $ $Id: komplex.tex,v /11/16 20:12:23 hk Exp hk $

MATHEMATIK FÜR NATURWISSENSCHAFTLER I WINTERSEMESTER 2016/ OKTOBER 2016

Konstruktion der reellen Zahlen 1 von Philipp Bischo

Lösung zu Serie 3. Lineare Algebra D-MATH, HS Prof. Richard Pink. Sei K ein beliebiger Körper.

HM I Tutorium 2. Lucas Kunz. 31. Oktober 2018

4. Weitere Eigenschaften der reellen Zahlen: Geordnete Körper

Kommutativität. De Morgansche Regeln

Kapitel 1 Die natürlichen und die ganze Zahlen

Reelle Zahlen, Gleichungen und Ungleichungen

22 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN. Um zu zeigen, dass diese Folge nicht konvergent ist, betrachten wir den punktweisen Limes und erhalten die Funktion

Aus dem binomischen Lehrsatz ergeben sich sofort interessante Beziehungen zwischen den Binomialkoeffizienten.

Surjektive, injektive und bijektive Funktionen.

8 Gruppen und Körper

HM II Tutorium 1. Lucas Kunz. 24. April 2018

Denition 1 (Die Peanoschen Axiome). Es gibt eine Menge N und eine sogenannte Nachfolgefunktion S mit folgenden Eigenschaften.

Vorlesung Mathematik I für Wirtschaftswissenschaftler. Universität Leipzig, WS 16/17

Topologische Grundbegriffe II. Inhaltsverzeichnis

Zahlen und metrische Räume

Reelle Zahlen. 2-a Die Körperaxiome

Interim. Kapitel Einige formale Definitionen

Ergänzung zum Skript Analysis I: Konstruktion der reellen Zahlen aus den rationalen Zahlen

Analysis I. Skript. von Maximilian Schlund

Topologische Grundbegriffe II. 1 Begriffe auf Mengen

Charakterisierung der reellen Zahlen Die reellen Zahlen bilden einen vollständigen angeordneten Körper, der mit R bezeichnet wird.

ist ein n-dimensionaler, reeller Vektorraum (vgl. Lineare Algebra). Wir definieren auf diesem VR ein Skalarprodukt durch i y i i=1

3 Vom Zählen zur Induktion

Vollständige Induktion. Analysis I. Guofang Wang. Universität Freiburg

Thema: Die Einheitengruppe des Restklassenrings /n

Rechenoperationen mit Folgen. Rekursion und Iteration.

(das heißt, dass a, b K, a + b K und a b K). (K, +, ) bildet ein Körper wenn die folgenden Axiome gelten:

Analysis für Ingenieure

Mathematik 1 für Chemische Technologie 2. Zahlenmenge, Aufbau des Zahlensystems 2.1 Natürliche Zahlen N Die natürlichen Zahlen bilden eine Menge: N =

p 2istirrational Satz 1.15 Beweis. Es gibt keine rationale Zahl x, diediegleichungx 2 =2erfüllt.

Skript zur Vorlesung. Analysis I. Sommersemester Prof. Dr. Helmut Maier Dipl.-Math. Hans- Peter Reck

Stefan Ruzika. 24. April 2016

Vollständigkeit. 1 Konstruktion der reellen Zahlen

Lösungsmenge L I = {x R 3x + 5 = 9} = L II = {x R 3x = 4} = L III = { }

Transkript:

Prof. Dr. Felix Otto - Analysis I (WiSe 001/00) John Bieling Babak Haghighat Martin Killmann Oleg Lewagin Julia Nickenig Andreas Orth Martin Sander Maik Schäfer Florian Schuster Michael Strucken Andreas Wedel Dennis Wegener Emanuel Huhnen-Venedey Stand: 13.07.003 (Kapitel 1 bis 14)

Inhaltsverzeichnis 1 Reelle Zahlen 1 Natürliche Zahlen 7 3 Ein wenig Kombinatorik 15 4 Teilbarkeit und Rationale Zahlen 1 5 Das Vollständigkeitsaxiom 9 6 Exkurs 43 7 Einige Ungleichungen und die euklidische Norm 49 8 Stetigkeit 55 9 Topologie 69 10 Stetige Funktionen 89 11 Fundamentalsatz der Algebra 97 1 Differenzierbarkeit 107 13 Exponentialfunktion & trigonometrische Funktionen 133 13. Sinus und Kosinus.................................... 143 14 Folgen und Grenzwerte 155 14. Charakterisierung topologischer Begriffe durch Folgen................ 157 14.3 Grenzwerte von Funktionen.............................. 161 14.4 Monotone Folgen.................................... 175 14.5 Cauchy-Folgen...................................... 181

Literaturempfehlungen: M.Barner, F.Flohr, Analysis 1, de Gruyter, 1983 T. Bröcker, Analysis 1, Spektrum Lehrbuch 1995 J. Diendonné, Grundzüge der modernen Analysis 1, Vieweg 1971 O.Forster, Analysis, Vieweg 1983 H.Grauert, J.Lieb, Lehrbuch der Analysis 1, Springer 1970 H.Heuser, Lehrbuch der Analysis 1, Teubner 1984 W.Rudin, Analysis, Oldenburg 1998 K.Königsberger, Analysis 1, Springer 000

1 Reelle Zahlen Zwei Zugänge: konstruktiv axiomatisch natürliche N {1,,3,...} wenige Grundregeln ganze Z {...,-,-1,0,1,,...} postulieren (Axiome) rationale Q z.b. 3 7, 7 9 daraus alles weitere reelle R ableiten Axiome gliedern sich in 3 Klassen: A) Die Körperaxiome (beschreiben die Grundrechenarten +, abgeleit -, ) B) Die Anordnungsaxiome (beschreiben <, abgeleitet, >, ) C) Das Vollständigkeitsaxiom (beschreibt Unterschied zwischen Q und R) A) Die Körperaxiome Zunächst einmal: R ist eine Menge. Auf dieser Menge gibt es zwei Operatoren. Jedem Paar (a,b) von reellen Zahlen ist eine dritte zugeordnet, nämlich (a+b) für die Addition bzw. (a b) für die Multiplikation. Diese Operationen genügen folgenden Axiomen: + Kommutativgesetz a+b = b+a a b =b a Assoziativgesetz (a+b)+c = a + (b+c) (a b) c =a (b c) neutrales Element inverses Element Distributivgesetz Es existiert genau eine Zahl, 0 genannt, mit a+0=a Es existiert genau eine Zahl,1 genannt, mit a 1=a 0 1 Zu jedem a existiert ein b Zu jedem a 0 existiert mit a+b = 0 einbmita b=1 a (b+c) = a b+a c Bemerkung i) Eine Menge mit zwei Operationen, die diesen Axiomen genügen heißt Körper. R ist also ein spezieller Körper. Es gibt andere, z.b. der einfachste: K = {0, 1} 1

1 Reelle Zahlen mit den Operationen 0+0 = 0 0 0 =0 0+1 = 1 0 1 =0 1+0 = 1 1 0 =0 1+1 = 0 1 1 =1 ii) Zu a existiert genau ein b mit a+b = 0. In der Tat sei b mit a+b = 0. Dann gilt: b = b + 0 neutr. + b = b +(a + b) b =(b + a)+b Assoz. + b =(a + b )+b Komm. + b =0+b b = b + 0 Komm. + b = b neutr. + Dieses eindeutig bestimmte inverse Element b wird auch mit -a bezeichnet. Schreibweise: a +( b) =a b Das definiert Subtraktion & Differenz. iii) Zu a 0 existiert genau ein b mit a b =1.DasArgumentverläuft wie in ii). Das inverse Elementwirdauchmita 1 oder 1 a bezeichnet. Abkürzende Schreiweise: a (b 1 )= a b Das führt Quotient und Division ein. Einige abgeleitete Regeln: Lemma 1 i) ( a) = a (a 1 ) 1 = a falls a 0 ii) ( a)+( b) = (a + b) a 1 b 1 = (a b) 1 falls a, b 0 iii) a 0 = 0 a ( b) = a b ( a) ( b) = a b a b = 0 (a =0oderb =0)

1 Reelle Zahlen Beweis von Lemma 1 i) Behauptung (a 1 ) 1 = afür a 0 In der Tat 1=a a 1 Definition invers bzgl. 1=a 1 a Komm. Also ist a das inverse Element von a 1 bzgl. Nun weiter, Behauptung Es ist zu zeigen In der Tat (a b) 1 = a 1 b 1 für a, b 0 (a b) (a 1 b 1 )=1 (a b) (a 1 b 1 ) = (b a) (a 1 b 1 ) = b ((a a 1 ) b 1 ) = b (1 b 1 ) = b b 1 = 1 ii) Behauptung In der Tat Also auch a 0=0 (a 0) = a (0 + 0) neutr. + = a 0+a 0 Distr. (a 0) (a 0) = (a 0+a 0) a 0 = a 0+(a 0 a 0) Also nach Def. des inversen Elements bzgl. + 0 = a 0+0 = a 0 neutr. + Nun weiter, Behauptung a ( b) = a b 3

1 Reelle Zahlen Das gilt, weil: a b + a ( b) = 0 = a (b b) Distr. = a 0 invers + = 0 nach ii) iii) Zeige zunächst Nehme an a b =0 (a =0oderb =0) a b =0 Fall 1: b = 0, dann ist nichts zu zeigen. Fall : b 0, dann ist a = 0 zu zeigen. Aus a b =0folgt(a b) b 1 =0 b 1 und da b 1 existiert (b 0) (a b) b 1 =0 b 1 a( b b 1 )=0gemäß ii) a 1 = 0 a = 0 B) Die Anordnungsaxiome Auf R gibt es eine Relation <.Für gewisse Paare (a,b) gilt a< b. Diese Relation genügt folgenden Axiomen: Trichotomie entweder a< bodera=boderb< a Transitivität (a< bundb< c) a< c Verträglichkeit mit + a< b a+c < b+c Verträglichkeit mit (a< bund0< c) a c < b c Notation: statt a<bschreibt man auch b>a statt (a <boder a = b) schreibtmanaucha b statt (a >boder a = b) schreibtmanaucha b 4

1 Reelle Zahlen Lemma i) (a <0undb<0) a + b<0 (a >0undb>0) a + b>0 a<0 a>0 ii) a b>0 ((a >0undb>0) oder (a <0undb<0)) a b<0 ((a >0undb<0) oder (a <0undb>0)) iii) 0 < 1 a<0 a 1 < 0 Beweis Lemma zu i) zu (a <0undb<0) a + b<0 zu a<0 a>0 d.h. a<0 a + b<bverträglichkeit mit + b<0 a<0 a +( a) < a Verträglichkeit mit + }{{} =0 invers + a >0 } a + b<0 Transitivität zu ii) Wegen Lemma 1 iii) (a =0oderb =0) a b =0 (1) Aufgrund der Trichotomie reicht es, folgendes zu zeigen: (a >0undb>0) oder (a <0undb<0) a b>0 () sowie die Aussage: (a >0undb<0) oder (a <0undb>0) a b<0 (3) Einschub: Zwei Strategien zum Beweis A B 1.Strategie:.Strategie: Zeige im 1.Schritt: A B Zeige im.schritt: B A Zeige im 1.Schritt: A B Zeige im.schritt: A B 5

1 Reelle Zahlen In der Tat, (1) bis (3) ziehen die Umkehrung von z. B. () nach sich, Behauptung denn ((a >0undb>0) oder (a <0undb<0)) (a b>0) ((a >0undb>0) oder (a <0undb<0)) (a >0undb>0) und (a <0undb<0) ( (a >0) oder (b >0)) und ( (a <0) oder (b <0)) (a 0oderb 0) und (a 0oderb 0) (a 0undb 0) oder (a 0undb 0) nach Trichotomie : (a 0 (a <0odera =0)) ((a <0odera =0)und(b>0oderb =0)) oder ((a >0odera =0)und(b<0oderb =0)) (a <0undb>0) oder (a >0undb<0) oder (a <0undb =0) oder(a>0undb =0) oder (a =0undb>0) oder (a =0undb<0) oder (a =0undb =0) oder(a =0undb =0) a b<0odera b =0 (a b > 0) (Trichotomie) Es reicht also in der Tat aus, () und (3) zu beweisen. Wir betrachten z. B. (3). Diese zerfällt in zwei Aussagen. Aus Symmetriegründen reicht es, zu zeigen: In der Tat Nach Lemma 1 (a >0undb<0) a b<0 (a >0undb<0) (a >0und b>0) gemäß i) a ( b) > 0 ( b) Verträglichkeit a ( b) = ab 0 ( b) = 0 Also ist die letzte Aussage äquivalent zu ab > 0 ab < 0gemäß i) zu iii) zu 0 < 1 Gemäß den Körperaxiomen wissen wir 0 1. Nach der Trichotomie ist auszuschließen, dass 1 < 0. Angenommen, es gelte 1 < 0. Dann gilt nach ii): 1 1 > 0. Da 1 neutrales Element der Multiplikation 1 > 0. Das ist nach der Trichotomie ein Widerspruch. Also kann 1 < 0 nicht wahr sein. Vor C) Vollständigkeitsaxiom werden wir die natürlichen Zahlen einführen. 6

Natürliche Zahlen Strategie: Konstruiere N aus R heraus, die 1 haben wir bereits. N = {1, 1+1, 1+1+1, 1+1+1+1,...} }{{}}{{}}{{} 3 4 All diese Zahlen (1,, 3,...) sind verschieden, da wegen Lemma iii) aus Kapitl gilt 1 > 0 Und daher nach der Verträglichkeit von < mit + : Also: 1+0< 1+1 1 < < 3 < 4 <... Aus der Transitivität folgt 1 <, 1 < 3, 1 < 4,... und < 3, < 4,... und somit nach der Trichotomie 1, 1 3, 1 4,... und 3, 4,... Also sind all diese Zahlen paarweise verschieden. Nun jedoch eine formalere Einführung, die den Zusammenhang mit dem Prinzip der vollständigen Induktion erkennen läßt. Definition 1 i) bedeutet Teilmenge, nicht echte Teilmenge ii) eine M R heisst induktiv, wenn 1 M Für jedes a R gilt: a M a +1 M R ist induktiv { 3,, 1, 0, 1,,...} ist induktiv { 1, 1, 3,, 5,...} ist induktiv iii) Die natürlichen Zahlen sind die Schnittmenge aller induktiven Mengen N = M M induktiv 7

Natürliche Zahlen Lemma 1 i) N ist induktiv ii) Für jede Teilmenge M N gilt: M induktiv M=N Beweis von Lemma 1 zu i) Nach Definition von induktiv gilt für jedes induktive M 1 M Nach Definition von N gilt daher 1 N Sei a N. Nach Definition von N gilt a M für alle M induktiv Nach Definition von induktiv (a +1) M für alle M induktiv Nach Definition von N daher (a +1) N zu ii) Da M induktiv und nach Definition von N N M Da M N, gilt daher: N = M Korollar 1 (Prinzip der vollständigen Induktion) Zu jedem n N gebe es eine Aussage A(n). Dann folgt aus A(1) ist wahr Für alle n N gilt A(n) A(n +1) bereits A(n) istwahrfür alle n N 8

Natürliche Zahlen Beweis von Korollar 1 Betrachte M = {n N A(n) istwahr} offensichtlich M N. Unser Ziel lautet M = N. Nach Lemma 1 ii) müssen wir lediglich zeigen, dass M induktiv ist. In der Tat 1 M da nach Voraussetzung A(1) wahr ist, sowie n M (n +1) M da nach Voraussetzung Lemma A(n) A(n +1) i) Für alle n, m N gilt n + m N ii) Für alle n, m N gilt n m N Beweis von Lemma zu i) Fixiere n N und betrachte die Aussage A(m) =(n + m N ) Unser Ziel lautet also A(m) istwahrfür alle N Wir werden das Prinzip der vollst. Induktion benutzen, unsere Induktionsverankerung (A(1) ist wahr) A(1) = (n +1 N ) wahr, da N nach Lemma 1 i) induktiv, Induktionsschluss (A(m) A(m +1)) A(m) = (n + m N ) n + m)+1 N da N induktiv n +(m +1) N }{{} =A(m+1) Assoz.+ 9

Natürliche Zahlen zu ii) Fixiere n N und betrachte die Aussage A(m) =(nm N ) Prinzip der vollständigen Induktion, Induktionsverankerung: A(1) = (n 1) N n N, da 1 neutrales Element bzgl. Also ist A(1) wahr, nun der Induktionsschluss: A(m) =(nm N ) nm + n N gemäß i) }{{} =n m+n 1 gemäß neutr. Element bzgl. und Kommutativgesetz Beispiel Für alle n N Beweis: 1++... + n = n(n +1) Heuristisch: 1 3 n + n n 1 n 1 = n +1 n +1 n +1 n +1 also daher n +1 + n +1 + n +1 + + n +1 =n(n +1) 1 + + 3 +... + n = 1 (n(n +1)) 10

Natürliche Zahlen Sauberes Argument durch vollständige Induktion: A(n)=(1++3+ + n = Induktionsverankerung: A(1) = Induktionsschluss: A(n) = ( 1= ) 1(1 + 1) ), ist wahr ( 1++3+ + n = n(n +1) ) ) n(n +1) (1++3+ + n)+(n +1) }{{} = n(n +1) +(n +1) } {{} =1++3+ + n +(n +1) = 1 (n(n +1)+(n +1)) = 1 (n +)(n +1) = (n + 1)((n +1)+1) Das ist Aussage A(n +1)! Definition (Potenzen) Für x R und n N x n = x x }{{} n mal Saubere Definition ist induktiv x 1 = x x n+1 = x n x Konvention: x R, x 0,x 0 =1 Lemma 3 (Bernoullische Ungleichung) Für alle x R, x 1 und alle n N gilt (1 + x) n 1+nx 11