Osteoporose vorbeugen diagnostizieren Knochendichte messen therapieren Wer benötigt eigentlich was? Dr. Andreas Gerlach Katholisches Klinikum Lünen/Werne, Geriatrie Osteologe DVO
Volkskrankheit Osteoporose I Die WHO hat die Osteoporose auf die Liste der 10 wichtigsten Krankheiten gesetzt! In Deutschland leiden > 8 Millionen Menschen an der Osteoporose. praktisch: alle 5 Minuten ereignet sich in Deutschland eine osteoporotische Wirbelkörperfraktur vorsichtige Schätzung der Kosten: 4,5 Milliarden /Jahr in Deutschland alleine für diese Brüche und ihre Folgen
Volkskrankheit Osteoporose II eine heute 50jährige europäische Frau hat für den Rest ihres Lebens die folgenden statistischen Wahrscheinlichkeiten: Wirbelkörper- Bruch: 32% Unterarm-/Radius - Bruch: 16% Oberschenkelhals - Bruch 15%
Volkskrankheit Osteoporose III Wer ist eigentlich zuständig? Hausarzt? häufig wenig Wissen Orthopäde? sucht meist nicht nach Ursachen, da internistisch Unfallchirurg? schon zufrieden, wenn alles repariert ist Frauenarzt? meist bemüht, selten erfahren Endokrinologe? wenn Sie einen finden OSTEOLOGEN! sehr selten, am ehesten noch als spezialisierter Orthopäde nicht vergessen: weltweit 10. wichtigste Krankheit!!
Osteoporose merken = Die 5 Grimm sche Märchenhexe Die buckelige, alte Hexe lebt im dunklen Wald, ernährt sich von Lebkuchen, leidet an Schmerzen und Depression, humpelt nur wenige Schritte und geht nie zum Arzt.
Osteoporose merken = Die 6 Grimm sche Märchenhexe Risiko Alter Risiko Lichtmangel/Vitamin D Risiko Ca ++ -arme Ernährung Risiko wenig Muskelkraft Risiko bereits WK-Sinterungen Risiko keine Osteodensitometrie Risiko immer noch keine Therapie
7 Osteoporose vorbeugen I LEBENSlang Bewegung mit wechselndem Krafteinsatz ausreichend Licht/Vitamin D ausreichend Ca ++ cave: Calcium-Räuber! Milch statt Cola-Getränke + Pökelei! Folgerungen Kraft-Training auch im Alter! Vitamin D ab dem 65-70. Lebensjahr ergänzen Calciumgabe, wenn Milch/-produkte nicht genutzt werden
8 Osteoporose vorbeugen II Die ABER s Kraft-Training auch im Alter! immer noch ungewohnter Gedanke Vitamin D ab dem 65-70. Lebensjahr ergänzen ist doch Chemie, Frau Doktor?! Calciumgabe, wenn Milch/-produkte nicht genutzt werden zahlt die Krankenkasse aber nicht
9 häretischer Zwischenruf!! Obwohl die Krankenkassen in der Summe erheblich Geld sparen würden, wenn die Prävention der Osteoporose gefördert und bezahlt werden würde, negieren die Krankenkassen weltweit anerkannte und unumstrittene wissenschaftliche Daten und verhindern mit großem Aufwand eine erfolgreiche Prävention. Beispiele: Knochendichtemessung wird ohne vorhergehenden Bruch nur selten bezahlt, Medikamente gar nicht.
10 Osteoporose vorbeugen III Sonderfälle: wenn Patienten länger als 3 Monate Cortison >/= 7,5mg/d erhalten sollen, sollte eine Knochendichte gemessen werden bei schlechtem Ergebnis benötigt der Patient Knochen-Medikamente längere Immobilität kosten Knochen, daher vermeiden! Medikamente überprüfen! Cortison? Magen-Tabletten? Antiepileptika? u. a. keine längeren Urlaubs-Aufenthalte im Weltall!
11 Osteoporose diagnostizieren 1. Risiko ermitteln = Fragen zum Patient, seiner medizinischen Vorgeschichte, Angehörigen 2. bei erhöhtem Risiko = Knochendichte messen! (Kasse zahlt selten vielleicht als Weihnachtsgeschenk?!) 3. keine Messung notwendig, wenn Wirbelkörperfraktur ohne adäquates Trauma Sturz aus Standhöhe (mit/ohne Glatteis) ohne äußere Kraft ABER: Kassen verlangen manchmal Messung, ehe sie Medikamente bezahlen
12 Ursachen der Osteoporose suchen? je jünger der Patient, desto mehr Suche nötig und desto häufiger therapierbare Ursachen Wen fragen? OSTEOLOGEN (selten), Orthopäden mit Zusatz- Ausbildung, Rheumatologen mit Zusatzausbildung, Endokrinologen Problem: fundiertes Wissen über Knochen ist selten
13 Knochendichte messen? wissenschaftliche Leitlinie DVO alle Frauen ab 70, LJ, alle Männer nach 80. LJ falls das Risiko für Frakturen > 20% in den nächsten 10 Jahren vorgezogene Messungen bei z. B. Untergewicht, Diabetes mellitus Rauchen, COPD, Atemwegskrankheiten Hormon-entziehender Therapie Rheuma Z. n. Gastrektomie
Wann/Wen therapieren? 14 Immer dann, wenn die Knochendichte niedrig ist! früher Vergleichswert (= T-Score) < -2,5 heute: etwas kompliziertere Tafeln mit individualisiertem Risiko
Wann/Wen therapieren? II 15 Immer dann, wenn die Knochendichte niedrig ist! = immer wenn ein Wirbelkörper beteiligt ist = bei geplanter Cortison-Therapie + schlechter T-Score = möglichst bei hohem Risiko (gegen die Krankenkasse?)
16 Wie therapieren? Vitamin D 10000 IE/d, ggf. als Wochen-Dosis Bisphosphonat oder Denosumab oder SERM Calcium vor allem, falls wenig/keine Milch/-produkte Jede Woche? Jeden Monat? 2x/Jahr in die Vene? Wenn die jeweiligen Termine eingehalten werden, ist das Ergebnis immer gleich gut. Also: Was würden Sie am ehesten vergessen?
17 Kontrollen?! unter Cortison alle 6 Monate ansonsten sollte alle zwei bis drei Jahre reichen VORSICHT! Die Messwerte der Knochendichte sind schwer zu interpretieren! Kein zusätzlicher Verlust kann bereits ein Gewinn sein! Ein Dichtezugewinn muss nicht immer schon ein Vorteil sein!
18 Take-home-Message Die weltweit 10. wichtigste Krankheit wird bei uns stiefmütterlich behandelt! Daran denken ist ein guter Anfang einen Osteologen zu suchen ein weiterer Schritt! wenn s um Knochen geht: misstraue Deiner Krankenkasse! selbst zahlen kann erhebliches Leid ersparen! Nicht vergessen: wenn sich Knochen erst einmal von selbst melden, ist es immer schon arg spät! Wer sich früh um seine Knochen kümmert, hat lange etwas von ihnen!
Ein Gruß 19 aus dem Katholischen Klinikum L/W Der Kluge sieht die Gefahr und birgt sich; die Einfältigen aber gehen weiter und erleiden Schaden. Sprüche Salomos, Die Bibel