Prof. Dr. Andrä Wolter. Erosion alter Grenzziehungen?

Ähnliche Dokumente
Prof. Dr. Andrä Wolter

Boom beim Studieren ohne Abitur Analysen und Hintergründe. Dr. Sigrun Nickel Tagung von CHE und Stifterverband Essen

Prof. Dr. Andrä Wolter. Funktionswandel von Hochschulen in der Wissensgesellschaft und neue Herausforderungen für Studium und Studienqualität

Nürnberg, 5. November 2012 Dr. Christian Kerst

Mehr Durchlässigkeit wagen Berufsbildung, Hochschule, Weiterbildung

Brauchen wie mehr Akademiker? Anforderungen des Arbeitsmarktes

Visionen und Realitäten die Entwicklung der wissenschaftlichen Weiterbildung aus der Sicht der Hochschulforschung

Soziale Lage der Studierenden

(Zweiter und) Dritter Bildungsweg in die Hochschule Renaissance oder Nebengleise?

Bildung in Deutschland 2016

Die Öffnung der Hochschulen in Deutschland

OECD-Veröffentlichung Bildung auf einen Blick. Wesentliche Ergebnisse der Ausgabe 2011

Fachkräftebedarf. Vorlesung Bildungsökonomik Sommersemester Prof. Dr. Lutz Bellmann Dr. Ute Leber

Bildung auf einen Blick. Rede der Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen

Demografischer Wandel und Erwerbspersonen

Industrie 4.0 und die Folgen für den Arbeitsmarkt

Konsequenzen von Demographie auf den Arbeitsmarkt und Qualifikation

Arbeitsmarktpolitik an der Schnittstelle von aus und Weiterbildung

Demographischer Wandel und Fachkräftesituation regionale Daten und Fakten

Welche Anforderungen haben Berufstätige und beruflich Qualifizierte an das Studiensystem?

Arbeitsmarkt und demografischer Wandel Arbeitsmarkteffekte des demographischen Wandels

Bildung und Meisterbrief: Fakten und Entwicklung

Demografie / Langfristige Entwicklung

Schule was dann? Junge Frauen und Männer in Bayern. Bericht für die Kommission für Mädchen- und Frauenarbeit des Bayerischen Jugendrings.

Akademisierung in der Berufsausbildung und schwächere Jugendliche Sicht der amtlichen Statistik

Qualifizierung von An- und Ungelernten

Fachkräfteengpässe in Deutschland und die Potenziale der Migration. Internationale Konferenz, Berlin, 23. November 2012 Prof. Dr.

Perspektiven für Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland

1 Fragebogen zur Erhebung (zu 2.4.1)

Regionale Pflegekonferenz des LK Südwestpfalz & Pirmasens

Offene Hochschule und allgemeine Studienberatung eine Herausforderung

Die Öffnung der Hochschule für Berufstätige Nationale und internationale Perspektiven -

Bachelor- und Masterabschlüsse auf dem Arbeitsmarkt. Hamburg, den 09. September 2013 Kolja Briedis

Qualifizierungsstrategien für den Arbeitskräftebedarf der Zukunft: Betrieb, Hochschule, Weiterbildung. Beitrag zur Fachtagung

Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Fachkräftesituation in Sachsen

Beschäftigungschancen für Abiturienten Studium als beste Option?

Treffpunkt: Beruf und Karriere. Familie und beruflicher Erfolg nach wie vor ein Widerspruch für junge Frauen und Männer?

Die Attraktivität Deutschlands für Fachkräfte aus dem Ausland: Wieso ist sie wichtig und wie kann sie gesteigert werden?

Die Zukunft ist unsere Baustelle. Fachkräftesicherung im Handwerk

- 2 - Rahmenbedingungen

Berufliche Aus- und Weiterbildung mit Perspektive!

Bildung & Erziehung plus (B.A.) Praktisch akademisch. Beitrag zur DGWF Tagung am in Wien Dr. Julian Löhe & Dr.

Studieren lohnt sich doch

Angebots und Nachfrageüberhänge in 2030: Quantitative Abschätzung zum Handlungsbedarf

/ Referent Timo Kobbe / Arbeitsmarkt und Arbeitswelt der Zukunft. Demographischer Wandel und seine Auswirkungen

Fachkräftepotenziale von internationalen Studierenden

Mobilität in Zeiten des Fachkräftemangels

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie Stark für die Region? Arbeitsmarkt und berufliche Bildung in Brandenburg

Ingenieur ein Beruf mit Zukunft? Der Arbeitsmarkt bis 2029

REFLEKTION DER PROFESSIONALISIERUNGSDEBATTEN IN ERZIEHUNG UND PFLEGE: GEMEINSAMKEITEN UND UNTERSCHIEDE

Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten

Fachkräftebedarf in Niedersachsen und Berufsorientierung. Salzgitter, 16. Oktober 2012 Prof. Dr. Axel Plünnecke

Kein junger Mensch darf verloren gehen

Bildung und Migration in Schule und Ausbildung. Entwicklungen und zentrale Herausforderungen

Fachkräftebedarf der deutschen Wirtschaft an der Schnittstelle beruflicher und hochschulischer Bildung

Verantwortung und Funktion von Hochschulen in der beruflichen Weiterbildung. Prof. Dr. Andreas Henrich, Lehrstuhl Medieninformatik

Die Erwartungen der Wirtschaft an die Hochschulen in einer globalisierten Welt

Herausforderungen an die moderne Arbeitsmarktpolitik - Ein Blick in die Schweiz -

Berufseinstieg mit Bachelorabschluss

Prof. Dr. Andrä Wolter. Neue Wege der Durchlässigkeit zwischen beruflicher Bildung und Hochschule

Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie - Erste Meilensteine der Umsetzung - Die Weichen werden jetzt gestellt!

Übergänge von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Ausbildung

Fachkräfte für Deutschland Ansätze und Ideen

Der bundesdeutsche Arbeitsmarkt in Zahlen:

BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen

Personen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland. Hohenheimer Tagung Klaus Pester

Absolventenstudien als aktive Verbindung zwischen grundständigem Studium und wissenschaftlicher Weiterbildung

Was kommt nach der Promotion? Empirische Ergebnisse zur Beschäftigungssituation von Promovierten. Jena, Kolja Briedis

Demografie und Betrieb: Was kommt auf uns zu?

ESF-Jahrestagung ESF : Ressourcen bündeln, Zukunft gestalten. Dialogrunde 4:

Fachkräftemangel in Hessen?

Arbeitsmarkt und Bildungsmarkt:

Schulreformen und Reformen in der Lehrerbildung in Deutschland

Perspektiven für lebenslanges Lernen im Studium 2020

Bedarf an E-Ingenieuren nur zur Hälfte aus eigenem Nachwuchs gedeckt

Vertikale Durchlässigkeit in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern in Niedersachsen

Duales Studium neue Karrierepfade?

Studieren ohne Abitur als erfolgreiches

Ausländische Studierende im Einwanderungsland Deutschland: Typologien der Integration

Kurzbericht Nr. 1/2001

Migration und Bildungswege im deutschen Ausbildungssystem

Volkswirtschaftliche Bedeutung der Gesundheitswirtschaft

Offene Hochschulen: Entwicklung, Ziele, Konzepte

Auswirkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit auf den Arbeitsmarkt und die

Elf gewerkschaftliche Thesen zum öffentlichen Diskurs über Akademisierung und berufliche Ausbildung

Informationsveranstaltung der LAG der Freien Wohlfahrt zur EU-Förderung. am in Hannover

Gertrud Hovestadt April Eine Studie im Auftrag des DGB

Agentur für Arbeit Bautzen I Thomas Berndt I Die Zukunft gemeinsam gestalten bringt weiter.

Forum 2: Modernisierung der beruflichen Bildung

Analyse der Datengrundlage zum künftigen Qualifikationsangebot und -bedarf in Österreich: Zusammenfassung der Ergebnisse Teil 1

FACHTAGUNG BERUFLICHE BILDUNG EXPERTEN IM DIALOG AGENDA 2023 KURZSTATEMENT RALF BUCHHOLZ

PFLEGE BE(OB)ACHTEN Tagung am 7. / 8. März 2012 in Münster Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Berufsbildung

Abbildung 1: Berufsbildende Schulformen und die Fachhochschulreife trugen wesentlich zum Anstieg der Studienberechtigtenquote bei

Quereinstiege in die Berufs- und Hochschulbildung

Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten

10 Jahre Fachhochschulen in Österreich. Die Bilanz einer Erfolgsgeschichte und der Ausblick auf kommende Entwicklungen und Herausforderungen

Wohin gehen Studierende mit Behinderungen? Ein offenes Feld in der Arbeitsmarktforschung!

Transkript:

Prof. Dr. Andrä Wolter Erosion alter Grenzziehungen? Berufliche Bildung, Hochschulbildung und Weiterbildung Zwischen Fachkräftemangel und Studierenden berg Vorseminar 4 Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium (DGWF), LM-Universität München, Mittwoch, 12. September 2012

Gliederung (1) Bedarf an und Nachfrage nach Hochschulbildung im Überblick (2) Potenziale erweiterter Studiennachfrage (3) Entwicklung der Studiennachfrage: Status-quo und Projektion (4) Übergänge in den Beruf und beruflicher Verbleib: Beschäftigungsindikatoren (5) Berufsstruktureller Wandel und Arbeitskräftebedarf (6) Herausforderungen und Konsequenzen: Neukonfiguration von beruflicher Bildung, Hochschulbildung und Weiterbildung? Warnung: Zukunft der Weiterbildung an Hochschulen aus der Perspektive sozialstrukturellen Wandels 2

Bedarfsseite: Konjunkturen einer Debatte (1) Bedarf an Fachkräften wichtigste Legitimationsfigur, Bedarfssteuerung ( manpower requirement approach ) aber faktisch nie implementiert (2) 1960/70er Jahre: Hochschulausbau primär aus volkswirtschaftl. Gründen (3) Von Anfang an Unkenrufe vor akademischer Dequalifizierung (4) Wendepunkt der Ausbaupolitik Mitte der 1970er Jahre, Übergang zu einer muddling-through -Strategie (5) 1980/90er Jahre: Stagnation, Krisenbewältigungs- und Anpassungsstrategie (6) Weiterhin begleitet von kontroverser Debatte über Akademikerbedarf: Wachstums- vs. Überproduktionsthese ( over-education ) (7) Volatilität der Arbeitsmarktanalyse: Koexistenz beider Thesen, Übergewicht der einen oder anderen These je nach wirtschaftlicher Entwicklung und Zeitgeist (8) In den letzten Jahren Durchsetzung der These eines drohenden Fachkräftemangels, besonders im Bereich hochqualifizierter Arbeitskräfte (MINT) (9) Noch vor ca. 10 Jahren entschiedener Widerstand der Wirtschaft gegen eine Ausweitung des Hochschulzugangs ( mehr Studierende als Auszubildende ) 3

Nachfrageseite: kontinuierliche Expansion (1) In Deutschland tendenziell in jedem Jahr mehr Studienanfänger/ -innen als im Jahr zuvor (2) 2011: 516.000 Anfänger/-innen u. Anfängerquote von 55 % (3) Globaler Trend - bei allerdings starken Unterschieden im Niveau und Tempo zwischen den Ländern (4) Deutschland international im Mittelfeld, unter OECD-Staaten im unteren Feld (5) Steigende Beteiligung von Frauen international wichtig(st)er Wachstumsfaktor (6) In Deutschland nach wie vor ausgeprägte soziale Disparitäten in der Wahrscheinlichkeit der Studienaufnahme (deutlicher als in anderen Ländern) (7) Soziale Selektion erfolgt primär auf dem Weg zur Studienberechtigung hin, aber auch an der Schwelle des Hochschulzugangs 4

Koordinaten der aktuellen Debatte über Hochschule und Arbeitsmarkt (1) Koexistenz widersprüchlicher Szenarien: Drastisches Wachstum der Studiennachfrage Befürchtete demographische Kontraktion Furcht vor dramatischem Nachwuchsmangel (2) Bildungspolitische Codierung: Sicherung des Studierendennachwuchses und des Fachkräftebedarfs im demographischen Wandel (3) Aktuelle Faktoren der Studiennachfrage: Demographie: ab 2010 sinkende Geburtenzahlen in den relevanten Alterskohorten Bildungsbeteiligung: anhaltende Expansion des Gymnasiums, steigende Studienberechtigtenquoten, hohe Übergangsquoten zur Hochschule Politische Interventionen: Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur; Wegfall der Wehrpflicht; Umwandlung der BA B-W in Duale Hochschule (4) Hochschule als Volksbildungsstätte der Postmoderne? Löst die Hochschule die duale Berufsausbildung als wichtigsten nachschulischen Lernort ab? (5) Wachsende Konkurrenz zwischen Berufs- und Hochschulbildung um dieselbe Zielgruppe? 5

Potenziale erweiterter Studiennachfrage (1) Increasing and widening participation (2) Studienberechtigtenzahl/-quote steigern (3) Übergangsquote Schule Hochschule anheben (4) Studienberechtigte, die bislang auf ein Studium verzichtet haben, für ein Studium gewinnen (5) Studienerfolgsquote anheben: aus Studienanfängern mehr Absolventen erzielen (6) Soziale Öffnung: Soziale Ungleichheit in der Beteiligung an Hochschulbildung abbauen (7) Berufliche Öffnung: Nicht-traditionelle Studierende und andere neue Zielgruppen 6

Offene Hochschule Spektrum der Maßnahmen Seit ca. 2005: Zahlreiche Initiativen und Maßnahmen zur Öffnung der Hochschule für neue Zielgruppen bzw. für lebenslanges Lernen (1) BMBF-Förderprogramm Offene Hochschule/Aufstieg durch Bildung 2011 ff. (2) Länderspezifische Programme (z.b. Niedersachsen) (3) KMK-Vereinbarung 2009: Neuregelung des Hochschulzugangs für beruflich qualifizierte Bewerber ohne schulische Studienberechtigung (4) Zahlreiche Maßnahmen auf Länderebene zur Neuregelung des Hochschulzugangs (5) BMBF-Programm Aufstiegsstipendien (seit 2008) (6) ANKOM-Projektverbünde I III, 2006 ff. (7) KMK 2009: Neufassung der Anrechnungsvereinbarung von 2002 (8) Förderung zahlreicher Forschungsprojekte im Bereich Hochschule und LLL (9) Zahlreiche Initiativen u. Maßnahmen auf Hochschulebene zur Entwicklung neuer Studiengänge 7

Berufliche Bildung Hochschulbildung Weiterbildung: Traditionelles Verständnis Traditionelle Segmentierungen: - zwischen beruflicher Bildung und Hochschulbildung - zwischen Erstausbildung/-studium und Weiterbildung - zwischen schulischer Vorbildung und Ausbildung/Studium Doppelte Herausforderung: empirisch durch den realen Druck der Bildungs- und Arbeitsmarktentwicklung programmtisch/konzeptionell: durch eine an der Lebensverlaufsperspektive/Vorstellung lebenslangen Lernens orientierten Betrachtung 8

Entwicklung der Studienanfängerquote 1950 2011 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Hochschulstatistik 9

Projektionsmethodik (1) Teilprojektion im Rahmen eines Gesamtmodells der Bildungsvorausberechnung (Statistisches Bundesamt) (2) Projektionen als konditionale Vorausschätzungen (wenn-dann- Verknüpfungen) (3) Annahme unterschiedlicher Szenarien, primär in den Übergangsquoten (4) Folge: Korridorschätzung mit Maximal-, mittlerer und Minimalvariante (anders als KMK-Prognose 2012) (5) Regionale Differenzierung möglich nach Ländergruppen (6) Darstellung im Bildungsbericht als Indexberechnung (7) Projektionen als self-fulfilling prophecy : Fortschreibung und Aktualisierung geplant 10

Annahmen der Bildungsvorausberechnung für den Übergang in die Hochschule Übergangsquoten Untere Variante Übergangsquoten 2010 und Zahl der Studienanfänger ohne schulische bzw. mit ausländischer HZB gehen bis 2015 auf den Fünfjahresschnitt zurück Mittlere Variante Fortschreibung der Übergangsquoten 2010 und der Zahl der Studienanfänger ohne schulische bzw. mit ausländischer HZB Obere Variante Erhöhung der Übergangsquoten 2010 und der Zahl der Studienanfänger ohne schulische bzw. mit ausländischer HZB um die Steigerung 2010 gegenüber dem Fünfjahresschnitt Studienanfänger/innen in Studiengängen mit Staatsexamen Fünfjahresschnitt Wehrdienst Zeitliches Übergangsverhalten der Männer wie das der Frauen Regionale Verteilung der Studienanfänger/innen Wanderungsmatrix 2010 11

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Bildungsvorausberechnung 2012, KMK Vorausberechnung der Studienanfängerzahlen 2012-2025 12

Studiennachfrage bis 2025 nach Ländergruppen (Indexwerte 2010 = 100) Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Bildungsvorausberechnung 2012 13

Indikatoren des beruflichen Verbleibs von Hochschulabsolvent/inn/en (1) Qualifikationsspezifische Arbeitslosigkeit 1975 2009 (MZ) (2) (Nicht-)Erwerbstätigkeit und Erwerbslosigkeit nach Berufsabschluss (MZ) (3) (Nicht-) Äquivalenz im Verhältnis erworbener Qualifikation und ausgeübter Beschäftigung (HIS-Absolventenpanel 1/2009) (4) Äquivalenzmessung über folgende Kategorien: - Notwendigkeit des Hochschulabschlusses - Positionsadäquanz (vertikal) - Niveauadäquanz (vertikal) - Fachadäquanz (horizontal) Differenzierung nach 4 Adäquanzstufen (volladäquat, nur vertikal, nur fachlich, inadäquat) (5) Vergleich zwischen allen Qualifikationsgruppen (MZ) und innerhalb der Gruppe der Hochschulabsolvent/inn/en (Absolventenstudien) 14

Übergänge in den Beruf und beruflicher Verbleib bei Hochschulabsolventen (1) Starker Anstieg der Absolventenzahlen und der Absolventenquote seit 2003 (2) Frage: Wie reagiert der Arbeitsmarkt? (3) Hohe Übergangsquoten von BA-Absolventen in MA- Programme (4) Dequalifizierungserscheinungen bei BA-Absolventen? (5) Beschäftigungsindikatoren (Adäquanz, Arbeitslosigkeit) lassen insgesamt keine Dequalifizierung erkennen (6) Aber starke fachspezifische Unterschiede (Segmentierung in Teilarbeitsmärkte) 15

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Hochschulstatistik 16

Quelle: HIS Absolventenbefragung 2009 17

18

Adäquanz der etwa ein Jahr nach Studienabschluss ausgeübten Erwerbstätigkeit (in %) Quelle: HIS Absolventenbefragung 2009 19

Adäquanz der Erwerbstätigkeit 1, 5 und 10 Jahre nach Studienabschluss, nach Fachrichtung (in %) Quelle: HIS Absolventenbefragung, Abschlussjahrgang 1997; Bildung in Deutschland 2012,Tab. F4-16web 20

Erwerbstatus nach beruflichem Bildungsabschluss und Geschlecht 2010 (in %) Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus 2010; Bildung in Deutschland 2012, Tab. I1-1A 21

Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten 1975 bis 2009 (in %) Quelle: IAB-Aktuell 10.2.2011 22

Entwicklung von Angebot und Nachfrage bei Personen mit Fachhochschul-/ Hochschulabschluss (Indexwerte) Quelle: Projektionen, Berechnungen und Darstellung des NIW. 23

Berufsstruktureller Wandel in Deutschland (1990 2007) 40% 35% 30% 25% 20% 15% Starker Zuwachs: Gesundheits- und Sozialberufe Starke Abnahme: Technische Berufe Starke Abnahme: Facharbeiter/ Handwerker 1997 2007 10% 5% Starker Zuwachs: Freie Berufe Oberes Management Starke Abnahme: Dienstleistungen Produktion 0% Professionen Semiprofessionen Lehrberufe An- und Ungelernte (Anteile der Berufsgruppen an der Gesamtheit der Erwerbstätigen) Quelle: SOEP, Vester 2011 24

Arbeitskräftebedarf 2005 bis 2025 nach Berufshauptfeldern (in %) 25

Wandel von Arbeit und (Hochschul-)Bildung (1) Hochschulexpansion bislang ohne arbeitsmarktpolitische Friktionen, keines der Dequalifizierungsszenarien eingetreten (2) Aber Absorptionsprobleme können konjunkturell/fachspezifisch auftreten gefühlte Prekarisierung ausgeprägter als die tatsächliche (3) Ist die günstige Arbeitsmarktsituation Hochqualifizierter in D. auch eine Folge der international niedrigen Absolventenquoten? (4) Fundament der bisherigen und zukünftigen Beschäftigungsentwicklung: anhaltender säkularer Qualifikationsstrukturwandel durch Höherqualifizierung (5) Sozialökonomischer Strukturwandel: Tertiarisierung von Wertschöpfung und Beschäftigung Wachstum humankapitalintensiver Dienstleistungen als Träger der Expansion (wissensbasierte Ökonomie) 26

Wandel von Arbeit und (Hochschul-)Bildung (6) Vorhandene Arbeitsmarktprojektionen im Trend sehr ähnlich, aber unterschiedlich in der Bilanz von Nachfrage und Angebot (7) Aber Zweifel an der Prognose eines generellen Nachwuchsmangels Wirksamkeit kompensatorischer arbeitsmarktpolitischer Strategien (Lebensarbeitszeit, Erwerbsquoten, Frauenerwerbstätigkeit, Rationalisierung, Zuwanderung) unklar (8) Aber regionale, sektorale/fachliche und institutionelle mismatches zw. Arbeitskräfteangebot und Bedarf hochwahrscheinlich (9) Mittleres Qualifikationssegment bleibt wohl auch in Zukunft dominant, Bedarfsüberhang hier ebenfalls hochwahrscheinlich (10) Neue Beschäftigungszone für Bachelors und qualifizierte nichtakademische Fachkräfte? 27

Erwerbspersonen und Erwerbstätige nach Qualifikationsniveaus (ISCED) in Mio. Personen Quelle: BIBB-Report 18/12, Mai 2012, S. 5 28

Herausforderungen (1) Projektion der Bildungs-/Studiennachfrage eindeutiger als die des Arbeitskräftebedarfs (2) Verstärkt sich die mögliche Konkurrenzsituation zwischen Berufs- und Hochschulbildung? (3) Flexibilisierung der Bildungswege und des Arbeitskräfteeinsatzes als Ausweg aus dem Prognosedilemma? (4) Sind die historisch gewachsenen Segmentierungen in der institutionellen Struktur unseres Bildungssystems und in der Qualifikationsstruktur das wichtigste Hindernis? zwischen Berufs- und Hochschulbildung zwischen Erstausbildung und Weiterbildung zwischen akademischen Berufen und nicht-akademischen Berufen (5) Werden historisch gewachsene Segmentierungen zwischen beruflicher Bildung, Hochschulbildung und Weiterbildung durch neue Institutionalisierungsformen durchlässiger? 29

Mögliche Lösungsansätze: Durchlässigkeit als bildungspolitische Strategie? (1) Begrenzung der Nachfrage nach höherer und akademischer Bildung? Historisch bislang immer gescheitert und erzeugt Frustrationen (2) Weitere Akademisierung bislang nicht-akademisch organisierter Ausbildungswege? (3) Ausbau von Hybridformen zwischen Berufs- und Hochschulbildung (z.b. duale Studiengänge)? (4) Ausbau berufsbegleitender und mixed-mode-studienangebote? (5) Erststudium als berufliche Fortbildung? (6) Einbau hochschulbezogener Module in berufliche Fortbildungsangebote? (7) Etablierung neuer Abschlussformen Modul- und Zertifikatsprogramme nach dem Baukastensystem Neudefinition von Studienerfolg (8) Offenere Übergänge zwischen beruflicher Bildung und Hochschulbildung? (9) Ausbau von Anrechnungsverfahren? (10) Weitere Ideen? 30

Entnommen aus: Die Mitbestimmung, April 1990 31

Wenn wir schon sparen, dann nicht an Gehirnmasse. Hubert Markl, Biologe, 1986-1991 Präsident der DFG, 1996-2002 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Andrae.Wolter@hu-berlin.de 32