Amt der Burgenländischen Landesregierung Abteilung 6 HR III Öffentlicher Gesundheitsdienst, Referat Nahrungsmittelkontrolle CAMPYLOBACTER im FOCUS Lebensmittel bedingter Krankheitsausbrüche 6. Mai 2014, Eisenstadt, KUZ ATA Mag. Andreas WUNSCH, Koordinator für tierärztliche Lebensmittelaufsicht 06.05.2014 CAMPY im Focus - 121. Amtsärztefortbildung 1
INHALT Zoonose/LMBKA Fachlicher Input Allgemeines Campylobacter geht uns alle an! Campyim Focus: die Plattform 3 AG Das Konsensuspapier Das Ziel: Reduktion mögliche Strategien UND Maßnahmen 2
Zur Erinnerung Gem. Bundesgesetz zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern (Zoonosengesetz), BGBl. I Nr. 128/2005 Zoonosen: Krankheiten und/oder Infektionen, die auf natürlichem Weg direkt oder indirekt zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können Lebensmittelbedingter Krankheitsausbruch: das unter gegebenen Umständen festgestellte Auftreten einer mit demselben Lebensmittel oder mit demselben Lebensmittelunternehmen in Zusammenhang stehenden oder wahrscheinlich in Zusammenhang stehenden Krankheit und/oder Infektion in mindestens zwei Fällen beim Menschen oder eine Situation, in der sich die festgestellten Fälle stärker häufen als erwartet ZoonosenG: auch Überwachung von AB Resistenzen! 3
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Zur Erinnerung Gem. Bundesgesetz zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern (Zoonosengesetz), BGBl. I Nr. 128/2005 5
Wie gut kennen Sie Campylobacter? nur ca. 20% haben Campylobacter schon gehört davon konnte NIEMAND den Keim (speziellen) Lebensmitteln zuordnen; 06.05.2014 CAMPY im Focus - 121. Amtsärztefortbildung 6
Eigenschaften Fachlicher Input: Campylobacter gramnegatives Bakterium Spirillenartiges gekrümmtes Stäbchen relativ empfindlich >> hohe Ansprüche an ihre Umgebung >> Bildung von Biofilmen mikroaerophil, polar begeißelt >> Darm, SH! Früher mikroaerophile Vibrionen Arten: C. jejuni, C. Coli, C. upsaliensis, C. Hyointestinalis, C. fetus Durchfallerreger (!) Zoonosenerreger Bei Tieren oft symptomlos! 06.05.2014 CAMPY im Focus - 121. Amtsärztefortbildung 7
Übertragungswege Campylobacter GEFLÜGEL als Hauptreservoir - 50-80 %der humanen Erkrankungsfälle! - 20-30% durch Verzehr/Hantieren mit GeflFl 8
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Campylobacteriosegeht in EU in Österreich in der AGES alle an. Überblick: Campylobacter AGES TF Beispiele für Campylobacter Bekämpfung in anderen Ländern in diesem Raum 11
Warum überhaupt CampylobacterBekämpfung? Häufigste gemeldete bakterielle Durchfallerkrankung (ca. 44.000 Erkrankte/Jahr in Österreich) Folgeerkrankungen (GBS, RA) Volkswirtschaftliche Bedeutung (ca. 11.5 Mio /Jahr) Ethischer Aspekt (Wissen: ca. 80% der Karkassen positiv) Ernährungsphysiologische Bedeutung von Hühnerfleisch Marktwirtschaftliche Bedeutung. all in one 12
Inzidenz von Campylobacteriose nach Geschlecht 2006-2010 Annual incidence, female Annual incidence, male Incidence (per 100,000 population) 80 70 60 50 40 30 20 67,84 (2729) 52,93 (2247) 75,72 (3059) 61,98 (2641) 55,78 (2264) 46,05 (1970) 72,95 (2971) 60,58 (2599) 68,37 (2794) 56,14 (2415) 3500 3000 2500 2000 1500 1000 10 500 0 2006 2007 2008 2009 2010 Year of notification 0 06.05.2014 Data source: notification CAMPY data im Focus - 121. Amtsärztefortbildung (AGES/BMG for 2006-2008, EMS data for 2009/2010) Analyse zur Verfügung gestellt 13 von Abt. Infektionsepidemiologie, IMED Wien
Jährliche, mittlere Inzidenzrate, nach Bundesland, 2006-2010 Annual average province-specific incidence rate per 100.000 py <20 20-39 40-59 60-79 80-99 >= 100 Oberösterreich 50,29 Niederösterreich 57,91 Wien 72,05 Burgenland 49,90 Vorarlberg 69,63 Tirol 103,52 Salzburg 59,33 Steiermark 54,52 Kärnten 36,03 06.05.2014 Data source: notification CAMPY data im Focus - 121. Amtsärztefortbildung (AGES/BMG for 2006-2008, EMS data for 2009/2010) Analyse zur Verfügung gestellt 14 von Abt. Infektionsepidemiologie, IMED Wien
Monatliche Inzidenz von 2006-2010 (N=25712) 12,00 10,00 Observed Beobachtete monthly monatliche incidence Inzidenz 2 Gleitender per. Mov. Avg. Mittelwert (Observed monthly incidence) 8,00 6,00 4,00 2,00 0,00 January February March April May June July August September October November December January February March April May June July August September October November December January February March April May June July August September October November December January February March April May June July August September October November December January February March April May June July August September October November December 2006 2007 2008 2009 2010 Year of notification 06.05.2014 Data source: notification CAMPY data im Focus - 121. Amtsärztefortbildung Analyse zur Verfügung gestellt von 15 Abt. Infektionsepidemiologie, IMED Wien Incidence (per 100,000 population)
Jahresdurchschnittliche monatliche Inzidenz, 2006-2010 (N=25712) Annual average month-specific incidence Incidence per 100,000 pyr 8,00 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00 4,72 4,77 3,74 3,32 2,89 6,19 7,40 7,34 6,53 5,64 5,31 3,83 2,00 1,00 0,00 January February March April May June July August September October November December Month of notification Data source: notification data 16 Analyse zur Verfügung gestellt von Abt. Infektionsepidemiologie, IMED Wien
100% Prävalenz (Campylobacter Positivität) auf Masthähnchen-Schlachtkörpern 80% 71,4% 80,0% 60% 60,0% 61,1% 57,1% 56,5% 40% 20% 34,2% 25,9% 26,8% 21,6% 41,2% 40,0% 0% Data source: Grundlagenstudie 2008 17
Campylobacter spp. auf Masthähnchen- Schlachtkörpern (EFSA 2008) Schlachtkörper (N=408) zum Zeitpunkt der Schlachtung Gesamtprävalenz: 80,6% Prävalenz nach Keimbelastung (KBE/g Nackenhaut): N 160 140 120 100 80 60 40 20 0 146 82 86 61 30 3 Data source: Grundlagenstudie 2008 18
Auswahl einiger Themenschwerpunkte der AGES-Task Force Campy Meldesystem Guillain-Barré-Syndrom Anteilsmäßige Bestimmung der Campylobacter-Quellen an den humanen Fällen Awareness Interventionen und Modellierung Themenbericht Campylobacter 19
Guillain-BarréSyndrome Autoimmunerkrankung des peripheren Nervensystems (Autoantikörper gegen Myelinschicht) vollständige Genesung möglich 20% schwere neurologische Defizite auf Dauer 5% sterben häufigste akute neuromuskuläre Paralyse geschätzte Inzidenz gesamt 1-2 Fälle/100 000 Personen/Jahr ca. 1/3 der GBS-Fälle haben positive Campylobacteriose-Anamnese 20
Ziel der Campylobacter Plattform Erarbeiten eines Konsensuspapiers über die möglichen Maßnahmen entlang der LM- Kette zur Reduzierung, sowie Beurteilung der humanmedizinischen Bedeutung der Campylobacteriosen beim Menschen. Lebensmittelkette 21
Plattform Campylobacter 2012-2013 AG Humanmedizin Vorsitz: Springer; Vorsitz Stv: Muchl AG Verarbeitung & Vermarktung: Vorsitz: Matt; Vorsitz Stv: Stangl, Jebousek AG Primärproduktion: Vorsitz: Laßnig, Vorsitz Stv: Rücker; 22
Organisation AG Humanmedizin Konsensus papier AG Verarbeitung & Vermarktung AG Primärproduktion 23
Diskussionen: Auftakt Arbeitsbereich: Schlachtung - Vermarktung - Konsumenten Diskussionsgrundlage: EFSA-opinion Gliederung und Schwerpunktsetzung: Schlachthöfe direkt mit einbinden Information bzgl. Projekt: pathogene Keime Keinmikrobiol. Kriterium, bevor Kontamination am Schlachtkörper nicht beeinflussbar ist; thematische Überschneidungen mit den beiden anderen AGs Humanmedizin: Konsumenteninformation Primärproduktion: Abholung, Transport 24
Rolle der Geflügelwirtschaft Dioxinkrise im Juni 1999 (B, NL): Rückgang Geflügelfleischkonsums korrelierte mit einem 40 % igen Inzidenz Rückgang der humanen Campylobacteriose. Island Risikomanagementmaßnahmen (ausschließlich Hühnerfleisch, Hühnerfleischzubereitung): Inzidenzsenkung der Campylobacteriose von 116 auf 33/100.000 EW Source attribution Modelle (England, Irland, NL, Neuseeland, usw.): immer Geflügel als die häufigste Quelle von Campylobacteriose 25
Interventionen Intervention Zielsetzung Wirksamkeit Futterentzug (8-12h vor Schlachtung) Scheduled slaughter Kotaustritt im Zuge der Schlachtung, Kotkonsistenz Behandlung hoch kontaminierter Karkassen erwiesen abh. von der Definition: hoch kontaminiert Behandlung der Schlachtkörper (physikal., chem., Bestrahlung) Erregerkonzentration am Schlachtkörper erwiesen Verhindern von Kotaustritt und Kotverschmutzung Verpackung Labelling Logistische Schlachtung Keine Kot-Kontamination des Schlachtkörpers erwiesen Verringern des Austrittes ungewiss; Datenlücke; Information des Konsumenten Kreuzkontamination durch Änderung der Schlachtreihenfolge Nicht bekannt Nicht gegeben, internationale Studien 26
CAMPY im Focus - 121. Amtsärztefortbildung 27
CampylobacterBekämpfung in anderen Ländern: 4 Beispiele Island: 3 Säulen (Mastbetrieb, Tieffrieren, KI) UK: Zielsetzung bis 2015 Neuseeland: Senkung der Campylobacteriose Inzidenz Irland: Kontrollprogramm erarbeitet 28
Konsensuspapier (Die) Strategie/Maßnahmen zur Bekämpfung von Campylobacter ZIEL: Maßnahmen zur Reduktion von Campylobacter entlang der LM-Kette Mögliche Maßnahmen Umgesetzte Maßnahmen geplante Maßnahmen mit rel. geringem Aufwand Diskutierte Maßnahmen mit erhöhtem Mehraufwand Dzt. NICHT umsetzbare/nicht wirksame Maßnahmen Fehlende Präparate Rechtliche Bestimmungen Nicht wirksame Maßnahmen Problematisch einzustufende Maßnahmen (Markt!) 29
Konsensuspapier (Die) Strategie/Maßnahmen zur Bekämpfung von Campylobacter Hygiene Hygiene Hygiene 3Angriffspunkte: Primärproduktion (Senkung der Prävalenz) Schlachtung (hoch positive vermeiden) Konsument (Küchenhygiene) 30
Primärproduktion: Senkung der Prävalenz Eintrag verhindern (Eier sind Campylobacter frei) Geflügelhygieneverordnung als Basis Maßnahmenbündel (Verhalten des Landwirtes!!!)>> Information und Unterstützung der Erzeuger/ Landwirte (Bewusstsein, Fehlervermeidung, etc.) eine einzige Abweichung: Gefahr einer positiven Herde Campylobacter Monitoring Einheitliches Vorgehen der Behörden in allen BL Elimination von Campylobacter nicht realistisch!!! 31
Gute Hygiene Korreliert Hygiene mit Campylobacter-Freiheit? Alle Lieferungen Campylobacter positiv Alle Lieferungen Campylobacter negativ entnommen aus Matt, M. et al. 2013 32
Hygiene Hygiene Hygiene Lessonslearned drei Angriffspunkte: Primärproduktion (Senkung der Prävalenz) Schlachtung (hoch positive vermeiden) Konsument (Küchenhygiene) 33
Campylobacter spp. auf Masthähnchen- Schlachtkörpern (EFSA 2008) Schlachtkörper (N=408) zum Zeitpunkt der Schlachtung Gesamtprävalenz: 80,6% Prävalenz nach Keimbelastung (KBE/g Nackenhaut): N 160 140 120 100 80 60 40 20 0 146 82 86 61 30 3 Data source: Grundlagenstudie 2008 34
CampylobacterErgebnisse am Schlachtkörper! Am SK quantitative Aussage WICHTIG!!! (wichtiger, als qualitative?) 35
Maßnahmen (quantifiziert) und public health impact: zulässige Höchstkonzentrationen am Schlachtkörper Mgl. zulässige Höchstkonzentration am SK Reduktion public health risk Lt. Ergebnisse Baseline (AUT) 1000 KBE/g > 50% 23% der SK; 500 KBE/g > 90% 29% der SK; Scientific Opinion on Campylobacter in broiler meat production: control options and performance objectives and/or targets at different stages of the food chain, EFSA Journal 2011;9(4):2105 [141 pp.] CAMPY im Focus - 121. Amtsärztefortbildung 36
Schlachtung: hoch positive vermeiden Kotaustritt verhindern (Campylobacter sind im Kot der Tiere!) Schlachthygiene, Hygieneindikatoren; z. B. wöchentlicher Nachweis von Campylobacter in Nackenhaut bei Schlachtung einer positiven Herde: n=5, c=1, m=4log, M=5log (aus FSAI 2011) Monitoring (quantitativ!), Information für Schlachthof (Bewusstsein, Fehlervermeidung, Verbesserung etc.) sterile Schlachtkörper: nicht realistisch!!! 37
Hygiene Hygiene Hygiene Lessonslearned drei Angriffspunkte: Primärproduktion (Senkung der Prävalenz) Schlachtung (hoch positive vermeiden) 3. Konsument (Küchenhygiene) 38
Küchenhygiene Konsumenteninformation vor allem im Privathaushalt Aktion Richtig und sicher kochen verschiedene Folder (AGES, BMG, etc.) Info alleine: zu wenig; Interesse? Verständnis? Verhaltensänderung? 39
Küchenhygiene 40
Primärproduktion: W I C H T I G : Elimination nicht möglich (da Campylobacter ubiquitär) Reduktion der Prävalenz durch Hygiene = möglich Schlachtung: steriles Produkt: nur durch UV-Bestrahlung mgl. (chem. Dekontamination Verringerung, keine Elimination) Reduktion der SPITZENbelastungendurch Hygiene = möglich Konsument: Bei zu hoher Keimbelastung des Produkts: Hygiene kein ausreichender Schutz! Hygienisches Verhalten wichtig, schützt bei geringer Keimbelastung Konsumenteninformation! 41
Vorschlag akzeptieren, dass die eine Maßnahme nicht existiert (kein Schwarz-Weiß- Denken ), dass mehrere Angriffspunkte zur Bekämpfung notwendig sind >>PH bzw. ONE HEALTH PROBLEMATIK! bestehende Rechtsvorschriften und Hygieneleitlinien nutzen und umsetzen Monitoring (Primärproduktion, SH) 42
Hygiene Hygiene Hygiene Bekämpfung von Campylobacter drei Angriffspunkte: 1.Primärproduktion (Senkung der Prävalenz) 2. Schlachtung (hoch positive vermeiden) 3. Konsument (Küchenhygiene) 43
Hinweise/Referenzen/Literatur ThemenberichtCampylobacter http://www.ages.at/ages/risikobewertung/publikationen-und-reports/themenberichtcampylobacter/ Konsensuspapier Campylobacter http://www.ages.at/ages/gesundheit/wennessen-krank-macht-den-keimen-auf-der-spur/die-wichtigstenerreger/campylobacter/konsensuspapier-der-bundesweiten-plattform-campylobacter/ Matt, M., H.P. Stüger, and P. Pless. 2013. Risk Priority Number: A Measuring Instrument for Hygienic Management on Broiler Farms, Reflecting Their Campylobacter Status. Agriculture 3(4): 700 714. EFSA, 2011. Scientific Opinion on Campylobacter in broiler meat production: control options and performance objectives and/or targets at different stages of the food chain. EFSA Journal 9 (4)(2105): 141. Sears, A. 2011. Marked Campylobacteriosis Decline after Interventions Aimed at Poultry, New Zealand. Emerging Infectious Diseases 17(6): 1007 1015. FSAI, F.S.A. of I. 2011. Recommendations for a practical control programme for Campylobacter in the poultry production and slaughter chain. VO: Gesundheitskontrollen und Hygienemaßnahmen in Geflügel-Betrieben (Geflügelhygieneverordnung) 44
! VIELEN DANK! Dr. Monika Matt AGES, Daten, Statistik und Integrative Risikobewertung Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit bei Geflügel sowie allen anderen KollegInnen der Plattform Campy! 45
???FRAGEN??? JETZT Später post.gesundheit@bgld.gv.at ATA Mag. Andreas Wunsch, Koordinator für Tierärztliche Lebensmittelaufsicht Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 6 HR III ÖGD, Referat Nahrungsmittelkontrolle Tel.: 057 600 2687, Fax.: 057 600 2533 Mobil: 0043 (0) 676 4087208 andreas.wunsch@bgld.gv.at 46
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