1 Vielen Dank, Herr Stadtdirektor Townsend, für die freundliche Begrüßung Sehr geehrte Frau Dr. Kaluza (Ministerium Familie, Kinder, Jugend Kultur und Sport)* Sehr geehrter Dr. Diemer (Mercator) Sehr geehrter Herr Kröck (Schauspiel Bochum, Förderer) Verehrte Gäste Beste Inez Jetzt, da die Niederländer für die Zukunft Europas stehen, passt es ja bestens, dass Du für die Zukunft NRWs stehst. Wir haben natürlich neben den Männern, die in Deutschland gefragter sind, eine außergewöhnliche Liga an export-fähigen Niederländerinnen im Angebot. Obwohl wir versuchen, das möglichst nicht zu laut zu sagen, überrascht es mich ganz und gar nicht, dass Inez Boogaarts nun in Bochum, der schnellsten Stadt Deutschlands, das Rennen gemacht hat. Schließlich versetzt Deine Arbeitswut Berge, und die haben wir in den Niederlanden schlicht nicht. Demnach hättest du eigentlich in Bayern landen müssen. Aber immerhin steigst Du von Rotterdam nach Bochum 106 Meter auf, von minus sechs Meter unter dem Meeresspiegel auf hundert über. Wenn das keine Berge sind!
2 Zukunftsakademie NRW, das klingt vielversprechend. Aber was verstehen wir eigentlich unter Zukunft? Wo stehen wir zum Beispiel 2050? Ich meine: wir alle, nicht Inez und ich. Ansonsten wäre die Antwort leicht: Wir werden irgendwo an einem auf digitalen Oberflächen plätschernden Meer sitzen, Hähnchenschlegel in Brei-Konsistenz aus dem Drei-D-Printer serviert bekommen und ab und an bei unseren Nachfahren auf dem Mars per Gedankentelefon anrufen. Wir werden uns dann schon etwa 60 Jahre lang kennen, und der heutige Tag wird eines der vielen Highlights unserer täglichen Gedächtnisübungen sein. Aber zurück zum Wir, zur Gesellschaft. Wo stehen wir in 10, 20, 30 Jahren? Bis auf die extremste Zeit des kalten Krieges und der atomaren Aufrüstung hat darüber in unseren Nachkriegs- Biografien offenbar nie so viel Unsicherheit geherrscht wie derzeit. Bei allem, was wir seit dem Ende des zweiten Weltkriegs auf dem Gebiet der Gleichberechtigung, der Freiheit des Individuums, der Erziehung, der Selbstreflektion, des Respekts erreichen konnten, müssten wir allen Grund haben, ein positives, hoffnungsvolles Zukunftsszenario vor uns zu sehen. Gleichzeitig entstehen berechtigte und unberechtigte Ängste hinsichtlich globaler Entwicklungen, die uns extrem nervös machen.
3 Allzu oft versäumen wir es, uns unser positives Kapital vor Augen zu stellen, um uns daran für die Zukunft zu stärken. Das Positive aus den Augen zu verlieren, weil wir nicht gelernt haben, es zu sehen, ist gefährlich. Darum denke ich, dass einer gesellschaftlichen Institutionen wie der Zukunftsakademie NRW eine enorm wichtige Rolle zukommt. Von hieraus werden Programme initiiert, die helfen, positive Erfahrungen zu gestalten und das Wissen darum mit in die Zukunft zu nehmen. Programme, die die Angst aus dem Weg räumen und Potentiale aufzeigen. Du, Inez, hast in verschiedensten Bereichen von Kunst und Kulturförderung, -beratung und Management gearbeitet, ich nenne nun nur einige wenige: Du warst Direktorin der SICA- Stiftung, heute Dutch Cultur, Du hast das niederländische Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft zu internationaler Kulturpolitik beraten, stemmtest den niederländischen Beitrag zu Ruhr 2010 als Kultur- und Presse- Attaché des niederländischen Konsulats in Düsseldorf und standest zuletzt dem Rat für Kunst und Kultur in Rotterdam vor. Deine Netzwerke spannen sich sparten-übergreifend von freier Szene zu Institutionen, von Politik zu Diplomatie.
4 In all diesen Bereichen habe ich dich gekannt und geschätzt und mich vor allem immer wieder gefreut, dass Du nie den Humor verloren hast, beziehungsweise ihn geradezu um Dich sprühtest. Interessanterweise hast Du vor zwei Jahren in einem Text für Leiderschap in Cultuur aber eine sehr ernste Mahnung ausgesprochen. Es sei Zeit, meintest Du, dass die Kunst sich auf ihren Kern zurückbesinnt und nicht alle möglichen sozialen Aufgaben übernimmt wie Fürsorge, Integration, kulturelle Bildung. Kunst solle eigensinnig, beunruhigend, überwältigend oder auch kontemplativ sein, das mache sie zum Fels in der Brandung. Das Übernehmen sämtlicher Aufgabenfelder der Sozialpolitik würde sie nivellieren. Dass klingt fast nach Annie M. G. Schmidt: Ich glaube nicht mehr an Helfen, es hilft nämlich nicht. Deine Schlussfolgerung ist aber eine ganz andere: Statt diese den Kunst-Institutionen abgesprochenen Aufgaben hinten runter fallen zu lassen, verschreibst Du Dich nun einer Institution, die sich genau dafür stark macht. Das heißt, einer Institution, die anerkennt, dass es einen kulturellen Bildungsauftrag gibt, der weder allein durch die klassischen Bildungs-Einrichtungen noch durch die Kunst-Institutionen gedeckt wird.
5 Man könnte sagen, Du wirst in Zukunft der Kunst den Rücken frei halten. Man könnte aber auch sagen: Du wirst Dich für eine Zukunft einsetzen, in der kulturelle und soziale Bildung nicht im Beiprogramm vorkommt. Zukunftsakademie NRW, das klingt nach Aufbruch. Gleichzeitig knüpfst Du, Inez, an das Interesse an, was Dich einst Dein Studienfach wählen ließ: Sozialgeografie mit unter anderem dem Fach Stadtplanung ein Fach, in dem die Niederlande, gerade auch aufgrund ihres rein räumlichen Laborcharakters, als zukunftsorientiert und experimentierfreudig gelten. Eine letzte Qualität will ich nennen, um meiner Begeisterung für Deine neue Stelle Ausdruck zu verleihen: die Tatsache, dass Du flämische Niederländerin bist und damit eine kaum zu überbietende interkulturelle Kompetenz mitbringst nicht zuletzt, was die Temperatur von Bier angeht. Es ist ja manchmal so, dass einem das Nahe ferner als das Ferne ist. Gerade aber im Bereich der Zukunftsgestaltung ist ein Vergleich von best practices in Belgien, den Niederlanden und Deutschland, denke ich, besonders fruchtbar. Wer ein Dreiländereck in Personalunion ist, hat in dieser Beziehung zweifellos gut Karten. Ich gratuliere Dir, dem Land NRW, der Stadt Bochum, der Mercator-Stiftung und vor allem der Zukunft ganz herzlich zu Eurer gemeinsamen Entscheidung!
6 *des Landes NRW für die Abteilung 4/Kultur in Vertretung für Staatssekretär Bernd Neuendorf, Ria: verzoek van mw. Oommen deze mondvol compleet te noemen. ->????)