DOMUSplus AUS DEM INHALT. Liebe Kunden, Juni 2011 AKTUELLE STEUERGESETZÄNDERUNGEN AKTUELLES AUS DER RECHTSPRECHUNG IMPRESSUM

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Transkript:

Juni 2011 2011 DOMUS Gruppe c/o DOMUS AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft Sitz der Gesellschaft: Lentzeallee 107 14195 Berlin AUS DEM INHALT Liebe Kunden, sie ist ein Dauerthema, sowohl in der Praxis als auch in der DOMUSplus: Die ertragsteuerliche Organschaft. Hierbei können Unternehmen viele Fehler machen, die letztendlich dazu führen, dass das Organverhältnis zwar zivilrechtlich, aber nicht steuerlich wirkt. Für eine ertragsteuerliche Anerkennung durch den Fiskus müssen jedoch sämtliche Voraussetzungen erfüllt sein. Eine davon ist bekanntlich ein zivilrechtlicher Gewinnabführungsvertrag. Dieser hat auch eine Verlustübernahmeverpflichtung gemäß 302 Abs. 4 des Aktiengesetzes zu enthalten, sofern die Organgesellschaft nicht selbst den Regelungen des Aktiengesetztes unterliegt. Gerade die Verlustübernahmeverpflichtung sorgte in letzter Zeit für Streit und somit für Beschäftigung beim Bundesfinanzhof (BFH). In unserer letzten DOMUSplus berichteten wir bereits von einem BFH-Urteil, nach dem die Gewinnabführung erst dann vorgenommen werden darf, wenn ein vorhandener vororganschaftlicher Verlustvortrag vollständig mit laufenden innerorganschaftlichen Gewinnen verrechnet worden ist. Auch in der aktuellen Ausgabe weisen wir in den Punkten 8 und 25 auf zwei Urteile des BFH hin, die unbedingt zu beachten sind, wenn die ertragsteuerliche Organschaft gewünscht ist. Natürlich enthält unsere Juni-Ausgabe auch wieder viele weitere aktuelle Themen und Urteile zum Steuerecht Weiterlesen lohnt sich! Erweiterung der Steuerschuldnerschaft des Leistungsempfängers auf Mobilfunkgeräte Kein Vorsteuerabzug beim Betriebsausflug bei Überschreiten der Freigrenze Tankgutscheine des Arbeitgebers als steuerbefreiter Sachlohn Steuerfreiheit von pauschalen Zuschlägen für Sonntags-, Feiertags- oder Nachtarbeit Zinsen auf Einkommensteuererstattungen sind doch steuerpflichtig Steuerliche Konsequenzen einer nicht verhältniswahrenden Verschmelzung auf Anteilseignerebene Einkommensteuerliche Behandlung der Umsatzsteuer auf private PKW-Nutzung richtet sich nach Umsatzsteuerrecht Bildung einer Rückstellung für die Kosten einer zukünftigen Betriebsprüfung in der Bilanz eines Großbetriebs ist zulässig Umgekehrte Heimfahrten bei doppelter Haushaltsführung Kein Vorsteuerabzug bei einem steuerfreien Beteiligungsverkauf IMPRESSUM Dr. Klaus-Peter Hillebrand DOMUS AG Vorstandsvorsitzender Thomas Winkler DOMUS AG Mitglied des Vorstandes Wirtschaftsprüfung Steuerberatung Wirtschaftsrechtliche Beratung Unternehmens- und Kommunalberatung Berlin Dresden Düsseldorf Erfurt Frankfurt (Oder) Hamburg Hannover Magdeburg Potsdam Prenzlau Schwerin Senftenberg

1 ERWEITERUNG DER STEUERSCHULDNER- SCHAFT DES LEISTUNGSEMPFÄNGERS AUF MOBILFUNKGERÄTE Nach Artikel 6 des sechsten Gesetzes zur Änderung von Verbrauchssteuergesetzen wird das sog. Reverse- Charge-System (Verlagerung der Steuerschuldnerschaft auf den Leistungsempfänger) nach 13 b UStG auf eine neue Fallgruppe erweitert. Ab dem 1. Juli 2011 fällt damit auch die Lieferung von Mobilfunkgeräten und bestimmten Computerbauteilen darunter. Die Regelung gilt nur bei Lieferung dieser Gegenstände, wenn der Rechnungsbetrag mindestens 5.000 beträgt. 2 KEINE STEUERSCHULD AUF INNENUMSATZ ZWISCHEN ORGANGESELLSCHAFT UND ORGANTRÄGER BFH-Urteil vom 28. Oktober 2010, V R 7/10, BFH/NV 2011, S. 543, DB 2011, S. 338, DStR 2011, S. 308 Eine Organgesellschaft ging davon aus, dass Leistungen gegenüber dem Organträger umsatzsteuerpflichtig sind. Dieser Auffassung folgend wurden Rechnungen mit gesondertem Steuerausweis ausgestellt. Das Finanzamt sah die Leistungen als nichtsteuerbaren Innenumsatz an. Die dem Organträger in Rechnung gestellte Umsatzsteuer wurde als bei ihm nicht abzugsfähig angesehen. Bei der Organgesellschaft sollte die Umsatzsteuer trotzdem unter dem Gesichtspunkt des unberechtigten Ausweises erhoben werden. Der Bundesfinanzhof kommt zu einem anderen Ergebnis: Bei den Leistungen zwischen einer Organgesellschaft und dem Organträger handelt es sich um Innenumsatz. Sie sind nicht steuerbar. Eine Steuerpflicht kann sich weder unter dem Gesichtspunkt eines zu hohen, noch des unberechtigten Steuerausweises ergeben. Außerdem ist, soweit eine Organgesellschaft ihre Leistungen gegenüber dem Organträger mit gesondertem und zutreffendem Steuerausweis in Rechnung stellt, nicht sie, sondern der Organträger Steuerschuldner. 3 KEIN VORSTEUERABZUG BEIM BETRIEBS- AUSFLUG BEI ÜBERSCHREITEN DER FREI- GRENZE BFH-Urteil vom 9. Dezember 2010, V R 17/10, DStR 2011, S. 460 Kosten für im überwiegend betrieblichen Interesse des Arbeitgebers durchgeführte Betriebsveranstaltungen dürfen pro Arbeitnehmer nicht mehr als 110 inklusive Umsatzsteuer betragen. Kosten für Aufwendungen von teilnehmenden Angehörigen der Arbeitnehmer sind diesen zuzurechnen. Außerdem dürfen maximal zwei Betriebsveranstaltungen pro Jahr durchgeführt werden. Wird die Freigrenze von 110 überschritten, ist der Gesamtbetrag als Arbeitslohn zu versteuern. In solchen Fällen ist auch kein Vorsteuerabzug möglich. Gleichzeitig unterbleibt auch die Entnahmebesteuerung. 4 TANKGUTSCHEINE DES ARBEITGEBERS ALS STEUERBEFREITER SACHLOHN BFH-Urteil vom 11. November 2010, VI R 27/09, BFH/NV 2011, S. 484, DStR 2011, S. 260; BFH-Urteil vom 11. November 2010, VI R 41/10, BFH/NV 2011, S. 486 Räumt der Arbeitgeber seinem Arbeitnehmer das Recht ein, bei einer bestimmten Tankstelle auf seine Kosten tanken zu dürfen, liegt ein Sachbezug vor. Dies gilt auch dann, wenn der Arbeitnehmer auf eigene Kosten tankt und der Arbeitgeber später nach Vorlage eines monatlich ausgestellten Benzingutscheins den bezahlten Betrag erstattet und dies auf dem Gutschein bestätigt. Auch die Möglichkeit des Arbeitnehmers, mittels Tankkarte bis zum Höchstbetrag von 44 monatlich bei einer Vertragstankstelle zu tanken, erfüllt diese Voraussetzung. Rechtsprechung und Finanzverwaltung waren bisher der Auffassung, dass die Überlassung von Gutscheinen, die neben der Bezeichnung der zuzuwendenden Ware oder Dienstleistung auch einen anzurechnenden Betrag oder Höchstbetrag ausweisen, Barlohn darstellen. 5 STEUERFREIHEIT VON PAUSCHALEN ZU- SCHLÄGEN FÜR SONNTAGS-, FEIERTAGS- ODER NACHTARBEIT BFH-Urteil vom 16. Dezember 2010, VI R 27/10, DStR 2011, S. 358 Pauschale Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- oder Nachtarbeit sind nur dann steuerfrei, wenn sie für tatsächlich geleistete und nachgewiesene Zeiten gewährt werden. Sind sie Teil einer einheitlichen Tätigkeitsvergütung, reicht das für die Steuerbefreiung nicht aus. Dies macht der folgende Fall deutlich: Ein Flugkapitän hatte arbeitsvertraglich prozentuale Zulagen zum Grundgehalt (20 % für Nachtdienst, 7 % für Samstags- und 14 % für Sonntagsarbeit) mit seinem Arbeitgeber vereinbart. In seiner Steuererklärung machte er pauschal für einen Teil seiner Gesamtbezüge Steuerfreiheit geltend. Der Bundesfinanzhof hat das abgelehnt und deutlich gemacht, dass die Voraussetzung für die Steuerfreiheit ein Nachweis der tatsächlich geleisteten Stunden ist.

6 VERLUSTVORTRÄGE DES ÜBERNEHMENDEN RECHTSTRÄGERS GEHEN UNTER, WENN DIESER BEI VERSCHMELZUNG SEINE WIRTSCHAFTLICHE IDENTITÄT VERLIERT BFH-Urteil vom 12. Oktober 2010, I R 64/09, BFH/NV 2011, S. 525, DStRE 2011, S. 229, DB 2011, S. 333 Nach der im Regelfall bis zum 31. Dezember 2007 geltenden Gesetzeslage konnte eine Körperschaft Verlustvorträge nur dann steuermindernd geltend machen, wenn sie wirtschaftlich mit der Körperschaft identisch war, die die Verluste erzielt hatte. Dazu bestimmte das Gesetz, dass die wirtschaftliche Identität insbesondere dann verloren ging, wenn mehr als die Hälfte der Geschäftsanteile übertragen und der Körperschaft überwiegend neues Betriebsvermögen zugeführt wurde. Dabei musste zwischen dem Anteilswechsel und der Zuführung neuen Betriebsvermögens ein sachlicher Zusammenhang bestehen. Ob dem übernehmenden Rechtsträger, der über Verlustvorträge verfügt, im Rahmen einer Verschmelzung überwiegend neues Betriebsvermögen zugeführt wurde, ist nach Auffassung des Bundesfinanzhofs durch einen Vergleich des Betriebsvermögens vor und nach der Verschmelzung festzustellen. Dabei ist das Betriebsvermögen jeweils mit dem Teilwert (und nicht den Buchwerten) anzusetzen. Einzubeziehen sind alle Vermögensgegenstände, und zwar unabhängig davon, ob sie bilanziert werden dürfen oder nicht. Der Bundesfinanzhof verneint einen sachlichen Zusammenhang zwischen dem Anteilswechsel und der Zuführung neuen Betriebsvermögens, wenn im Zusammenhang mit dem Anteilswechsel bei der Muttergesellschaft bisherige Tochterunternehmen auf diese verschmolzen werden. Das auf die Muttergesellschaft übergehende Betriebsvermögen der Tochterunternehmen ist deshalb nicht in die Vergleichsrechnung einzubeziehen. Hinweis: Für Anteilsübertragungen nach dem 31. Dezember 2007 hat der Gesetzgeber den Wegfall von Verlustvorträgen komplett neu geregelt. Insbesondere können schon Anteilsübertragungen von mehr als 25 % schädlich sein und es kommt auf die Zuführung neuen Betriebsvermögens nicht mehr an. 7 PENSIONSZUSAGE: KOPPELUNG AN DIE HÖHE DER AKTIVBEZÜGE UND BEDEUTUNG BEI DEREN ABSENKUNG BFH-Urteil vom 12. Oktober 2010, I R 17/10, I R 18/10, BFH/NV 2011, S 452 Dem GmbH-Gesellschafter-Geschäftsführer wurde eine Pensionszusage erteilt. Deren Höhe war an die Entwicklung seiner Aktivbezüge gekoppelt. Für einen Zeitraum von 15 Monaten hatte er unter Aufrechterhaltung der Pensionszusage auf seine Aktivbezüge verzichtet. Grund waren wirtschaftliche Schwierigkeiten der Gesellschaft. Für die fraglichen Geschäftsjahre kürzte das Finanzamt die gebildete Pensionsrückstellung auf Null. Die Gesellschaft war demgegenüber der Auffassung, dass eine nur vorübergehende Gehaltsabsenkung keinen Einfluss auf die bestehende Pensionsrückstellung haben dürfe. Die Vertragsparteien sahen das Fehlen entsprechender schriftlicher Änderungsvereinbarungen als unerheblich an. Der Bundesfinanzhof folgte der finanzamtlichen Auffassung. Pensionszusagen bedürfen grundsätzlich der Schriftform. Dies gilt auch für spätere Änderungen. Sieht das Versorgungsversprechen gegenüber einem Gesellschafter-Geschäftsführer die uneingeschränkte Koppelung der Versorgungshöhe an die Höhe der Aktivbezüge vor, ist diese Vereinbarung ebenfalls zu beachten. Zur Anerkennung einer abweichenden Regelung bedarf es der klaren schriftlichen im Voraus getroffenen Vereinbarung. Darin ist zu regeln, welcher Zeitrahmen und welcher Maßstab wirtschaftlicher Belastungen ausschlaggebend für die Aufrechterhaltung der Pensionszusage während einer Phase der notwendigen Absenkung der Aktivbezüge sein sollen. 8 ERTRAGSTEUERLICHE ORGANSCHAFT SETZT VEREINBARUNG DER AKTIENRECHTLICHEN VERJÄHRUNGSREGELUNG VORAUS BFH-Beschluss vom 22. Dezember 2010, I B 83/10, DStR 2011, S. 219, DB 2011, S. 212 Eine ertragsteuerliche Organschaft mit einer GmbH als Organgesellschaft setzt u. a. voraus, dass der Organträger sich zur Übernahme des Verlustes verpflichtet. Diese Vereinbarung zur Verlustübernahme muss entsprechend des 302 des Aktiengesetzes (AktG) erfolgen. Daher ist auch zu vereinbaren, dass der Verlustausgleichsanspruch der Organgesellschaft erst zehn Jahre nach Bekanntmachung der Eintragung der Beendigung des Gewinnabführungsvertrages im Handelsregister verjährt ( 302 Abs. 4 AktG). Es bleibt abzuwarten, ob das Gericht seine vorläufige Entscheidung im Hauptsacheverfahren bestätigt. 9 KEINE ERWEITERTE KÜRZUNG BEI BETEILI- GUNG DURCH KOMPLEMENTÄR-GMBH BFH-Urteil vom 19. Oktober 2010, I R 67/09, DStR 2011, S. 360, DB 2011, S. 455 Unternehmen, die ausschließlich eigenen Grundbesitz oder neben eigenem Grundbesitz eigenes Kapitalvermögen verwalten und nutzen oder daneben Wohnungsbauten betreuen oder Einfamilienhäuser, Zweifamilienhäuser oder Eigentumswohnungen errichten und veräußern, können u. a. den auf die Verwaltung und Nutzung eigenen Grundbesitzes entfallenden Teil des Gewerbeertrags kürzen. Der Bundesfinanzhof hat diese Kürzung einer GmbH versagt, die als Komplementärin an einer vermögens-

verwaltenden Kommanditgesellschaft beteiligt war. Das Halten einer solchen Beteiligung fällt nicht unter den Katalog der Kürzungsvorschriften des Gewerbesteuergesetzes. 10 ZINSEN AUF EINKOMMENSTEUERERSTAT- TUNGEN SIND DOCH STEUERPFLICHTIG BFH-Urteil vom 15. Juni 2010, VIII R 33/07, FG Münster, Urteil vom 16. Dezember 2010, 5 K 3626/03, (Revision eingelegt, Az. BFH: VIII R 1/11) Der Bundesfinanzhof hat Mitte des vergangenen Jahres entschieden, dass Zinsen, die das Finanzamt auf Grund von Einkommensteuererstattungen an den Steuerbürger zahlt, nicht als Einkünfte aus Kapitalvermögen einkommensteuerpflichtig sind. Die Freude über dieses Urteil dauerte nur wenige Monate. Das Jahressteuergesetz 2010 regelt, dass entsprechende Erstattungszinsen in allen noch offenen Fällen steuerpflichtige Kapitaleinnahmen sind. Das Finanzgericht Münster entschied, dass diese durch das Jahressteuergesetz rückwirkend angeordnete Besteuerung von Einkommensteuererstattungszinsen verfassungsgemäß ist. Der Bundesfinanzhof muss abschließend entscheiden. Hinweis: Da kaum damit zu rechnen ist, dass der Bundesfinanzhof seine erst vor kurzem getroffene Entscheidung ändern wird, sollte gegen belastende Einkommensteuerbescheide Einspruch eingelegt und Ruhen des Verfahrens beantragt werden. 11 ZAHLUNGEN EINES UNTERNEHMENS IN DIE INSTANDSETZUNGSRÜCKLAGE EINER WOH- NUNGSEIGENTÜMERGEMEINSCHAFT SIND ZU AKTIVIEREN FG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 9. September 2010, 8 K 8104/07, (Revision eingelegt, Az. BFH: I R 94/10) Die Finanzverwaltung ist der Auffassung, dass die Zahlungen in eine Instandsetzungsrücklage grundsätzlich nicht sofort abzugsfähige Betriebsausgaben oder Werbungskosten sind. Erst bei Verausgabung, also Zahlung aus der Instandsetzungsrücklage, entstehen abzugsfähige Ausgaben. Dies hat der Bundesfinanzhof bestätigt. Das Gericht wird sich erneut mit dem Thema beschäftigen müssen. Grund dafür ist die Entscheidung eines Finanzgerichts, dass bei einer GmbH die Zahlungen in die Instandsetzungsrücklagen verschiedener Wohnungseigentümergemeinschaften nicht als Betriebsausgaben anerkannt, sondern als geldwerte Vermögensposition, die bei der Bemessung des Kaufpreises von Eigentumswohnungen Berücksichtigung findet, in Höhe des Nennwerts aktiviert hat. 12 VERZICHT AUF DARLEHENSFORDERUNG GEGEN ARBEITGEBER SIND WERBUNGS- KOSTEN DES ARBEITNEHMERS BFH-Urteil vom 25. November 2010, VI R 34/08, DStR 2011, S. 305, DB 2011, S. 393 Verzichtet der Geschäftsführer einer GmbH auf ein Darlehen gegen diese Gesellschaft, kann dies zu Werbungskosten bei den Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit führen. An dieser Beurteilung ändert sich nichts, wenn der Geschäftsführer das Darlehen zu einem Zeitpunkt gewährt hat, als er noch Gesellschafter war und später dann seine Anteile veräußert. Einzige Voraussetzung für den Abzug als Werbungskosten in einem solchen Fall ist die Werthaltigkeit der Darlehensforderung. 13 VERPFLICHTUNG AUS EINER RÜCKVER- KAUFSOPTION IST ALS VERBINDLICHKEIT ZU PASSIVIEREN BFH-Urteil vom 17. November 2010, I R 83/09, DStR 2011, S. 353, DB 2011, S. 449 Ein Autohändler veräußerte Neuwagen an verschiedene Autovermietungsgesellschaften. Er verpflichtete sich bereits bei Vertragsabschluss gegenüber den Käufern, die Fahrzeuge nach Ablauf der vorher festgelegten Nutzungszeit zu einem festgesetzten Preis zurückzukaufen. Die für diese Rückkaufverpflichtungen gebildeten Rückstellungen wurden vom Finanzamt nicht anerkannt. Nach einer Entscheidung des Bundesfinanzhofs sind Verpflichtungen aus vorgenannten Sachverhalten als Verbindlichkeit und nicht als Rückstellung zu berücksichtigen und in der Bilanz auszuweisen. Bei den Rückkaufverpflichtungen handelt es sich um selbstständige Verpflichtungen, die beim Verkauf der Neuwagen eingegangen wurden. Sie sind losgelöst von dem späteren eigentlichen Rückkaufgeschäft zu beurteilen. Sie bleiben während der gesamten Laufzeit unverändert bestehen. Mit der Zahlung des Kaufpreises für den Neuwagen haben die Autovermietungsgesellschaften das Recht erworben, von dem Autohändler den Rückkauf der Fahrzeuge zu verlangen. 14 STEUERLICHE KONSEQUENZEN EINER NICHT VERHÄLTNISWAHRENDEN VER- SCHMELZUNG AUF ANTEILSEIGNEREBENE BFH-Urteil vom 9. November 2010, IX R 24/09, DStR 2011, S. 212, DB 2011, S. 209 Ist ein Gesellschafter an mehreren Kapitalgesellschaften wesentlich beteiligt und sollen diese nicht verhältniswahrend verschmolzen werden, kann dies auf Ebene des Gesellschafters zu einem steuerpflichtigen Veräußerungsgewinn führen.

Dies zeigt der folgende Fall: Der Gesellschafter G war an der M GmbH wesentlich beteiligt. Die T GmbH sollte auf die M GmbH verschmolzen werden. Gesellschafter der T GmbH war u. a. die I BV, deren alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer wiederum der G war. Die Verschmelzung der T GmbH auf die M GmbH erfolgte nicht verhältniswahrend. Die I BV erhielt für den Untergang ihrer Anteile an der T GmbH mehr neue Geschäftsanteile an der M GmbH, als sie bei einer Verschmelzung unter Berücksichtigung der tatsächlichen Wertverhältnisse erhalten hätte. Nach Ansicht des Bundesfinanzhofs kommt es dadurch zu einer verdeckten Einlage und damit zu einem steuerpflichtigen Veräußerungsvorgang. Der Gesellschafter G hat durch seine Mitwirkung an der nicht verhältniswahrenden Verschmelzung erreicht, dass von seinen Geschäftsanteilen an der aufnehmenden M GmbH Substanz auf die neuen Anteile der I BV an der M GmbH übergegangen ist. 15 HAUSHALTSZUGEHÖRIGKEIT EINES KINDES BEI TRENNUNG DER ELTERN BFH-Urteil vom 25. Juni 2009, III R 2/07, BStBl. 2009 II, S. 968, BFH-Beschuss vom 7. Dezember 2010, III B 33/10, BFH/NV 2011, S. 433 Trennen sich Eheleute und zieht ein Kind mit einem Elternteil in dessen neue Wohnung, hat dieser Elternteil einen Kindergeldanspruch. Wenn sich das Kind dann vorübergehend bei dem anderen Elternteil aufhält, führt das nicht zu einer Haushaltszugehörigkeit bei dem anderen Ehegatten. Diesem Elternteil steht damit auch kein Kindergeld zu. Bisher ist man davon ausgegangen, dass ein Wechsel der Haushaltszugehörigkeit regelmäßig beim Aufenthalt des Kindes von mehr als drei Monaten anzunehmen ist, sofern eine Rückkehr nicht von vornherein feststeht. Dieser Dreimonatszeitraum ist jedoch keine starre Grenze, sondern kann ein Indiz dafür sein, dass die Haushaltszugehörigkeit gewechselt hat. 16 EINKOMMENSTEUERLICHE BEHANDLUNG DER UMSATZSTEUER AUF PRIVATE PKW- NUTZUNG RICHTET SICH NACH UMSATZ- STEUERRECHT BFH-Urteil vom 7. Dezember 2010, VIII R 54/07, DStR 2011, S. 209, DB 2011, S. 276 Ein Unternehmer hatte einen PKW in seinem Betriebsvermögen. Er führte nur Aufzeichnungen über die Nutzung des PKW, aber kein ordnungsgemäßes Fahrtenbuch. Den privaten Nutzungsanteil setzte er in seiner Überschussrechnung des Jahres 2000 deshalb nach der 1 %-Regelung mit 1 % pro Monat des Bruttolistenpreises gewinnerhöhend an. Der Gewinn musste aber noch um die Umsatzsteuer auf die private PKW-Nutzung erhöht werden. Diese errechnete er nach dem sich aus den Aufzeichnungen ergebenden privaten Nutzungsteil von 25 % wie folgt: vorsteuerbelastete PKW-Kosten DM 20.000,00 davon 25 % privater Nutzungsteil DM 5.000,00 davon 16 % Umsatzsteuer DM 800,00 In seiner Überschussrechnung erhöhte er den Gewinn um DM 800,00. Das Finanzamt erhöhte den Gewinn aber um DM 1.996,80 nach folgender Berechnung: Bruttolistenpreis des PKW DM 130.000,00 12 % Eigenverbrauch DM 15.600,00 davon 80 % umsatzsteuerpflichtig DM 12.480,00 davon 16 % Umsatzsteuer DM 1.996,80 Der Bundesfinanzhof gab dem Unternehmer recht, weil sich die einkommensteuerliche Behandlung der Umsatzsteuer auf die private PKW-Nutzung nach dem Umsatzsteuerrecht richtet. 17 AUFWENDUNGEN FÜR HETEROLOGE KÜNST- LICHE BEFRUCHTUNG IST AUßERGEWÖHN- LICHE BELASTUNG BFH-Urteil vom 16. Dezember 2010, VI R 43/10, DStR 2011, S. 356 Aufgrund der Zeugungsunfähigkeit des Ehemannes entschloss sich ein Ehepaar für eine künstliche Befruchtung mit Samen eines anonymen Spenders (heterologe künstliche Befruchtung). Unter Hinweis auf die bisherige Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs lehnte das Finanzamt die Berücksichtigung der Aufwendungen als außergewöhnliche Belastung ab. Der Bundesfinanzhof hat seine Rechtsprechung geändert und lässt nunmehr den Abzug solcher Aufwendungen als außergewöhnliche Belastung zu. 18 AUFWENDUNGEN FÜR DIE BESEITIGUNG VON HAUSSCHWAMM IN DER EIGENEN WOHNUNG KÖNNEN ALS AUßERGEWÖHN- LICHE BELASTUNG ABZUGSFÄHIG SEIN Niedersächsisches FG, Urteil vom 17. August 2010, 12 K 10270/09, (Revision eingelegt, Az. BFH: VI R 70/10) Vermögensverluste im privaten Bereich sind keine außergewöhnlichen Belastungen. Die Beseitigung von Schäden an einem solchen Vermögensgegenstand kann ausnahmsweise eine außergewöhnliche Belastung sein, wenn der Vermögensgegenstand selbst von existentiell wichtiger Bedeutung ist, kein Anhaltspunkt für ein eigenes Verschulden erkennbar und Ersatzansprüche gegen Dritte nicht gegeben sind.

Eine Berücksichtigung als außergewöhnliche Belastung scheidet ebenfalls aus, wenn eine allgemein zugängliche und übliche Versicherungsmöglichkeit wie eine Gebäude- oder Hausratversicherung nicht wahrgenommen wurde. Existentiell notwendige Gegenstände sind z. B. Wohnung, Hausrat und Kleidung. Aufwendungen für Hausrat und Kleidung sind nur zu berücksichtigen, wenn vorhandene Gegenstände durch ein unabwendbares Ereignis wie Brand, Naturkatastrophe, Diebstahl usw. verlorengegangen oder beschädigt worden sind. Aufwendungen für das Wohnen in einem eigenen Haus (oder der eigenen Wohnung) sind steuerrechtlich grundsätzlich nicht zu berücksichtigen. Dieser Grundsatz schließt nicht ausnahmslos die Berücksichtigung von Aufwendungen zur Beseitigung von Schäden als außergewöhnliche Belastung aus. Das Niedersächsische Finanzgericht ist der Ansicht, dass der Befall einer Wohnung mit echtem Hausschwamm eine private Katastrophe ist, vergleichbar mit einem Wohnungsbrand. Es entschied, dass Aufwendungen für die Beseitigung von Hausschwamm außergewöhnliche Belastungen sein können. Der Bundesfinanzhof muss abschließend entscheiden. 19 ANRUFUNGSAUSKUNFT IM LOHNSTEUERVER- FAHREN HAT KEINE BINDUNGSWIRKUNG FÜR DIE VERANLAGUNG BFH-Urteil vom 13. Januar 2011, VI R 61/09, DStR 2011, S. 521 Ein fehlerhafter Lohnsteuerabzug auf Grund einer falschen Lohnsteueranrufungsauskunft betrifft das Rechtsverhältnis zwischen Betriebsstättenfinanzamt und Arbeitgeber. Bei der Veranlagung des Arbeitnehmers ist das zuständige Wohnsitzfinanzamt an diese Auskunft nicht gebunden. Das Amt kann die richtige Versteuerung im Rahmen der Veranlagung des Arbeitnehmers durchführen. Unabhängig davon ist das Betriebsstättenfinanzamt berechtigt, eine fehlerhafte Anrufungsauskunft gegenüber dem Arbeitgeber jederzeit unter Angabe von Gründen zu widerrufen. 20 AUßERGEWÖHNLICHE BELASTUNG BEI BE- HINDERUNGSBEDINGTEN UMBAUKOSTEN BFH-Urteil vom 24. Februar 2011, VI R 16/10, DStR 2011, S. 713, DB 2011, S. 850 Der Bundesfinanzhof hat seine Rechtsprechung zu behinderungsbedingten Mehraufwendungen bestätigt und die Aufwendungen von Eltern für ihre seit der Geburt schwerbehinderte Tochter (Grad der Behinderung 100 %) zum Abzug als außergewöhnliche Belastung zugelassen. Gegebenenfalls müsse ein Sachverständigengutachten durch die Finanzverwaltung eingeholt werden, um die Frage zu klären, welche baulichen Maßnahmen durch die Behinderung veranlasst sind. Eltern hatten ein Grundstück erworben und das Haus behindertengerecht umgebaut, was auch durch ein Gutachten des Medizinischen Dienstes einer Krankenkasse, die Zuschüsse gewährte, bestätigt wurde. Finanzamt und Finanzgericht hatten den Abzug der Aufwendungen als außergewöhnliche Belastung abgelehnt. 21 BERECHNUNG DER RÜCKSTELLUNG FÜR DIE AUFBEWAHRUNG VON GESCHÄFTSUNTER- LAGEN BFH-Urteil vom 18. Januar 2011, X R 14/09, DStR 2011, S. 662, DB 2011, S. 794 Für die Aufbewahrung von Geschäftsunterlagen hatte ein Unternehmer unter Berücksichtigung der Einzelkosten und der angemessenen Teile der Gemeinkosten einen jährlichen Aufwand von 1.070 berechnet. Als Rückstellung setzte er den zehnfachen Betrag an. Der Bundesfinanzhof folgte dem Finanzamt, das von einer durchschnittlichen Restaufbewahrungsdauer von 5,5 Jahren ausging, und reduzierte die Rückstellung auf 5.885. 22 BILDUNG EINER RÜCKSTELLUNG FÜR DIE KOSTEN EINER ZUKÜNFTIGEN BETRIEBSPRÜ- FUNG IN DER BILANZ EINES GROßBETRIEBS IST ZULÄSSIG FG Baden Württemberg, Urteil vom 14. Oktober 2010, 3 K 2555/09, (Revision eingelegt, Az. BFH: I R 99/10), EFG 2011, S. 339 Für Schulden, für die ein Unternehmer wahrscheinlich in Anspruch genommen wird, muss er in der Steuerbilanz eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten bilden. Rückstellungen werden in der Steuerbilanz grundsätzlich mit den Kosten in Ansatz gebracht, die der Unternehmer zur Begleichung der ungewissen Verbindlichkeit aufwenden muss. Die Rückstellung ist für Zwecke der Steuerbilanz unter Anwendung eines Zinssatzes von 5,5 % abzuzinsen. Das Finanzgericht Baden Württemberg hat entschieden, dass bei Großbetrieben die Bildung einer Rückstellung für die Kosten einer zukünftigen Betriebsprüfung zulässig ist. Zu erfassen sind die auf den Prüfer entfallenden Sachkosten und die Personalund Sachkosten für die Ansprechpartner des Prüfers während der Prüfung. Die überwiegende Wahrscheinlichkeit, dass eine Betriebsprüfung stattfindet, reicht zur Bildung der Rückstellung aus. Bei einem als Großbetrieb eingestuften Unternehmen besteht diese hinreichende Wahrscheinlichkeit. Eine ab-

solute Sicherheit der Durchführung der Betriebsprüfung ist nicht erforderlich. Der Bundesfinanzhof muss abschließend entscheiden. Hinweis: Unternehmen, die der Außenprüfung (Betriebsprüfung) unterliegen, werden in die Größenklassen Großbetriebe, Mittelbetriebe, Kleinbetriebe und Kleinstbetriebe eingeordnet. Bei Großbetrieben soll der Prüfungszeitraum an den vorhergehenden Prüfungszeitraum anschließen. Die Merkmale für die Einordnung in diese Größenklassen werden von den obersten Finanzbehörden der Länder gemeinsam mit dem Bundesministerium der Finanzen festgelegt. 23 UMGEKEHRTE HEIMFAHRTEN BEI DOPPELTER HAUSHALTSFÜHRUNG BFH-Beschluss vom 2. Februar 2011, VI R 15/10, DStR 2011, S. 62, DB 2011, S. 687 Unterhält ein Ehegatte aus beruflichen Gründen eine doppelte Haushaltsführung und kann er die wöchentliche Familienheimfahrt aus privaten Gründen nicht antreten, sind die Besuchsfahrten des anderen Ehegatten keine Werbungskosten. Diese Beurteilung stützt sich in erster Linie darauf, dass nur einem Arbeitnehmer Werbungskosten im Rahmen der doppelten Haushaltsführung entstehen können. Die Aufwendungen des Ehegatten in diesem Zusammenhang sind privat veranlasst und damit auch nicht abzugsfähig. Dies wäre möglicherweise anders zu beurteilen, wenn der auswärtig tätige Ehegatte aus beruflichen Gründen eine Familienheimfahrt nicht antreten kann. Damit wären die Fahrtkosten des Besuchenden als mittelbar veranlasste Werbungskosten anzusehen. 24 KEIN VORSTEUERABZUG BEI EINEM STEUER- FREIEN BETEILIGUNGSVERKAUF BFH-Urteil vom 27. Januar 2011, V R 38/09, DStR 2011, S. 454, BFH/NV 2011, S. 727, DB 2011, S. 565 Bezieht ein Unternehmer für einen steuerfreien Beteiligungsverkauf Beratungsleistungen, kann er daraus keinen Vorsteuerabzug geltend machen. Die Beratungsleistungen stehen nämlich im direkten und unmittelbaren Zusammenhang zur steuerfreien Anteilsübertragung. Daran ändert auch die mittelbare Absicht des Unternehmers nichts, mit dem Veräußerungserlös seine zum Vorsteuerabzug berechtigende wirtschaftliche Gesamttätigkeit zu stärken. In einem vom Bundesfinanzhof entschiedenen Fall hielt ein Industrieunternehmen 99 % der Aktien an einer Aktiengesellschaft. Bei der Veräußerung der Anteile berieten eine Anwaltskanzlei und eine Investmentbank. Die in den Rechnungen der Berater ausgewiesene Umsatzsteuer wollte das Industrieunternehmen, welches ansonsten steuerpflichtige Umsätze ausführt, als Vorsteuer abziehen. Das Gericht versagte den Vorsteuerabzug, weil der direkte und unmittelbare Zusammenhang zur steuerfreien Veräußerung maßgeblich ist. Hinweis: Bei einer nicht steuerbaren Geschäftsveräußerung im Ganzen wäre ein Vorsteuerabzug in Betracht gekommen. Dafür hätte das Industrieunternehmen jedoch alle Anteile an der Tochter-Aktiengesellschaft halten und veräußern müssen. Im Rahmen einer Organschaft müsste, damit eine Geschäftsveräußerung angenommen werden kann, zumindest eine die finanzielle Eingliederung ermöglichende Mehrheitsbeteiligung übertragen werden. Darüber hinaus müsste der Erwerber beabsichtigen, eine Organschaft zu der Gesellschaft, deren Anteile übertragen worden sind, zu begründen. 25 MINDESTLAUFZEIT DES GEWINNABFÜH- RUNGSVERTRAGES BEI ORGANSCHAFT BFH-Urteil vom 12. Januar 2011, I R 3/2010 Nach dem Urteil des Bundesfinanzhofes bemisst sich die fünfjährige Mindestlaufzeit des Gewinnabführungsvertrages bei der körperschaftsteuerlichen und gewerbesteuerlichen Organschaft nach Zeitjahren und nicht nach Wirtschaftsjahren. IMPRESSUM DOMUS AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft Lentzeallee 107, 14195 Berlin Telefon 030 / 8 97 81 0 E-Mail info@domus-ag.net Telefax 030 / 8 97 81 249 www.domus-ag.net Thomas Winkler, Dipl.-Finw./StB (V.i.S.d.P.) Die in dieser Ausgabe dargestellten Themen können allgemeine Informationen enthalten, deren Gültigkeit im Einzelfall zu prüfen ist. Die getroffenen Aussagen stellen keine Empfehlungen dar und sind auch nicht geeignet, eine individuelle auf den Kunden zugeschnittene Beratungsleistung zu ersetzen. Die Inhalte und Texte wurden von uns mit größter Sorgfalt erstellt sowie redaktionell bearbeitet. Die Dynamik und Vielschichtigkeit der Materie machen es für uns jedoch erforderlich, jegliche Gewähr- und Haftungsansprüche auszuschließen. Konzeption, Layout und Umsetzung DOMUS Consult Wirtschaftsberatungsgesellschaft mbh Telefon 0331 / 7 43 30 0 Telefax 0331 / 7 43 30 15 E-Mail beyer@domusconsult.de

DOMUS AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft Berlin Lentzeallee 107 14195 Berlin Telefon 030 / 8 97 81-0 Telefax 030 / 8 97 81-249 info@domus-ag.net www.domus-ag.net Kurfürstendamm 225 10719 Berlin Telefon 030 / 8 85 96 4-0 Telefax 030 / 8 85 96 4-40 kudamm@domus-ag.net Potsdam Schornsteinfegergasse 13 14482 Potsdam Telefon 0331 / 7 49 88-0 Telefax 0331 / 7 49 88-23 potsdam@domus-ag.net Dresden Antonstraße 37 01097 Dresden Telefon 0351 / 80 70-171 Telefax 0351 / 80 70-158 Düsseldorf Goltsteinstraße 29 40211 Düsseldorf Telefon 0211 / 1 69 98-29 Telefax 0211 / 1 69 98-53 duesseldorf@domus-ag.net Erfurt Regierungsstraße 58 99084 Erfurt Telefon 0361 / 3 40 10-225 Telefax 0361 / 3 40 10-229 erfurt@domus-ag.net Frankfurt (Oder) Heinrich-Hildebrand-Straße 20 b 15232 Frankfurt (Oder) Telefon 0335 / 53 00 53 Telefax 0335 / 53 00 53 Hamburg Tangstedter Landstraße 83 22415 Hamburg Telefon 040 / 5 20 11-251 Telefax 040 / 5 20 11-255/-259 hamburg@domus-ag.net Hannover Leibnizufer 19 30169 Hannover Telefon 0511 / 1 26 5-310 Telefax 0511 / 1 26 5-333 hannover@domus-ag.net Magdeburg Olvenstedter Straße 66 39108 Magdeburg Telefon 0391 / 7 44 18-0 Prenzlau Steinstraße 1 17291 Prenzlau Telefon 03984 / 85 73-0 Telefax 03984 / 85 73-10 prenzlau@domus-ag.net Schwerin Geschwister-Scholl-Straße 3-5 19053 Schwerin Telefon 0385 / 74 26-517 Telefax 0385 / 74 26-500 Die Unternehmen der DOMUS beraten seit über 25 Jahren erfolgreich Unternehmen der verschiedensten Branchen vom Gesundheitswesen bis hin zur Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, dem traditionellen Branchenschwerpunkt unserer Unternehmensgruppe. Wir bieten Ihnen ein breites Spektrum an maßgeschneiderten Prüfungs- und Beratungsleistungen, die durch unsere Experten unterschiedlichster Fachrichtungen kontinuierlich weiterentwickelt werden. Die DOMUS AG ist Mitglied von Russell Bedford International, einem Netzwerk von unabhängigen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften mit mehr als 200 Büros in über 80 Ländern, deren Mitarbeiter uns und unseren Mandanten mit umfassendem landes- und branchenspezifischem Know-how zur Verfügung stehen. www.domus-ag.net Senftenberg Roßkaupe 10 01968 Senftenberg Telefon 03573 / 70 98-0 Telefax 03573 / 70 98-31 senftenberg@domus-ag.net DOMUS Consult Wirtschaftsberatungsgesellschaft mbh Potsdam Schornsteinfegergasse 13 14482 Potsdam Telefon 0331 / 7 43 30-0 Telefax 0331 / 7 43 30-15 team@domusconsult.de www.domusconsult.de Berlin Lentzeallee 107 14195 Berlin Telefon 030 / 8 97 81-0 Telefax 030 / 8 97 81-192 Dresden Antonstraße 37 01097 Dresden Telefon 0351 / 64 65 020 dresden@domusconsult.de Rankestraße 35 01139 Dresden Telefon 0351 / 4 40 79-0 Telefax 0351 / 4 40 79-35 Erfurt Regierungsstraße 58 99084 Erfurt Telefon 0361 / 34 780-0 Telefax 0361 / 34 780-10 erfurt@domusconsult.de Wirtschaftsprüfung Steuerberatung Wirtschaftsrechtliche Beratung Unternehmens- und Kommunalberatung Berlin 2006-2011 Dresden DOMUS Düsseldorf Gruppe Erfurt Frankfurt (Oder) Hamburg Hannover Magdeburg Potsdam Prenzlau Schwerin Senftenberg