Kompetenzen in AdvancedNursing Practice Graphik: dreamstime.com Fachkrankenschwester für Intensivpflege
Inhaltsverzeichnis 1. Definitionen Advanced Nursing Practice Pflegeexperte ANP 2. Kompetenzentwicklung DQR P. Benner Handlungskompetenz 3. Handlungsfeld eines/r Pflegeexpert/in ANP ANP- Konzept nach Hamric Definition Pflege Kompetenzen und Rollen von ANP Berufsbilder im Ausland 4. Ziel 5. Auswirkungen
Definitionen Advanced Nursing Practice Deckt das ganze Handlungsfeld einer erweiterten oder weiterführenden Pflegepraxis ab Die Leitkriterien orientieren sich an den Grundprinzipien der Pflege Schlüsselkriterien sind: Autonome praktische Tätigkeit Pflegeforschung und Pflegeevaluation auf hohem Niveau Expertise in Gesundheits- und Pflegeassessment Expertise in Case Management Beratungsfunktion Lehr- und Führungsqualitäten (vgl. Schober et al., 2008)
Pflegeexpertin ANP Definitionen orientiert an der Definition des ICN: Eine Pflegeexpertin ANP (AdvancedPractice Nurse) ist eine Pflegeperson, welche sich Expertenwissen, Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung bei komplexen Sachverhalten und klinische Kompetenzen für eine erweiterte pflegerische Praxis angeeignet hat. Die Charakteristik der Kompetenzen wird vom Kontext und/oder den Bedingungen des jeweiligen Landes geprägt, in dem sie für die Ausübung ihrer Tätigkeit zugelassen ist. Ein Masterabschluss in Pflege(Nursing Science) gilt als Voraussetzung. Ist gebunden an eine Registrierung beruflich Pflegender (vgl. DBfK, ÖGKV, SBK, 2013)
Qualifikation aufmasterniveau DQR-Niveau 7 (Deutscher Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen) Kompetenzen zur Bearbeitung von neuen komplexen Aufgaben-und Problemstellungen, sowie die eigenverantwortliche Steuerung von Prozessen in einem wissenschaftl. Fach oder in einem strategie-orientierten beruflichen Tätigkeitsfeld Die Anforderungsstruktur ist durch häufige und unvorhergesehene Veränderungen gekennzeichnet (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2013) Pflege entwickelt sich zur eigenständigen Profession!
Deutscher Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) Erarbeitet durch: Bund-Länder-Koordinierungsstelle des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Vergleichbarkeit von Ausbildungs-und Studienabschlüssen Orientierung an EQR (Europäischer Qualifikationsrahmen) Hauptgrundlage sind Niveauindikatoren und Deskriptoren Verzeichnis wird jährlich aktualisiert und veröffentlicht (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2013)
Deutscher Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) Kompetenzbegriff im Mittelpunkt: Definition Kompetenz bezieht sich auf nachgewiesene Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeitensowie persönliche, soziale und methodische Fähigkeiten in Arbeits-und Lernsituationen, die für die berufliche und persönliche Entwicklung genutzt werden. Integriertes Kompetenzverständnis drückt sich in einem Konzept der ganzheitlichen Handlungskompetenz aus Wissen und Fertigkeiten werden als Aspekte der Fachkompetenz dargestellt Personale Kompetenzen werden als Sozialkompetenz und Selbständigkeit ausdifferenziert (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2013)
Kompetenzentwicklung nach Benner Nach Erwerb von theoretischem Wissen -> Kompetenzerwerb durch praktische Erfahrung Dieses versteckte Wissen entwickelt sich aus der Auseinandersetzung mit der konkreten und realen Pflegesituation Im Laufe der Berufserfahrung entwickelt sich die Orientierung an abstrakten Grundregeln zu einem vermehrten Rückgriff auf eigenes Erfahrungswissen Wahrnehmung konkreter Situationen ändert sich im Laufe der Zeit: o Situation wird nicht mehr als Summe gleich wichtiger Teile gesehen, sondern als Ganzes o Dabei werden einzelne Teile bewertet und priorisiert Mit zunehmender Berufserfahrung entwickeln sich Pflegende vom unbeteiligten Beobachter zum engagierten Handelnden (Vgl. Benner 2012, Lauber 2007)
Kompetenzentwicklung nach Benner Kompetenzentwicklungsstufe Neuling Orientieren sich an erlernten Regeln Fortgeschrittene Anfänger Kompetente Pflegende Erfahrene Pflegende Erkennen wiederkehrende Aspekte in der Pflege Brauchen noch Unterstützung in der Identifikation von Prioritäten 2-3 Jahre Berufserfahrung Nicht nur Reaktion, sondern planvolles Vorgehen Haben das Gefühl, ihrer Aufgabe gewachsen zu sein Können priorisieren > effiziente und organisierte Arbeitsweise 3-5Jahre Berufserfahrung Begreifen die Pflegesituation spontan, schließen viele unerhebliche Möglichkeiten aus,sehen daseigentl. Problem Pflegeexperte Erfassen die Situation intuitiv ohne Rückgriff auf handlungsleitende Regeln Verfügen über einen sicheren Blick für das Wesentliche erfassen die Situation sofort (Vgl. Benner 2012, Lauber 2007)
Handlungskompetenz Schober, Affara 2008: Selbständiges und eigenverantwortliches Handeln setzt die Kompetenz voraus, eine Situation zu bewerten, Rückschlüsse zu ziehen und dann entsprechend zu handeln Alfaro-LeFevre 2010: Kompetenz bedeutet, das Wissen und die Fertigkeit zu besitzen, Probleme und Risiken zu identifizieren, um dadurch gezielte Maßnahmen in unterschiedlichen Situationen sicher und effektiv durchführen zu können. EQR (Europäischer Qualifikationsrahmen): Kompetenz äußert sich in derübernahme von Verantwortung und Selbständigkeit
Handlungsfeld Advanced Nursing Practice Deckt das ganze Handlungsfeld einer erweiterten oder weiterführenden Pflegepraxis ab Die Leitkriterien orientieren sich an den Grundprinzipien der Pflege Schlüsselkriterien sind: Autonome praktische Tätigkeit Pflegeforschung und Pflegeevaluation auf hohem Niveau Expertise in Gesundheits- und Pflegeassessment Expertise in Case Management Beratungsfunktion Lehr- und Führungsqualitäten (vgl. Schober et al., 2008)
ANP-Modell vonhamricet al. 2009 Zentralkompetenz: direkte klinische Tätigkeit Primärkriterien Master of Science Spezialisierung Tätigkeiten fokussiert auf Patienten/Familien Immer auf dem Hintergrund von..expertenwissen, Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung bei komplexen Sachverhalten und klinische Kompetenzen für eine erweiterte pflegerische Praxis.. (vgl. ICN)
Definition Pflege (ICN) Pflege umfasst die eigenverantwortliche Versorgung und Betreuung von Menschen aller Altersgruppen, von Familien oder Lebensgemeinschaften, sowie von Gruppen und sozialen Gemeinschaften, ob krank oder gesund, in allen Lebenssituationen (Settings). Pflege schließt die Förderung der Gesundheit, Verhütung von Krankheiten und die Versorgung und Betreuung kranker, behinderter und sterbender Menschen ein. Weitere Schlüsselaufgabender Pflege sind Wahrnehmung der Interessen und Bedürfnisse, Förderung einer sicheren Umgebung, Forschung, Mitwirkung in der Gestaltung der Gesundheitspolitik sowie im Management des Gesundheitswesens und in der Bildung.
Zentralkompetenzen Pflegeprozess (Krpfl. Gesetz, WB-Gesetze) Ernährungsmanagement (ATL, NANDA, GBA) Mobilisation (ATL, NANDA) Lagerung (ATL. NANDA) Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt (ATL, NANDA, GBA) Wundmanagement (ATL, NANDA, GBA) Schmerzmanagement (ATL, NANDA, GBA) Temperaturmanagement (ATL, NANDA) Delirmanagement(ATL, NANDA, GBA) Atmung, Beatmung und Weaning(ATL, NANDA, GBA)
ANP-Modell von Hamricet al. 2009 Coaching und Führung Ethische Entscheidungsfindung KERN- Kompetenzen: Praktiker/in Experte/in Leiter/in Lehrer/in Forscher/in Vertreter/in Berater/in Forschungsfertigkeiten Zusammenarbeit Primärkriterien Master of Science Spezialisierung Tätigkeiten fokussiert auf Patienten/Familien Klinischesund professionelles Leaderschip Beratung und Konsultation
Rollen von APN Praktiker/in: Arbeitet im direkten Patientenkontakt Expert/in: Abschluss auf Masterebene, eigenständiges Handlungsfeld in einer wissenschaftlichen Profession Leiter/in: Bringt aktuelle, evidenzbasierte Entwicklungen in den Versorgungsprozess ein Lehrer/in: Beteiligt sich an Ausbildung, Weiterbildung und Studium von Kolleg/innen (vgl. Ullmann et al. 2011)
Rollen von APN Forscher/in: Betreibt und unterstützt Pflegeforschung Bringt Forschungsergebnisse in die Pflegepraxis Vertreter/in: Setzt sich für die Belange der ihr anvertrauten Patienten ein engagiert sich für die berufspolitische Weiterentwicklung der Berufsgruppe Berater/in: Berät mit professionellen Beratungsmethoden ihre Kolleg/innen, Patienten und auch Angehörige Erklärt, zeigt, trainiert (vgl. Ullmann et al. 2011)
Kernkompetenzen im multiprofessionellen Team aller Bereiche des Gesundheitssystems Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten in Augenhöhe Optimierung des Behandlungsablaufs (SVR) Fachliche Leitung Personalentwicklung Beratung von Patienten und Angehörigen Vertretung der Patienten Entwicklung von Versorgungsleitfaden Organisationsstruktur, Organisationsentwicklung Pflegeforschung
Berufsbilder bezogen auf die Lebensspanne Erwachsene Kinder Gerontologie Hebammen bezogen auf den Verlauf Onkologie Bestimmte Krankheitsbilder (Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, COPD, usw.) Seelische Gesundheit, Psychiatrie (Mental Health Care) Intensivpflege (Critical Care) Anästhesie bezogen auf die Gesellschaft Familien Öffentliche Gesundheit und Gemeinden (Deutsches Netzwerk ANP)
ANP-Modell vonhamricet al. 2009 Kontextfaktoren: Coaching und Gesundheitspolitische Überlegungen Führung Organisationsstruktur und -kultur Ethische Entscheidungsfindung Zusammenarbeit Primärkriterien Master of Science Spezialisierung Tätigkeiten fokussiert auf Patienten/Familien Klinischesund professionelles Leaderschip Beratung und Konsultation Forschungsfertigkeiten Kostenerstattungs-und Finanzierungsmechanismen Regulierungs-und Zulassungsbedingungen Ergebnisevaluation und Leistungssteigerung Marketing und Vertragsabschlüsse Unternehmerische Aspekte
Praxis im internationalen Ausland ANP-Profil: APN versteht sich als Partner in einem multiprofessionellen Team Ganzheitliche Sichtweise der Pflege mit zuwachsender Verantwortungsübernahme und Autonomie in der direkten Patientenversorgung Vertiefung der Pflegeexpertise Versorgung von Menschen mit komplexem Pflegebedarf Erweitertes Aufgabenfeld mit eigenem Kompetenzbereich Selbständige Ausübung von Heilkunde (verbunden mit der Abrechenbarkeit der erbrachten Leistungen) Verordnung von Heil-und Hilfsmitteln (Deutsches Netzwerk ANP)
Nicht einfach Ziel Übertragung ärztlicher Tätigkeiten Sondern: Professionalisierung der Pflege mit eigenem Verantwortungsbereich Erweitertes pflegerisches Aufgabenfeld Erweiterte pflegerische Kompetenzen Vertiefung der Pflegeexpertise Versorgung von Menschen mit komplexem Pflegebedarf Optimierung der Patientenversorgung/ Behandlung
Auswirkungen Auf die eigene Berufsgruppe Eigenständige Verantwortungsbereiche auf allen Qualifikationsniveaus der Pflege Multiprofessionelle Zusammenarbeit Sektorenübergreifende Versorgungsmöglichkeit durch Schlüsselfunktion und Kontinuität der pfleger. Berufsgruppe Gesundheitsversorgung der Bevölkerung Kontinuierlicher Patientenkontakt mit situationsabhängiger Handlungsmöglichkeit Bildquelle: isstockphoto.com
Auswirkungen Umdenken und Umstrukturierung im Gesundheitswesen Aufgabenneuverteilung mit Blick auf einer sinnvollen, patientenzentrierten Versorgungsprozess Rechtliche Absicherung Entsprechende Vergütung und Abrechnungsmöglichkeit
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Bildquelle: issgesund.at E-Mail: c.keienburg@dgf-online.de Christa.Keienburg@pflegekammer-rlp.de
Literatur Alfaro-LeFevre, R. (2010): Pflegeprozess und kritisches Denken. Hrsg. Müller-Straub, M. übersetzt aus dem Amerikanischen: Herrmann, M. (2013). Bern: Verlag Hans Huber. Benner, J. (2012): Stufen zur Pflegekompetenz. From Novice to Expert. Bern: Verlag Hans Huber. Bundesministerium für Bildung und Forschung. (2013): DQR. Deutscher Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen. Hrsg. Bund-Länderkoordinationsstelle für den deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen. URL: http://www.kmk.org/fileadmin/dateien/pdf/presseundaktuelles/2013/131202_dqr-handbuch M3_.pdf Stand 30.09.2017 DBfK, ÖGKV, SBK (2013) Positionspapier zu AdvancedPractice Nursing in Deutschland, Österreich und der Schweiz. URL: http://www.dbfk.de/media/docs/download/dbfk-positionen/anp-dbfk-oegkv-sbk_2013.pdf Stand 13.09.2017 ICN (International Council of Nursing): Definition Pflege. URL: www.icn.ch/definition.htm Stand 30.09.2017 Hamric, A., Spross, J., Hanson, C. (2009). Advanced Nursing Practice: An integrative approach. St. Louis: Sounders Lauber, A. (2007): Grundlagen beruflicher Pflege. Stuttgart: Thieme Verlag Schober, M., Affara, F. (2008): AdvancedNursing Practice (ANP). Herausgegeben vom ICN. Deutschsprachige Ausgabe herausgegeben von Prof. Dr. Rebecca Spirig, Prof. Dr. Sabina de Geest. Mit Geleitwort von Franz Wagner (DBfK). Bern: Huber. Ullmann, P. Thissen, K., Ullmann, B., Schwerdt, R., Haynert, H., Grissom, B., Keogh, J., Lehwaldt, D., Schmitte, H., Merki, D., Haider, A. Z., Platt, P., Williams, D., Meier, R., Holzknecht, A., (2011). Positionspapier Advanced Practice Nursing Advanced Nursing Practice Advanced Practice Nurse Die kopernikanische Wende URL: http://www.dnapn.de/wp-content/uploads/positionspapier-des-deutschen-netzwerkes-apn-und-anp%20off.pdfm Stand 30.09.2017