Festival der Natur Landesweit sind dieses Wochenende rund 500 Veranstaltungen zu Pflanzen und Tieren in der Schweiz organisiert worden. «Am Tag der Biodiversität soll die Bedeutung der biologischen Vielfalt für unser Leben bewusst gemacht und zum aktiven Handeln angeregt werden» so Werner Müller, Geschäftsführer von Bird Life Schweiz und Mitinitiant des Festivals. Die Natur brauche mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Dem kann ich mehr als nur beipflichten. Auf unserem Landwirtschaftsbetrieb «Natur Konkret» versuchen wir deshalb seit Jahren mit einer Vielzahl von Massnahmen einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt zu leisten.
Auf unserem Betrieb erhalten und pflegen wir rund 900 Hochstammobstbäume. Der Lebensraum Hochstamm-Obstgarten ist in Kombination mit hochwertigen Strukturen für zahlreiche bedrohte Vogelarten ein sehr wichtiger Brut- und Nahrungsplatz. Dank der Neupflanzungen von alten Obstsorten helfen wir zu dem mit, dass die genetische Vielfalt im Obstbau erhalten bleibt. Der Gartenrotschwanz ist einer unser prächtigsten Singvögel und bevorzugt alte Obstgärten.
Blumenreiche Wiesen verlangen einen späten Schnittzeitpunkt und einen weitgehenden Verzicht auf Düngung.
Der Schachbrettfalter und viele andere Schmetterlingsarten sind auf Blumenwiesen existentiell angewiesen.
Hecken sind vielfältige Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. In unseren Hecken haben wir auch Schwarzdornsträucher gepflanzt. Der Schwarzdorn oder die «Schlehe» ist vor allem im Frühling zur Blütezeit eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen und Hummeln. Der Schwarzdornstrauch bietet darüber hinaus einen ausgezeichneten Nistplatz für Vögel. Die Dornen wehren Räuber ab. Schliesslich werden die dunkelblauen Früchte im Herbst und Winter gerne von Rotkehlchen, Singdrosseln und Kohlmeisen gefressen.
Am Heckenrand findet auch die Zauneidechse Nahrungs- und Versteckmöglichkeiten.
Eine der artenreichsten Kulturen in der Landwirtschaft sind Buntbrachen. Während mehreren Jahren wird, nach erfolgter Ansaat mit einer Mischung aus einheimischen Wildstauden, auf eine Nutzung verzichtet. Sie werden weder gedüngt noch mit Pestiziden behandelt.
Dies wiederum erfreut den Stieglitz der sich von halbreifen und reifen Sämereien ernährt.
In den strukturreichen und mehrjährigen Buntbrachen hat auch «Meister Lampe» noch eine der wenigen Möglichkeiten sich erfolgreich fortzupflanzen.
Aber sogar in Naturschutzgebieten dürfen wir mit unseren Hochlandrindern einen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität leisten. Dank dem Amt für Raumentwicklung des Kantons Thurgau und Pro Natura werden in dafür geeigneten Gebieten Hochlandrinder als Landschaftspfleger eingesetzt. Durch die extensive Beweidung entstehen gut besonnte Laichgewässer für Amphibien.
Davon profitiert der Laubfrosch. Laubfrösche sind übrigens die einzigen Amphibien Mitteleuropas die dank klebrigen Haftscheiben an Finger- und Zehenspitzen klettern können.
Durch eine extensive Beweidung entsteht eine halboffene Kulturlandschaft in der auch der Neuntöter noch vorkommt. Der Neuntöter der in Südafrika überwintert ist vom Mai bis September bei uns anzutreffen und... er ist mein «Lieblingsvogel». Sowohl in der Ostschweiz, aber auch im Tessin, ist es für mich immer wieder eine grosse Freude ihn zu entdecken und zu beobachten.
Selbst unsere Wollschweine werden für Biodiversitätsfördermassnahmen eingesetzt... durch die unermüdliche Wühltätigkeit gestalten die Wollschweine strukturreiche und auch vegetationsarme Feuchtflächen.
Davon profitieren wiederum Watvogelarten wie der Flussregenpfeifer, der Kiebitz, die Bekassine und der Grünschenkel die auf den aufgewühlten Flächen ihre Nahrung finden.
Manchmal helfen aber weder Pflanzungen, Ansaaten oder Beweidungsregime. Zur Schaffung neuer Weiher und Feuchtzonen mussten wir einen grossen Bagger zu Hilfe nehmen.
Wie auch immer die Grasfrösche freut`s
und das Weibchen der Blaugrünen Mosaikjungfer schreitet kurz nach Fertigstellung bereits zur Eiablage.
In unserem Stall im Maggiatal konnten wir durch das Anbringen von künstlichen Nisthilfen für die Rauchschwalben den Bestand erhöhen. Einfache Massnahme grosse Wirkung! Vielleicht haben ja auch Sie durch diese kleinen Beispiele Freude an Biodiversität bekommen und wollen sich weiter für die biologische Vielfalt begeistern lassen... so nutzen Sie doch die Gelegenheit und nehmen an diesem Wochenende an einer der interessantenveranstaltungen teil. Ich würde mich darüber freuen. Guido Leutenegger
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