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Transkript:

Analysis, Woche 9 Stetigkeit I A 9. Grenzwerte bei Funktionen 9.. Der einfachste Fall Wir erinnern noch mal an den Grenzwert bei einer Folge. Sei {a n } n=0 eine reelle (oder komplexe) Folge. Dann heißt l der Limes oder der Grenzwert dieser Folge, notiert als wenn lim a n = l, ε > 0 N N : n > N a n l < ε. (9.) Um zu zeigen, dass lim a n = l, muss man also für jedes ε > 0 eine Zahl N N angeben können, so dass, wenn n größer N ist, a n weniger als ε von l entfernt liegt. Eine ähnliche Struktur möchte man beim Limes einer Funktion haben. Definition 9. (des Limes bei einer Funktion) Sei die Funktion f : R\ {x 0 } R gegeben. Dann sagt man,,l ist der Limes von f für x gegen x 0, notiert als lim f(x) = l, x x0 wenn 7 ε > 0 δ > 0 : ANALYSIS 0 < x, WOCHE x 0 < δ9. STETIGKEIT f(x) l < ε. (9.) y = f(x) l + ε l ε (x 0, l) Um zu zeigen, dass lim f(x) = l, x x 0 x0 δε x0 + δε muss man also für jedes ε > 0 eine Zahl δ ε > 0 angeben können, so dass wenn x x 0 weniger als δ ε entfernt von x 0 liegt, f(x) weniger als ε entfernt von l liegt. 99

00 0. Dezember 06 Woche 9, Stetigkeit I Bemerkung 9.. Ähnlich wie man in (9.),,N = N ε hat, gilt auch hier,,δ = δ ε. Bemerkung 9.. Ähnlich definiert man für eine Funktion f : C\ {z 0 } C den Limes von f für z gegen z 0. Beispiel 9.. Für die Funktion f : R\{0} R mit f(x) = exp ( ) x 5 x gilt lim f(x) = 0. x 0 Wir verwenden, dass exp ( a) = exp (a) für alle a C und dass exp (t) = k=0 k! tk 3! t3 für t 0. Das erste Ergebnis zeigt, dass und das zweite zeigt, dass ( ) x exp = 5 x f (x) 0 = x 5 exp ( x ) x 5 exp ( x ), ( x 5 ) 3 = 6 x. 3! x Sei ε > 0. Dann folgt für 0 < x 0 < δ := ε, dass f (x) 0 6 x < 6δ = ε. 6 Beispiel 9.. Für die Funktion f : R\{0, } R mit f(x) = x gilt lim f(x) =. x x x x Sei ε > 0. Wir nehmen δ = min (, ε). Dann ist δ > 0 und es folgt für 0 < x < δ, dass f(x) = x x x x = x + x x x = (x ) x (x ) = x x = x x x < δ ε. Die erste Ungleichung verwendet, dass für x < δ folgendes gilt: x = x <. Die letzte Ungleichung gilt, weil wir δ ε gewählt haben.

9. Grenzwerte bei Funktionen 0. Dezember 06 0 9.. Einseitiger Limes Was machen wir, wenn statt einem Punkt im Definitionsgebiet von f noch viel mehr fehlt? Oder wenn wir uns absichtlich der Stelle nur von einer Seite annähern möchten? Zum Beispiel wollen wir auch den Grenzwert von x für x 0 nehmen können. Weil die Wurzel aber nur für nicht-negative Zahlen definiert ist, kann man nur von oben zu 0 kommen. Oder wir wollen nur für x von rechts gegen den Limes von x x berechnen. Definition 9. (des einseitigen Limes bei einer Funktion). Sei f : (x 0, x 0 + s) R mit s > 0 eine Funktion. Man sagt l ist der Limes von f für x von rechts (oder von oben) gegen x 0, und schreibt lim x x0 f(x) = l, wenn ε > 0 δ > 0 : 0 < x x 0 < δ f(x) l < ε.. Sei f : (x 0 s, x 0 ) R mit s > 0 eine Funktion. Man sagt l ist der Limes von f für x von links (oder von unten) gegen x 0, und schreibt lim x x0 f(x) = l, wenn ε > 0 δ > 0 : δ < x x 0 < 0 f(x) l < ε. 4 3-4 - 4 Abbildung 9.: Skizze zu f(x) = exp ( 5x ). In 0 existiert nur der Limes von rechts. Wenn wir Grenzwerte für Funktionen in C nehmen wollen, dann können wir nicht nur von unten, sondern auch von der positiven imaginären Seite oder sogar noch auf andere Art dahin gehen (zum Beispiel über eine Spirale). Um all diese Möglichkeiten zusammenzufassen, braucht es den Begriff punktierte r-umgebung: Sei r R + und a R. Die Menge (a r, a + r) heißt r-umgebung von a in R. Sei r R + und a R. Die Menge (a r, a) (a, a + r) heißt punktierte r-umgebung von a in R.

0 0. Dezember 06 Woche 9, Stetigkeit I Bemerkung 9.. Auch in C werden (punktierte) Umgebungen benutzt. Statt Intervalle in R benutzt man kreisförmige Umgebungen: Sei r R + und a C. Die Menge B r (a) := {x C; x a < r} heißt r-umgebung von a in C. Sei r R + und a C. Die Menge B r (a) := {x C; 0 < x a < r} heißt punktierte r-umgebung von a in C. Die Notation B r (a) und B r (a) werden wir auch benutzen in R oder R n. Jede Menge U für die es ein r > 0 gibt mit B r (a) U, heißt eine Umgebung von a. Bemerkung 9.. Sei f : A R R (oder A C C) eine Funktion. Wenn B r (x 0 ) A nicht leer ist für alle r > 0, dann sagt man,,l ist der Limes von f für x gegen x 0 innerhalb A, notiert als wenn lim x x 0 x A f(x) = l, ε > 0 δ > 0 : (x A und 0 < x x 0 < δ) f(x) l < ε. (9.3) Beispiel 9.3. Hier unten findet man eine Skizze der Funktion f : C \ {0} R, definiert durch ( ) f (z) = exp. z Wir können zeigen, dass lim z 0 f (z) = 0 und lim f (z) =. z 0 z R + z R Bald wird man auch zeigen können, dass und setzt man lim f (z) =, z 0 Re(z)=0 A = {z C; Im (z) < Re (z)}, so folgt sogar lim f (z) = 0. z 0 z A Für f : {z R\ {a} ; z a < r} R kann man sofort zeigen, dass lim f (x) = lim f (x) = l lim f (x) = l. x a x a x a Für f : {z C\ {a} ; z a < r} R gibt es viele Wege um nach a zu gehen und keine solche Aussage. Siehe Abbildung 9..

9. Grenzwerte bei Funktionen 0. Dezember 06 03 Abbildung 9.: Mehrere Wege führen nach a C. 9..3 Wenn der Limes nicht existiert Was soll man machen, wenn man vermutet und beweisen möchte, dass eine Funktion f in x 0 keinen Limes hat? Wir gehen mal direkt von der Definition aus. Nehmen wir an, es gilt nicht, dass lim x x 0 f(x) = l, dann gibt es zwei Möglichkeiten:. entweder lim x x0 f(x) existiert nicht, oder. lim x x0 f(x) existiert, ist aber ungleich l. Schreiben wir (9.) wie folgt: dann wird die Verneinung ε > 0 δ > 0 x (x 0 δ, x 0 + δ) \ {x 0 } : f(x) l < ε, (9.4) ε > 0 δ > 0 x (x 0 δ, x 0 + δ) \ {x 0 } : f(x) l ε. (9.5) Die Aussage in (9.5) besagt,,lim x x0 f(x) = l gilt nicht und lässt sowohl Möglichkeit als auch zu. Um (9.5) zu zeigen, muss man ein ε > 0 finden, so dass es beliebig nahe bei x 0 ein x gibt mit f(x) l ε. Wie soll man dies in einem konkreten Fall angehen? Was nimmt man für l, wenn der Limes nicht existiert? Bevor wir eine Antwort geben, zeigen wir erst das folgende Ergebnis. Lemma 9.3 Sei f : R\ {a} R eine Funktion und l R. Die folgenden Aussagen sind gleichwertig:. f (x) konvergiert gegen l für x nach a, oder anders geschrieben: lim x a f(x) = l.. Für alle Folgen {a n } n=0 mit a n a und lim a n = a gilt lim f(a n ) = l.

04 0. Dezember 06 Woche 9, Stetigkeit I Bemerkung 9.3. Man sagt: für reelle Funktionen sind Limes (.) und Folgenlimes (.) gleichwertig. Bemerkung 9.3. Um zu zeigen, dass eine Funktion keinen Grenzwert hat ist der zweite Punkt sehr nützlich. Für f : R \ {a} R eine Funktion und l R sind die folgenden Aussagen gleichwertig: f (x) konvergiert nicht gegen l für x nach a. Es gibt eine Folge {a n } n=0 R \ {a} mit a n a und f(a n ) l für n. Wenn man zeigen möchte, dass der Limes nicht gleich l ist, reicht es also,eine Folge {a n } n=0 zu finden, die gegen a geht, für die aber {f(a n)} n=0 nicht gegen l geht. Beweis. ( ) Wenn lim f(x) = l, dann gibt es für jedes ε > 0 ein δ ε > 0, so dass für x a x B δε (a) gilt f(x) l < ε. Sei ε > 0, sei δ ε > 0 passend wie in der Definition und sei {a n } n=0 eine Folge mit a n a und lim a n = a. Dann gibt es N = N δε a n a < δ ε für n > N. Weil a n B δε (a) gilt, folgt f(a n ) l < ε. ( ) Dies beweisen wir mittels der logischen Umkehrung: A B ist äquivalent zu B A. N derart, dass Wenn lim f(x) l, dann, wie oben bemerkt, gibt es ε > 0 so, dass für alle δ > 0, also x a auch für δ =, mindestens ein x B n δ(a) existiert mit f(x) l ε. Nennen wir a n eine solche zu δ = passende Zahl x. Also gilt a n n B /n (a) und f (a n ) l ε. Weil für jedes n N + gilt, dass a a n < n gilt lim f(a n ) = l nicht., folgt lim a n = a. Weil außerdem f(a n ) l ε, Bis jetzt haben wir immer einen Kandidaten für l bereitgehalten. Wenn man zeigen möchte, dass der Limes nicht existiert, kann man folgendes benutzen: Lemma 9.4 Sei f : R \ {x 0 } R eine Funktion. Der Limes lim x x0 f(x) existiert genau dann nicht, wenn. es eine Folge {a n } n=0 R \ {x 0} gibt mit a n x 0 und f(a n ) für n, oder. es zwei Folgen {a n } n=0, {b n} n=0 R \ {x 0} gibt mit a n x 0 und b n x 0 für n, so dass f(a n ) l a und f(b n ) l b l a für n. Beweis. ( ) Fall i). Nehme an, es gibt keine Folge {a n } n=0 mit a n x 0 und f(a n ) l für n und irgendein l R. Dann konvergiert auch { f ( x 0 + n)} nicht. Jede Folge hat eine monotone Teilfolge. { ( )} n= Nennen wir sie f x 0 + n k Weil beschränkt und monoton in R konvergent bedeutet, und dies hier ausgeschlossen ist, wird f x 0 + n k k=. { ( )} unbeschränkt sein und folgt k= Aussage.

9. Grenzwerte bei Funktionen 0. Dezember 06 05 Fall ii). Nehme an, es gibt eine Folge {a n } n=0 mit a n x 0 und f(a n ) l für n und irgendein l R. Weil lim x x0 f(x) nicht existiert, gibt es ε > 0 und für jedes n N + mindestens ein b n mit b n x 0 < n und f(b n) l > ε. Wir können eine Teilfolge wählen derart, dass {f(b nk )} k=0 monoton ist. Für monotone Folgen gibt es zwei Möglichkeiten: f(b n k ) oder f(b nk ) l b R. Wenn es l b R gibt, dann folgt l l b, weil l l b ε und Aussage. Wenn f(b nk ) gilt, folgt wiederum Aussage. ( ) Man nehme ε = für Fall, beziehungsweise ε = 4 l a l b für Fall. Wenn l der Limes wäre, dann gibt es kein δ > 0, so dass für alle x mit 0 < x x 0 < δ gilt f(x) l < ε. Für den ersten Fall gibt es nämlich a n B δ (x 0 ) mit f(a n ) > l+. Für den zweiten Fall gilt entweder l l a ε oder l l b ε. Nehmen wir an l l a ε, dann gibt es a n B δ (x 0 ) mit f(a n ) l a < ε und f(a n ) l l a l f(a n ) l a > ε ε = ε. Beispiel 9.4. lim x existiert nicht. Nehmen Sie { n} : n= n = n für n. Beispiel 9.5. lim sin( x ) existiert nicht. Nehmen Sie { πn sin ( πn ) ( = sin (πn) = 0 0 und sin π(4n+) ) } n=0 und { } π(4n+) n=0 = sin ( nπ + π) =. :.0 0.5 0.5.0.5.0.5-0.5 -.0 Abbildung 9.3: Skizze zu f(x) = sin ( ) ( ) x mit den Punkten (4n+)π, in rot und in grün ( nπ, 0).

06 0. Dezember 06 Woche 9, Stetigkeit I Beispiel 9.6. Betrachte die Funktion f : R + R, definiert durch ( [ ]) f (x) = 0 x5/ x +. x Hier ist [ ] die Ganzzahlfunktion aus Definition 6.5. Was kann man sagen zu lim f (x)? Weil t [t] t gilt, finden wir, dass ( ) 0 x5/ x f (x) 0 x5/ x also für x > 0 gilt 0 f (x) 5 x3/ Weil lim 5 x3/ = 0 folgt lim f (x) = 0. Will man dies mit der Definition zeigen, dann ist für ε > 0 die Zahl δ ε := (5ε) /3 passend. Selbstverständlich passt auch jedes kleinere δ ε > 0. 0.5 0.0 0.5 0.0 0.05 0.5.0.5.0 Abbildung 9.4: Skizze zu f (x) = ( 0 x5/ x + [ ]) x Beispiel 9.7. Betrachte die Funktion g : R + R, definiert durch g (x) = x [ x ]. Was kann man sagen zu lim g (x)? Nimmt man x n = n+ Nimmt man y n = n+/ so gilt lim x n = 0 und lim g (x n) = n + [n + ] = n + (n + ) = 0. so gilt lim y n = 0 und lim g (y n) = n + [ ] n + = n + n =. Weil 0 existiert lim g (x) nicht.

9. Stetigkeit 0. Dezember 06 07 9. Stetigkeit Definition 9.5 Die Funktion f : R R (oder C C) ist stetig in a R, wenn lim f(x) = f(a). x a Bemerkung 9.5. Benutzt man die Definition vom Grenzwert, dann sieht man, dass stetig in a heißt: ε > 0 δ > 0 : x a < δ f(x) f(a) < ε. (9.6) Weil da für x = a eine Trivialität steht: f(a) f(a) < ε, kann man bei Stetigkeit die Bedingung 0 < x a weglassen. Bemerkung 9.5. Selbstverständlich passt man die Definition an, wenn f nur auf einem Teilgebiet definiert ist: Die Funktion f : A R R (oder A C C) ist stetig in a A, wenn A B r (a) für alle r > 0 und lim f(x) = f(a). x a x A Definition 9.6 Die Funktion f : A R R (oder A C C) heißt stetig, wenn sie stetig ist in jedem a A. Wir zeigen nun anhand einiger Beispiele, wie man die Definition von Stetigkeit direkt verwenden kann. Später werden wir meistens die Stetigkeit zeigen, indem wir einen diesbetreffenden Beweis zurückführen auf elementare Funktionen, bei denen die Stetigkeit bekannt ist. Beispiel 9.8. Die Funktion f : R R mit f(x) = x 3 ist stetig. Sei a R. Um Stetigkeit in a zu beweisen, muss man für jedes ε > 0 ein δ ε > 0 angeben, so dass die Implikation in (9.6) gilt. Hinten angefangen heißt das: man muss dafür sorgen, dass x 3 a 3 < ε. Weil für x a < gilt x a +, bekommen wir folgende Abschätzung: x 3 a 3 = x + ax + a x a ( x + a x + a ) x a 3 ( a + ) x a. Jetzt kann man raten, welches δ ε > 0 man nehmen kann: ( δ ε = min, ε 3 ( a + ) Man bekommt für x a < δ ε, dass x a < und dann auch x 3 a 3 3 ( a + ) x a, und somit Kurzgefasst: für δ ε wie in (9.7) folgt 3 ( a + ) x a < 3 ( a + ) ε 3 ( a + ) = ε. x a < δ ε x 3 a 3 < ε. ). (9.7)

08 0. Dezember 06 Woche 9, Stetigkeit I Beispiel 9.9. Die Funktion f : R R mit f(x) = 3 x ist stetig. Sei a R. Um Stetigkeit in a zu beweisen, müssen wir x genügend nah an a nehmen, das heißt δ ε genügend klein, um 3 x 3 a < ε zu haben für die Zahl ε > 0, die uns beliebig gegeben wird. Wir unterscheiden zwei Fälle. Für a = 0 nehmen wir δ ε = ε 3. Dann gilt: 3 x 3 a = 3 x 3 0 = 3 x < 3 δ ε = 3 ε 3 = ε. ( Für a 0 nehmen wir δ ε = min a, ε 3 a ). Dann gilt 3 x 3 a = = = 3 x + 3 x 3 a + 3 a 3 x + 3 x 3 a + 3 a 3 x 3 a = ( 3 x + 3 x 3 a + 3 a ) ( 3 x 3 a) 3 x + 3 x 3 a + 3 a = x a 3 x + 3 x 3 a + 3 a (wird unten erklärt) x a 3 a < 3 a δ ε ε. (9.8) Weil x a < δ ε a gilt, haben x und a das gleiche Vorzeichen, und es folgt 3 x + 3 x 3 a + 3 a 3 a > 0 und 3 x + 3 x 3 a + 3 a 3. a Selbstverständlich ist unsere Wahl für δ ε nicht, wie es scheint, aus den Wolken gefallen, sondern wir haben erst mal gerechnet, wie in (9.8) dargestellt ist. Dann haben wir ein passendes δ ε > 0 festgelegt und schlussendlich die Folgerungen in der logisch richtigen Anordnung aufgeschrieben. Beispiel 9.0.. Die Funktion f : R\ {0} R, definiert durch f(x) =, ist stetig. x. Die Funktion f : R R mit f(x) = x ist nicht wohldefiniert. 3. Die Funktion f : R R, definiert durch f (0) = 0 und f(x) = x stetig in 0 und stetig in a für jedes a R\ {0}. für x 0, ist nicht

9. Stetigkeit 0. Dezember 06 09 Beispiel 9.. Die Funktion f : R R, definiert durch { wenn x Q, f(x) = 0 wenn x R\Q, ist nirgendwo stetig. Beispiel 9.. Die Funktion f : R R, definiert durch { x wenn x Q, f(x) = 0 wenn x R\Q, ist nur in 0 stetig. Beispiel 9.3. Die Funktion f : R R, definiert durch wenn x = 0, f(x) = m wenn x = n mit n Z \ {0}, m m N+ und ggt( n, m) =, 0 wenn x R\Q, ist stetig in jedem a R\Q und nicht stetig in jedem a Q. Die Bedingung ggt( n, m) = (der größte gemeinsame Teiler) sorgt dafür, dass x = n Q als Quotient auf die m einfachste Art geschrieben wird und somit, dass f wohldefiniert ist. Hier steht eine Skizze zu dieser Funktion: 9.. Folgenstetig Bei dem Limes haben wir schon gesehen, dass es vernünftig sein kann, zurückzugreifen auf Grenzwerte von Folgen. Auch für Stetigkeit kann so etwas nützlich sein. Lemma 9.7 Sei f : R R eine Funktion. Die folgenden Aussagen sind gleichwertig:. f ist stetig in a.. f ist folgenstetig in a: Für jede Folge {a n } n=0 mit a n a für n gilt f (a n ) f (a) für n. Bemerkung 9.7. Wir formulieren getrennt nochmals die negative Version. Die folgenden Aussagen sind gleichwertig:

0 0. Dezember 06 Woche 9, Stetigkeit I. f ist nicht stetig in a.. Es gibt eine Folge {a n } n=0 mit a n a und f (a n ) f (a) für n. Bemerkung 9.7. Wir haben hier und a n a für n statt lim a n = a (a n) f (a) für n statt lim f(a n ) = f(a) geschrieben. Die Bedeutung ist gleich. Der Grund, dass wir f (a n ) f (a) für n schreiben, ist, dass die Verneinung von lim f(a n ) = f(a) genau genommen, nicht lim f(a n) f(a) ist, sondern entweder lim f(a n ) existiert nicht, oder lim f(a n ) existiert, ist aber ungleich f(a). Diese Aussage fasst man zusammen in f (a n ) f (a) für n. Beweis von Lemma 9.7. Benutze die Ergebnisse in Lemma 9.3. ( ) f ist stetig in a kann man schreiben als: es gibt l R mit lim f(x) = l und x a f(a) = l. Aus lim f(x) = l folgt für jede Folge {a x a n } n=0 mit a n a und a n a für n gilt f (a n ) l für n. Weil f(a) = l können wir die Bedingung a n a weglassen und auch l ersetzen durch f(a). ( ) Wenn für jede Folge {a n } n=0 mit a n a für n gilt f (a n ) l für n dann hat man auch für jede Folge {a n } n=0 mit a n a und a n a für n gilt f (a n ) l für n. 9.. Stetigkeit in C Alle Lemmas in diesem Kapitel sind gültig für Funktionen f : A C C.