Romantische Bilder aus vermeintlich

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Transkript:

Westfleisch Praxisnahes Qualitätsprogramm nimmt Erzeuger in die Pflicht `Aktion Tierwohl : Wohlbefinden eingebaut für Tiere und Verbraucher Mit der Aktion Tierwohl wagt Westfleisch den Vorstoß in eine neue Dimension der Marktsegmentierung. Erstmals wird die Erzeugerstufe mit ins Boot geholt, um der wachsenden Nachfrage der Verbraucher nach Fleischwaren gerecht zu werden, die Aspekte wie Tierwohlsein und Tierschutz in den Vordergrund ihrer Kaufentscheidung stellen. Dass moderne Landwirtschaft dieses leisten kann, will Westfleisch mit insgesamt 14 verschiedenen Produkten beweisen, die mit dem neuen Label Aktion Tierwohl versehen, im Frühsommer 2011 in den Handel kommen. Romantische Bilder aus vermeintlich besseren Zeiten sind das bevorzugte Motiv der Werbewirtschaft, wenn es um Lebensmittelgenuss geht. Weichgezeichnete Bilder mit integriertem Niedlichkeitsfaktor gelten leider immer noch als garantiert verkaufsfördernd, obwohl jeder weiß, dass moderne Landwirtschaft anders aussieht. Sie ist nicht nur verantwortungsvoll und nachhaltig sondern auch hocheizient, denn sie muss gewachsenen Ansprüchen in vielen Aspekten gerecht werden. Höchste Zeit also, das Ofenkundige auch öfentlich zu machen, hat man sich bei Westleisch gesagt und die Landwirte als elementaren Baustein der Erzeugerkette mit ins Boot der Verantwortung für höchste, das Tierwohl stärker als das Gesetz berücksichtigende Lebensmittelqualität geholt. Rund 100 Landwirte, die dauerhaft 350.000 Tiere liefern können, haben sich bereits für die Mitarbeit in dem anspruchsvollen Programm qualiiziert. Bei entsprechender Nachfrage von Seiten Handel und Verbraucher kann und soll die Aktion kurzfristig erweitert werden. Weitere Landwirte stehen auf einer Warteliste bereit. Westleisch hat das Programm branchenofen gestaltet, so dass weitere Partner bei Interesse und natürlich unter Einhaltung der festgelegten Handlungskriterien jederzeit einsteigen können. Gegenüber vergleichbaren Produkten wird der Preisaufschlag bei rund 10 Prozent liegen. Der Mehrwert für die Kunden und nicht zuletzt der Mehraufwand bei Erzeugern und Verarbeitern, so die Verantwortlichen, rechtfertige diesen Preis allemal und letztlich wird sich am SB-Regal zeigen, ob der Verbraucher bereit ist, für mehr Tierwohl auch mehr zu zahlen. Das Interesse bei Handelspartnern und Branchenvertretern ist jedenfalls groß, so die Westleisch. Die ersten drei Listungen für den Frühsommer 2011 sind bereits unter Dach und Fach. Welche Kriterien müssen Aktion Tierwohl -Produkte im Detail erfüllen, damit sie mit dem gelben Aufgeschlossene Vertragslandwirte haben in ihren modernen Betrieben zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um das Wohlergehen der Tiere gegenüber den derzeit geltenden gesetzlichen Standards zu verbessern. Franz und Alexander Grösbrink bewirtschaften ihren Hof im Münsterland in der nunmehr vierten Generation, seit rund 90 Jahren züchtet die Familie Schweine: Wir haben immer wieder festgestellt, dass nur gesunde und zufriedene Tiere gute Ergebnisse erzielen. Darum ist das Tierwohl für uns nicht nur eine Herzenssache, sondern auch die Basis für ein vernünftiges Auskommen. FleischMagazin 4 / 2011 25

Titel Insgesamt 14 verschiedene Artikel gehören zur Aktion Tierwohl-Range, je sieben in der Kategorie Fleisch (Nackensteaks, Minutensteaks, Gyros, Bratwurst (grob+fein), Schweinebauch, Hackfleisch) und ebenfalls sieben in der Kategorie Fleischwaren (Bierschinken, Bacon, Schlemmer-Aspik, Salami, Krustenschinken, Kasselerbraten, Westfälischer Knochenschinken). Smiley des Programms geadelt werden können? Aufgaben und Möglichkeiten der Landwirte Die moderne Landwirtschaft muss einen schwierigen Spagat bewältigen. Sie muss einerseits einen großen Markt mit wachsenden Ansprüchen beliefern. Auf der anderen Seite erwartet der Verbraucher, dass Fleisch und Fleischprodukte nach den Regeln des Tierwohls erzeugt werden. Aber kaum ein Landwirt kann heute noch jeden Tag jedes einzelne Tier im Stall beurteilen, ob es sich aufgrund seines Aussehens und seines Verhaltens wohlfühlt. Das ist nicht mehr möglich. Also hat Westleisch nach neuen Wegen gesucht, Tierwohl an überprüfbaren Kriterien festzumachen und ein praxisfähiges System eingeführt. Anhand von vielen Befunden wird das Tierwohl gemessen und die Ergebnisse an den Landwirt zurückgemeldet, so dass er seine tägliche Praxis beibehalten oder verbessern kann. Zunächst einmal muss jeder Landwirt, der an dem Programm teilnehmen will, neben QS als Baisis, ein Abitur in Sachen Tierwohl bestehen. Diese von der SGS abgenommene Reifeprüfung ist Bestandteil von BestSchwein, dem Qualitätsprogramm für die Schweineleischerzeugung, das Westleisch eingeführt hat. Die Prüfung muss jährlich wiederholt werden. Wer sie nicht besteht das betrift rund 10 % der Landwirte kann sie im Rahmen einer Nachschulung wiederholen. Wer es dann nicht geschaft hat, scheidet aus dem Programm aus. Mit dem Bestehen der Prüfung erhält der Erzeuger einen Vertrag für das BestSchwein-Programm, der gleichzeitig auch die QS-Zertifzierung beinhaltet und Grundvoraussetzung für die Teilnahme an der Aktion Tierwohl ist. Eine weitere Stufe der Pyramide an deren Spitze das angestrebte Label steht, ist die Arbeit nach den Animal Welfare-Regeln. Diese wurden 1979 vom Farm Animal Welfare Council in Groß Britanien entwickelt und berücksichtigen in besonderer Weise Punkte wie Tierschutz, Umweltschutz und Soziales. In England werden bereits rund 60 Prozent der Fleischprodukte mit Animal Welfare-Label versehen. Tesco hat hier den Standard gesetzt genutzt wird das System jedoch auch von anderen. Westleisch hat im Rahmen der Implementierung seines Tierwohl-Programms mehrere europäische Qualitätssicherungsund Tierschutzsysteme Animal Welfare (Großbritannien), Beter Leven (Niederlande), Good Farming Practice (Dänemark) und QS (Deutschland) detailliert verglichen und daraus ein praxisfähiges Tierwohl-gerechtes System für Deutschland entwickelt. Eine Konsequenz der Westfalen aus dem Vergleich der bewerteten Systeme ist der totale Verzicht auf die Kastration von männlichen Schweinen. Dieses entscheidende Element des Programms stellt zwar die Beteiligten vor besondere Herausforderungen, fügt 26 FleischMagazin 4 / 2011

Titel wurde, hat die Entstehung der Aktion Tierwohl positiv beeinlusst. Die Anpassung der Fleischbeschau an die Risiken der Neuzeit erlaubte eine völlig neue Herangehensweise. Die Beurteilung, ob sowohl Verbraucherschutz wie auch Tiergesundheit gewährleistet sind, kann nun mit Hilfe risikobasierter Untersuchungen vorgenommen werden. Neben Mikrobiologie und Gesundheitsindex der Schlachttiere, der aufgrund von Hofaudits erhoben wird, werden Schlachtkörper nun auch visuell beurteilt. Sechs Kriterien von vielen haben die Fachleute von Westleisch als relevante Indizes für die Tierwohlgerechte Behandlung ausgemacht: Striemenfreie Haut (umsichtiger Transport bzw. Haltung), unverletzte Ohren und Schwänze (ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten) sowie gesunde Gelenke (tiergerechte Böden) sind vier Punkte, deren Einhaltung zwingend erforderlich ist. Hinzu kommen noch klassische Befunde zur Klimaführung im Stall, die aus dem Zustand von Lunge und Brustfell erhoben werden. Sind diese sechs Kontrollpunkte ohne Beanstandungen durchlaufen worden, so gehen die Prüfer davon aus, dass das Tier nach Tierwohl-Gesichtspunkten korrekt behandelt wurde. Im Fleischcenter Coesfeld wird diese Methode seit Herbst 2010 angewendet und die bisherigen Ergebnisse zeigen ein Verhältnis von 2/3 der Tiere ohne Befund und etwa 10 % zeigen Handlungsbedarf bei Ferkelerzeugern, Mästern, Transporteuren oder Hoftierärzten. Inzwischen arbeiten weitere Fleischcenter der Westfleisch: In Westfalen verwurzelt, in der Welt zuhause Offen, transparent, nachhaltig und innovativ Die Westfleisch-Gruppe ist ein genossenschaftlich organisiertes Fleischunternehmen mit eigenen Fleischcentern sowie weiteren Produktionsstätten für die Sauen-Zerlegung und Verarbeitung von Fleisch und Fleischwaren. Die Unternehmensgruppe produziert und vertreibt darüber hinaus auch frische und tiefgekühlte Convenience-Waren. Die Schlachttiere für die Veredelungsprodukte werden von landwirtschaftlichen Kooperationspartnern der Region eingekauft. Die 1928 als zentrale Viehverwertungsgenossenschaft gegründete Westleisch gehört heute zu den führenden Fleischvermarktern in Deutschland und Europa. Die Unternehmensgruppe konnte 2009 den dritten Platz unter den Fleischvermarktern in Deutschland und Platz fünf innerhalb Europas behaupten. Weltweit gehört die Unternehmensgruppe zu den Top Zwanzig in der Fleisch verarbeitenden Industrie. 28 FleischMagazin 4 / 2011 Über 4.500 bäuerliche Kooperationspartner erzeugen im Rahmen von Verträgen mit der Westleisch Schweine, Rinder und Kälber. Das Unternehmen kann deshalb Herkunft, Sicherheit und Qualität über die gesamte Prozesskette Fleisch hinweg garantieren. Rund ein Drittel der produzierten Menge wird in über 30 Länder exportiert. Die Hauptverwaltung der gut 1.900 Mitarbeiter starken Unternehmensgruppe ist in Münster in Westfalen, an sieben Produktionsstandorten erfolgen Schlachtung, Zerlegung, Verarbeitung und Veredelung. Die ursprünglich als Zentralgenossenschaft vor allem für regional organisierte Viehverwertungsgenossenschaften gegründete Westleisch nimmt seit Mitte der 90er Jahre auch Einzelmitglieder auf. So konnte die Zahl der Genossen seit der Jahrtausendwende auf mehr als 4.600 verdoppelt und die Bindung der Landwirte an das Unternehmen intensiviert werden. Rund 74 % der Schlachtschweine stammen aus vertraglicher Erzeugung. Inzwischen werden mehr als 95 % der Schlachtschweine nach QS- Standard produziert. Im Geschäftsjahr 2009 wurden mehr als 6,2 Mio. Schweine geschlachtet. Hinzu kamen über 340.000 Sauen, 300.000 Rinder sowie 46.000 Kälber. Insgesamt wurden knapp 813.000 Tonnen Fleisch abgesetzt, davon 281.000 Tonnen, etwa ein Drittel, im Ausland. Das Unternehmen mit fast 5.000 Arbeitsplätzen und einem konsolidierten Umsatz 2009 von 1.887 Mio. Euro in sechs Produktionsstätten konnte in den letzten Jahren erheblich von der Internationalisierung der Fleischmärkte sowie von einer verbesserten Wertschöpfung durch Fleischveredelung proitieren. Für 2010 meldet Westfleisch eine weitere Steigerung. Es wurden knapp 832.000 Tonnen Fleisch und Fleischwaren verkauft, der Exportanteil lag im vergangenen Jahr bei rund 42 Prozent. Und auch der Gesamtumsatz konnte auf 1,93 Mrd. Euro (plus 2,2 Prozent) gesteigert werden. Vom Händler zum Hersteller Das Fleischcenter in Lübbecke wurde Anfang der 60er Jahre als das erste von vier leistungsfähigen und regionalen Frischleischcentern mit Schlacht- und Zerlegebetrieben errichtet. Westleisch läutete damit seinen Wandel von der Handelsorganisation zu einem auf Schlachtung und Vermarktung veredelter Fleischwaren spezialisierten Unternehmen ein. Nach der Gründung der Finanzierungsgesellschaft Westleisch Schlachtinanz AG wurden zwischen 1972 und 1980 drei weitere Schlachtund Zerlegebetriebe in Coesfeld, Paderborn und Hamm in Betrieb genommen. Seit 2004 ist Fleischverarbeiter Barfuss in Oer-Erkenschwick ein 100-prozentiges Tochterunternehmen von Westleisch und hat sich unter der Marke Gustoland mit der Herstellung von Fleisch-

Westfleisch und Wurstwaren zum Veredelungszentrum der gesamten Unternehmensgruppe entwickelt. Die in Münsters Norden ansässige WestfalenLand Fleischwaren hat sich auf SB-Ware und Convenience-Produkte spezialisiert und zählt seit 2003 ebenfalls als 100-prozentiges Tochterunternehmen zur Westleisch-Gruppe. International positioniert sich das Unternehmen mittlerweile durch Tochterirmen in Polen, Rumänien, Ungarn, Litauen und China. Nachhaltigkeit ist gelebtes Motto Die Struktur des Unternehmens Im Jahre 2010 veröfentlichte Westleisch als erster deutscher Fleischvermarkter einen Nachhaltigkeitsbericht nach den international anerkannten Global Reporting Initiative-Kriterien, die der Qualitätssicherung der berichteten Informationen dienen. Zu den hemen des Nachhaltigkeitsberichtes zählten Umweltschutz, Tierschutz und Tierwohl, Qualitätskontrollen und Frischegarantie, Sozialverantwortung, Mindestlohn und Mitarbeiterbeteiligung. Ebenfalls als erstes Unternehmen der Branche hat die westfälische Genossenschaft Anfang 2010 einen CO 2 -Footprint für die Schweineleischproduktion errechnet. Verbraucher können nun erfahren, wie viel CO 2 -Belastung von der Ferkelaufzucht bis in die Fleischtheke entsteht. Die Westleisch-Betriebe sind nach den internationalen Lebensmittelsicherheitsstandards und Qualitätsnormen des IFS (International Food Standard), des BRC (British Retail Consortium), QS (Qualität und Sicherheit) sowie OrgaInvent zertiiziert. Erstmals wurden die 12 Bausteine der Qualitätspartnerschaft Westleisch in einem Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert, der vollumfänglich die Anforderungen der Global Reporting Initiative (GRI) erfüllt. Die unabhängige SGS- Germany hat Westleisch einen Erfüllungsgrad von 95 bis 100 % der einzelnen Bausteine attestiert. Erfolgreiche Qualitätsprogramme aus dem Hause Westfleisch BestSchwein Erzeugerbetriebe sind zertiiziert TranspaRind FleischMagazin 4 / 2011 29

Titel Die Aktion Tierwohl-Produkte erhalten als sichtbares Zeichen ihrer besonderen Herkunft den gelben Smiley. Darüber hinaus befinden sich Erläuterungen direkt auf der Packung, in Leporello-Etiketten, Flyern und anderen Informationsmaterialien. Interessierte Verbraucher können auf der eigens eingerichteten Internetseite weitere Informationen erhalten. Westleisch nach dieser Methode. Für die Tierärzte wurde ein Curriculum erarbeitet, dass das Vorgehen unter dem Aspekt Tierwohl erklärt. Diverse Schäden, die dieser Kategorie zuzuordnen sind, wurden in einer Nomenklatur zusammengefasst, sozusagen in eine Beweiskette aufgenommen. Ein weiterer Vorteil der visuellen Fleischuntersuchtung: Mit der Multiserologie werden neue Frühwarnsysteme beispielsweise für Tierseuchen möglich. Nach der Erfahrung von Westleisch haben sich durch diese Methode die Aussagen zur Qualität wesentlich verbessert. In Verbindung mit der eingesetzten Mikrobiologie wurde so die Sicherheit des Lebensmittels Fleisch weiter erhöht. Westleisch arbeitet ausschließlich mit externen Evaluierungen, um die Validität der erhobenen Daten sowie die Ofenheit des Systems für alle Interessenten zu demonstrieren. Die Website, von Westleisch eingerichtet, kann jederzeit neutralisiert und für weitere Teilnehmer geöfnet werden. Teil der Konzeption ist auf mittlere Sicht beispielsweise auch das Andocken an das etablierte Qualitätssicherungssystem QS. Aufgaben und Möglichkeiten des Handels Wenn der Verbraucher ab Frühsommer 2011 in der SB-heke je sieben Frischleisch- und Fleischwarenprodukte mit dem gelb-grünen Logo der Aktion Tierwohl indet, ist schlussendlich auch der Handel gefordert. Die Einzelkriterien, die vom landwirtschaftlichen Erzeuger, vom Veterinär, vom Tiertransporter und vom Fleischverarbeiter eingehalten bzw. überprüft werden müssen, sollte jeder Händler dann schon kennen. Deshalb hat Westleisch Infomaterial angefertigt, das sowohl für andere Verarbeiter als auch für den Handel Erklärungen und Antworten auf mögliche Fragen bereithält. Aber natürlich ist die Aktion Tierwohl nicht nur für den LEH interessant, überdies werden C&C, Caterer, Heimdienste und weitere Anbieter angesprochen und informiert. Auch die Internetkommunikation ist bereits angelaufen. Auf der Seite www.aktion-tierwohl. de wird das Programm vertiefend erklärt. Darüber hinaus beinden sich Erläuterungen direkt auf der Packung, in Leporello-Etiketten, Flyern und anderen Informationsmaterialien. Erste Reaktionen aus der Branche und dem Handel zeigen, dass dieses Angebot überfällig war und das Interesse groß ist. Es wird aber, das stellt Westleisch eindeutig klar, zusätzlicher Informationen und Marketingmaßnahmen rund um das Programm bedürfen, damit das komplexe Prinzip dahinter klar wird. Aktion Tierwohl - so lacht das Schwein Einige Endverbraucher sind der Aufassung, dass nur biologisch erzeugtes Fleisch mit den Prinzipien des Tierwohls vereinbar ist. Der prozentuale Marktanteil von Bio-Schweineleisch hält sich jedoch nach wie vor unter 1%, nicht zuletzt aufgrund des deutlich höheren Preises, von rund 100%. Konventionelle Ware bestimmt den Markt. Westleisch hat sich als Unternehmen der Herausforderung gestellt, dem Konsumenten Produkte anzubieten, die mit den Möglichkeiten der modernen 30 FleischMagazin 4 / 2011

Westfleisch Landwirtschaft und unter Beachtung der Aspekte des Tierwohls hergestellt werden. Die Kosten für das Projekt liegen bisher bei rund einer halben Million Euro. Ganz genau können die Verantwortlichen das nicht sagen, denn viel mehr als diese vergleichsweise geringe Summe zählt die Idee, die dahinter steckt. Tierwohl-gerechte Fleischprodukte sind marktreif und die Begeisterung sowie das Engagement der Initiatoren und Beteiligten sind in diesem Fall wesentlich höher zu bewerten als die Investition an sich. Das von Westfleisch entwickelte Programm steht auf solider Basis und es hat bereits Stresstests mit spezifischen Kritikern überstanden. Eine Woche lang konnten im Rahmen einer sachlichen Argumentation Fragen aller Art, auch heikle und unangenehme, gestellt werden und alle sind beantwortet worden. Auch der Dialog mit namhaften Tierschutzorganisationen geht gut voran. Besonders für die Kategorie Frischleisch verspricht sich Westleisch durch die neue Auslobung Aktion Tierwohl Marktvorteile. Ganz sicher ist das Unternehmen, dass es eine relevante Zielgruppe für diese Produkte gibt. Entscheidend ist aber, ob diese Zielgruppe auch bereit ist, dafür mehr zu bezahlen. Für Westleisch ist aber eines ganz klar: Diese Produkte bedürfen einer Wertschätzung und wer diese nicht geben kann, für den können sie nicht zur Verfügung stehen. Bleibt nun zu hofen, dass der Verbraucher bereit ist, für seine Forderung nach Tierschutz und Tierwohl zu bezahlen. Das ist dann die Geburtsstunde einer ganz neuen Romantik in der Landwirtschaft. fis Vier Fragen an Dr. Helfried Giesen, Geschäftsführer Westfleisch Ebermast ist nur ein Teil umfassenden Tierwohls FleischMagazin: Dr. Giesen, Westleisch hat sich bisher immer von der Ebermast fern gehalten, warum ist das hema nun plötzlich doch interessant? Dr. Helfried Giesen: Eines der entscheidenden Kriterien, die die Aktion Tierwohl für sich postuliert hat, ist die Unversehrtheit, die Unverletztheit der Schlachttiere, das bedeutet zwangsläuig den Verzicht auf die Kastration, denn wir können nicht auf der einen Seite Tierwohl postulieren und andererseits weiter operieren. Und eine notwendige Folge des Nicht-Kastrierens ist eben das Mästen auch männlicher Schweine. FleischMagazin: Die Folgen des Nicht-Kastrierens werden momentan in Fachkreisen intensiv diskutiert. Wie geht Westleisch damit um? Dr. Giesen: Der von den Verbrauchern als unangenehm empfundene Geruch, der bei einem Teil der Eber nachweisbar ist, stellt natürlich ein Problem dar. Zwar tritt er nur lüchtig bei der Zubereitung auf und ist auch schnell wieder verduftet, bleibt jedoch efektvoll im Gedächtnis, so dass der Verbraucher vermutlich das Fleisch dieser Herkunft beim nächsten Einkauf meiden wird. Das wollen wir natürlich auf keinen Fall und prüfen deshalb das Fleisch auf Ebergeruch. Wir haben sensible Mitarbeiter rekrutiert, die nach der traditionellen Kochund Bratprobe testen. Dafür werden in der Mikrowelle Fleischproben aus dem Tiernacken in verschlossenen Kunststofbehältern erhitzt und diese dann auf olfaktorische Aufälligkeit geprüft. Das ist eine diizile Aufgabe, denn nur geübte Menschen sind in der Lage, diesen Geruch diferenziert wahrzunehmen. Von den wenigen wiederum kann ihn nur rund ein Drittel wiederholbar sicher feststellen. Dr. Helfried Giesen ist Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Westfleisch. Auf der anderen Seite lässt der Geruchssinn nach dem überschaubaren Zeitraum von etwa drei Stunden nach. Es gilt also, so schnell wie möglich Modelle zu inden, die zur garantierten Aussortierung von Fleisch mit Ebergeruch verhelfen. Hier ist dringend zuverlässige Technologie gefragt, damit die Spekulationen um die Ebermast aufhören und Fleischerzeuger und vermarkter sicher agieren können. FleischMagazin: Wie hoch ist die Befundquote bei Westleisch? Dr. Giesen: In der einschlägigen Fachliteratur kursieren Zahlen von 2 bis 46 % für das Vorkommen dieser so genannten Stinker. Unsere Kontrollen bringen in der Spitze 6 bis 8 % und im unteren Bereich liegen wir bei 2 bis 3 % männlichen Schweinen, bei denen Ebergeruch nachgewiesen wird. FleischMagazin: Wie beurteilen Sie die Marktchancen für Eberleisch? Dr. Giesen: Der Markt wird kommen. Für den Lebensmitteleinzelhandel sehe ich mittelfristig wenig Alternativen. Im Handwerksbereich wird es da schon eher problematisch. Ich behaupte, es gibt momentan wohl wenige Metzgermeister in Deutschland, die sich Fleisch von Mastebern in die heke legen werden. Es würde Bio-Fleisch bevorzugt, das ja nach wie vor von unter Betäubung kastrierten Tieren stammt. Und solange die Kastration erlaubt ist, wird das so bleiben. FleischMagazin 4 / 2011 31