Unfälle durch Bremsprobleme im Güterverkehr

Ähnliche Dokumente
Technische Universität Berlin

Bremsproben an lokbespannten Zügen

Schlussbericht der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle SUST

Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen und Schiffe

WB- Analyse des S-Bahn-Unfalls von Neufahrn

Fachtagung SA Nachweisführung Sicherheit und IOP»

41. Tagung Moderne Schienenfahrzeuge:

Grundlagen der Eisenbahnbremstechnik

Bahn-Unfalls von Neufahrn

Übersicht der Ausbildungsmöglichkeiten zum Bremsprobeberechtigten, Wagenprüfer und Wagenmeister

Bericht der 10. Sitzung der Arbeitsgruppe "Tank- und Fahrzeugtechnik" des RID-Fachausschusses

Aufklärung von Wegrollvorgängen bei der Bahn aufgrund der Gleisneigung in Bahnhöfen

Ergänzungsregelung 1 Nr. B 015 Aus 4 AEG und EBO abgeleitete Schutzziele. Kuppeln von Fahrzeugen mit automatischer Kupplung im Stand

DATEN PD AE1141 Liftachsventile - TEBS angesteuert. Produkt. Funktion. Technische Merkmale

Prüfung zum Betriebsleiter für Eisenbahnen. Schriftlicher Prüfungstermin: 15. September 2015

WDR Dschungel September 1998 Cargo Sprinter

Fernsteuerung Bremsprobenanlage. Allgemeine Beschreibung

Aktive und passive Sicherheit von Motorrädern - Schwerpunkt Kurvenfahrt

Planung von Bahnanlagen

1 Anwendungsgrundlage

Lärmentwicklung Güterwagen Status quo und Zukunft

Die pneumatische Bremse - heute so sicher wie morgen

Kolloquiums-Vortrag Sicher fahren mit LZB-Fahrzeuggeräten

über die Entgleisung eines Güterzuges vom Donnerstag 13. August 2009 in Basel Rangierbahnhof

der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe

über die Zugsgefährdung vom 30. Juni 2009 Basel RB Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe Philippe Thürler 3.

Wohnmobile im Straßenverkehr

Zugkraftprüfstand. Zur Ermittlung der Zugkraft von Lokomotiven in H0 BEDIENUNGSANLEITUNG. Vorbereitung und Durchführung von Messungen

Dipl.-Ing. Oliver Lemke. Bieleschweig-Workshop und 7. Juni 2005

Schienenfahrzeuge Technische Sicherheit - Sicherheitsrichtlinie Fahrzeug Anlagen SIRF 400 Anlage 3: Seite 1 von 13

Bremssysteme für Eisenbahnen

Schlussbericht der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle SUST

Anhang IV. zu den Regelungen für die bremstechnische Beurteilung von Schienenfahrzeugen im Rahmen der Abnahme nach 32 EBO

Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen und Schiffe

Anwendungsrichtlinie V-BKS (LL) (10. Ausgabe)

Was ist Zugsicherung.

über Rangierkollision vom Mittwoch, 03. Februar 2010 in Basel SBB RB

Themendienst. Mehr Komfort, mehr Verlässlichkeit, mehr Platz: Deutsche Bahn stellt neuen Fernverkehrszug ECx vor

PSR Jet System. PSR T01 engine und PSR R01 retraction system. Draline b.v. Februar 2011

Unfälle halten Rettungskräfte in Atem

Schlussbericht. der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe. über die Zugsgefährdung vom 01. September 2009 in Möhlin.

Offener Brief zur Bahnhofsbrücke Opladen ( Seufzerbrücke )

ASB TECHNOLOGIE. With You

Premiere Mercedes-Benz C-Klasse T-Modell: Das Auto kommt ins Netz

der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe über den Personenunfall vom Mittwoch, 29. Dezember 2010 in Gränichen AG

Bremsberechnung, Bremstafeln und Bremslastentafeln

Effiziente Qualitätssicherung der neuen europäischen Leit- und Sicherungstechnik -

zum Rückstellen der elektrohydraulische Bremse (Sensoric Brake Control - SBC) bei Mercedes Benz Fahrzeugen.

Avenue Smart Autoversicherung. Besser fahren weniger zahlen! Vorsicht zahlt sich aus.

Schlussbericht. der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe. über die Zugsgefährdung vom 24. Juni 2009 in Muttenz Rangierbahnhof

1 Überblick und Funktion Erläuterungen zu den nachfolgenden Skizzen Legende Anschluss... 3

Erfahrungen der Schweiz mit ETCS

Übersicht der Ausbildungsmöglichkeiten zum Bremsprobeberechtigten, Wagenprüfer und Wagenmeister

Karosserie- Mess-System

Tempo 100 Regelung für Kfz-Anhänger- Kombinationen auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen

POSITRON ein sicheres Ortungssystem

RFID aus Sicht der Sicherheitsaufsichtsbehörde

BR5524. Gewicht ca. [kg] Relaisfunktion. mit mit 3,1. Grundeinstellung leer beladen. =0,5 bar p 41. =5,1 bar. /p 42. =0,6 bar p 41. =6,5 bar.

über die Entgleisung von zwei Güterwagen vom Dienstag, 13. Februar 2007 in Mels Gleis 82 (Anschlussgleis LBA, Logistik- Basis der Armee)

Bogobit Bremsmodul Oneway Gleisabschnitte und Bremswirkung bei Oneway Simplex und Oneway Station

Aktuelle Fragen Strassenverkehr- Landwirtschaft in der Schweiz

Erfahrungen mit der Umsetzung der neuen TSI Wagon in der Praxis 13. Technische Informationsveranstaltung der VPI 26. Juni 2014, Hannover

Innovative Schallschutzmaßnahmen für die Eisenbahn und deren Auswirkungen auf die Schallschutzplanung in Bamberg

Impressum. Deutsche Bahn AG Vorstand Infrastruktur Potsdamer Platz Berlin Stand Januar 2018

Die Eisenbahn ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Wo Fortschritt ist, ist Mobilität und umgekehrt. Damit das auch in

Vergleichende Ursachenanalyse des Eisenbahnunfalls Neufahrn

Schlussbericht der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle SUST

Die technische Sicherheit bei der Bahn: Top-Standard um jeden Preis oder erträgt es ein Restrisiko?

der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe

Mehr als nur technischer Fortschritt

Verkehrssicherheitslage 2016

Themendienst. Energiesparendes Fahren: Den Zug einfach mal rollen lassen

A) Plötzliches Beschleunigen (SA) Anzahl der Beschleunigungen um mehr als 20 km/h in einem 3- Sekunden-Zeitintervall

Automatisierung im Schienengüterverkehr

der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe über die Entgleisung vom Montag, 14. Dezember 2009 in Zürich, Bahnhof Museumsstrasse

Eisenbahn-Bundesamt Verfahren und Vorgehensweise bei der Erfassung und Auswertung von Transportunfällen auf der Schiene

Betrieb auf Steilstrecken; Besondere Vorschriften über das Bremsen Seite 1

DATEN ES200. P r o d u k t PD Anhänger-ABS (KB3-TA) Funktion

Örtliche Richtlinien zur Richtlinie für das Zugpersonal

der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe über den Personenunfall bei Zug vom Dienstag, 05. Oktober 2010

über die Kollision von Zug (SBB Personenverkehr) mit einem Sattelschlepper

Fahren ohne Bremszettel eine Vision

von Freitag, 14. November 2008

Gymnasium Koblenzer Straße, Grundkurs EF Physik 1. Halbjahr 2012/13

GSV-Forum ecall europäischer Notruf bitte warten?

AG QUALITÄT im Fachbereich Mathematik der Universität Hannover Welfengarten1, Hannover

Messstation Hamminkeln

Der Bedarf an Elektrifizierung ohne Oberleitung

Die neue schnellfahrende Mehrsystem- Hochleistungslok 1216 der ÖBB. Dipl.-Ing. Werner Buchberger ÖBB Traktion Projektleiter 1216

Fahrplanbearbeitungssystem FBS Hinweise zu Bremseinstellungen

Europäische Bremsenrichtlinie: Was kommt auf uns zu?

ProSystems. PsEhzEdl21 - User Guide

Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen und Schiffe

Automatisiertes Fahren

Anweisung für die Bedienung des Gleisanschlusses

IFE EINSTIEGSSYSTEME AM WELTMARKT FÜHREND: IFE EINSTIEGSSYSTEME. Oliver Schmidt. Knorr-Bremse Group

Rangierbahnhöfe Infrastruktur Betrieb. Angebots katalog 2012.

Transkript:

Unfälle durch Bremsprobleme im Güterverkehr Abhilfemaßnahmen: Bremsprobe mit technischen Mitteln unterstützen und Unfälle vermeiden Knorr-Bremse Präsentation bei OTIF Brüssel, 11. Juni 2009 Knorr-Bremse Group

Unfälle durch ungenügendes Bremsvermögen Bahnbetrieb und Bremsprobe Die Bremsprobe stellt ein wesentliches Element im Bahnbetrieb dar: Die grundlegenden Anforderungen - z. B. in Deutschland gemäß EBO 23 lauten: Züge... müssen mit durchgehender selbsttätiger Bremse ausgerüstet sein. Für die pneumatisch gesteuerte Bremse folgt daraus, dass die Hauptluftleitung durchgängig gekuppelt und gefüllt ist und nur im erlaubten Maß Bremsen ausgeschaltet sind. Um diese Anforderung bei allen Zugfahrten sicherzustellen, ist nach allen Kuppelvorgängen eine Bremsprobe durchzuführen. Fußweg bei der Bremsprobe ohne technische Unterstützung Deutsche EBO Knorr-Bremse Group 2

Unfälle durch ungenügendes Bremsvermögen Unfälle durch Bremsprobleme und Unfallursachen Es ist bekannt, dass die Bremsprobe gelegentlich nicht ordnungsgemäß durchgeführt wird. Die hohe Zuverlässigkeit und Sicherheitsreserven des Bremssystems sorgen aber dafür, dass es bei weitem nicht in jedem Fall zu Betriebsproblemen oder Unfällen kommt. Die Namen der folgenden Orte stehen für einige schwere Unfälle: 20.11.1997 Elsterwerda 26.02.2002 Wampersdorf 09.09.2002 Bad Münder 17.03.2004 Osnabrück 17.05.2006 Thun 10.11.2009 Köln Soweit uns bekannt, hätten sich diese Unfälle durch eine ordnungsgemäß durchgeführte Bremsprobe vermeiden lassen. Knorr-Bremse Group 3

Unfälle durch ungenügendes Bremsvermögen Unfall 26.02.2002, Wampersdorf, Österreich Durchgängigkeit der HL war nicht gegeben In Ungarn hatte der Zug mehrere Bremsungen absolviert HL unterbrochen ungebremster Zugteil Bremse in Ordnung In Ebenfurth erfolgte Lokwechsel, Fahrtrichtungswechsel und Personalwechsel Bremsprobe nicht (oder nicht richtig) erfolgt HL war nach dem zweiten Wagen nicht durchgängig HL unterbrochen Bremse in Ordnung ungebremster Zugteil Knorr-Bremse Group 4

Unfälle durch ungenügendes Bremsvermögen Unfall 17.05.2006, Thun, Lötschbergbahn Eine Bauzug fuhr mit nicht durchgekuppelter Hauptluftleitung zu Tal. Die Betriebsleitung hat als allerletzte Maßnahme, um möglicherweise noch katastrophalere Folgen zu vermeiden, den Zug in der Nähe von Thun auf eine abgestellte Einheit aufprallen lassen. Die 3 Personen an Bord verloren dabei leider ihr Leben. An dem Zug ist in einem Unterwegsbahnhof ein Wagen ausgestellt worden. Beim Ankuppeln der Triebfahrzeugs an den verbleibenden Zugteil ist es vermutlich zu einem folgenschweren Versäumnis gekommen. Eine korrekt durchgeführte Bremsprobe hätte vermutlich den Unfall vermieden. Knorr-Bremse Group 5

Unfälle durch ungenügendes Bremsvermögen Unfall 10.11.2008, Köln, Deutschland Durchgängigkeit der HL war nicht gegeben Ein führerloser Güterzug ist in der Nähe von Köln fünf Kilometer weit über die Gleise eines privaten Unternehmens gerollt. Dann durchbrach er das Rolltor einer Lagerhalle und prallte gegen eine Brandschutzmauer. Der Schaden erreichte nach Polizeiangaben eine sechsstellige Höhe. Die beiden Lokführer hatten bemerkt, dass die Bremsen nicht funktionierten und sind abgesprungen. Sie wurden dabei leicht verletzt. Der dann führerlose Zug wurde auf abschüssiger Strecke immer schneller und erreichte schließlich 70 Stundenkilometer. Die Diesellok und die 31 Waggons, beladen mit Braunkohlestaub und Briketts, waren insgesamt 1.500 Tonnen schwer. Bevor sich der Zug in der Lagerhalle zum Stehen kam, fuhr er durch ein Wohn- und Industriegebiet. Knorr-Bremse Group 6

Abhilfemaßnahmen Methoden der Abhilfe Grundsätzlichen stehen mehrere Methoden bereit, für eine Verbesserung der Situation mit technischen Mitteln zu sorgen: Anbringen eines an die HL angeschlossenen Zugschlussgerätes am letzten Wagen mit mehrfacher Funktionalität. Insbesondere: Messung HL-Druck. HL entlüften. Überwachung des Zuges von der Lok aus, um die Länge der HL-Leitung zu ermitteln. Ausrüstung aller Fahrzeuge mit einer Einrichtung zur Bremsprobe und Diagnose der Bremse (in USA: ECP-Brake). Stationäre Anlagen zur Durchführung oder Dokumentation der Bremsprobe (Bremsprobeanlagen, wird hier nicht behandelt). Knorr-Bremse Group 7

EOT in USA EOT --End of of Train Device: Status in in USA Gerät am letzten Wagen In USA für alle Güterzüge vorgeschrieben von Betreibern daher akzeptiert Angeschlossen an HL Drei Stufen der Funktionalität Überwachung des HL-Drucks und Funkmeldung zur Lok Unterstützung der Schnellbremsung für neue Geräte vorgeschrieben Unterstützung der Betriebsbremsung bislang nicht vorgeschrieben nicht interoperabel Knorr-Bremse Group 8

Europäisches EOT-Konzept S-EOT: Stand-alone / Smart / Safe End of Train Device S-EOT bietet eine Reihe von Funktionen Elektronisches Gerät, das am Zugschluss angebracht und mit HL verbunden wird, gerätetechnisch kombiniert mit dem Zugschlusssignal Die Grundfunktionalität von S-EOT unterstützt die pneumatische Bremse vom Zugschluss her, S-EOT ist eine Basis für optionale weitere Funktionen Kommunikation über GSM Zugvollständigkeitserkennung für ETCS Stufe 3 S-EOT bietet die Messung des HL-Drucks am Zugschluss: Dokumentation der Bremsprobe Kontrolle der Durchgängigkeit HL Zusätzlich: Entlüftung am Zugschluss für den Fall einer nicht durchgekuppelter Hauptluftleitung. Knorr-Bremse Group 9

BPLE Schätzung HL-Länge - Brake Pipe Length Estimation - BPLE Sensoren und Softwarealgorithmus im Bremssystem der Lok Schnittstelle zur Traktionssteuerung und Anzeige für den Fahrer Sensoren erfassen den Volumenstrom in HL bei Einbremsen und Lösen Algorithmus schätzt Länge der HL bzw. Anzahl der Wagen Geschätzte Länge / Wagenanzahl wird dem Tf angezeigt Fahrer vergleicht diese Daten mit seiner Kenntnis über den Zug Abhängigkeit mit Traktionssteuerung, um nach Fahrtrichtungswechsel Einbremsen und Lösen zu erzwingen BPLE HL unterbrochen Knorr-Bremse Group 10

ECP Electronically Controlled Pneumatic Brake Elektronisch gesteuerte Güterwagenbremse (ECP) für AAR-Markt EP-60: Gleichzeitiges Anlegen und Lösen aller Bremsen im Zug Reduzierte Zuglängskräfte, kürzere Bremswege Weniger Verschleiß Verbesserte Sicherheit: Zugvollständigkeit und Bremsenzustand wird kontinuierlich überwacht Knorr-Bremse Group 11

ECP Electronically Controlled Pneumatic Brake EP 60 Knorr-Bremse Group 12

Zusammenfassung Markt und Akzeptanz der vorgestellten Lösungen Entwicklungsstatus EoT: Konzeption für europäisches Zugschlussgerät abgeschlossen, Muster verfügbar BPLE: Konzept auf Prüfstand verifiziert, keine Weiterentwicklung wegen Mangel an Kunden Elektronische Güterwagenbremse: eingeführt in Nord- und Südamerika, Südafrika und Australien; Förderprojekt FEBIS in Europa, aber keine Markteinführung Marktakzeptanz Keine dieser 3 Konzepte erscheint bisher aus reiner Kosten/Nutzen-Betrachtung für die Mehrheit der Betreiber interessant Es gibt allerdings (kleinere) Betreiber, die sich für die zusätzliche Sicherheit oder den Produktivitätsfortschritt in ihren Verkehren interessieren Marktchancen Einsatz aller Systeme europaweit möglich, ggf. für festgekuppelte Einheiten am ehesten realisierbar Sehr geringe Marktdurchdringung zu erwarten, wenn nicht verpflichtend vorgeschrieben Knorr-Bremse Group 13

Kontakt Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit KNORR-BREMSE Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH Bereichsleiter Innovation Moosacher Str. 80 D-80809 München Phone: +49 89 3547-1580 Mobile: +49 160 9043 9437 mailto: manfred.walter@knorr-bremse.com http://www.knorr-bremse.com Knorr-Bremse Group 14