Kapitalbeschaffungs-Kampagnen 10. Tagung Europäischer Zooförderer Zürich, 28. April 2006 Dr. Martin Gubser
Beispiel 1: Frauenkirche, Dresden 2
Beispiel 2: Kunst- und Kongresszentrum Luzern 3
Beispiel 3: Masoala-Halle, Zürich 4
Gemeinsamkeiten Alle drei Projekte sind Beispiele für erfolgreiche Kapitalbeschaffungskampagnen Alle drei Kampagnen hatten Spendenziele in der Höhe von zwei- bis dreistelligen Millionenbeträgen Am Anfang aller drei Projekte standen Menschen, die an den unmöglich scheinenden Erfolg geglaubt haben Alle drei Projekte waren ausschliesslich oder grossenteils Privatinitiativen 5
Abgrenzung Kampagne Top-down-Instrument Ausschliesslich zur Projektfinanzierung Kosten: 8-15 Prozent der Zielsumme, zum grösseren Teil als Vorinvestition Dauer: 2 5 Jahre Erste Initialspende frühestens nach einem Jahr Direkt Marketing Bottum-up-Instrument Zweckgebundene und zweckfreie Mittel Kosten: meist über 20, 30 Prozent Dauer: kurzfristig Erste Spende: nach wenigen Tagen 6
Kampagnenstruktur 1. Institutional Readiness 2. Evaluation der geeigneten Projekte 3. Zusammenstellen eines Komitees 4. Markttest 5. Kampagnen-Dokumentation 6. Definition von Budget und Zeitrahmen 7. Aufbau einer Kampagnen-Infrastruktur 8. Start der Kampagne 7
Institutional Readiness Sind alle Gremien und Mitarbeitenden von Sinn und Möglichkeiten (keine Wunder!) einer Kampagne überzeugt? Sind sich alle der Aufgaben bewusst, die eine Kampagne an eine Institution stellt oder wollen alle duschen, ohne nass zu werden? Fundraising erfordert eine Umkehrung der üblichen Perspektive: statt Unternehmens-, konsequente Spender- Perspektive Last but not least: Wie viel darf Fundraising kosten? 8
Projekte: dos Sie sind zeitlich begrenzt und in sich abgeschlossen Sie verändern die Welt Sie haben einen hohen emotionalen Gehalt Sie sind leicht vermittelbar und leicht einsehbar Sie fördern die Exzellenz der Institution Sie bieten Möglichkeit zur Mitsprache, Mitgestaltung Sie bieten attraktive Gegenleistungen 9
Projekte: don ts Sie entlasten den Staat (Killer-Kriterium!) Sie stellen Ergänzungsfinanzierung dar Sie unterstützen den Grundauftrag Sie stellen Notfall- und Überlebensprojekte dar Sie bergen viele laufende Kosten, z.b. Lohnkosten 10
Gegenleistungen Visibilität der Spende Sozialprestige durch öffentliche Ehrung und Anerkennung Enge Betreuung durch Exponenten der Organisation Zutritt zu Führungsgremien der NPO Exklusive Informationen und Events Ein Grossspender sollte nicht nur als Geldquelle, sondern auch als enger Freund der Institution betrachtet und behandelt werden 11
Kampagnen-Komitee oder -Board LAI-Prinzip: Linkage, Ability, Interest Welche Kompetenzen / Zuständigekeiten? Wer ist der Leuchtturm / VIP? Wer sollte das Präsidium besetzen? Wer ist der Networker? Wer ist der NPO-Vertreter? Wer kann am schnellsten eine Spende generieren? 12
Markttest Ziel: Chancen für eine geplante Kampagne abklären Zielgruppe: potenzielle Spender, Entscheider Mittel: halbstandardisierte Interviews durch neutrale Person Inhalt der Fragen: Überzeugendes Ziel? Überzeugende Projektliste? Überzeugendes Kampagnen-Komitee? Frage nach potenziellen Gönnern Frage nach Ratschlägen für die Kampagne 13
Kampagnen-Dokumentation In einem kurzen Text werden Entwicklung, Positionierung, Ziele, gesellschaftlicher Nutzen und Zukunft der Institution geschildert The reason, why we exist The reason, why we need donations Auf einen Blick sollte klar werden, wer die Institution ist und warum sie die Zielsumme benötigt Keep it simple and sexy 14
Kampagnenpyramide Nicht-öffentliche Phase Öffentliche Phase 1 Gönner 10 Gönner 100 Gönner So viele wie möglich 10 % 40 % 30 % 20 % 15
Budget Markttest: Costs: ca. 20 30 000 EUR Benefit: nicht unmittelbar angestrebt (Involvement potenzieller Spender) Kampagne: Costs: Aufwand- /Ertragsrelation: 8 15 % Benefit: erste Grossspenden frühestens nach 1. Jahr der Kampagne 16
Infrastruktur Eigenes Kampagnenbüro Ausstattung mit eigener Fundraising-Kompetenz (z.b. durch eigene Mitarbeiter oder geeignete Ehrenamtliche) oder durch externe Beratung Ca. 50 % Sekretariat / Sachbearbeitung Evtl. Internet-Seite 17
Aufgabenteilung Recherche und Kontaktvorbereitung: Kampagnenbüro mit Hilfe des Komitees Vorabklärungen, Briefankündigung: Komitee-Mitglieder Gespräch, Spendenbitte: Komitee-Mitglieder, Vorstände Grundsatz: Das gesellschaftliche Niveau des Bittenden entspricht dem des Prospects 18
Kleine Kampagne: Kloster Disentis 19
Ausgangslage Benediktinerkloster Disentis hat rückgängige Internatszahlen aufgrund fehlender Wohnplätze für Mädchen Gesamte finanzielle Situation prekär, da kein Geld für Investitionen vorhanden Abt gründet Stiftung Pro Kloster Disentis als Unterstützungsgremium 20
Günstige Voraussetzungen Abt Daniel Schönbächler gut einsetzbar für eine Kampagne, da sehr bekannt Konzentration auf Private mit hoher Affinität (Alumni etc.) und Stiftungen Attraktives Projekt Viele Freiwillige unter den Alumni 21
Vorbereitungen Kerngruppe und Steuerungsgremium: Stiftungsrat Aufbau eines Netzwerkes und einer Potenzial-Liste durch intensive Einzel-Gespräche mit Alumni Konzentration auf katholische Kreise in Zürich und Zentralschweiz Aktiver Support durch Alumni in Politik und Verwaltung 22
Projekte Hauptprojekt: Neubau Mädcheninternat durch ETH-Professor Gion Caminada Kampagnenziel: 2 Mio Nebenprojekte: Stipendienfonds Klosterrenovation 23
Dokumentation Kurze, emotionale Information über Institution und Projekt Minimaler Aufwand: Freelances statt Agenturen Internet: www.unterhaus.ch 24
Kampagnenaufbau Kampagnenbüro: Zürcher Anwaltskanzlei aus katholischem Milieu Kosten: 5000 CHF / Monat Aktive Kerngruppe in Stiftungsrat als Ansprechpartner für Büro Schaffung von Ambassadoren : Möglichkeit eines Engagements ausserhalb des Stiftungsrates 25
Resultate Kampagnenziel von 2 Mio CHF (ca. 1,3 Mio EUR) in gut einem Jahr erreicht Gute finanzielle Basis für Nebenprojekte Aufgrund der Erfahrungen wird noch in diesem Jahr der gesamte Stiftungsrat neu gewählt 26
Fazit Der Erfolg einer Kampagne hängt direkt vom Image der Institution ab und vom Engagement ihrer Leitungsgremien Fundraising auf dieser hohen Ebene birgt ein sehr grosses, von der Konjunktur fast unabhängiges Potenzial Kampagnen sind zwar eine kostengünstige Fundraising-Methode, erfordern aber vor allem zu Beginn Investitionen 27
Dr. Martin Gubser, Geschäftsführer Ausbildung / Beruf: Studium der Rhetorik / Literaturwissenschaft in Tübingen / Fribourg Seit 1990 in der Kommunikation Seit 1996 im Fundraising 2000: Gründung von Gubser Fundraising 2006: Gründung der Newfundland Fundraising AG Netzwerk: Vizepräsident Schweiz. Fundraising-Verband Dozent an zwei Züricher Fachhochschulen Stiftungsrat in gemeinnützigen Stiftungen 28
Kampagnen-Erfahrung Wer Start ETH, Zürich 2002 Benediktinerkloster Disentis 2003 Verein für Blindenhunde, Kanton Aargau 2004 Insel-Spital, Bern 2005 Stiftung für Behinderte Brugg-Windisch 2005 29
30 Copyright: Newfundland Fundraising AG Haumesserstrasse 27 CH-8038 Zürich Tel. +41 44 482 42 43 gubser@newfundland.ch www.newfundland.ch