Easy and safe? Möglichkeiten der Fehlervermeidung durch Optimierung der Arbeitsprozesse

Ähnliche Dokumente
Zero Infections was kann und muss die technische Hygiene leisten

Novellierung IFSG 2011

Arbeit der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO): Neue und kommende Empfehlungen

4. Arbeitstreffen der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften zu Stellungnahmeverfahren,

Arbeit der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO): Neue und kommende Empfehlungen

Hygiene in medizinischen Einrichtungen Die Hygienebegehung durch das Gesundheitsamt

Aufbereitung von Medizinprodukten in Zahnarztpraxen Anforderungen nach dem Medizinproduktegesetz

Prävention, Richtlinien, Hygiene, Forensische Bedeutung. Rechtliche Grundlagen

Umgang mit hygienisch problematischen (Medizin-)Produkten

Kliniken der Stadt Köln ggmbh. Hygienegesetz. PD Dr. Frauke Mattner. Institut für Hygiene Kliniken der Stadt Köln 2. Kölner Hygienetag

Inhalt des Vortrags. Novellierung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) Hygieneverordnung der Länder. Hygiene im Umgang mit multiresistenten Erregern

Die Novellierung des Infektionsschutzgesetzes. -Was hat sich geändert?-

Anforderungen an die Aufbereitung von Medizinprodukten Gesundheitssystem Pflichten Reinigung Desinfektion Sterilisation Haftung

Gesundheitspolitische Aspekte der Infektionsprävention

Birgit Ross Ärztliche Leitung Krankenhaushygiene. Modernes Hygienemanagement an einer Universitätsklinik

Gesetzliche Vorgaben für die Aufbereitung von Instrumenten in der Podologie

Novellierung des Infektionsschutzgesetzes - Konsequenzen für die Praxis - Christoph Huesmann. Fachkrankenpfleger für Hygiene und Infektionsprävention

«Das Schönste am Problem ist die Lösung»

Neue gesetzliche Anforderungen für Reinigungs- und Desinfektionsgeräte und deren Bedeutung für den Betreiber

Multiresistente Erreger und Patientensicherheit

Fachkunde I Technischer Sterilisationsassistent (DGSV) ( )

Anforderungen bei der Reinigung und Desinfektion von Oberflächen und Medizinprodukten

Das Thema Desinfektion für die Überwachungsbehörden. Vorschriften. Vorschriften. Landesamt für Gesundheit und Soziales.

Hygiene in der Zahnarztpraxis Auswertung der Begehungen, Gesundheitsamt Stadt Frankfurt am Main Abteilung Infektiologie und Hygiene

Wir übernehmen Verantwortung. kostenbewusst ökologisch sicher

Aktualisierung der Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten (KRINKO/BfArM, 2001)

Einsatz von Sterilgutassistenten im OP Kundenintegration und Prozessmanagement bei Zentralisierung von Aufbereitungseinheiten

Hygienebeauftragte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Arztpraxis (Seminar )

Rili-BÄK 2008 Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien

Fachtagung zum Thema Krankenhaushygiene 9. April 2014 in Mainz Strukturierte curriculäre Fortbildung Krankenhaushygiene gem. BÄK

Was hat sich für einen Krankenhaushygieniker verändert?

Hygiene im Fadenkreuz

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-PL nach DIN EN ISO/IEC 17025: und Richtlinie 93/42/EWG 2 und 90/385/EWG 3

Hygienebeauftragte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Arztpraxis (Seminar )

Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention

Begehungen des Landesamtes für soziale Dienste. Medizinprodukteaufbereitung

Strukturierte curriculare Fortbildung Krankenhaushygiene

Aufbereitung von Medizinprodukten- Inspektionsergebnisse im Freistaat Sachsen

Strukturierte curriculare Fortbildung Krankenhaushygiene

7. Essener Symposium Krankenhaushygiene

Die Sicht des Gesetzgebers

DGKH-Kongress, Berlin Lunch Symposium: Validierbare Aufbereitung von Ultraschallsonden

Hygienestraße. Die neue Qualität bei der Reinigung von Hilfsmitteln und Medizinprodukten

ZSVA: Zertifizierung + Barcode Klinikum Heidenheim

Akkreditierungsumfang der Inspektionsstelle (EN ISO/IEC 17020:2012) W.H.U. GmbH / (Ident.Nr.: 0289)

Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten

Daniel Betz. Fachkrankenpfleger OP. OP Ltg. bis OP-Manager (IHK) Ltg. ZSVA im Katharinen-Hospital Unna FK 1-3. Beirat DGSV-e.V.

Patientenschutz und Hygiene aus Sicht der Ärzteschaft

Verordnung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen

Scoping Workshop: Vermeidung nosokomialer Infektionen Auftrag und aktueller Stand

Hygiene im ambulanten Bereich

Hygienische Überwachung von Arztpraxen in Stadt und Landkreis Kaiserslautern. Erste Erfahrungen aus der Praxis

Arbeitsbedingungen in der ZSVA aus Sicht der Industrie

Vorschriften vs. Möglichkeiten in. der Praxis Diplom-Pflegewirt Bernd Gruber

DECKBLATT. Selbstauskunft von Einrichtungen für ambulantes Operieren

Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labormedizinischer Untersuchungen

ANFORDERUNGEN AN AUFBEREITER VON MEDIZINPRODUKTEN

42. Veranstaltung des Arbeitskreises Infektionsprophylaxe

CAUTI Catheter-associated urinary tract infections

RoMed Klinikum Rosenheim: Bad Aibling, Prien am Chiemsee, Wasserburg am Inn und Rosenheim

H.-M. Just Nürnberg. Hygiene im Rettungsdienst LARE-Symposium 3. Mai 2013 Nürnberg

Anmeldung. Fax: +49 (0) 6321 / Sterilgutaufbereitung Seminar-Nr

Vorstellung des MRE Netzwerkes Vogtlandkreis

Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH

Ausbruchsmanagement des Gesundheitsamtes Leipzig am Beispiel KPC-Erreger

Der hygienische Verbandwechsel CONNY SEEBER 1

Vortrag bei der Jahrestagung des Berufsverband Hauswirtschaft e.v.

Themenblock 1 Normen, Gesetze und Richtlinien

Lagerungsschränke mit geregelten Umgebungsbedingungen für aufbereitete, thermolabile Endoskope (Trockenschrank) Validierung und Typprüfung

Medizinprodukte-Aufbereitung leicht gemacht?

Gesetzliche Anforderungen an die Aufbereitung von flexiblen thermolabilen Endoskopen. Referent: Dipl.-Ing. Burkhard Schulze

Strukturierte curriculare Fortbildung. Krankenhaushygiene

Kostengünstiges steriles Einweginstrumentarium für die gynäkologische Praxis

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-ZM nach DIN EN ISO/IEC :2015

Ambulantes Operieren Praktische Hygiene

Standardhygiene statt Isolierung bei MRSA Prof. Dr. med. Ines Kappstein

Hygienekongress 2013 Umsetzung des 23 IfSG in Sachsen

Patientenschutz und Hygiene aus Sicht des AQUA-Instituts

INTERNISTISCHE THORAKOSKOPIE- ANMERKUNGEN AUS DER SICHT DER KRANKENHAUSHYGIENE Ulrike Arndt-Blaschke Hygienefachkraft

Fit für die Praxisbegehung. * Ein Vortrag von Anne Enbergs * Praxis Zentderma * Mönchengladbach

MRGN praktische Umsetzung und offene Fragen aus krankenhaushygienischer Sicht

Hygiene in der Notaufnahme. Konzept zum Umgang mit (poten8ell) infek8ösen Pa8enten. Adventssymposium No0all- und Intensivmedizin 10.

Hygieneaspekte der DIN oder Wie passen Hygiene und RLT zusammen?

erstellt vom Kompetenzzentrum Hygiene und Medizinprodukte der KV en und der KBV Reutlingen,

Umgang mit unsteril angelieferten Implantaten

Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten

Neuregelungen im IfSG und SGB V Auftaktveranstaltung im Rahmen der LIgA am

Initiativen des Bundesgesetzgebers Aktueller Stand Hygiene-Netzwerk Pflege München Einführungsveranstaltung 08. Juni 2011

Krankenhaus-Hygiene Über das Richtige berichten - Anforderungen an die Datenerfassung und das Reporting

Nosokomiale Infektionen Neue Perspektiven und Visionen

MRSA Alles im Griff, Alles klar, Alles unter Kontrolle? 17. Dezember 2014

Die KRINKO-Empfehlung erfolgreich umsetzen! Infektionsschutz rund um den Patienten!

Hygienefachpersonal in den Kliniken in Deutschland

Marktüberwachung in der Behördenpraxis

Start-up in die Niederlassung Die Arztpraxis organisiert und sicher. Hygiene - Schutz für Patienten und Mitarbeiter.

Ergebnisse der Überwachung der Krankenhaushygiene in den Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Bundle- Intervention zur Reduktion von Beatmungspneumonien und Gefäßkatheter assoziierter Sepsis. Gibt es ein Problem?

Qualitätssicherung MRSA in Baden- Württemberg: schlank und effizient? Prof. Dr. Constanze Wendt

Transkript:

des Universitätsklinikums Freiburg Easy and safe? Möglichkeiten der Fehlervermeidung durch Optimierung der Arbeitsprozesse Dr. med. Ernst Tabori Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe Infektiologe (DGI)

Prävalenzerhebung nosokomialer Infektionen in D (Epi Bull 26/2012)

Hygiene-Vorschriften Gesetze Infektionsschutzgesetz seit 1.1.2001 (Neufassg. 7/2011) Medizinproduktegesetz, Stand 2009 Verordnungen Medizinproduktebetreiberverordnung, Stand 2009 Landeshygieneverordnungen (bis März 2012) Empfehlungen Empfehlungen der KRINKO u. des Robert Koch- Institutes, ART Empfehlungen wissenschaftlicher Studien Technische Normen (z.b. DIN, etc.)

Erhöhung der MP-Sicherheit IfSG, MedHygV, MProduktegesetz Landeshygieneverordnungen, MPBetreibV KRINKO- Empfehlungen

Neu: KRINKO-Empfehlungen erhalten positive Vermutungsregel ( Indizwirkung ) IfSG 23 Nosokomiale Infektionen; Resistenzen; Rechtsverordnungen der Länder (3) ( ) Die Einhaltung des Standes der medizinischen Wissenschaft wird vermutet, wenn die veröffentlichten Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (KRINKO) beachtet worden sind. (= Indizwirkung) MPBetreibV 4 Instandhaltung: (2) ( ) Eine ordnungsgemäße Aufbereitung nach Satz 1 wird vermutet, wenn die gemeinsame Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut und d. Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte zu den Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten beachtet wird. (= Indiz)

Set Kit Pack? Vorgefertigte Einweg-Medizinprodukte Blasenkatheter Herzkatheter Spinalset Periduralset PTCA Set

Argumente der Nutzer (laut Hersteller) Weniger Arbeitsschritte, weniger Zeitbedarf hohe Versorgungssicherheit Springer weniger häufig Kontakt, da im Vergleich zu Einzelteilen weniger Anreichen u. weniger Aufreißen, geringere Staubentwicklung daher hygienischer Was ist an der Sache dran? Geringerer Lagerbedarf durch individualisierte OP-Sets Erleichterung der Dokumentation und Kostenzuordnung Wirtschaftlich, da kürzere Prozesse auch bspw. bei Rechnungsbearbeitung Sicherheit und Effizienz Ist das nur eine moderne Verkaufsstrategie oder eine Prozessoptimierung mit hygienischem Nutzen?

Sets im Alltag?

Sets???

und was kommt jetzt?

Sets im Flugzeug???

Standardisierte Produktion

Sets in der Medizin? OP-Sets in der Gynäkologie/ Geburtshilfe Sectio-Set

Sets für viele medizinisch-pflegerische Bereiche angeboten

Gibt es Empfehlungen zu Sets? Suche in den vorhandenen Guidelines nach Empfehlungen Literaturrecherche Literatur hauptsächlich zu Gefäßkathetern und Harnwegkathetern

KRINKO: Gefäßkatheter/ZVK Keine Empfehlungen bzgl. Sets

National Health Service (NHS): Gefäßkatheter/ZVK Keine Empfehlung Set

CDC: Gefäßkatheter/ZVK Vorgaben zu Bestandteilen im ZVK-Set eine Komponente im Bundle Aber keine explizite Empfehlung

Harnwegkatheter (KRINKO) Katheterisierung aseptisch möglichst unter Zuhilfenahme eines Sets (Kat. IB alt)

Harnwegkatheter (eaun) Keine wissenschaftliche Literatur über Vor- oder Nachteile durch Nutzung eines Sets Evtl. vorteilhaft in Notfallsituationen

Harnwegkatheter (HSE, Irland) Irland Nutzung eines sterilen Komplettpacks, wenn möglich (mit Verweis auf) Da allerdings keine Aussage zu Sets!

Zusammenstellung Sets??? (1) Entspricht der Inhalt den Anforderungen? AJIC 34(8), 2006 * Zusammenstellung eines individuellen Sets führte zu Reduktion Inf. 11,3/1000 CVC-days zu 3,7/1000 * AJIC: American Journal of Infection Control, Vol 34 (8): 503-5066

Zusammenstellung Sets??? (2) Aber: Chlorhexidin statt PVP-Jod

Sind Sets hygienischer??? Sinnvoll? Was muss beachtet werden? Vorteile durch generellen Einsatz bisher nicht belegt (wenn auch gut vorstellbar), d.h. bisher keine eindeutige Antwort vorhanden, aber... In schwierigen Situationen und Notfällen sinnvoll und nützlich (schnell, einfach, sicher ) Inhalt muss angepasst sein Größe Lochtuch Handschuhgröße (angepasst an wen?) Ressourcenverschwendung und Abfallvermeidung, wie möglich? Aktualität der Produkte gewährleistet.

Entwicklungen & Erkenntnisse Entwicklungen & Erkenntnisse Trends im Pflegeberuf Berufsbelastung pro Pflegekraft

Entwicklung Patientenzahl und Beschäftigtenzahl 1995-2009 + 14,1 % Konzentration + 27,5 % - 13,4 % KONTRASTE vom 19.07.2012

Pflege-Thermometer 2012 ( 2012 Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.v. (dip), Köln)

Pflege-Thermometer 2012 ( 2012 Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.v. (dip), Köln)

Verantwortlichkeiten 200.000 NI/Jahr wären durch richtige Hygiene vermeidbar! * Prof. Dr. Mielke, Leiter Abteilung für Angewandte Infektions- und Krankenhaushygiene, Referat 2009

Aspekte zu Sets (1) Seit langem üblich bestimmte Arbeitsmaterialien vorzurichten (keine Erfindung der Neuzeit oder der Industrie keine moderne Verkaufsstrategie ) Prozessoptimierte Zusammenstellung und Reihenfolge, d.h. Einsparen von Zeit, Wegen, Energie und Fläche Fehlervermeidung durch Standardisierung ( alles was man braucht ist da ) und Vorarbeit mit festgelegten Qualitätsstandards unter kontrollierten Bedingungen Dauerhafte Qualitätssicherung durch industrielle Fertigung und Kontrolle (Industriestandard) Entlastung der ZSVA und Lagerräume (Logistik) Keine Sprachprobleme beim z. B. (Aushilfs-)Personal Richtige Abstimmung und Verlässlichkeit des Materials

Aspekte zu Sets (2) Invidualisierte Zusammenstellung durch enge Interaktion zwischen Hersteller und Nutzer (Größe, D Mittel, ) Einbindung wissenschaftlicher Erkenntnisse Situationsbedingte Nachrüstmöglichkeiten müssen gegeben sein SETS dort einsetzen, wo sie vorteilhaft sind

Bei aller optimierten Vorarbeit hat dennoch alles seine Grenzen

Alltägliche Realität in Krankenhaus und Praxis

Einsicht und Disziplin kann man leider nicht in Sets packen

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. med. Ernst Tabori Ärztlicher Direktor Deutsches Beratungszentrum für Hygiene BZH GmbH Schnewlinstr. 10 79098 Freiburg e-mail: tabori@bzh-freiburg.de www.bzh-freiburg.de

Sets???